Pentax bekennt sich zur DSLR

Ich persönlich finde das als OVF-Fan sehr sympathisch und ich hoffe, Pentax hat mit dieser Strategie nachhaltigen Erfolg in dem Sinne, dass sie sich in ihrer Nische dauerhaft behaupten können.

(Natürlich ist allen klar, dass dieses Bekenntnis auch darin begründet ist, dass Pentax momentan wohl auch einfach nicht die Möglichkeiten hätte, ein völlig neues spiegelloses System aus dem Boden zu stampfen...)

Aber dennoch, einfach aus Prinzip (und in sympathischer Weise und Design-Sprache) an dem optischen Sucher festzuhalten, wird auch in dieser Nische nicht genügen. Beim AF und den LV/Video-Fähigkeiten hinkt Pentax momentan etwas hinterher, und das sind Bereiche, in denen heute einfach mit einer gewissen Selbstverständlichkeit Fähigkeiten/Features erwartet werden, die Pentax momentan halt nicht abliefert. Ich persönlich denke daher, dass ihr Erfolg vor allem davon abhängen wird, ob sie es schaffen werden, in diesen Bereichen moderne und zeitgemäße Kameras anzubieten. Nur den optischen Sucher zu perfektionieren wird nicht genügen...

Zitat von le spationaute

denn ich habe ja keinen echten aktuellen Vergleich.

Worauf ich hinaus wollte: Den kann es im Prinzip auch gar nicht geben, weil Pentax schlicht keine aktuelle Kamera mehr am Start hat. Die KP ist von 2017, die K-1 Mk II von 2018, seither ist bei Pentax Funkstille.

Beides sind sicher sehr gute Kameras, aber waren schon zu ihrer Zeit technisch nicht ganz up-to-date. FullHD in maximal 60i war halt damals schon nur so lala, meine D750 von 2014 konnte immerhin schon FullHD in 60p, ab 2016 gab es bei Nikon mit der D500 dann auch 4K, bei der Konkurrenz noch deutlich früher. Auch beim AF gab es bei Pentax zwar viel Weiterentwicklung, aber wenig Neuentwicklung.

Ich will nicht sagen, dass die Kameras deshalb schlecht sind, aber sie wirken Stand heute, wo Canon gerade mit 8k um die Ecke kommt, wo eine AF-Feldabdeckung bis in die Ecken und zuverlässige Face-/Eye-AFs eher die Regel als die Ausnahme sind und Touch-Displays mittlerweile als Selbstverständlichkeit angesehen werden, einfach ein bisschen aus der Zeit gefallen.

Deshalb meine persönliche Meinung: Pentax braucht einfach dringend wieder eine moderne Kamera. Ich denke nicht, dass die Fans der Marke erwarten, dass Pentax eine Vorreiter-Rolle in den oben genannten Punkten übernehmen wird, aber sie sollte halt einigermaßen up-to-date daher kommen. Dass sie mit einem OVF kommen wird, ist super, spielt dann aber fast schon eine untergeordnete Rolle...

Zitat von le spationaute

Was man halt so Funkstille nennt. In den angeblich stillen Zeitraum fallen: Update des 35/2.8, neues DA* 50/1.4, neues DA* 85/1.4, neues DA* 11-18, Update HD DA 10-17 Fisch und das neue 70-210/4.0.

Ich bezog mich natürlich auf das Angebot an DSLRs, da es in diesem Thread ja um das Bekenntnis von Pentax hinsichtlich des OVFs geht. Aber ja, Asche auf mein Haupt, für sich genommen klingt die Aussage ein bisschen sarkastisch, war aber gar nicht negativ gemeint, sondern einfach nur als Feststellung, dass es Body-seitig von Pentax halt schon seit einer Weile nichts neues mehr zu vermelden gab...

Zitat von le spationaute

Was hat sich denn bei Canikon substanzielles getan in Sachen DSLR? Die Frage ist ernst gemeint.

DSLRs seit 2018? Da gab es bei Nikon die D3500, die D6 und die D780. Bei Canon die EOS 2000D, 4000D, 90D, 1DX MKIII und 850D.

Wie gesagt, niemand erwartet von Pentax eine ähnliche Schlagzahl oder dass sie gar nun eine technische Vorreiter-Rolle einnehmen. Aber insbesondere die DSLRs von letztem und diesem Jahr (D6/D780 und bei Canon ab der 90D) versuchen eine Brücke zwischen den Vorteilen der Spiegellosen und den Vorteilen des SLR-Konzepts herzustellen, in dem sie spiegellose Technik (Eye-AF, lautloses Auslösen, usw.) im LiveView zur Verfügung stellen und zudem den Belichtungssensor so aufbohren, dass auch bei Verwendung des optischen Suchers mittlerweile bspw. ein recht zuverlässiger Face-AF möglich ist.

Zitat von le spationaute

PS: Meine erste SLR hatte ich mindestens 20 Jahre lang im Einsatz. Ich komme eh nicht ganz mit, wenn meine neue KP angeblich schon irgendwie absurd alt sein soll...

Das hat ja so nun auch keiner gesagt. Und mir selbst geht es da ganz ähnlich. Meine D750 ist mit Vorstellung im Jahr 2014 ja noch älter und ich bin Stand jetzt ebenfalls noch rundum zufrieden. Nur muss ich mir damit halt auch selbst eingestehen, dass ich mit so einer Sichtweise für die Kamera-Hersteller momentan eben ziemlich uninteressant bin, denn ich generiere ja kaum Umsatz. Wichtig sind die, die aktuell mit dem Kauf einer neuen Kamera liebäugeln oder die sich zum Kauf einer neuen Kamera durch entsprechende Anreize/Gimmicks animieren lassen. Das ist ja bekanntermaßen eine immer weiter schrumpfende Zielgruppe, aber für diese Zielgruppe wäre es gut, wenn man eine Kamera im Angebot hat, die dem Stand der Technik entspricht. Völlig unabhängig davon übrigens, ob das nun wirklich konkret benötigt wird oder nicht.

(Ich persönlich bin ja der Meinung, dass bspw. schon 4K für die allermeisten keinen Sinn macht, da kaum einer den Unterschied zwischen gutem 720p-Material und 1080p bei den üblichen Betrachtungsabständen erkennen kann. Das ändert aber nichts daran, dass eine Kamera, die heute auf den Markt käme und nur in 720p filmen könnte, quasi unverkäuflich wäre... )

Zitat von le spationaute

Warum das so ist, verstehe ich allerdings auch nicht

Ich vermute mal, aus demselben Grund, warum das auch bei der Nikon D800 und D750 aus 2012/14 nie groß vermarktet wurde: Weil die damals üblichen Belichtungssensoren mit ihren Auflösungen von 85k (Pentax) bzw. 91k (Nikon) noch für keine wirklich verlässliche Motiv-Erkennung getaugt haben. Ich habe das an der D750 anfangs oft genutzt, aber wenn man sich auf eine Funktion nicht hundertprozentig verlassen kann, und das ist bei dieser Auflösung prinzipbedingt der Fall, nutzt man sie eben irgendwann gar nicht mehr.

Moderne DSLRs nutzen wie schon gesagt Belichtungssensoren, die ein Vielfaches dessen auflösen (Canon: 220k, Nikon: 180k). Im Grunde ist der Begriff auch mittlerweile eher irreführend, denn es geht hier ja längst nicht mehr nur um eine gute Belichtung, das schafft man auch mit deutlich geringer auflösenden RGB-Sensoren. Es geht um Motiv-Erkennung. Und mit diesen hochauflösenden Sensoren sind solche Funktionen nun eben wesentlich verlässlicher geworden, auch wenn sich das Gesicht mal wegdreht und man es von der Seite fotografiert, oder das Gesicht nur einen sehr kleinen Teil im Bild ausmacht, es gibt dazu einige youtube-Videos.

Natürlich ist der Komfort-Gewinn mit dem Eye-AF moderner Spiegelloser nochmal deutlich höher, aber Canon und Nikon versuchen wenigstens, mit ihren DSLRs den Anschluss nicht völlig zu verpassen und gleichzeitig bieten sie im LV dann die volle Bandbreite spiegelloser Technik, wie lautloses Fotografieren, smoothe Fokussierung, Eye-AF, volle AF-Bildfeldabdeckung, usw. Das ist meiner Meinung nach auch der einzige Weg, um der DSLR noch eine Zukunft zu verschaffen. Nur aus Sentimentalität wird heute keiner mehr einem Hersteller die Treue halten.

Oder mal anders betrachtet: Wenn sich selbst Leica von seinem früheren elitären Gehabe verabschiedet hat und in seine aktuellen Modelle alles technisch machbare reinpackt und sogar aktiv auf User-Wünsche reagiert (siehe bspw. das umfangreiche Firmware-Update für die Q2, mit denen die Video-Fähigkeiten deutlich aufgewertet wurden), dann kann es sich ein Hersteller wie Pentax, der bei weitem nicht an den Nimbus von Leica heranreicht, erst recht nicht länger erlauben, ohne Kamera auf dem Markt zu stehen, die technisch up-to-date ist.

Und bitte nicht falsch verstehen: Das soll hier kein Bashing auf Pentax von mir sein, im Gegenteil, die Marke liegt mir persönlich irgendwie sogar sehr am Herzen. Ich beobachte den Markt jetzt noch zwei, drei Jahre und wenn sich herausstellt, dass die D780 und die D6 quasi der Schlusspunkt der DSLR-Familie bei Nikon war, dann würde ich einen Systemwechsel zu Pentax ernsthaft in Betracht ziehen. Aber eben nicht um jeden Preis. Pentax darf hier den Anschluss nicht verlieren und das haben sie Stand heute aber leider getan, da gibt es nichts zu beschönigen. Ich hoffe einfach nur sehr, dass sie das mit den für dieses Jahr geplanten Modellen wieder aufholen.

Zitat von le spationaute

Pentax hat den Anschluss nicht verloren. Die KP ist eine ausgezeichnete Kamera, die es vergleichbar von keinem anderen Hersteller gibt

Das ist ja auch gar kein Widerspruch, es gibt viele ausgezeichnete Kameras, die aber dennoch nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen...

Zitat von le spationaute

Das schreibst Du pointiert und gleichzeitig fehlt es mir am Argument.

Witzig, das dachte ich nach deinem letzten Post ebenso...

Aber ernsthaft: Alles, was ich hier schreibe und was ich von anderen lese, sind natürlich immer nur Meinungen, deshalb will ich aus einzelnen Ausdrücken hier auch kein Dogma machen. Daher abschließend meine Meinung zu dem Thema:

Zitat von le spationaute

Es gibt ja schon auch gute Gründe, warum die KP gute Testergebnisse eingefahren hat, die sich auch im Vergleich zu aktuelleren Canikon DSLRs gut sehen lassen.

Ja, vor drei Jahren. Aber das Rad dreht sich halt ständig weiter.

4K ist so ein Punkt, der schon seit mindestens zwei Jahren quasi obligatorisch in jede neue Kamera gehört. Ebenso die Touch-Bedienung. Dann haben sich wie schon gesagt die AF-Fähigkeiten weiterentwickelt. Intelligenz/Zuverlässigkeit des AF-C, sowie Motiverkennung durch hochauflösende RGB-Sensoren, größere Feld-Abdeckung hatte ich ja schon genannt. Und dann noch der große Block LiveView: Hier wandeln sich moderne DSLRs Feature-seitig sozusagen zu Spiegellosen: Eye-AF, lautloses Fokussieren, lautloses Auslösen, Touch-Fokussierung, Phasen-AF auf dem Sensor, usw.

Dass die KP immer noch eine ausgezeichnete Kamera ist, meine ich auch wirklich so, ich selbst brauche ein Großteil dieser genannten Features auch nicht. Aber Stand heute kein einziges Modell im Angebot zu haben, dass diese Quasi-Standards erfüllt, ist gefährlich...