Fotografie im Wandel?

  • Es wird ja gerne und viel über die technische Entwicklung diskutiert, wobei meist die Hardware im Vordergrund der Betrachtung steht. Aber ich frage mich auch, wie sich die Fotografie selbst dabei/dadurch verändern wird? Das Thema Smartphone ist in aller Munde, Geräte, die eigentlich mal zum drahtlosen Telefonieren gedacht waren, verdrängen nicht nur ganze Kamerasparten (Bridge/Kompakt), inzwischen werden die (technischen) Bildergebnisse sogar zur echten Konkurrenz für klassische DSLR/DSLM Kameras. Was die Hardware nicht leisten kann, wird durch unterschiedliche Methoden (Kombination von verschiedenen Sensoren und Linsen, Computational Imaging usw.) und immer ausgefeilteren Algorithmen wettgemacht und z.T. sogar übertroffen. "Smart" und "KI" sind aktuelle Themen und ein großer Wandel ist deutlich abzusehen.


    Mittlerweile hat man sich daran gewöhnt, dass viele Bilder mit sog. "Presets" aufgehübscht werden, vorgefertigte Looks, die man nach Belieben über das eigentliche Foto drüber bügelt. Auch gibt es unzählige Apps, die alle nur erdenklichen Manipulationen erlauben, wie z.B. den kompletten Himmel eines Landschaftsbildes auszutauschen, einen See entstehen zu lassen oder oder oder ... Auch die Kombination 2D/3D wird zukünftig eine große Rolle spielen, wenn es problemlos und quasi per Knopfdruck möglich sein wird, ganze Blickwinkel zu verändern, Licht und Schatten beliebig zu variieren und Objekte zu entfernen oder hinzuzufügen. Was einst 3D Spezies vorbehalten war, ist mittlerweile zum Greifen nah, für jedermann. Bildlücken auffüllen, störende Elemente entfernen, kein Problem. Auch die Erstellung von Masken geschieht mittlerweile fast vollautomatische, wirklich können muß man das also nicht mehr, irgendeine smarte KI App erledigt das, auf Knopfdruck und in Echtzeit.


    Wo es solche Möglichkeiten gibt, werden diese auch genutzt werden. Warum also sollte sich noch jemand die Mühe machen, für z.B. ein Landschaftsfoto mehr als ein Smartphone mitzunehmen? Einfach irgendwo irgendwie draufhalten, den Rest erledigt die Software und fertig ist das Traumbild, ganz ohne Stress. mit entsprechendem Knowhow und den richtigen Tools ist es problemlos möglich, Bilder zu erschaffen, die wie perfekte Fotos aussehen, die man nur unter absoluten Idealbedingungen machen könnte. Und es wird immer schwieriger, das überhaupt zu erkennen, dass Bilder z.T. oder sogar vollständig das Produkt von EBV sind. Und das wird schon bald vollautomatische möglich sein ...



    Schon jetzt komme ich mir mit meinem Stativ und der schweren Kamera wie ein Dino vor, wenn ich irgendwo zwischen die Smartie-Knipser gerate. Und noch gehen diese davon aus, dass das automatisch bessere Qualität bedeutet. Aber schon bald werden sie nur noch mitleidig gucken, nach dem Motto: ach guck mal, da arbeitet einer noch mit Steinzeitmethoden, das ist ja süss ... und knips! :mrgreen:



    Nein, ich denke nicht, dass ich da übertreibe, eher das Gegenteil halte ich für wahrscheinlich. Fotografen vergangener Tage, die noch mit Großformatkameras gearbeitet haben, würden angesichts der Möglichkeiten einer aktuellen Kleinbildkamera vielleicht auch ins Grübeln kommen, ich weiß es nicht. Aber das, was derzeit passiert, ist etwas anderes, denn die Art zu fotografieren ansich ändert sich gerade ganz gewaltig. Oder sollte ich lieber sagen: die Art, Bilder zu machen?




    Wie denkt Ihr darüber, in welcher Weise wird der technische Fortschritt die Person hinter der "Kamera" als auch die Fotografie als solche beeinflussen, das würde mich

    interessieren?! :smile:




    Mit liebem Gruß

    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

  • Wenn es keine Foto-Tour oder dunkele Veranstaltung ist, bleibt bei mir oft die Kamera zu Hause.

    Auf Ausgabegröße sind die Unterschiede bei Landschaft und gnädigen Lichtverhältnissen oft nicht sooo gewaltig und man kann die Bilder halt leichter weiterschubsen.

    Mein LG G4 hat zwar nicht die neuesten Algorithmen, aber gerade dieses zurückhaltende Eingreifen mag ich. Ich fotografiere damit in aller Regel im manuellen Modus (den nicht jeden Phone ab Werk an Bord hat...). Erstaunlich finde ich, dass es immer noch viele Phones ohne OIS gibt - anders als beim G4 .

    Zum schnellen Bearbeiten nutze ich durchaus Apps, z.B. Toolwiz.


    Die Bilder aus der Kamera sind kein Fastfood, aber dafür fehlt oft die Zeit.

    Von mir eingestellte Bilder dürfen bearbeitet und bei dft gezeigt werden.

  • Also wenn ich mir meine Kinder ansehe dann hat der technische Fortschritt schon sowas von stattgefunden :pink:


    Okay, sie haben auch einen Papa der fotografiert mit was er gerade Lust hat oder was in Reichweite ist. Das haben sie für sich weiterentwickelt. Ein gewisses Verständnis dafür, daß mit einer besseren Kamera auch bessere Bilder entstehen ist vorhanden aber alle weiteren Zusammenhänge reihen sich in den gesellschaftlichen Zeitgeist ein. Schön und interessant zu wissen aber sonst....

    Klar spielt eine ordentliche Kamera im Fon eine Rolle aber mehr auch nicht. Apple hat da auch nie was wirklich schlechtes eingebaut. Samsung wohl auch nicht.


    Dann denke ich daß da ein gewisses Eitelkeitending ist das gerade wir ältere aus Gewohnheit weiterpflegen. Wenn ich mit welcher meiner Kameras auch immer in der Öffentlichkeit unterwegs bin hab ich mir schon zu Leicazeiten angewöhnt das Ding nicht anders zu behandeln als ein Bockwurst oder eine Tasche oder was man sonst so mit sich rumträgt. Das ändert was in der eigenen Haltung und damit auch beim Gegenüber. Okay, man sieht das auch der einen oder anderen Kamera an. Das Material muß dienen ;)

    Den dritten wesentlichen Aspekt habe ich von meinem alten, leider viel zu früh verstorbenen Fotografenmeister mitbekommen: wenn Du fotografierst bist Du der Chef und der Rest der Welt Kulisse. Wenn Du zulässt daß Dir einer ins Bild quatscht kannst Du auch gleich aufhören.

    Das klingt für den einen oder anderen vielleicht etwas radikal. Für mich bedeutet es heute die innere Freiheit in meiner Fotografie, tun und lassen zu können was ich will und damit meine persönliche Fotografie ständig auch weiterentwickeln zu können. Es gibt mir Raum für eigene Leidenschaft und Toleranz anderen gegenüber.


    Kameras und Techniken kommen und gehen. Da hat sich nichts geändert in den vergangenen 50 Jahren. Unglaubliche Vielfalt ja. Lasse ich mich davon beeinflussen? Nein.


    Und ich glaube nicht an "die" Art der Fotografie. Tatsächlich war und ist Fotografie ein unendliches Feld mit grenzenlosen künstlerischen Gestaltungsmöglichkeiten. Die neuen Techniken bringen auch neue Stilrichtungen. Aber auch dieser Begriff ist heute praktisch überholt. In der Kunstszene zählt nur ob etwas gut ist. Anders als in der Auftragsfotografie gibt es dort keinen Ansatz zur logischen Definition von "gut".

    Gottseidank :cheers:

    Bilder


    Wir müssen alles erwarten. Auch das Gute.

    (Jo Schück, Aspekte)

    5 Mal editiert, zuletzt von Axel ()

    • Offizieller Beitrag

    Ich sehe das nicht so cool wie Axel. Für mich war das Besondere an der Fotografie schon immer, dass sie die reale Welt mit der inneren, subjektiven Welt zu verbinden mag. Wenn man nun der Fotografie den Realitätsbezug nimmt, also nach gutdünken Himmel austauscht, Fischerboote auf den See zaubert etc., geht diese Brückenfunktion verloren. Mögt ihr euch einen großen Kalender an die Wand hängen mit tollen Tierbildern aus der Serengeti oder Delphin-Schwärmen im indischen Ozean wenn ihr wisst, dass die Bilder von einer KI generiert wurden?


    Ich wünsche mir eine Art digitales Siegel für Bilder, das die wesentliche Unversehrtheit der Aufnahme belegt. Die Techniken dafür existieren, sie werden meines Wissens heute schon genutzt, um Urheberechtsverstößen nachzugehen.

  • Hm, jetzt wird seit Jahren von so vielen Hobbyfotografen an den Bildern gedreht und gebogen, was das Zeug hält und jetzt, wo diese Techniken für jedermann zugänglich werden, sollen unversehrte Bilder gekennzeichnet werden sollen?


    Solange es sich um Himmel oder andere Objekte handelt, die geändert oder entfernt werden, wäre mir das zumindest ziemlich egal, mir machen da eher die Möglichkeiten mit dem ersetzen von Personen in Videos und Bildern Sorgen.


    Ich denke die digitale Fotografie steht erst am Anfang ihrer Entwicklung. Der Zug wird jetzt erst richtig starten und man darf gespannt sein, wo er in 10 Jahren gelandet ist.


    Ich schrieb schon häufiger, dass ich die bisherige Digitalfotografie für die Fortsetzung der analogen Fotografie mit anderen Mitteln halte.

    Die wirkliche Digitalisierung beginnt gerade erst Fahrt aufzunehmen.

    • Offizieller Beitrag

    In diesem Jahr war ich Glücklicher zwei Mal auf Sylt. Im Sommer hab ich eine umfangreiche Bilderserie mit dem Smartphone fotografiert, im Herbst war ich mit der DSLR unterwegs. Aus diesen beiden Reisen hab ich auf meinem Blog zwei Beiträge gemacht, die zusammen genommen vielleicht eine mögliche Antwort auf Deine Frage liefern könnten, Frank.


    In aller kürze zusammengefasst habe ich beim Smartphone die Niederschwelligkeit gelobt und bei der DSLR die Unmittelbarkeit gepriesen. Diese beiden Schlagworte muss man natürlich noch ein bisschen ausleuchten und deuten, um sie verständlich zu machen. Sie beschreiben zwei unterschiedliche Arten der Fotografie die sich bei mir einstellen, je nachdem welches Mittel ich auswähle.


    Das Smartphone, das niederschwellige Werkzeug lebt davon, endlich die Kamera zu sein, die man wirklich immer dabei hat. Seien wir ehrlich: Das gab es vorher nie. Und deswegen macht man damit auch andere Fotos. Leichtigkeit, Schnelligkeit, Beiläufigkeit. Das müssen keine negativen Attribute für ein Foto sein. Es sind Ausschmückungen zum Kern, zur Niederschwelligkeit. Dass nicht nur die Schelle ein Foto zu machen niedig ist und die Schwelle, es zu veröffentlichen sodern dass das auch für die Schwelle gilt, ein Bild zu manipulieren, ein Bild hemmungslos über mich erzählen zu lassen, satt über den Ort und das Motiv, das liegt auf der Hand.


    Die DSLR lebt für mich von der unmittelbaren Beobachtung, Ich schaue nicht auf ein Bild (einen Monitor) sondern auf ein Motiv. Eine DSLR fordert zwar mehr ein (mehr Gewicht, mehr Aufmerksamkeit, mehr Zeit) aber genau das gibt sie alles auch im Bild und im Prozess des Bildermachens zurück: Aufmerksamkeit, Zeit, Gewicht. Und gleichzeitig will ich betonen, dass ich auch solche Fotos bearbeite. Ein Bild ist kein Messprotokoll, das man nicht anrühren darf. Ein Bild soll zeigen, was und wie ich sehe. Ein Bild erzählt immer auch über den Fotografen. Auch eines aus der DSLR. Es erzählt nur eine andere Geschichte als das Smartphonebild.


    Für mich haben Beide Ihren Platz und Ihre Berechtigung.


    Meine ursprünglichen Blogposts findet man hier:

    https://stefansenf.de/von-der-…t-lange-abende-im-norden/

    https://stefansenf.de/unmittelbarkeit/

    • Offizieller Beitrag

    Einfach irgendwo irgendwie draufhalten, den Rest erledigt die Software und fertig ist das Traumbild,

    Nein, denn das Traumbild ist auch abhängig von Gestaltung, Ausschnitt, Idee. Fertig ist so bestenfalls dasselbe Knipsbild wie immer, nur mit aufgepeppen Farben. Auch für die Knipser ein Vorteil, ändert aber nicht die Art der Fotografie.

    mit entsprechendem Knowhow und den richtigen Tools ist es problemlos möglich, Bilder zu erschaffen, die wie perfekte Fotos aussehen

    Ja, aber das gab es bisher auch, ich komme noch drauf zu sprechen.

    Und es wird immer schwieriger, das überhaupt zu erkennen, dass Bilder z.T. oder sogar vollständig das Produkt von EBV sind.

    Gut (handwerklich gut) gemacht, konntest du das bisher auch nicht erkennen. Meine ich voll ernst.

    Und noch gehen diese davon aus, dass das automatisch bessere Qualität bedeutet. Aber schon bald werden sie nur noch mitleidig gucken, nach dem Motto: ach guck mal, da arbeitet einer noch mit Steinzeitmethoden, das ist ja süss ... und knips!

    Nun, wenn mich immer wieder Leute glänzenden Auges ansprechen, ob denn das, was ich da herumschleppe diese Überdrüber-Kamera sei, ja, die XY, dann habe ich an deiner Voraussicht Zweifel. Sie fotografieren trotzdem mit Kompakter oder Smartphone, haben aber noch immer lange Zähne.

    Oder sollte ich lieber sagen: die Art, Bilder zu machen?

    Ja, da sind wir an meinem Punkt: Ich "mache" Bilder, nur sehr wenige Fotos. Und das schon seit Jahrzehnten. Was hat sich für mich geändert? Ich gestehe, schon mal für die Darstellung des Fisherman's Wharf ein paar, in Wahrheit eine Menge, Drähte vor dem "Logo" zu entfernen. Das mag für den einen oder anderen "Fälschung" sein, für mich ist es "Sichtbarmachung" des Motivs, ich würde nie etwas sinnwidrig verfälschen. Und ich stehe zu meiner Arbeit.


    Früher musste ich für ein Bild stundenlang in der Dunkelkammer stehen und danach mühsam am Leuchtpult kleben, zeichen, malen etc. Heute nutze ich die aktuellen Werkzeuge. Das bringt mir Zeit, schneller und besseren Workflow, so wie mir eine Akkumaschine Beweglichkeit bringt und den Vorteil, nicht auch noch die Kabelrolle mitnehmen zu müssen. Der Computer ist das schnellere Werkzeug und das, mit dem ich ohne Chemiedämpfe und Neon arbeiten kann.


    Das mag für einen Hobbyisten natürlich anders aussehen.

    Wie denkt Ihr darüber, in welcher Weise wird der technische Fortschritt die Person hinter der "Kamera" als auch die Fotografie als solche beeinflussen, das würde mich

    interessieren?!

    Die Entwicklung ist eine technische, die in allen Bereichen immer die Arbeitsweise ändert. Aber es geht nicht um die Erfindung einer neuen Welt, sondern um die Verbesserungen von Werkzeugen. Was zählt, ist immer noch das Bild(ergebnis).

  • Vielen Dank für alle Eure Gedanken zu diesem, wie ich finde, doch durchaus spannenden Thema! :daumenhoch:


    Was mir bei vielen Aussagen auffällt, ist, dass das Smartphone quasi als zusätzliches (alternatives) "Werkzeug" zur klassischen DSLR betrachtet wird. Nach dem Motto: "ist halt moderne Technik, die man nutzen kann, wenn man will".


    Das sehe ich im Grunde genommen auch nicht anders, aber ein Punkt scheint mir dabei sehr viel mehr Beachtung zu verdienen, nämlich, ob ich bereits das Fotografieren gelernt habe und ob dies mit konventioneller Technik erfolgt ist! Zum einen gehe ich davon aus, dass hier in diesem Forum vor allem erfahrene Fotografen unterwegs sind, die schon seit vielen Jahren das "Fotografenauge" trainieren und über ein umfangreiches Wissen verfügen, was ein "gutes Foto" ausmacht und wie man das technisch umsetzen kann bzw. muß. Man braucht sich nur mal die Bilder anschauen, die man hier zu sehen bekommt, dann wird klar, was ich ich damit meine. Und zum anderen dürften die vielen "Lehrjahre" noch mit konventioneller Technik entstanden sein. Aus dieser Situation heraus ist eine Smartphone-Kamera einfach ein zusätzliches/alternatives und modernes Werkzeug, dass aber von erfahrener Hand genutzt wird.

    Mir fällt da die Fahrschule ein: ich lerne dort i.d.R. ein Auto mit Handschaltung zu fahren und werde trotzdem wenig Probleme haben, mich auch mit einem Automatikgetriebe zurechtzufinden. Umgekehrt jedoch dürfte das nicht so einfach sein.


    Der Vergleich mag vielleicht hinken, aber mir geht es darum, dass ich befürchte, dass "zu leicht" und "zu einfach" dem Lerneffekt nicht unbedingt förderlich ist. Bitte vergesst bei allen Gedanken eines nicht: ich sehe die erfahrenen User hier und anderswo nicht unbedingt als repräsentativ an, wenn ich die Frage stelle, wohin die Reise der Fotografie gehen mag. Um diese User mache ich mir auch keine Gedanken, die werden zurechtkommen und das beste aus beiden Welten für sich nutzen können. Ganz einfach deshalb, weil sie schon fotografieren können und es zu Zeiten erlernt haben, wo Smart und KI und App XYZ noch kein Thema waren.


    Doch wie sieht das bei den Newbies aus, die diese Kenntnisse noch nicht erworben haben, die aber über Geräte verfügen, die quasi (fast) alles auf Knopfdruck erledigen können, was man erreichen möchte, ob nun fake oder nicht, "who cares", wenn man den Unterschied doch gar nicht mehr sieht (und viele diesen Unterschied auch gar nicht mehr erkennen, mangels an Wissen, wie es richtig aussehen müßte)? Und es ist genau diese User-Masse, die die zukünftige Richtung maßgeblich beeinflussen wird.


    Wir leben nun mal in einer Welt, in der Schönheit und Perfektion bei sehr vielen Menschen ganz weit oben bei den Bedürfnissen angesiedelt sind. Wenn ich also zukünftig als konventioneller Fotograf gegen zunehmend pseudo-reale CGI "Fotos" bestehen möchte, dann wird das alles andere als einfach sein (außer im Ignoranz Modus ...), denn es passiert leider recht schnell, dass die Menschen den Sinn für Realität verlieren, wenn sie nur lange genug mit Idealen konfrontiert werden und ich kann mich da nur wiederholen: Wo es solche technischen Möglichkeiten gibt, werden diese auch ganz sicher genutzt werden!




    Wenn man nun der Fotografie den Realitätsbezug nimmt, also nach gutdünken Himmel austauscht, Fischerboote auf den See zaubert etc., geht diese Brückenfunktion verloren. Mögt ihr euch einen großen Kalender an die Wand hängen mit tollen Tierbildern aus der Serengeti oder Delphin-Schwärmen im indischen Ozean wenn ihr wisst, dass die Bilder von einer KI generiert wurden?

    Die Entwicklung ist eine technische, die in allen Bereichen immer die Arbeitsweise ändert. Aber es geht nicht um die Erfindung einer neuen Welt, sondern um die Verbesserungen von Werkzeugen. Was zählt, ist immer noch das Bild(ergebnis).


    Bild vs. Foto, Authentizität vs. Virtualität, genau das sind die Themen, die damit einhergehen. Es ist vor allem der Umgang damit, die Vermischung von beidem und auch das Potential der Täuschung.

    Und das ist auch Thema dieses Threads ==>> Bild oder Fotografie




    Ich persönlich sehe die Zukunft der Fotografie mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits freue ich mich auf viele neue Möglichkeiten, die mir das Fotografieren erleichtern können, andererseits befürchte ich allerdings zunehmend den Verlust an Qualität zugunsten von idealisierter und effekthascherischer Quantität. Unsere Welt wird zunehmend virtuell idealisiert und dabei wird ignoriert, dass die Welt und wir selbst durch und durch analog sind und dass wir unsere Umgebung mit analogen Sinnen wahrnehmen, noch ...



    Hier sind noch 2 Beispiele, die aufzeigen, wie schon jetzt manipuliert werden kann, auch ganz ohne knowhow (was im Beauty Bereich schon alles automatisch geht und tagtäglich die Bilder in sozialen Netzwerken prägt, erspare ich mir an dieser Stelle):



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    Mit liebem Gruß

    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

  • ... befürchte ich allerdings zunehmend den Verlust an Qualität zugunsten von idealisierter und effekthascherischer Quantität ...

    Ich nicht. Für mich läuft all das was an technischer und künstlerischer Entwicklung passiert parallel. Da gibt es das was Du beschreibst. Natürlich. Gab es auch schon immer - Kitsch, Warhol oder der "Untergang der Malerei durch die aufkommende Fotografie" waren keine anderen Themen.


    Ich hab etwas geschmunzelt als ich mich selbst beobachtete eben, als ich Deine links ansah. Ich zögerte beim Draufklicken. Warum?

    Ganz einfach weil ich selbst bisher nicht in den sozialen Medien unterwegs bin in die Deine links führen.

    Somit erübrigt sich für mich jeder weitere Gedanke denn bei mir hat eine einfache Gewohnheit die Konfrontation mit den künstlichen Produkten einfach nicht stattfinden lassen.


    Und gerade das Beispiel mit den Schalt- und Automatikfahrzeugen zeigt doch wie absurd manche vermeintlichen "basics" sind. Seit Generationen rühren gerade auch in unserem Land Menschen beim Autofahren in unterschiedlichen Getriebebedienelementen herum obwohl es überhaupt nicht nötig ist. Es hat auch keine bewusstseinerweiternde Wirkung und die Bilanz bei Effektivität und Fahrsicherheit ist schon lange negativ gegenüber den automatisch geschalteten Alternativen.


    Es ist ein Prozess der abseits vermeintlicher Rationalität seine nächste Stufe augenscheinlich erst beim autonomen Fahrzeug erreicht.

    Und es ist zumindest nicht auszuschliessen daß irgendein Fahrzeugproduzent angesichts einer vermuteten Käufergruppe auch autonome Fahrzeugvarianten mit Fake-Schalteinrichtungen anbieten wird.


    Das Ergebnis (Ziel) wird aber nicht von der Wahl des Instruments sondern ausschließlich von der Vision (wohin) und der Entscheidung des Bedieners abhängen.

    Bankraub oder Urlaub? Wer weiß...;)

  • Und gerade das Beispiel mit den Schalt- und Automatikfahrzeugen zeigt doch wie absurd manche vermeintlichen "basics" sind. Seit Generationen rühren gerade auch in unserem Land Menschen beim Autofahren in unterschiedlichen Getriebebedienelementen herum obwohl es überhaupt nicht nötig ist. Es hat auch keine bewusstseinerweiternde Wirkung und die Bilanz bei Effektivität und Fahrsicherheit ist schon lange negativ gegenüber den automatisch geschalteten Alternativen.


    Es ist ein Prozess der abseits vermeintlicher Rationalität seine nächste Stufe augenscheinlich erst beim autonomen Fahrzeug erreicht.

    Und es ist zumindest nicht auszuschliessen daß irgendein Fahrzeugproduzent angesichts einer vermuteten Käufergruppe auch autonome Fahrzeugvarianten mit Fake-Schalteinrichtungen anbieten wird.

    Und genau das wirft bei mir schon die Frage auf: wozu braucht es noch den Menschen? Wo bleiben wir, wenn nicht mehr der Weg das Ziel sondern das Ziel das Ziel ist? Moderne Technik übernimmt immer mehr Aufgaben, die sonst wir ausgeführt haben. Alle möglichen digitalen Helferlein tragen dazu bei, Effizienz durch Kontrolle zu erzielen. Je ausgefeilter die Algorithmen sind und je weniger wir dazwischen funken, umso besser funktioniert das. Natürlich wird einem das anders verkauft, aber das ändert nichts daran, dass wir immer mehr zu Bedienern von Technik werden, die dann mit max. Effizienz das erledigt, was wir mal "den Weg" zum Ziel genannt haben.


    Um mal wieder den Bogen zur Fotografie zu bekommen: warum sollte denn noch jemand zur Kamera greifen, wenn man auf Knopfdruck jedwedes Wunschszenario ohne Vorwissen, ohne Erfahrung, ohne Anstrengung und ohne Zeitaufwand ganz automatisch generieren lassen kann? Schon bald werden wir keine Looks mehr aus Hunderten von Presets auswählen, sondern ganze Szenarien nach Belieben erstellen lassen. Klick hier und Klick da und fertig ist das Wunschbild.


    Ich befürchte einfach, dass damit auch der Spaß an der Sache selbst verloren geht und das hat einen großen Einfluss auf die zukünftige Entwicklung. Ich denke, jeder Jungtimer-Fahrer weiß genau, was ich damit meine und jeder, der analog als auch digital SLR fotografiert hat, sicher auch ... ;)



    Mit liebem Gruß

    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

  • Für mich habe ich die Frage der Beliebigkeit in der Fotografie geklärt. Das hängt eng mit den eigenen Wünschen und Zielen zusammen die ich dafür definieren musste.


    Und es erklärt warum es keine allgemeingültige Antwort auf Deine Frage(n) geben wird.


    Für mich ist ein Bild dann richtig wenn es mir gefällt. Theoretisch könnte das sogar auch mal eine solchen künstlichen Quelle entspringen wie Du sie genannt hast.

    Denn das Bild ist dann ja mein Bild.

    Bis dahin nehme ich den Kram der hier rumliegt ;)

    Und genau das wirft bei mir schon die Frage auf: wozu braucht es noch den Menschen? Wo bleiben wir, wenn nicht mehr der Weg das Ziel sondern das Ziel das Ziel ist?

    Wenn das Ziel der Weg ist dann werden wir es auch mit der modernen Technik erreichen. Wichtig ist es Ziele zu haben. Dafür braucht es Menschen.

  • Wenn das Ziel der Weg ist dann werden wir es auch mit der modernen Technik erreichen. Wichtig ist es Ziele zu haben. Dafür braucht es Menschen.

    Ziele definiere ich für mich eher als Motivation, das sind für mich einfach Potentiale, die Bewegung möglich machen. Wenn Technik aber immer mehr den Menschen ablöst, weil dieser nicht mehr mithalten kann, dann braucht es den Menschen irgendwann nicht mehr (ausser dafür, diese Entwicklung trotzdem noch weiter voranzutreiben). Es gibt schon jetzt so viele Jobs, wo Fachkräfte eigentlich nur noch überwachen, für den Fall, dass mal was schief geht, aber der eigentliche Prozeß läuft längst vollautomatisch und autonom. Wo soll/wird das langfristig hinführen?


    Ich schätze die Dinge, die mir nicht alles abnehmen, wo mein Knowhow und meine Erfahrung tatsächlich noch gebraucht werden und auch von Nutzen sind. Dass das mit purer Effizienz und ständig fortschreitender technischer Entwicklung nicht vereinbar ist, ist klar. Die Frage ist halt, ob ich diesen Lebensstil aufrecht erhalten kann in einer Welt, die meint, technischer Fortschritt um jeden Preis ist das einzig wahre Lebensziel ... ;)





    Mit liebem Gruß

    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde das einen tollen Thread. Danke Euch allen!


    Es ist viel Treffendes geschrieben worden und ich setze nur nochmal (m)eine Zusammenfassung dazu:


    Smartphones sind ein Werkzeug, wie jede dezidiertem Kamera auch. Ihr Vorteil ist die niederschwellige Verfügbarkeit. Nie zuvor hatte nahezu jeder Mensch, dem man auf der Straße oder sonstwo begegnet eine Kamera in der Tasche. Heute ist das so. Entsprechend zahlreich sind die Bilder. Es ist eine wahre Flut, die ständig durch die Kommunikationskanäle gedrückt und gespült wird, denn das sind Bilder geworden: alltägliche Kommunikation!


    Und auch wenn das schon immer so war, es hat heute eine neue Dimension und Bedeutung erhalten.


    Was man nun kommunizieren will, das ist so individuell wie die Leute, die das Medium nutzen. Dass der Wunsch und die Versuchung nahe liegen, das eigene Leben in Glanz und satten Farben zu zeichnen, kann doch nicht überraschen? Ich denke, alle Arten von Filterung und Nachbearbeitung setzen deren Erzählprozess fort, den man mit einer Aufnahme begonnen hat. Das Smartphone macht diese Erzählweise nur jedem leicht und schnell zugänglich, das war früher nicht der Fall.


    Da sind wir bei der treffenden Antwort von Axel zum automobilen Vergleich: eine Automatik macht es heute jedem möglich Sprit sparende Schaltpunkte einzuhalten. Oder seinem Auto beim Gaswegnehmen röchelnd pseudosportliche Fehlzündungen zu entlocken. Auch das ist Niederschwelligkeit. Welche dieser Optionen man wählt, ist wiederum individuell. Kommunikation sozusagen. Ich hab mit eben erst ein Auto mit Handschaltung gekauft. Aber ganz ehrlich, es waren vor allem die 2000 Euro Preisunterschied, die mich dazu gebracht haben.


    Bei den Kameras ist es anders: hier gebe ich das Geld gerne aus, ein Werkzeug zu besitzen, das mir statt der Niederschwelligkeit eines Smartphones die Unmittelbarkeit bewahrt. Und das ist für mich eine Kamera, mit der ich unmittelbar auf mein Motiv blicke, während ich mein Bild davon mache. Für mich ist das eine Kamera mit optischem Sucher und einer sehr natürlichen Wiedergabe. Aber es ist kein Geheimnis: Jedes meiner Bilder ist trotzdem nachbearbeitet. An jedem habe ich also zu Hause weitererzählt...

  • Über Technik lässt sich ja vortrefflich streiten. Daher mal hier meine Gedanken dazu.


    Als wir noch analog unterwegs waren, gab es 2 Klassen (:smile:). Die DSLR und diese Klackkameras in unterschiedlichen Qualitäten. Ganze Horden von Touris ranten mit diesen Klackkisten herum und haben mit zum Teil schlechten Linsen irgendetwas fotografiert und danach landeten die Aufnahmen noch maximal in einem Fotoalbum. Da häufig einfach drauf los geknipst wurde, sahen die Aufnahmen eben auch so aus. Oma wuchs ein Verkehrsschild aus dem Kopf, ab und zu unscharf, leicht verwackelt, Horizont irgendwo, Finger an der Seite noch mit auf dem Bild ..... ich könnte noch mehr aufzählen, aber ich glaube jeder von uns kennt solche Aufnahmen.


    Von Gestaltung und Sorgfalt sind solche Aufnahmen weit entfernt. Schon damals haben die meisten DSLRler sich mehr Gedanken gemacht, was sie da treiben.


    So sehe ich das heute. Für die meisten reicht ein Handy allemal, weil die Aufnahmen nicht besser sind. Da wächst der Oma immer noch das Verkehrsschild aus dem Kopf, die Leute schauen in die Sonne und man wundert sich, soviele Chinesen in der Familie zu haben und und und. Will sagen, dass es völlig egal ist, womit die Leute fotografieren. Die sich keine größeren Gedanken machen, sind mit den Handys bestens bedient, weil sie deren Fehler zum Teil auch noch ausbügeln können. Sicherlich haben die Handys enorme Fortschritte gemacht und ab und zu habe ich schon Aufnahmen gesehen, die echt Spitze waren. Deren Aufnahmen landen heute oft nicht mal mehr in Fotobüchern, sondern irgendwo in dubiosen Clouds. Und da liegen sie, bis der Speicher voll ist. Viele wissen nicht mal mehr, was sie schon alles vor die Linse genommen haben (ich könnte den überwiegenden Teil meiner mehreren tausend Aufnahmen aus dem Gedächtnis aufrufen und erkenne sofort, ob das "meine" Aufnahme war).


    Aber ich persönlich empfinde das Fotografieren mit einem Handy als Notlösung, wenn man nichts dabei hat und irgend etwas "wichtiges" abgelichtet werden soll/muss. Mit einer "richtigen" Kamera kann ich zum Beispiel viel mehr die Tiefenschärfe/Schärfentiefe steuern, kann gezielter in die Belichtung eingreifen und achte mehr darauf, was ich mache. Man aragiert Aufnahmen ganz anders. Oft plane ich auch meine Aufnahmen. Ich schaffe es z.B. mehrere Tage an einem Urlaubort zu sein und überhaupt nicht zu fotografieren. Ich merke mir dann bestimmte Stellen und laufe die Punkte in einem Spaziergang danach ab.


    Fazit:

    Ich glaube es ist wirklich davon abhängig, weshalb man fotografiert. "Unmotiviert" und ohne Plan, einfach drauf los kann jeder und dafür reicht ein Handy. Und ob die Handys immer besser werden, tja, irgendwann können die auch bügeln und den Müll runter bringen. :lol:

  • Die Frage ist halt, ob ich diesen Lebensstil aufrecht erhalten kann in einer Welt, die meint, technischer Fortschritt um jeden Preis ist das einzig wahre Lebensziel ...

    Ich glaube das ist ein Eindruck der entsteht wenn zuviel einseitiges um einen herum ist.

    Die Welt ist doch nicht so.


    Meine Erfahrung ist daß es mir leichter fällt meinen wesentlichen (im Sinne von meinem Wesen entsprechend) Lebensstil aufrechtzuerhalten als andere Lebensmodelle zu adaptieren. Diese Freiheit ist uns gottseidank allen gegeben.

    Bilder


    Wir müssen alles erwarten. Auch das Gute.

    (Jo Schück, Aspekte)

    Einmal editiert, zuletzt von Axel ()

  • Hier sind noch 2 Beispiele, die aufzeigen, wie schon jetzt manipuliert werden kann, auch ganz ohne knowhow (was im Beauty Bereich schon alles automatisch geht und tagtäglich die Bilder in sozialen Netzwerken prägt, erspare ich mir an dieser Stelle):


    Landscape

    Bei diesem Landscape-Tool sehe ich v.a. das Tauschen des Himmels als den Schritt, mit dem das Dokumentarische des Bildes verloren geht.

    Wenn dann, wie es das Tool anbietet, auch Stockfotos für den Himmel verwendet werden, dann wird auch die Trennung schwierig, was eigentlich die künstlerische Schaffenshöhe des Bearbeiters ist. Andererseits war das bei einem manuell erstellten Composing bisher genauso. Die Software nimmt dem Bearbeiter zumindest nach meiner Vorstellung (kannte dieses Tool bis eben nicht und plane auch nicht es zu nutzen) nur das Handwerk ab, also das Ausschneiden, Einfügen, Überblenden, Helligkeit anpassen. Eine künstlerische Idee, einen Plan wo er mit dem Bild gerne hinmöchte, eion Gefühl das er damit ausdrücken möchte, braucht der Bearbeiter selbst ja trotzdem noch.


    Andere Features wie Dodge/Burn, Stempel, Perspektivkorrektur sind ja klassische Werkzeuge.

    • Offizieller Beitrag

    Mir fällt da die Fahrschule ein: ich lerne dort i.d.R. ein Auto mit Handschaltung zu fahren und werde trotzdem wenig Probleme haben, mich auch mit einem Automatikgetriebe zurechtzufinden. Umgekehrt jedoch dürfte das nicht so einfach sein.

    ...

    Der Vergleich mag vielleicht hinken, aber mir geht es darum, dass ich befürchte, dass "zu leicht" und "zu einfach" dem Lerneffekt nicht unbedingt förderlich ist.

    Ja, da magst du recht haben, aber wir müssen akzeptieren, dass nur für wenige "Kunst" (Malerei, Fotografie, Musik, bildende Künst) überhaupt Teil ihres Lebens ist. Da ist kein Lernwille, weil die Prioritäten ganz andere sind. Und das war im 19. Jhdt. auch schon so. ;)

    Doch wie sieht das bei den Newbies aus, die diese Kenntnisse noch nicht erworben haben, die aber über Geräte verfügen, die quasi (fast) alles auf Knopfdruck erledigen können, was man erreichen möchte, ob nun fake oder nicht, "who cares", wenn man den Unterschied doch gar nicht mehr sieht (und viele diesen Unterschied auch gar nicht mehr erkennen, mangels an Wissen, wie es richtig aussehen müßte)?

    Banausen, ganz normale Menschen im Urlaub etc. hat das, was du "richtiges Aussehen" nennst, niemals interessiert, nicht vor hundert Jahren, nicht heute. Sie differzieren nicht die Bildkunst, sondern sind nur an wenigen Details interessiert. Ich hatte erst vor wenigen Tagen ein Aha-Erlebnis, als eine Enkelin zu Besuch war und einen familiären Bildband durchgeblättert hat. Ich registriere da schon automatisch, was wie lange betrachtet wird, was überblättert wird. Na, ich habe vielleicht Bauklötze gestaunt!


    Ich auch so in den meisten Fotoforen. Gibt es interne Wettbewerbe, gewinnen ganz selten die besten Bilder. Faktoren wie "Jö, liab!" und "Der oder die ist mir sympathisch(er als andere)." spielen da eine weit größere Rolle als die künstlerische Quälität eines Bildes (nicht alles, aber doch einiges an Qualität eines Biuldes kann objektiviert werden). Und wenn es um technische Qualität geht, ist vielen Bildschärfe und knallbunt wichtiger als alles andere.

    denn es passiert leider recht schnell, dass die Menschen den Sinn für Realität verlieren, wenn sie nur lange genug mit Idealen konfrontiert werden

    Das ist eine Sorge, die ich teile. Das ist noch relativ neu, also vor hundert Jahren in dem Ausmaß noch nicht geschehen. Auch, weil die "Datenströme", also die Verbreitung, noch sehr begrenzt waren.

    Bild vs. Foto, Authentizität vs. Virtualität

    Da mischt du mir zu viel in einen Topf. Auch ein Bild, eine Malerei kann über enorme Authenizität verfügen, die manches Foto niemals bringen wird.

    Hier sind noch 2 Beispiele, die aufzeigen, wie schon jetzt manipuliert werden kann, auch ganz ohne knowhow (was im Beauty Bereich schon alles automatisch geht und tagtäglich die Bilder in sozialen Netzwerken prägt, erspare ich mir an dieser Stelle):

    Ja, Videos gesehen, die Methoden waren mir nicht gänzlich unbekannt. Gefakt wurde aber immer schon auf die eine oder andere Weise, Nero und Claudius mögen da als Beispiele dienen. Die Münzen gibt es heute noch. ;) Und selbst damals war für viele Wirklichkeit, was ihnen vorgegaukelt wurden.

    Und es ist zumindest nicht auszuschliessen daß irgendein Fahrzeugproduzent angesichts einer vermuteten Käufergruppe auch autonome Fahrzeugvarianten mit Fake-Schalteinrichtungen anbieten wird.

    Gibt es schon lange: Stufenlose CVT-Getriebe (noch aus der DAF-Zeit) werden seit einigen Jahren in einighen PKWs als angeblich schaltbare Automatik-Getriebe angeboten. Perfekt gefakt. ;)

    Um mal wieder den Bogen zur Fotografie zu bekommen: warum sollte denn noch jemand zur Kamera greifen, wenn man auf Knopfdruck jedwedes Wunschszenario ohne Vorwissen, ohne Erfahrung, ohne Anstrengung und ohne Zeitaufwand ganz automatisch generieren lassen kann?

    Weil "jemand" vielleicht sein Erleben, seine Gefühle zu seinen Gästen, Betrachtern, Besuchern bringen möchte. Weil sie/er selbst im Altersheim noch mal in seinem Leben stöbern möchte. Es gibt unzählige Gründe, auch mal den Pinsel zur Hand zu nehmen. Wozu macht das jemand, wo es doch Smartphones gibt? ;)

    Wenn das Ziel der Weg ist dann werden wir es auch mit der modernen Technik erreichen. Wichtig ist es Ziele zu haben. Dafür braucht es Menschen.

    Dn letzten Satz halte ich für essentiell.

    Als wir noch analog unterwegs waren, gab es 2 Klassen ( :smile: ). Die DSLR und diese Klackkameras in unterschiedlichen Qualitäten. Ganze Horden von Touris ranten mit diesen Klackkisten herum und haben mit zum Teil schlechten Linsen irgendetwas fotografiert und danach landeten die Aufnahmen noch maximal in einem Fotoalbum. Da häufig einfach drauf los geknipst wurde, sahen die Aufnahmen eben auch so aus. Oma wuchs ein Verkehrsschild aus dem Kopf, ab und zu unscharf, leicht verwackelt, Horizont irgendwo, Finger an der Seite noch mit auf dem Bild .....

    Ja, die Schuhkartons, die noch heute in vielen Haushalten Familien- und Urlaubsbilder vergangender Jahrzehnte beinhalten. Die überleben auch den zigsten Cloud-Ausfall.

    So sehe ich das heute. Für die meisten reicht ein Handy allemal, weil die Aufnahmen nicht besser sind. Da wächst der Oma immer noch das Verkehrsschild aus dem Kopf, die Leute schauen in die Sonne und man wundert sich, soviele Chinesen in der Familie zu haben und und und. Will sagen, dass es völlig egal ist, womit die Leute fotografieren. Die sich keine größeren Gedanken machen, sind mit den Handys bestens bedient, weil sie deren Fehler zum Teil auch noch ausbügeln können.

    Ja. Solchen Menschen haben früher auch die ärgsten Knipsen nicht ausgemacht. Solche Menschen bringen auch mit DSLR oder DSLM keine besseren Fotos nach Hause. Warum sollen die nicht mir Smartphones o.ä. glücklich werden. Ein anderer Weg ist die Sofortfotografie, die derzeit wieder in ist.

    Die Software nimmt dem Bearbeiter zumindest nach meiner Vorstellung (kannte dieses Tool bis eben nicht und plane auch nicht es zu nutzen) nur das Handwerk ab, also das Ausschneiden, Einfügen, Überblenden, Helligkeit anpassen. Eine künstlerische Idee, einen Plan wo er mit dem Bild gerne hinmöchte, eion Gefühl das er damit ausdrücken möchte, braucht der Bearbeiter selbst ja trotzdem noch.

    Ja, so sehe ich das. Früher mühsame Handbelichtung, aufwändige Retouche und Klebearbeiten (für die Druckerei). Heute geht das alles mit neuen Werkzeugen wesentlich schneller und oft besser.

  • Dieser Thread macht wirklich Spaß! :daumenhoch:


    Ich glaube das ist ein Eindruck der entsteht wenn zuviel einseitiges um einen herum ist.

    Die Welt ist doch nicht so.

    Tja, darüber könnte man in der Tat fleißig diskutieren. Vielleicht ist es aber auch genau anders herum?! ;)

    Auch wenn die Welt im Moment nicht so sein mag, wie sieht das in der Zukunft aus?


    Ich sehe die Dinge weder schwarz noch weiß, aber ich schaue doch sehr genau hin, und was ich da sehe, macht mir Sorgen für die Zukunft. Vor allem diese scheinbare Sorglosigkeit, mit der technischer Fortschritt so willig angenommen wird, ohne dabei auch an die Kehrseite zu denken, denn alles hat seinen Preis. Es ist nicht immer alles besser, nur weil es moderner, neuer, leichter, einfacher, verfügbarer usw. zu nutzen geht. So zu denken wäre in meinen Augen fahrlässig naiv.


    Wenn ich mir die Frage stelle, wohin die Reise der Fotografie (und nicht nur die) gehen mag, dann muß ich mir doch auch die Frage stellen, wer und was diese Reise maßgeblich(!) beeinflussen wird. In welcher Art und Weise, in welche Richtung und mit welchem Tempo das vonstatten geht.


    Andererseits war das bei einem manuell erstellten Composing bisher genauso. Die Software nimmt dem Bearbeiter zumindest nach meiner Vorstellung (kannte dieses Tool bis eben nicht und plane auch nicht es zu nutzen) nur das Handwerk ab, also das Ausschneiden, Einfügen, Überblenden, Helligkeit anpassen. Eine künstlerische Idee, einen Plan wo er mit dem Bild gerne hinmöchte, eion Gefühl das er damit ausdrücken möchte, braucht der Bearbeiter selbst ja trotzdem noch.

    Für uns erfahrene User hier mag das so gelten, ja. Die Werkzeuge ändern sich, arbeiten effizienter und machen uns das bisher gewohnte Leben damit leichter. Aber wie sieht das bei denen aus, die ohne diese Erfahrung von Anfang an mit dieser neuen Technik konfrontiert werden? Was lernen diese User denn, außer Software zu bedienen, die das Denken und Handeln übernimmt? Und was sollte Newbies/Einsteiger denn dazu bewegen, sich wie zu früheren Zeiten intensiv mit den Themengebieten der Fotografie auseinanderzusetzen, wenn doch klickiklick so einfach und schnell geht?


    An was sollen sich denn die Einsteiger orientieren, wenn nur noch das Erstellen von Schönheitsidealen Likes generieren kann? Warum sonst käme man auf die Idee, solche Apps, wie z.B. die oben verlinkten, überhaupt ins Leben zu rufen? Und machen wir uns da bitte nichts vor, in den sozialen Netzwerken, in der Werbung, im Fernsehen, im Film, überall wird visuell idealisiert, was die Software hergibt, einfach deshalb, weil es so leicht geht und weil es möglich ist!


    Das wir das hier etwas differenzierter sehen ist wenig überraschend, aber wir sind m.M.n. auch nicht repräsentativ, ich wünschte mir, es wäre so!



    Und gerade das Beispiel mit den Schalt- und Automatikfahrzeugen zeigt doch wie absurd manche vermeintlichen "basics" sind. Seit Generationen rühren gerade auch in unserem Land Menschen beim Autofahren in unterschiedlichen Getriebebedienelementen herum obwohl es überhaupt nicht nötig ist. Es hat auch keine bewusstseinerweiternde Wirkung und die Bilanz bei Effektivität und Fahrsicherheit ist schon lange negativ gegenüber den automatisch geschalteten Alternativen.

    Ja, diese Meinung wird vielfach vertreten und ist auch nachvollziehbar. Aber das ist mir zu einfach gedacht und ignoriert ein paar wesentliche Details. In dieser Entwicklung gehen einfach sehr viel potentielles Wissen und Kenntnisse verloren, weil das "learning by doing" inklusive "trial&error" immer weniger stattfindet.


    Ein konventionelles Fahrzeug (nehmen wir als Beispiel einen Jungtimer mit Handschaltung und ohne den ganzen Schnickschnack, der moderne Fahrzeuge auf der Straße hält! ) muß mit einem gewissen Knowhow bedient werden. Dieses Knowhow erlernt man nur in den Basics in der Fahrschule und erst im Laufe der Jahre, in denen man die verschiedensten Situationen durchlebt, erwirbt man sich die Fähigkeit, die Auswirkungen von Geschwindigkeit, Fliehkräften, Verzögerung, Haft- und Gleitreibung der Reifen, Drehmoment des Motors, Über- und Untersteuern, Aquaplaning einzuschätzen usw. usf.

    Ein hochmodernes Fahrzeug dagegen hat dermaßen viele Helferlein an Bord, dass man im Grunde genommen auch den größten Depp ans Steuer setzen könnte und dieser könnte Dank all der Bordsysteme problemlos rekordverdächtige Rundenzeiten auf einer Rennstrecke schaffen. Man bekommt doch gar nicht mehr mit, an welchem Punkt die Physik "ausgetrickst" wird und die Bordsysteme einem im wahrsten Sinne des Wortes den Allerwertesten retten. Naja, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wo jemand die Hilfssysteme einfach mal abschaltet ... ;)


    Es ist teilweise erschreckend zu sehen, wie schnell das geht, dass sich auch erfahrene Autofahrer dermaßen schnell daran gewöhnen, dass sie fast schon überfordert sind, wenn sie mal wieder in eine alte Kiste einsteigen und plötzlich wieder alles selbst machen müssen. Aber sie kriegen es noch hin, denn sie haben es ja mal gelernt. Newbies können auf einen solchen Erfahrungsschatz nicht zurückgreifen ...


    Jetzt könnte man natürlich argumentieren, dass all dieses bisher erworbene Wissen, das man quasi als Beiwerk automatisch mitgelernt hat, überbewertet sei, da es ja in einer modernen Welt mit modernen Fahrzeugen keine Notwendigkeit mehr dafür gäbe.


    Ist das wirklich so?


    Sorgt sich denn keiner darum, dass die sog. fortschrittliche Technik mit dem eben als beliebiges Beispiel genannten Verlust an Erfahrung und Wissen einhergeht, selbst wenn dieses Wissen "nur" Beiwerk ist/war?


    Echtes Wissen und Erfahrung ist einfach nicht gleichzusetzen (und schon gar nicht zu ersetzen) mit irgendeiner App, echtes Können und Erfahrung ebenfalls nicht. Wenn ich mir aber über nix mehr 'nen Kopp machen muß, weil die Technik einfach alles möglich macht, dann hat das Konsequenzen!

    Schon jetzt fragen z.B. viele Schüler, wozu noch dies und das (auswendig) lernern, wenn man doch alles easy way per klickiklck im Internet abrufen kann? Wozu noch etwas können, wenn wir uns immer mehr in eine Dienstleistungsgesellschaft verwandeln, nach dem Motto: jedes Problem lässt sich delegieren. Und wir sorgen ja auch fleißig dafür, dass das in vielen Bereichen gar nicht mehr anders geht. Eben weil die heiß geliebte moderne Technik schon überall drinsteckt und dabei derart kompliziert geworden ist, dass nur noch Fachleute, Spezialisten in der Lage sind, die Dinge wieder zum Laufen zu bringen. Und das wird immer schneller in diese Richtung weiter voranschreiten.


    Ich sehe diese zunehmende Abhängigkeit von funktionierender und verfügbarer Technik eben auch (nicht nur!) mit einer gewissen Skepsis und Sorge, u.a. aus den genannten Gründen. Ich meine, dass man auch bei aller Begeisterung über die Vorteile nicht die Augen davor verschließen sollte, dass alles einen Preis fordert, den man wenigstens kennen sollte. :smile:


    Da mischt du mir zu viel in einen Topf. Auch ein Bild, eine Malerei kann über enorme Authenizität verfügen, die manches Foto niemals bringen wird.

    Ja, richtig. Aber das sollte nur ein Beispiel für den Bereich Fotografie sein. Ob ich da etwas vermische oder nicht ist dabei unerheblich, denn um mich geht es nicht. Die Frage war und ist, wie andere mit diesen Dingen umgehen ... (und ist auch Thema des dazu verlinkten Threads ;) )


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    Was man wirklich kann und drauf hat, das kann jeder ganz leicht herausfinden: z.B. einfach mal eine alte Kamera schnappen, wo man noch wissen muß, wofür all die vielen Rädchen und Knöpfe wohl gut sein könnten und schauen, ob man damit zurecht kommt. Hier in diesem Forum traue ich das den meisten zu, da draußen bin ich weit weniger optimistisch, und das nicht nur im Bereich der Fotografie ... Ich kann für die Zukunft nur hoffen und jedem wünschen, dass es niemals zu einem Versagen von Technik kommt, wenn es wirklich darauf ankommt.


    Es gibt genug Überlegungen und fiktive Szenarien dazu, was zu erwarten ist, wenn man sich zu sehr von funktionierender Technik abhängig gemacht hat und dabei bereits Wissen und Erfahrung verloren gegangen sind (oder schon gar nicht mehr erworben wurden), und es dann zu einem Versagen dieser Technik kommt. Keines davon endet positiv ...


    Dabei geht es mir wie gesagt nicht um Schwarzmalerei, sondern nur darum, das Thema ernst zu nehmen und differenziert zu betrachten. :smile:




    Mit liebem Gruß

    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

    • Offizieller Beitrag

    Das ist spannend. Ja, klar, wenn man jemanden, der mit einem Smartphone sozialisiert ist, eine analoge Kamera in die Hand drückt, dann kann das sehr verwirrte Blicke nach sich ziehen. Selbst meine Kinder, die mein Hobby ja kennen, starren schwer irritiert auf die 'tote' Rückseite einer analogen Kamera. Aber ist das ein Problem? Ist es irgendwann ein Problem, wenn ein Kind auf einem id3 den Schein macht und einen handgeschalteten Verbrenner nicht mehr bedienen kann? Ich kann keine Pferdedroschke steuern. Und bei einem Patent-Motorwagen hätte ich auch arge Vorbehalte. Dass ich ohnehin darauf angewiesen bin, dass mein Auto und meine Kamera funktionieren und dass ich beides ebensowenig reparieren kann wie mein Smartphone, brauche ich wohl nicht zu betonen. The Times, they are changing.


    Zurück in die Nähe der Fotografie: es war die Rede von Authentizität, vom Foto im Gegensatz zu einem Bild. Da gehe ich nicht mit. Ein Smartphone ist ein Werkzeug. Ein ziemlich geniales sogar. Es demokratisiert - vielleicht in etwas vergröberter Form - Techniken, die vorher dem engagierten Amateur oder dem Profi vorbehalten waren. Was mit diesen Techniken gemacht wird, ist ein Spiegel der Gesellschaft. Ja, da muss man nicht über alles glücklich sein aber die bessere Sichtbarkeit bedeutet nicht, dass diese Träume und Selbstsichten ganz neu wären. Mag aber sein, dass das neue Werkzeug auch neue gesellschaftliche Entwicklungen gebiert. Wie sähe die Welt heute mit Pferdedroschken aus, statt Autos?


    Authentisch jedenfalls kann ein Bild in jedem Medium sein. Authentisch sind auch Bilder mit schiefem Horizont und Finger vor der Linse. Also geht's wohl um etwas anderes. Aber um was eigentlich. Was bereitet Dir denn solche Sorgen in Bezug auf die Zukunft der Fotografie?