10 Minuten um meinen Wohnort

  • Huhu!


    Ich habe ja versucht, euch im "Wünsch Dir ein Userfoto" mal raus zu schicken und mir Bilder aus eurer Nähe zu zeigen. Das hatte ich schon ein bisschen länger im Kopf und wollte das auch immer mal für mich machen. Jetzt war im Thread heute Abgabetag und so bin ich dann im Regen raus - ich bin dann nur mit dem 50er los gezogen und hier nehme ich euch jetzt mal mit:


    #1 Ich habe das Glück, wirklich nach 90 Sekunden in ein Wäldchen zu kommen, dieses kleine Bächlein ist dummerweise der Namensgeber unserer "Stadtautobahn", der Viehbach:


    #2 Wenn ich dann 5 Minuten weitergehe, dann komme ich, nachdem ich unter besagter Viehbachtalstraße lang gehe, an ein schönes Feld, quasi der Standard-Spazierweg:


    Aber heute war das Thema ja nicht "Spaziergang" daher wieder raus aus dem Wald!


    #3 Dies ist der Hintereingang einer unserer örtlichen Grundschulen, es war sowohl meine als auch die meiner Kids (Hintereingan, weil von vorne ist es eher häßlich - bezeichnenderweise dürfen die Kids auch nicht auf die Wiese, grrr!):


    #4 Dann gibt es auch immer mal wieder so kleine schnuckelige verwahrloste Ecken:


    #5 Dann jetzt mal hier eine der typischen kleineren Straßen:


    #6 Auch wir in unserem Stadtteil haben eine Fußgängerzone:


    #7 So sieht dann der Bahnhofsvorplatz im Regen aus - wie willkommendheißend das wirklich ist, möchte ich nicht beurteilen:

    #8 Und natürlich haben wir auch Kirchen, hier die katholische (das ist übrigens jetzt ein Pano, genau wie das nächste):


    #9 Wir haben auch relativ viele dieser "Fabrikanten Häuser":


    #10 Und fast wieder zu Hause, so eine Einfahrt, die für mich eher unscheinbar ist, aber irgendwie auch den Charme des Stadtteils ausmacht:


    So, ich hoffe ich konnte euch mein Ohligs ein wenig näher bringen ;)


    Schöne Grüße

    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Top. Ich liebe das. Es gehört zu den schlimmsten Missverständnissen der Fotografie, dafür immer in die Ferne zu gehen oder nur besondere Momente zu fotografieren. Dein Alltag zeigt uns Ecken, die (nur) Du kennst und die (nur) Du uns zeigen kannst. Ich arbeite mich seit Jahren hier an meiner 'Hood' ab und es wird nicht langweilig.


    Was ich selbst aber immer wieder als Herausforderung empfinde, ist es den allzu bekannten Motiven frische, überraschende oder wenigstens durchkomponierte Blicke abzuringen.


    Ich hab dieses Jahr damit begonnen, im Schneckentempo und abseits der Wege durch den Wald zu streifen. Da brauche ich locker 2 Stunden für 500 m und hab am Ende vielleicht 5-6 Motiven 'gemacht'. Aber das macht mir unglaublich Spaß.

    www.stefansenf.de
    Ich moderiere in grün, der Rest ist nur meine Meinung ;)
    Ricoh Theta V | Pentax KP, 10-17, 18-300, 15, 21, 35, 55, 70 und Lensbaby | Samsung NX1000 und NX300 mit 16, 16-50, 20-50 und Altglas

  • Was ich selbst aber immer wieder als Herausforderung empfinde, ist es den allzu bekannten Motiven frische, überraschende oder wenigstens durchkomponierte Blicke abzuringen.

    Da sagst Du was. Ich habe vor 3 Jahren angefangen, für unser optisch wenig spektakuläres Dorf für ein paar Freunde und Nachbarn einen Kalender zu machen, dessen Auflage überraschenderweise von Jahr zu Jahr spürbar zunimmt. In einem Kalender will man natürlich nicht nur einschlägige Blickwinkel, Türen, Fenster und Gullideckel aus dem Dorf haben, sondern das Ganze soll auch noch einigermaßen interessant aussehen. Womit wir bei Deinem Punkt sind.

    Nach meiner Erfahrung muss man dafür die seltenen Momente mit gutem Licht konsequent nutzen. Wenn sich also Frühnebel, aufbrechende Wolken nach einem Regenguss o.a. abzeichnet, sofort Kamera schnappen, das Rad satteln und los. Und sei uns nur für 20 min. - Home-office hilft da übrigens ungemein, weil keiner mitbekommt, ob ich mal 20 min. weg bin oder nicht. (Ist sogar erlaubt, wir haben ja Flexi-Arbeitszeit). Dann werden ganz unscheinbare Ecken plötzlich für ein paar Sekunden zu "Motiven" - und alle staunen, was sich aus dem Kaff an Bildern rausholen lässt. Aber es bleibt schwierig, zu den richtigen Momenten an den richtigen Orten aufzukreuzen.

  • Seit meiner Jugend ist eine Cam für mich mein "drittes Auge":


    - zum einen zum intensiveren Sehen und Beobachten, und

    - zum anderen für "mein" visuelles Gedächtnis, beides umso mehr, seit es Digicams gibt.


    Diese Betrachtensweise greift natürlich vor allem in "meinem" unmittelbaren Umfeld, genau deshalb muss ich das Ergebnis eigentlich niemanden zeigen. Was für eine kolossale Bereicherung ...

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

  • Sollte man hieraus nicht einen Sammel-Thread machen?

    Bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Wenn viele in einem Thread massenweise ziemlich mittelmäßige Bilder abladen, bloß weil sie "um die Ecke" fotografiert sind, könnte das schnell ein Trash-Thread werden. Muss nicht, aber ich sehe da ein Risiko. Für gute oder irgendwie spannende Bilder, die auch in der näheren Umgebung gemacht wurden, gibt es ja bereits genug Threads. Und wenn jemand unbedigt die Gegend um Wanne-Eickel im Detail portraitieren möchte, böte sich dafür auch eine individuelle Gallerie an. Oder?

  • Die Idee, die dem Thread zugrunde liegt, finde ich gut, was daraus geworden ist sogar sehr gut. Ich habe auch mal damit angefangen, mich verzettelt, nicht immer die Zeit für den richtigen Moment gehabt und schließlich ist das Projekt im Sande verlaufen.


    Seit einigen Jahren fahre ich allerdings alle paar Monate zum neuen Berliner Hauptbahnhof, der ja anfang dieses Jahrtausends auf einem alten Bahnhofsgelände entstanden ist. Südlich davon liegt die Spree und dahinter das Regierungsviertel - das interessiert mich nicht, obwohl auch da noch einige neue Hotels entstanden sind. Nördlich entsteht aber nach und nach ein völlig neues Wohngebiet, die Europa-City. Da bin ich halt gelegentlich und lichte den Baufortschritt ab. Am Anfang war das überwiegend Brache mit wenigen Gebäuden, die den Krieg überlebt hatten. Und dann waren da noch alte Lagerhäuser aus den Zeiten, als dort der Lehrter Bahnhof und der Hamburger Bahnhof standen (letzterer steht noch, ist aber inzwischen ein Teil der Berliner Museenlandschaft). Anfangs habe ich glücklicherweise noch einige dieser Hallen ablichten können, sie wurden abgerissen (auch das dokumentiert). Dann wurden Straßen neu angelegt, erste Bürohäuser gegenüber vom Bahnhof entstanden und inzwischen sind dort tausende neue Wohnungen gebaut worden. Aber fertig ist das noch nicht, dort wo der Nord-Süd-Tunnel der Bahn durch die Brache gezogen wurde, war an eine oberflächliche Bebauung wegen diverser Nacharbeiten lange nicht zu denken. Jetzt wird auch dieser Bereich bebaut - ich muss da wohl mal wieder hin ...


    Solche Fotoarbeiten - gerade von touristisch uninteressanten und daher seltenst abgelichteten Ecken - sind wunderbare Zeitdokumente. Die frühen Fotografen der 1920-er Jahre haben sich vermutlich nicht träumen lassen, dass Ihre Bilder von Berlin heute massenhaft in Büchern abgedruckt werden. Und gerade jemand wie Heinrich Zille (der nicht nur malte/karrikierte sondern auch fotografierte) beeindruckt durch die Abbildung des alltäglichen Lebens der "kleinen Leute" und ihres städtischen Umfelds in seiner Zeit - wenn er auch eher die Menschen als Motiv gewählt hat. Aber im Hintergrund sieht man eben auch immer das alte Berlin.

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • sind wunderbare Zeitdokumente.

    Ich habe heute einen Heidenspaß an Bildern aus den 70-gern und 80-gern, vor allem wegen der Klamotten, der Haarschnitte und - der Autos! Schade finde ich, dass auch mein knipsender Vater so wenige Fotos vom ganz gewöhnlichen Staßenbild gemacht hat, und ich selbst noch viel weniger. Tja, und nun denke ich mir oft: mach' doch mal ein paar Bilder von heute - für die Leute in 50 Jahren. Aber wenn ich dann so an der Dorfstraße stehe, finde ich den Weg zum Bild nicht, bzw.. mache die meisten Bilder grade OHNE die Autos etc.. Kurz gesagt: ich möchte schon wollen, aber so richtig hab ich es noch nicht raus, wie man den Alltag interessant in Szene setzt.

  • Aber wenn ich dann so an der Dorfstraße stehe, finde ich den Weg zum Bild nicht, bzw.. mache die meisten Bilder grade OHNE die Autos etc.. Kurz gesagt: ich möchte schon wollen, aber so richtig hab ich es noch nicht raus, wie man den Alltag interessant in Szene setzt.

    Du machst dir zu sehr 'n Kopp.


    1. Du hast eh nur eine subjektive Wahrnehmung - 100% objektiv kannst du die Welt nicht festhalten.

    2. Es gibt noch andere Knipser, jeder mit seinem Blickwinkel, da sind dann auch mal Autos drauf - schon weil die ganzen Handyknipser nicht unbedingt auf diese Feinheiten achten, die stellen sich eher selber noch ins Bild. In 50 Jahren werden die nicht nur deine Bilder angucken. Der MIx macht's dann und vermittelt im Durchschnitt einen halbwegs realistischen Eindruck.

    3. Zur 750-Jahr-Feier Berlins in 1987 wurde eine Reihe von Ausstellungen veranstaltet - auch mit Fotos aus dem alten Berlin. Die alten Fotos auf Zelluloid werden sorgsam verwahrt, für Ausbelichtungen z.B. für die Abdrucke in Büchern, Zeitungen, Zeitschriften etc. oder die Anfertigung von Postern gibt es Kopien der Negative auf modernem Fotomaterial (inzwischen wohl auch hochaufgelöst digital). Viele dieser Bilder wurden seinerzeit eben für Ausstellungen in großen Formaten ausbelichtet, so dass man deutlicher Details erkennen konnte. Ein Fotograf der 1920-er hatte u.a. ein Foto vom Stadtschloss gemacht, auch dieses wurde auf ein Format von ca. 1m Breite abgezogen. Das Bild war fleckig. Man besah das Negativ (die Kopie auf modernem Material) und entdeckte, dass auch dort die Flecken zu sehen waren. Ergo griff man auf die Zelluloidoriginale zurück. Der alte Fotograf war zu seinen Lebzeiten ordentlich, er hatte von allen seinen Bildern selbst bereits eine Kopie (vermutlich als Sicherheit, wie ein Backup bei modernen Datenspeichern) gefertigt. Diese Kopie wurde als erstes geprüft - auch sie war fleckig. Also nahm man letztendlich die hochheiligen Originale, die bisher niemand anzurühren wagte, vor. Und tatsächlich auf diesen waren keine Flecken, stattdessen waren an den entsprechenden Stellen Menschen zu sehen. Alle seine Kopien waren säuberlichst retuschiert. Merke: Wenn es dir widerstrebt, Autos mit ins Bild zu nehmen, kannst du sie später auch per EBV dem Bild hinzufügen - du hast große Vorbilder :mrgreen:

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • Wenn es dir widerstrebt, Autos mit ins Bild zu nehmen, kannst du sie später auch per EBV dem Bild hinzufügen - du hast große Vorbilder

    Nette Story, danke Dir! Mein Widerstreben, Autos u.a. Zivilisationskram mit auf die Bilder zu nehmen, rührt ja auch eher daher, dass mir das fotografisch nicht gefällt, und ich - statt zu retouchieren - lieber Zeitpunkt und Bildwinkel so wähle, dass ich ohne diesen Zierrat auskomme. Ich sehe darin nur eben auch ein (subjektives!) Dilemma: so wenig attraktiv ich diesen Beifang heute finde, so sehr fehlen mir Fotos mit genau diesen Inhalten aus meiner eigenen Vergangenheit. Also SOLLTE ich mehr ein Auge darauf werfen, ganz gezielt, und eben trotzdem auch fotografisch interessant gestaltet.

    Man muss ja noch Ziele haben im Leben - mal sehen, ob ich aus dem Thread hier nicht doch ein wenig Inspiriration nehmen kann. ;)