Fotografie im Wandel?

    • Offizieller Beitrag

    Ja und der dann natürlich auch exakt Dein Fahrverhalten an den Tag gelegt hat

    Hatte ich doch geschrieben, er hat einen sehr sparsamen und defensiven Fahrstil, sogar sehr viel vorausschauender als ich selbst. Wir haben zudem ziemlich ähnliche Streckenprofile, da wir beide auf dem Land wohnen und etwa gleiche Wege zur Arbeit haben usw. Und wenn dann nach über 200tkm und selbst auf identischer, zeitgleich gefahrener Strecke bestimmte Verbräuche einfach nicht erreicht werden können, sprechen die Tatsachen eben für sich. Aber: Es gibt inkl. Facelift schon wieder zwei Nachfolgemodelle, ich werde demnächst wohl auch wieder umsteigen, also ist das wie gesagt ausdrücklich keine Aussage über die allerneuesten Automatiken.

    Also mein neues Auto verbraucht mit Automatik hochoffiziell 0,3 Liter weniger als handgeschaltet.

    Genau, das wird auch so sein. Die neuen Automatiken sind super effizient. Die der 90er und früher waren es aber nicht.


    Aber nu' is' mal gut damit. Fotografie!

    Ja, bitte. Ich finde den Vergleich ohnehin maximal hinkend. Die Kunst, ein Schaltgetriebe ordentlich zu fahren, ist angesichts der Elektrifizierung und der immer weiter fortschreitenden Autonomie ohnehin eine bedeutungslose und aussterbende. Nicht vergleichbar mit den Grundlagen der Fotografie. Und deshalb hatte ich auch einen anderen Vergleich für viel passender empfunden. Die Diskussion, die aus einem der Nebensätze in meinem Posting entsponnen wurde, können wir nur zu gerne beenden.


    Daher zurück zum Thema Zukunft und Wandel in der Fotografie:

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    Smartphone war gestern, VR-Brillen mit eingebauten Kameras sind die wahre Zukunft...:ugly:

  • Wie denkt Ihr darüber, in welcher Weise wird der technische Fortschritt die Person hinter der "Kamera" als auch die Fotografie als solche beeinflussen, das würde mich

    interessieren?!

    Ich habe mir nicht alle Beiträge komplett durchgelesen, aber was ich so beim querlesen mitgenommen habe, wurde bisher ein Aspekt der Fotografie, der sich sehr wandelt/gewandelt hat, noch gar nicht so richtig angesprochen, nämlich die "Haltbarkeit" der aufgenommenen Fotos.


    "Früher" hat man - egal ob Knipser oder Profi-Fotograf - ein Foto ausbelichtet und damit etwas physisches geschafffen.

    Auch damals gab es schon große Unterschiede was die Bildqualität betrifft, aber gut aufbewahrt hat man auch nach Jahrzehnten noch etwas zur Erinnerung/zum angucken. Ich habe aus dem Nachlass meiner Oma diverse Fotos, die über 100 Jahre alt sind. Schöne SW-Bilder auf Pappe, aufbewahrt in einem Album oder Schuhkarton sind was für die Ewigkeit.


    Seit es die Möglichkeit der digitalen Fotografie gibt, hat sich das drastisch geändert. Nur noch sehr wenige Fotos werden ausbelichtet/gedruckt oder finden ihren Weg in ein Fotobuch.


    Es gibt die Theorie, dass die Kinder/Jugendlichen von heute im Erwachsenenalter keine Kinterfotos von sich haben werden und ich vermute, dass das leider stimmen wird.


    Die wenigsten Digitalknipser machen sich darüber Gedanken, wie sie ihre Fotos anständig sichern. Durch Handywechsel- oder -verlust und Festplattenschäden werden im Laufe der Zeit nach und nach die Fotos der Vergangenheit gelöscht. Auch ist fraglich, wie sich die Datenformate in der Zukunft noch ändern werden. Gibt es in 50 Jahren überhaupt noch Anzeigegeräte für JPG oder irgendwelche herstellerspezifischen RAW-Formate?


    Und selbst wenn die Fotos schön ordentlich auf einem Datenträger gesichert sind, stellt sich die Frage, ob die Nachkommen diese überhaupt finden und nicht einfach komplett mit anderen nicht benötigten Gegenständen entsorgen.


    Wenn man wirklich etwas bleibendes Schaffen möchte, an dem man sich selber noch in vielen Jahren erfreuen kann, oder das man an seine Nachfahren weitergeben möchte, sollte sich jeder von uns darüber Gedanken machen. Ggf. sollte man befreundete Knipser auch einfach mal darauf ansprechen, ob sie denn die schönen Fotos ihrer Kinder nicht einfach mal ganz klassisch ausdrucken wollen ...

  • Es gibt in diesem Haltbarkeitsthema ja schon weitere Erkenntnisse.


    Wir haben Redundanz. Also die Möglichkeit unsere Bilder verzugslos zum Zweck der Sicherheit zu duplizieren. Jeder Nutzer einer cloud kommt in den Genuß dieser Technik.


    Wir haben nach wie vor physikalische Bilder. Sogar einfacher, schneller und preiswerter als zu analogen Zeiten. Jedes Mal wenn ich am Bilderautomaten stehe wundere ich mich welcher Andrang dort herrscht.

    Diese beiden Punkte allein, zusammen mit der deutlich gestiegenen/steigenden Bildermenge pro Familie sagen mir daß in absehbarer Zukunft (für mich überschaubar die Lebenszeit meiner Kinder) gegenüber der analogen Zeit kein Defizit entstehen wird.


    Unfälle durch Datenverlust wird es weiter geben. Die gab es analog aber auch. Apokalyptische Szenarien aus der Anfangszeit der Digitalfotgrafie können wir nun nach 20 Jahren als nicht sehr wahrscheinlich betrachten.


    Lesbare Formate. Das JPEG wird bald 30. Das war früher ein halbes Leben. Die schiere Anzahl an Daten in diesem Format, die seitdem und aktuell erzeugt wird, spricht gegen eine Obsoleszenz. Ich behaupte mal auch in 100 Jahren noch.


    Beim alten analogen Bildmaterial gibt es Alterung als Verfallsrisiko. Und es gibt weniger gängige Formate wie Dia und Negativ die nicht ohne technische Hilfsmittel sinnvoll verwendbar sind.


    Natürlich ist das alles nur meine Glaskugel aber ich mache mir Stand Ende 2019 wenig Sorgen im Hinblick auf Franks Thema - die Beeinflussung der Fotografie durch die neue Technik an dieser Stelle.


    Mir fällt gerade noch ein anderer Puunkt ein und das sind die vielen coolen Polaroids, die an so manch feucdhtfröhlichem Abend oder werweißwelchem Anlass entstanden. In meinem Umfeld hat kaum ein Bruchteil davon bis heute durchgehalten. Leider. Da wage ich mal eine leicht positivere Haltbarkeitsprognose für Handyknipsbilder. Selbst die Instaxdinger gibts heute mit Speicherkarte.

    Bilder


    Wir müssen alles erwarten. Auch das Gute.

    (Jo Schück, Aspekte)

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    • Offizieller Beitrag

    Wobei das letztgenannte in meinen Augen grober Unfug von Fuji ist. Entweder ich will ein Sofortbild - echt, analog - oder ich mache eins mit dem Handy und hols mir meinetwegen bei Rossmann aus dem Fotodrucker.


    Die Haltbarkeit von Daten ist in meinen Augen tatsächlich auch ein Thema, zunehmend aber nicht mehr aus technischen sondern aus Volumengründen. Das besondere Bild geht im Rauschen unter. Wer soll sich denn bitte meine zehntausende Bilder ansehen und das relevante ausfiltern, wenn ich es selbst nicht mache?

  • Seit es die Möglichkeit der digitalen Fotografie gibt, hat sich das drastisch geändert. Nur noch sehr wenige Fotos werden ausbelichtet/gedruckt oder finden ihren Weg in ein Fotobuch.

    Also wir machen verhältnismäßig viele Fotobücher und sehr viele Papierfotos. Gerade auch von der Familie lasse ich nach wie vor vieles ausdrucken. Beileibe nicht alle, aber es sind schon viele. Auch bei uns ist nicht alles irgendwo eingeklebt, sondern steckt in Klappalben oder tatsächlich in einer Kiste.


    Mein Sohn hatte sich zum 20. Geburtstag gewünscht, dass alle in der Familie ihm etwas schreiben und etwas schenken, was uns besonders am Herzen liegt. Das ganze hat er in eine wasserdichte Alu-Kiste getan und im Garten vergraben. Wenn er 50 wird, will er sich die Kiste wieder holen und seine "Zeitkapsel" öffnen. In dieser Kiste stecken auch jede Menge Fotos.

    • Offizieller Beitrag

    Ich sehe wie ihr die Entwicklung der Smartphones absolut positiv, im Grunde ermöglichen sie einer riesigen Menge von Leuten Bilder, die sie vorher nie machen konnten.

    Ja, das schon. Aber ich sehe in meinem persönlichen Umfeld: Handybilder haben im Durchschnitt ein extrem kurzes Leben.

    Aber ein Kern-Markt wird bestehen bleiben, denn das ist eben nicht nur ein reiner Hobby-Markt wie es vielleicht Modelleisenbahnen oder HiFi-Anlagen waren, da besteht ein konkreter Bedarf, der gedeckt werden muss.

    Ja, "nur" die Vielfalt geht verloren.

    Wir dürfen "Bildqualität" ja auch nicht immer nur so technisch definieren oder rein an Sensorgrößen festmachen.

    Ich sag' schon immer "Schärfe wird überschätzt." ;)

    Witzig, dass solche Sätze immer gerne als Einleitung dafür verwendet werden, dann aber genau das zu tun...

    :lol: Wie treffend.

    Die wenigsten Digitalknipser machen sich darüber Gedanken, wie sie ihre Fotos anständig sichern. Durch Handywechsel- oder -verlust und Festplattenschäden werden im Laufe der Zeit nach und nach die Fotos der Vergangenheit gelöscht.

    Es wird in vielen Fällen die Erinnerung gelöscht. Das war jetzt nur wenig verkürzt. Ich habe ein ziemlich dichtes Backup-Netz. Aber als es einmal wirklich gekracht hat, ist mir aufgefallen, dass nun plötzlich Kindheit und Jugend meiner Emnkel nicht mehr im Zugriff waren. Auch die unser Leben verändernden Urlaube waren weg. Wielange hält ein Bild in der Erinnerung unserer müden Gehirnzellen?


    Und trotz Backups: Würde ich gegen einen Autobus laufen, könnte meine Frau an die meisten Bilder nicht mal ran, von Bearbeitung oder Druck will ich gar nicht denken. Passwörter? Es ist schwierig, ihr die Bedienung des Passwortsafes zu erklären und im Gedächtnis zu halten, denn sie verwendet mich zur Bedienung, wenn irgend möglich. Das fängt schon beim Navi an. Sie hätte ernsthafte Probleme, unseren Saugroboter zu bedienen. Und auch die Heizung könnte sie nur mehr mit den alternativen Steuerelementen ein/aus und wärmer/kälter steuern. Gerade noch.


    In Summe gesehen, wird weder meine Website mit all den Familienbildern (einige zigtausend, schön nach Jahrgängen und Events strukturiert), noch meine anderen mehr als eine halbe Million Bilder überleben. Viele davon betreffen Aufträge, die später (für mich oder meine Familie) nicht von Bedeutung sind. Aber der Rest wäre großteils zumindest von persönlichem Interesse.

    Wenn man wirklich etwas bleibendes Schaffen möchte, an dem man sich selber noch in vielen Jahren erfreuen kann, oder das man an seine Nachfahren weitergeben möchte, sollte sich jeder von uns darüber Gedanken machen.

    Deshalb habe ich vor etwa zehn Jahren begonnen, viele der für uns wichtigen bzw. bedeutsamen Erlebnisse, Reisen etc. in Wort und Bild samt nötigen erläuternden Informationen in Büchern niederzulegen. Nur wer wird diese Bücher später aufbewahren? Wer wird drinnen schmökern. Wen wird, solange die Bücher überleben, das Interesse haben, wie seine/ihre Altvorderen gelebt, geliebt und gedacht haben? Ja, später vielleicht, jenseits der fünfzig. Da sind die Bücher möglicherweise schon auf einer Müllhalde vermodert.


    Ja, kurz ist das Leben, noch kürzer in unserer digitalen Welt. ;)

    Wir haben Redundanz. Also die Möglichkeit unsere Bilder verzugslos zum Zweck der Sicherheit zu duplizieren. Jeder Nutzer einer cloud kommt in den Genuß dieser Technik.

    Nett. Wirklich. Wie schon oben erwähnt: Meine Liebste würde die Cloud(s) nicht mal finden, würden sie sie in die Nase beissen. Und selbst wenn: Sie würde niemals den Zugang finden. Weil sie das heute nicht interessiert; sie hat ja mich. Dass sich das sehr schnell ändern kann, ja, das weiß sie schon. Aber "Jetzt kannst du mir schon noch helfen... Das geht viel schneller." *schluchz*

    gegenüber der analogen Zeit kein Defizit entstehen wird

    Dein Wort in meiner Nachkommen Gehörgang. Die würden heute wahrscheinlich auch die Schuhschachteln mit Familienfotos aus der vorvorigen Jahrhundertwende wegwerfen, weil sie sie nicht im Handy herumtragen können. Und als letztens ein Enkel (gerade erwachsen) sein Handy "kaputtiert" hat, ohne ein Backup zu haben, meinte er "Ja, schade. Aber was soll ich tun." Geld wäre ihm eine Rettung seiner Daten nicht wert. Also, schon, aber nur der WhatsApp-Daten. Damals hatte ich etwa Halsweite 75.

  • Meine Liebste würde die Cloud(s) nicht mal finden, würden sie sie in die Nase beissen. Und selbst wenn: Sie würde niemals den Zugang finden. Weil sie das heute nicht interessiert;

    Das erinnert mich an meine Oma und meine Mutter.

    Die hatten nie Zugang zu den familienüblichen Diatechniken.

    Wie Du schreibst - weil sie das nicht interessiert hat.


    "Ja, schade. Aber was soll ich tun."

    Respekt für eine derart lässige Haltung würde ich meinen.

    Es ist ihr Leben und es sind ihre Daten.

    Ich sage mir in solchen Fällen "lass Deine Kinder in Ruhe" ;)


    Die würden heute wahrscheinlich auch die Schuhschachteln mit Familienfotos aus der vorvorigen Jahrhundertwende wegwerfen

    Bei mir stehen noch etwa 1.000 Dias aus der vorigen und der Generation davor herum. Im Wesentlichen ein Albtraum für mich. Zumal ich der letzte Überlebenden meines ganzen Familienzweiges bin.

    Ist das besser?

    Das ist Verantwortung, Druck, Ballast. Wenn den Kram irgendwer vor mir weggeschmissen hätte ginge es mir heute wesentlich besser - auch wenn das ganz sicher eine kurze Halsphase provoziert hätte.


    Edit: ich bin durchaus der Ansicht hier nahe am Thema zu sein. Falls nicht bitte ich um gezielte Nachfrage!

    Bilder


    Wir müssen alles erwarten. Auch das Gute.

    (Jo Schück, Aspekte)

    2 Mal editiert, zuletzt von Axel ()

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe den Eindruck, wir driften etwas vom Thema ab. Frank, Picturehunter , wie geht es dir denn mit den letzten 3 Seiten Text hier im Thread? Wie weit sind wir von Deiner Fragestellung schon weg? :winke:

    • Offizieller Beitrag

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    Ein verschwitzter Robin Wong schlägt den Bogen zwischen diesem Thread und dem 'Weltmarkt-Thread'. Könnte man meinen.

  • Picturehunter , wie geht es dir denn mit den letzten 3 Seiten Text hier im Thread? Wie weit sind wir von Deiner Fragestellung schon weg? :winke:


    Mir geht es richtig gut mit diesem Thread, Stefan! :daumenhoch:

    Ich habe die letzten Beiträge aufmerksam verfolgt, mich jedoch zurückgehalten, um nicht zu sehr in einzelnen Details zu kreisen. Was mich richtig freut, ist, dass das Thema als solches von Interesse ist und viele interessante Meinungen als auch Aspekte zusammengekommen sind, jedoch ohne Standpunkte verbissen zu verteidigen. Es macht richtig Spaß zu erleben, dass solche Threads heutzutage auch friedlich, mit Respekt und Toleranz geführt werden können. In diesem Forum habe ich das auch gar nicht anders erwartet, leider ist diese Gesprächskultur ausserhalb unseres "dft-Wohnzimmers" alles andere als selbstverständlich, schon alleine deshalb möchte ich mich bei Euch allen für die vielen gehaltvollen Beiträge bedanken und auch dafür, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, darüber zu schreiben und zu diskutieren! :daumenhoch: :smile:


    Inzwischen ist der Thread an einem Punkt, wo ich mir wünschen würde, man könnte dies im Rahmen eines Stammtisch-Beisammenseins fortführen, da sind so viele Punkte, auf die ich gerne im Detail weiter eingehen würde, was im direkten Gespräch sehr viel leichter möglich wäre, als wenn man hier Antworten schreibt, mit zig zitierten Passagen aus unzähligen Beiträgen, die dann irgendwann unübersichtlich werden. :smile:


    Ein paar Punkte möchte ich dennoch gerne aufgreifen:

    Bild vs. Foto, Authentizität vs. Virtualität, genau das sind die Themen, die damit einhergehen. Es ist vor allem der Umgang damit, die Vermischung von beidem und auch das Potential der Täuschung.

    Und das ist auch Thema dieses Threads ==>> Bild oder Fotografie

    Mir ging es darum, diese Begriffe mal zu hinterfragen und auch miteinander zu vergleichen. Das bedeutet aber nicht, dass das eine das andere ausschließt (oder dass ich das meinen würde.) Eigentlich müßte man das Thema weiter im verlinkten Nachbarthread diskutieren, dort würden auch die Beiträge und Beispiele von le spationaute gut passen. ;)


    Was bereitet Dir denn solche Sorgen in Bezug auf die Zukunft der Fotografie?


    Ich sehe das nicht so pessimistisch, denn ...


    Für mich selbst habe ich keine Sorgen, auch sehe ich die Dinge keinesfalls pessimistisch. Aber ich bin kritisch im Umgang damit und die Erfahrung lehrt einen, dass die Dinge immer 2 Seiten haben, die eine, die einem gefällt, die andere, die man dabei gerne mal "übersieht". Aber um mich soll es ja auch gar nicht gehen, sondern darum, wie sich die Dinge allgemein wohl entwickeln werden, wenn sich die Voraussetzungen weiter so rasant verändern. Wir hier beurteilen die diese Dinge natürlich vornehmlich aus der "Ich- Perspektive", das wird aus den Beiträgen deutlich. Aber wir haben eben auch andere Voraussetzungen, als z.B. diejenigen, die zukünftig in das Thema Fotografie einsteigen. Und genau da kommt für mich der Begriff "Niederschwelligkeit" maßgeblich mit ins Spiel. Es ist einfach ein himmelweiter Unterschied, ob man von einer Technik in eine neue Technik hinein wächst oder ob man von Anfang an ausschließlich mit neuer Technik konfrontiert wird. Und genau da sehe ich auch die Gefahr, dass Wissen verloren geht, das zwar für die Sache selbst nicht mehr notwendig sein mag (eben weil die Technik einem da vieles abnimmt), das aber deshalb noch lange nicht unnötig oder gar überflüssig ist.


    Ich hatte Anfangs das Beispiel Jungtimer vs. modernes KFZ gebracht. Ich wollte damit aufzeigen, dass es für den Jungtimerfahrer ein Leichtes ist, ein modernes Fahrzeug zu bedienen, umgekehrt jedoch ist es nicht so leicht. Warum? Weil derjenige, der nur das moderne KFZ beherrscht, keine Ahnung hat, wie man kuppelt, mit Zwischengas rauf- und runterschaltet, daß so ein alter Motor nur über ein schmales Drehzahlband sein Drehmoment abliefert, weder ESP noch DSC noch XYZ dafür sorgen, dass die Räder beim Anfahren nicht den Grip verlieren und durch gezieltes Abbremsen einzelner Räder der Wagen auch in zu hohen Kurvengeschwindigkeiten auf der Straße bleibt. Die Liste könnte man noch ewig weiterführen ...


    Sicherlich kann man jetzt argumentieren, dass das ja auch kein Problem sei, weil ja nicht zu erwarten ist, dass dieser Fall eintritt. Und genau an diesem Punkt sehe ich das Problem. Natürlich kann z.B. ein junger Fahranfänger mit einem modernen Fahrzeug rumfahren und bestens klarkommen. Aber ist dieser Person überhaupt bewußt, dass es nicht die fahrerischen Künste sind, die den 2t Schlitten so geschmeidig bewegen, sondern dass das in erster Linie den unzähligen "Helferlein" zu verdanken ist, die das möglich machen? Für den reinen Fahrbetrieb ist das natürlich kein Problem, aber was dabei mit großer Wahrscheinlichkeit auf der Strecke bleibt, ist das Bewußtsein für Bremsweg, Massenträgheit, Querbeschleunigung/Fliehkräfte, Schlupf, Drehmoment u.v.m. Wie weit kommt wohl so Jemand, wenn ich per Knopfdruck alle "Helferlein" einfach mal abschalten würde?


    Bitte sucht jetzt nicht nach den Fehlern und Hinkebeinen in diesem Vergleich, darum geht es nicht! Es geht mir um das Prinzipielle daran. Darum, dass so Jemand sich einfach über diesen Umstand im Klaren sein sollte (viele meinen, sie seien Schuhmacher persönlich, weil sie so fix unterwegs sind - das ist oft ein riesiger Irrtum). Und ich halte es für ausgesprochen wichtig, dass man sich dessen bewußt ist bzw. einem das bewußt gemacht wird! Und ich halte es für noch wichtiger, dass man solches Wissen und Erfahrungen erlangen kann, indem man einfach mal die Gimmicks abschaltet!


    Dabei muß man sicherlich nicht unbedingt bis in die Steinzeit zurückgehen und das Rad nochmal erfinden, das sicherlich nicht. Aber es findet derzeit ein technologischer Umbruch statt, der m.M.n. noch weitaus extremer ist, als z.B. der Wandel von analog zu digital. Zukünftige Technologie wird zunehmend darauf ausgerichtet sein, dem Menschen nicht nur das Leben zu erleichtern, sondern sie wird aus vielerlei Gründen den Menschen auch als potentielle Fehlerquelle in den Hintergrund drängen, einfach deshalb, weil die Komplexität und die damit einhergehenden Anforderungen so groß werden, dass der einzelne da gar nicht mehr mitkommt. Wir geben die Kontrolle gezwungenermaßen immer weiter an die Technik ab. Als Beispiel muß man sich nur mal anschauen, wie sich das Thema Mobilität entwickeln wird. Noch ist es so, dass wir die Technik bedienen, kontrollieren, uns quasi bei vielen Aufgaben unterstützen lassen. Aber ... genau das wird sich ändern. Die Systeme werden zunehmend automatisiert und vernetzt sein und dabei werden Menschen dann bestenfalls noch überwachen, wenn überhaupt. Wenn man sich in die Zukunftsvisionen zum Thema KI und Robotik einliest, dem schlackern einem schon heute die Ohren und der "Spaß" fängt gerade erst an. Schon heute sitzen viele Piloten in Flugzeugen, die selber sagen, dass der Bordcomputer ohne weiteres in der Lage wäre, den gesamten Flugvorgang selbsttätig auszuführen. Und die vielen Rechnersysteme, fly by wire usw. machen es möglich. Man könnte auch sagen: (noch) bedienen Piloten diese Computer, die tatsächlich das Flugzeug fliegen. Bei den Autos, Zügen, LKWs, Schiffen usw. ist es nicht anders, der Trend geht eindeutig dahin, das alles vollkommen zu automatisieren.


    Zurück zur Fotografie:

    Wenn die allgemeine Denke irgendwann tatsächlich so sein sollte, dass nur das Ergebnis zählt, also das fertige Foto/Bild, dann wird Niederschwelligkeit definitiv ein Thema sein. Wenn sich jeder Smartphone Nutzer (also Laien, Newbies) für einen Top Fotografen hält, nur weil man auf Knopfdruck per KI Algorithmen usw. irgendwelche Styles und Looks erzwingen kann, ganz gleich, wie grottig das tatsächliche Bild auch sein mag, dann ist alleine schon diese verzerrte Sicht der Dinge ein Problem. Ein Problem auch deshalb, weil die zu erwartende Zielgruppe das auch nicht weiter hinterfragen dürfte. Keiner kennt dann noch den Unterschied zu einer echten und "realistischen" Darstellung, dann zählen nur noch (verzerrte) Erwartungshaltungen, Trends, Moden, was auch immer. Ist doch heute schon so, dass Social Media Bilder allesamt eine völlig verzerrte Darstellung der Wirklichkeit bieten. Mit all den irrsinnigen Folgen, die das dann haben kann (magersüchtige Size 0 Trends, Kinder, die meinen, es gäbe lila Kühe usw. usw. usw.).


    Das alles erinnert mich an Fertiggerichte: die können schmecken und ihren Zweck als Nahrungsmittel erfüllen, ja. Aber mit Kochen und dem Verständnis für die Zutaten und deren Zubereitung hat das so gar nichts zu tun. Oder Malen nach Zahlen, kann auch funktionieren und an Niederschwelligkeit gewöhnte Massen könnten damit vollauf zufrieden sein. Aber mit echtem Malen hat das nichts zu tun, diese Künste sind etwas ganz anderes.


    Könnt Ihr verstehen, worauf ich hinaus will? Mir fehlt in der Entwicklung der Fotografie der Teil, wo die modernen Helferlein einfach mal nicht zur Verfügung stehen, damit sie, die Newbies(!), die Chance haben, sehen zu lernen!!!, damit sie überhaupt erfahren, was sie alles nicht wissen, was aber für das Verständnis sämtlicher Aspekte der Bilderstellung von Bedeutung ist. Und auch hier muß man nicht unbedingt bis in die Steinzeit zurückgehen und mit der Großformatkamera ankommen und analoge Filme entwickeln. Aber ich habe ernsthaft Zweifel daran, dass "intelligente Smartkameras" gepaart mit der damit einhergehenden Niederschwelligkeit dazu animieren, dass sich jemand "freiwillig" mit Basics beschäftigen wird, die angeblich von gestern sind und die man auch nicht zu brauchen meint oder überhaupt nicht kennt.


    Diese immer weiter zunehmende Abhängigkeit von funktionierender und verfügbarer Technik in Kombination mit immer mehr verloren gehendem Wissen, DAS ist das Thema, das mich beschäftigt. Da passiert gerade sehr viel mehr, als nur der Schritt vom Planwagen zum aktuellen SUV und moderne und zukünftige Smartphone-Kameras sind nicht einfach nur eine simple Weiterentwicklung der DSLR ...




    Auch das Thema "Qualität" von Bildern/Fotos und die Frage, was macht man eigentlich mit all den Bildern, wurde angesprochen. Früher, wo man noch Filme kaufen und entwickeln (lassen) mußte, hat man sich gut überlegt, ob und bei welcher Gelegenheit man den Auslöser drückt. Niemand aus diesen Zeiten wird sich vorgestellt haben, dass die ganze Welt mittlerweile von Bildern regelrecht überflutet wird, und das jeden Tag! 2017 waren es angeblich weit über 1,2 Billionen(!), das ist völlig irre. Auch hier dürfte Niederschwelligkeit maßgeblich verantwortlich sein, dazu die vielen Social Media Kanäle, wo man das meiste davon abladen kann.


    Nun bedeutet das nicht zwangsläufig, dass Quantität Qualität ausschließt. Aber bisher war es so, dass man für ordentliche und anspruchsvolle Bilder entweder das Fotografieren gelernt hat oder man hat es jemanden machen lassen, der es kann. Aber heute ist die Verfügbarkeit von Smartphone-Kameras allgegenwärtig, die Hemmschwelle, den Auslöser zu drücken, gleich 0, der Anspruch ..., naja. Zumindest konnte ein Kennerblick bisher noch ganz gut unterscheiden, ob hier ein Profi oder ein Knipser sein Werk vollbracht hat (bitte nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen). Doch mittlerweile und erst recht zukünftig wird das nicht mehr so einfach sein, die Technik wird diese Unterschiede weiter zusammenzuschmelzen.


    Bildaufbau/Bildkomposition, Lichtführung, Perspektive, die Wahl der Brennweite, Schärfe/Unschärfe usw., lässt sich (noch) nicht ersetzen/automatisieren, das muß/sollte man immer noch beherrschen.

    Wir hier wissen das, wir hier achten auf solche Dinge, wir hier legen Wert auf diese Dinge, wir hier haben den Umgang damit gelernt. Wir hier ... aber tun das die da draußen auch? Die, die die künftige Richtung vorgeben, die Zielgruppe technischer Innovationen sind, die große "Herde", die maßgeblich und repräsentativ die Zukunft der Fotografie bestimmen wird?


    Ja, ich übertreibe absichtlich, dies soll aber nur dazu dienen, das Problem besser sichtbar zu machen, um das es mir geht ... ;)




    Neulich habe ich eine Reportage verfolgt, wo es darum ging, sich mit dem Helikopter so weit wie möglich auf einen zu erklimmenden Berg bringen zu lassen. Am Ende war es dann irgendein Basislager, relativ nah des Gipfels. Dank der Träger, die sich mit dem ganzen Gepäck abmühten, war es den meisten Teilnehmern möglich, auch untrainiert den Gipfel zu erklimmen. Wenn man sagt, dass nur das Ergebnis zählt, dann reicht es, durch technische Hilfsmittel direkt den Gipfel zu erreichen. Siegerpose, Selfie davon und schon ist man ein Bergbezwinger.


    Für mich wäre das nichts, das Erreichen des Gipfels wäre für mich nur die Motivation, den Weg dorthin zu bestreiten. Das eigentlich Ziel aber wäre es, den Weg nach oben selbst zu erklimmen. Dabei geht es eben nicht um Effizienz und Geschwindigkeit, sondern das hat für mich sehr viel mit Entschleunigung, Achtsamkeit und dem Erleben der Natur zu tun. Ich weiß genau, was ich ansonsten verpassen würde, und genau darum täte es mir leid, wenn sowas zukünftig alles keine Rolle mehr spielen mag, nur weil es nicht mehr notwendig ist, um einen Gipfel zu erreichen. Deshalb mag ich auch meinen Jungtimer, wo ich noch vieles selber machen muß, deshalb mag ich meine alte Kamera, wo ich noch vieles können und wissen muß, deshalb schätze ich bis heute, dass ich auch schon zu Zeiten meiner Ausbildung noch mit Fertigkeiten konfrontiert wurde, die mir bis heute sehr nützlich sind, trotz allen Fortschritts. Wenn ich einen Knopf drücke oder einen Hebel bediene, dann weiß ich i.d.R., was da im Hintergrund passiert, und ich kenne den Wert, den dieses Wissen und das Verständnis für Zusammenhänge hat. Leider geht das mit jeder neuen Generation, die ausschließlich auf Technik setzt, immer mehr verloren, zugunsten einer immer weiter fortschreitenden Abhängigkeit von funktionierender Technik. Schaltet nur mal einen Tag lang den Strom ab, dann wird klar, was ich meine. Und es erschreckt mich schon ein wenig, dass das kaum jemanden zu kümmern scheint ....



    Ein Letztes noch:

    Ich frage immer wieder mal andere Menschen, warum sie eigentlich fotografieren. Die meisten antworten, weil es ihnen Spaß macht, Erinnerungen konservieren, schöne Bilder mit nach Hause nehmen usw. Aber das ist nicht alles, da gibt es meist eine Ebene, die weit wichtigere Gründe hat, eine Ebene, die mit dem Bildersteller selbst zu tun hat, dessen Werke immer auch ein Stück weit ein Spiegelbild seiner selbst sind. Für mich ist daher bewußtes und achtsames Fotografieren ein wichtiger Teil der Fotografie. Ich weiß nicht, wie das mit Smartphone-Knipsiknipsi im Kontext der Niederschwelligkeit ausschaut, weil ich das nicht mache. Aber ich weiß, wofür es sich lohnt, sich Zeit zu nehmen, wofür es oftmals auch gut sein kann, vom schweren Stativ und der klobigen DSLR "ausgebremst" zu werden. Aber ich gucke beim Bahnfahren auch aus dem Fenster und bekomme die Landschaft mit, anstatt wie so viele die ganze Zeit nur mit dem Smartphone/Tablet zugange zu sein. Naja, vielleicht versteht Ihr, was ich meine ... :smile:





    Sorry für den langen Text

    Mit liebem Gruß

    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

    • Offizieller Beitrag

    Hier die Unmittelbarkeit (z. B. einer DSLR), dort die Niederschwelligkeit (des Smartphones): Ja, das erscheint als spannendes Duell. Aber ist es das wirklich?


    Wie viele Menschen haben sich vor 20 Jahren, vor dem Boom der digitalen Aufnahmetechniken mit Fotografie beschäftigt? Also jenseits davon, 5 mal im Jahr eine Kleinbildfilmkapsel hinten in die Zoomzoomknipskiste reinzufummeln. Ich behaupte, es waren weit weniger Leute als heute.


    Ich glaube, wir dürfen nicht zu schwarz-weiss sehen. Das niederschwellige Smartphone hat sein Eigenleben, klar! Und wie! Aber es generiert auch das Interesse und den Forscherdrang, zu den Wurzeln der Fotografie weiterzugehen.


    Das Smartphone demokratisiert und revolutioniert in Bezug auf die Fotografie die Möglichkeit ganzer Gesellschaften, einfach bessere und besser aussehende Bilder zu machen. Dieser Prozess läuft auf Hochtouren und ist noch nicht abgeschlossen. Aber hat das nicht die digitale Fotografie auch schon getan? Und hat nicht die digitale Fotografie nach wie vor das Bestreben, genau das weiterzutreiben? Um was - ausser Gewinnabsichten - geht es denn bei spiegellosen Kameras? Um Vereinfachung, um den direkteren Weg zum fertigen Bild, um weniger Fehlerquellen, mehr Automatisierung. Es geht um die selben Attribute wie auch beim Smartphone.


    Das Smartphone generiert Interesse am Medium Fotografie. Und das mit einer Breitenwirkung, gegen die sich der Einfluß von Consumerkameras in den 70er bis 90er Jahren des 20. Jahrhunderts geradezu lächerlich ausnimmt. Auch damals war es ein großer Schritt von der Zoomzoomkiste zu einer 'echten' Kamera. Ich behaupte, er war nicht kleiner als heute.

  • dass die ganze Welt mittlerweile von Bildern regelrecht überflutet wird, und das jeden Tag! 2017 waren es angeblich weit über 1,2 Billionen(!), das ist völlig irre.

    Das ist zunächst nur eine Zahl. Um die einordnen zu können fehlt mir eine Bezugsgröße. Seit meiner Geburt hat sich die Anzahl von Menschen auf unserem Planeten verdoppelt. Wenn ich mein Soll-Verfallsdatum erreiche wächst die Menschenmenge in dieser Zeit noch einmal um die gleiche Menge wie im vergangenen halben Jahrhundert.

    Also von etwa 3 Milliarden über 6 auf 9 Milliarden.

    Ich hab die weltweiten Filmverkaufszahlen aus den 70er/90ern nicht griffbereit aber es war eine ähnlich erschlagende Größe in ihrer absoluten Zahl.


    Mal 2 (Anzahl Menschen) plus Digital-/Internetbonus ergibt sich dann erst das rundere Bild.


    Ich habe ein paar Jahre Foto-AGs mit Grundschülern gemacht und beobachte auch meine eigenen nun erwachsenen Kinder.

    Das fotografische Sehen selbst ist nach meiner Erfahrung absolut unabhängig vom verwendeten Gerät. Im Gegenteil -

    oft hat die zu komplizierte Bedienung das Zustandekommen eines wirklich guten Kinderbildes beeinflusst oder behindert.

    Aus dieser Sicht kann eine Kamera gar nicht einfach genug sein.


    Und dahin entwickelt sich doch auch der Markt. Ich würde den Kreis nicht zu weit ziehen und an dieser Stelle auf Milkakühe und soziale Medien ausdehnen. Ja, da ist alles so aber ohne die von mir oben angerissenen Bezugsgrößen verzerrt es das Bild in Richtung Klischee. Da stimmen dann gleich andere Dinge wieder nicht. Auch hierfür nur ein Beispiel: wie jeder auch immer zur Verbreitung von Smartphones unter Kindern/Jugendlichen stehen mag - die Technik erledigt hier auch einen sozialen Dienst indem sie die Möglichkeit zur Anwendung von fotografischen Methoden quasi kostenlos zur Verfügung stellt.


    Mir gefällt der Begriff "niederschwellig" in diesem Kontext nicht. Er befördert ein Klischee das etwa lautet daß vor Allem triviale Aktivitäten eine Perspektive hätten sich in der Breite durchzusetzten. So etwas mag marktforschungstechnisch noch durchgehen. Für die Betrachtung unseres Themas hier fördert es den Einzug einer unerwünschten Beliebigkeit als Urteilskriterium.

  • Ich bin auch einer der Dinosaurier, hab "Unscharf maskieren" noch auf

    dem Filmbelichter in analog gemacht, was heute einen Klick braucht.


    Ganz sicher habe ich mittlerweile mehr über Fotografie vergessen als

    man heute als Anfänger noch lernen kann.


    Es macht immer wieder sprachlos mit welch geringen Skillsets manche

    Leute sich trauen Fotografie gegen Geld anzubieten, wie sehr auf Kante

    genäht die ihre Jobs machen.


    Anders herum ist das ein wenig der Geist des Punk in seiner Aufbruchzeit:

    Egal was, Hauptsache man machte überhaupt irgendwas.


    Ja klar, das Smartphone ist niederschwellig, und die Ergebnisse sind

    schnell im Netz. Ein wenig wie das gesprochene Wort. Sobald es den Mund

    verlassen hat, kann man es nicht mehr zurückholen (das Netz vergisst nichts),

    aber es verblasst schnell in der Erinnerung der Menschen.


    Gebrauchsfotografie, vielleicht sogar Verbrauchsfotografie.


    Kaum etwas davon schafft den Sprung aus dem Netz auf die Wand.


    Oder wenigstens in einen Bilderrahmen auf dem Schreibtisch.


    Und an der Stelle lehne ich mich entspannt zurück.

  • Mit allem Respekt, je mehr ich hier lese, desto weniger verstehe ich, worum es eigentlch geht. Lasst mich bitte deshalb ein bisschen böse und frech sein. Mein Verdacht:

    #1

    "Schöpferische Krise"

    #2

    Statusverlust: es ist nicht mehr so cool wie früher, mit einer (D)SLR Bilder zu machen (und nicht mal eine spiegellose hilft) und, noch schlimmer, die technisch perfekten Bilder interessieren niemanden mehr.


    @1

    Kommt vor. Nur los lassen und die Inspiration kommt wieder.

    @2

    Wir Armen... Solch ein Pech gehabt...

  • Inzwischen ist der Thread an einem Punkt, wo ich mir wünschen würde, man könnte dies im Rahmen eines Stammtisch-Beisammenseins fortführen, da sind so viele Punkte, auf die ich gerne im Detail weiter eingehen würde, was im direkten Gespräch sehr viel leichter möglich wäre, als wenn man hier Antworten schreibt

    Für mich ergibt sich aus daex s Antwort und Franks Erkenntnis der Vorschlag ob wir das vielleicht mal wirklich, zumindest hier im norddeutschen Raum, in die Tat umsetzen?

    • Offizieller Beitrag

    Inzwischen ist der Thread an einem Punkt, wo ich mir wünschen würde, man könnte dies im Rahmen eines Stammtisch-Beisammenseins fortführen, da sind so viele Punkte, auf die ich gerne im Detail weiter eingehen würde, was im direkten Gespräch sehr viel leichter möglich wäre, als wenn man hier Antworten schreibt, mit zig zitierten Passagen aus unzähligen Beiträgen, die dann irgendwann unübersichtlich werden.

    Ja, auch ich würde mir das wünschen. Leider bin ich geografische gute zehn Fahrstunden von euch entfernt...

    Sicherlich kann man jetzt argumentieren, dass das ja auch kein Problem sei, weil ja nicht zu erwarten ist, dass dieser Fall eintritt.

    Gut gemeinter Irrglaube. Algorithmen werden entwickelt, um zu helfen, wenn der Fall eintritt. Und er tritt ein, nur wann ist die Frage.

    Und ich halte es für ausgesprochen wichtig, dass man sich dessen bewußt ist bzw. einem das bewußt gemacht wird!

    Das ist aus meiner Sicht das Kernproblem.

    Wenn sich jeder Smartphone Nutzer (also Laien, Newbies) für einen Top Fotografen hält, nur weil man auf Knopfdruck per KI Algorithmen usw. irgendwelche Styles und Looks erzwingen kann, ganz gleich, wie grottig das tatsächliche Bild auch sein mag, dann ist alleine schon diese verzerrte Sicht der Dinge ein Problem.

    Die verzerrte Sicht ist schon deshalb ein Problem, weil sie unsere Wahrnehmung schon lange im täglichen Leben erreicht hat. Nicht fotografisch, sondern generell, über alle Lebensfelder hinweg.

    Ein Problem auch deshalb, weil die zu erwartende Zielgruppe das auch nicht weiter hinterfragen dürfte.

    Das zweite Kernproblem. Hinterfragt werden heute nicht mal mehr Nachrichten oder andere Informationen und "Informationen".

    Mir fehlt in der Entwicklung der Fotografie der Teil, wo die modernen Helferlein einfach mal nicht zur Verfügung stehen, damit sie, die Newbies(!), die Chance haben, sehen zu lernen!!!,

    Die Möglichkeit hast du, sogar auf denn meisten Smartphones. Nur tut es kaum jemand.


    Und "Sehen lernen", der Titel meines meistbelegten Workshops in früheren Jahren, kannst du mit jedem Werkzeug. Mit Smartphone, Kompaktkamera oder DSLR/DSLM. Da geht es nicht um Technik, nicht mal um "bessere" Farben etc., sondern um die Schulung des Gehirns, Motive überhaupt zu erkennen. Und sehr viel auch um Bildgestaltung.

    Für mich ergibt sich aus daex s Antwort und Franks Erkenntnis der Vorschlag ob wir das vielleicht mal wirklich, zumindest hier im norddeutschen Raum, in die Tat umsetzen?

    Schade, dass ich das nicht miterleben kann.

  • Geht dieses Wissen nicht schon seit Jahrhunderten mit jeder technischen Weiterentwicklung verloren?


    Wer kann denn hier noch die grundlegenden Handwerke, wer hat das Wissen, wie man sich im Zweifel selbst versorgt, wie man Nutztiere hält......


    Das ist doch letztlich eine Fortschreitende Entwicklung, die so lange anhält, wie es die Menschheit gibt.


    Ich sorge mich eher um die Menschen, die nicht (mehr) mit der Zeit gehen und zunehmend Probleme bekommen sich im Leben und der sie umgebenden Wirklichkeit zurechtzufinden.


    Ich denke zudem nicht, dass da wissen verloren geht. Wer dieses Wissen benötigt, kann es so einfach wie niemals zuvor nachschlagen und sich aneignen. Wenn man das Wissen aber nicht benötigt, kann man sich in dem vertiefen, was man wirklich benötigt.


    Da habe ich sogar ein fotografisches Beispiel aus dem beruflichen Alltag.

    In unserem Unternehmen müssen die einen Kollegen Bilder von Wohnwagen und Wohnmobilen machen. Sowohl von innen und außen für Verkaufsplattformen als auch Detailaufnahmen unter schwierigen Belichtungssituationen.


    Insbesondere bei den Innenaufnahmen ist das fotografisch eine echte Herausforderung, da es im Wagen im Gegensatz zu außen vergleichsweise dunkel ist.

    Entweder baut man in dem engen Raum einen Haufen Licht auf oder man dunkelt die Fenster ab. In jedem Fall musste man einigen Aufwand betreiben, bis man akzeptable Bilder erhalten hat.


    Heute schicke ich eine fast schon beliebige Person mit einem modernen Smartphone, in dem Falle ist es meist ein S10 in den Wagen und bekomme für den Zweck hervorragende Bilder für die ich sonst einen Heidenaufwand hätte betreiben müssen.

    Einfach so aus der Hand geschossen.


    Wir haben mittlerweile die komplette Dokumentation auf Smartphones umgestellt, weil wir damit mit vergleichsweise minimalem Aufwand zu einem besseren Ergebnis kommen und müssen dafür nicht den fotografierenden Mitarbeitern die Grundlagen der Fotografie beibringen.


    Das mag zwar für den Fotografie-affinen Menschen interessant sein, aber fürs Leben nicht weniger wichtig wie detailliertes Wissen über die Funktion der Spülmaschine.

  • Statusverlust: es ist nicht mehr so cool wie früher, mit einer (D)SLR Bilder zu machen (und nicht mal eine spiegellose hilft) und, noch schlimmer, die technisch perfekten Bilder interessieren niemanden mehr.

    Ja, das ist bei einigen Jammerthreads ganz sicher die Angst vor Statusverlust.

    Das sind dann aber meist auch die Leute, die sich vorher schon eher am Besitz

    des Fotogeräts als an den Ergebnissen daraus delektiert hatten.


    Daß technisch perfekte Bilder nicht mehr interessieren kann ich nicht bestätigen.

    Es ist eher so, daß kaum jemand heute Bilder lesen kann.

    (Die Frage ob das früher anders war öffnet die Büchse der Pandora)


    Wer an Glutamat gewöhnt ist, wird Schwierigkeiten haben Lorbeer,

    Trüffel, Safran (...) aus einem Essen herauszuschmecken.


    Viele kennen das nicht einmal, geschweige denn, daß sie es schmecken können.


    Andererseits war es immer schon so daß ein wirklich gut eingesetzter Effekt sich

    dadurch auszeichnete, daß er den Betrachter nicht sofort ansprang.


    Das untere Bild frisst jeder sofort als Weintrinker in der Abendsonne:

    sunnynotsunny.jpg


    Aber an dem Tag hat es nur geregnet.


    Von dem Bild sagt jeder der nur das Bild sieht, daß er das auch hätte

    machen können, was ist schon dabei, drei Leute in der Sonne.....


    Ich lebe schon lange damit, daß meine Arbeit nur dann richtig eingeschätzt

    wird, wenn gleichzeitig jemand anders parallel am gleichen Motiv zu Gange

    ist und die Bilder verglichen werden können.


    Auf Hochzeiten bin ich glücklich über jeden Onkel Bob, der mit seiner

    fetten DSLR und den teuersten Objektiven über meine Schulter knipst.


    Nachher kennen alle den Unterschied. Mein wesentliches Problem ist

    den vorher zu vermitteln, damit ich überhaupt gebucht werde.

  • man könnte dies im Rahmen eines Stammtisch-Beisammenseins fortführen

    der Vorschlag ob wir das vielleicht mal wirklich, zumindest hier im norddeutschen Raum, in die Tat umsetzen?

    Ihr spricht mir aus der Seele! :cheers:

    (Ich wäre aber dafür, dass wir zuerst den Weihnachtsstress und -Abwesenheiten hinter uns lassen...)


    VisualPursuit :

    Danke für die treffenden und guten Beispielbilder. Die hast Du schon gezeigt und ich kann mich noch erinnern. Zwar scheint es mir, dass die Schatten und der Reflex auf der Wand rechts unmöglich von der Sonne kommen können bzw. sind sie im Raum so verteilt, dass die Lichtquelle zu nah am Fenster sein musste. Das sehe ich aber auch erst auf den zweiten blick.


    Es ist eher so, daß kaum jemand heute Bilder lesen kann.

    (Die Frage ob das früher anders war öffnet die Büchse der Pandora)

    :daumenhoch:

    Und eigentlich keine Pandora-Büchse. Ich fand bisher noch gar keine Anzeichen dafür, dass man früher die Bilder besser lesen konnte.