Ein eigenes Museum

  • Ich hatte ja schon öfters berichtet, dass ich gerne in Museen gehe und dort fotografiere. Nun hat mich in der Firma ein "Sonderauftrag" ereilt (war nicht schnell genug wieder im Büro - Mist).

    Es ist schon länger geplant, ein Firmenmuseum zu erstellen. Deshalb hatten wir immer wieder in allen Abteilungen Bescheid gegeben, dass die nichts altes wegwerfen, sondern uns zur Verfügung stellen sollen.

    Nun kam die Frage an mich, wo denn mein Konzept für dieses Museum wäre. Davon war bisher nie die Rede und von uns hatte niemand den Überblick, was wir alles schon an alten Schätzchen haben.


    So habe ich die letzten 2 Tage damit verbracht, alle Kisten aufzumachen, die "Exponate" zu putzen, zu fotografieren, katalogisieren, neu verpacken und so abzulegen, dass man sie wieder findet.


    Sicherlich sind nicht alle Dinge für Euch von Interesse, aber einige kuriose, oder komische Dinge möchte ich Euch nicht vorenthalten. Wir waren erstaunt, was da alles zusammen gekommen ist und mich als Raumplaner verwunderte es, wo die das alles selbst vorher gelagert hatten. Angeblich haben die Abteilungen nie genug Raum, aber "heimlich" was einlagern ging. :-o


    Lasst Euch überraschen.


    Aufnahmen eines unserer Häuser um 1900


    Stempel mit Datum und Uhrzeit

    Wie Ihr auf dem Foto sehen könnt, stammt die Uhr aus dem Jahr 1967 und .... sie läuft noch. Sie wurde in der Poststelle und in den Pförtnerlogen genutzt, damit genau festgehalten wurde, wann unsere Kunden Briefe oder Anträge abgegeben hatten (gesetzliche Stichtage etc.).


    OK, dass das Locher sind, erkennt wahrscheinlich jeder, aber sie funktionieren alle noch.


    Auf so einer Triumpf habe ich 1978 noch Schreibmaschineschreiben gelernt. Irgendwo habe ich noch eine Bescheinigung, dass ich mal 104 Anschläge pro Minute geschafft hatte (10 Finger). Auch sie ist noch voll funktionstüchtig und eben mit ohne Strom. Also wieder hoch aktuell.


    Unsere "Akteneisenbahn". Mit diesem System waren mal alle Gebäude von uns ausgestattet. Oben Akten rein, mit den Schiebereglern an der Seite die Adresse einstellen und losschicken. Irgendwann kammen diese Wagen am Zielbahnhof an. Das System sollte bei unseren Boten Personal einsparen. Leider hatte man sich verrechnet und nach Inbetriebnahme brauchten wir sogar mehr Boten, weil etliche Bahnhöfe einfach mal vergessen wurden. Die Anlagen sind schon seit langem abgebaut und heute dürfte man sie nicht mehr betreiben. Sie war an den Decken montiert und hatte eigene Durchbrüche zu anderen Gebäudeteilen, obwohl darunter eine Brandschutztür war.


    Dieser Stuhl stammt aus den 1950er Jahren und ist wohl sehr begehrt. 2x war er schon wieder weg und wir haben ihn nur durch Zufall wieder gefunden.


    Ist das ein Muster? Auch Scheußlichkeiten tauchten auf. Der hatte mir auch in den 1970er Jahren nicht gefallen. Orange, Braun und Gelb war mal angesagt.

    digitalfototreff.de/wcf/index.php?attachment/47774/ (Bild ist jetzt unten!?????)


    Das finde ich kurios. Ein LCD-Display, welches man auf einen Overheadprojektor legt.


    Ein Werbegeschenk. Erstaunlich, dass es nicht gleich schon 1993 getrunken wurde.


    Eine Rechenmaschine von unserer Hauptkasse. So einen Stromanschluss (rechts) kannte ich bisher nur von alten Bügeleisen.


    Ich habe insgesamt fast 100 Aufnahmen und nun werden wir mal für die Entscheidungsträger eine Vorlage basteln, damit wir endlich auch ein Museum haben. :twisted:

  • Das reicht zurück bis zur Reichsversicherungsanstalt für Angestellte.

    Wir haben sogar aus dieser Zeit das Tafelsilber mit RfA-Logo. Ist allerdings nicht mehr vollständig. Später waren wir die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) und nun die Deutsche Rentenversicherung Bund.


    Bin gerade auf einem Kurzurlaub unterwegs, werde nächste Woche noch ein paar Foto nachschieben.

  • Das hätte sicher auch eine externe Beratung gern gegen ein Salär von - sagen wir mal - 1'2 Mio EUR übernommen.

    Das ist die größte Seuche überhaupt!! Ein Berater kostet rd. 1.800 € am Tag. Wofür? Dafür das "die" in die Fachbereiche gehen, alle ausfragen, danach unsere Ideen in PowerPoint aufbereiten und angeben wie ne´ Tüte Mücken wie toll sie doch sind.


    Es ist auch immer die gleiche Nummer zum Start. Das 3er-Gestirn. Ich muss es jetzt so salopp schreiben, weil ich richtig Hals zu diesem Thema habe.


    Die bestehen aus ...

    einem "alten" Sack, mit irgendwelchen akademischen Titeln, eine jungen sehr attraktiven Frau (zum Ablenken der Entscheidungsträger hauteng angezogen) und ein junger Schnösel, der frisch von der UNI kommt und dort umsonst als Praktikant 60 Stunden die Woche schuftet.


    Zum Systembau sind diese Leute aber nicht mehr da, weil die Folgeaufträge oft an andere Berater gehen und die neuen behaupten natürlich, dass die Vorgänger die Nieten schlecht hin sind und der ganze Mist fängt von vorne an.


    Als ausgebildeter Organisator könnte ich nur Kotz..

  • Also von einem Konzept sind wir noch meielenweit entfernt. Die Aufnahmen, die ich hier zeige, dienen erstmal für einen Überblick, was bisher zusammen gekommen ist.

    Ob das eine richtige Ausstellung zum Anfassen wird oder "nur" ein Onlinemuseum, müssen wir erst entwickeln. Wenn man beispielsweise epochengerechte Arbeitsplätze zeigen möchte, braucht man viel Platz. Den haben wir zur Zeit nicht. Mal sehen, wie´s weiter geht. Für ein Onlinemuseum müssen aber bessere Aufnahmen gemacht werden. Ich hatte zwar mein ganzes Geraffel dabei (Lichtzelt, Lampen, Putzzeug, Stative etc) aber ich hatte nur 2 Tage um mir einen Überblick zu verschaffen.


    Ich hatte noch weitere Aufnahmen versprochen.


    Und los geht´s:


    Eine Schalplatte mit der Anleitung zur Wahl, damit auch blinde oder erblindete Versicherte informiert sind. Wir haben solche Informationen auch in Blindenschrift. Also immer alle verfügbaren Medien haben wir genutzt.


    Diese Akte ist so alt, dass es noch nicht mal Formulare gab. Sie wurde frei in Handschrift geführt.


    So etwas kennen nicht mehr viele. Beiträge zur Rentenversicherung wurden früher mittels Beitragsmarken entrichtet. Dafür gab es solche Karten, die wir in einer "Kontenverwaltung" gesammelt hatten. Der Inhalt dieser Karten wurde händisch in Beitragsübersichten übertragen und dann wurde das durch die jeweiligen Computer gejagt. Anfang noch mit Lochkarten, später elektronisch. Da es sehr viele verschiedene Marken gab, hatten wir früher einen Bildband, in dem alle Marken abgebildet und genau beschrieben waren. Also wo wurden sie genutzt und wie geht man damit um. Denkt mal an die Inflation ... wir hatten auch Beitragsmarken mit Billionen Reichsmark. Heute muss man wissen, was die damals wirklich wert waren.


    Rechner aus den verschiedensten Epochen


    Auch Telefone aus den unterschiedlichsten Zeiten haben sich angesammelt. Die letzten beiden rechts habe ich noch in unseren Büros kennen gelernt. Fast jeder hatte sie auch zu Hause. Ich sag nur ... grün oder orange oder mit Brokatüberwurf bei Omma.


    In solchen Taschen wird noch heute "geheimes" von einer Dienststelle zur nächsten transportiert. Diese Exemplare stammen so aus den 1960 bis 1980er Jahren.


    Und nun ... die "Kronjuwelen".


    Die Besteckteile waren alle in Stofflappen eingewickelt und mit diesen Schildchen versehen. Die größte Menge habe ich bei "Dessetmesser" mit 24 gefunden. Von den anderen Besteckteilen feht häufiger Weise etwas. Insgesamt sind es aber immer noch mehr als 100 Teile. Alles kam in einer braunemalierte großen Metallkasette. Wo sie die vielen Jahre war, habe ich noch nicht heraus finden können.

  • auch dafür, wie Du sie arrangierst und fotografierst.

    Dank für den "Adelsschlag". :lol:


    Ich hatte ein weißes Bettlaken und ein großes schwarzes Tuch dabei. Die Wand dahinter war mal weiß, leider schon mit Schmarren und ich hatte jetzt nicht die Zeit zu stempeln.


    Aber fast genauso gehe ich auch zu Hause vor. Ich hatte mal über mein "Ministudio" in der Küche hier berichtet.

  • Bei meinem Lebensgefährten existiert noch eine alte Siegelkassette, so ein grüner Kasten in Hammerschlag-Optik mit einer Grundfläche in Postkartengröße :) Braucht Ihr so was noch?

    Deine Dokumentation ist Klasse, da komm ich gern mal gucken, wenn das Museum eröffnet ist. :daumenhoch:

    Lieben Gruß
    Andrea


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    Auch Wolkenkratzer haben mal als Keller angefangen.

  • Schau mal Thomas, hier ist die gute alte Siegelkassette, sogar innen noch mit Siegelspuren! :mrgreen: Gib Bescheid, wenn Du mal wieder in R bist, dann bringe ich sie mit.


    Lieben Gruß
    Andrea


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    Auch Wolkenkratzer haben mal als Keller angefangen.