Kamera in der Hand - blödes Gefühl.

  • Ihr Lieben, nachdem ich hier lange ruhig war, habe ich doch ein Thema, das mich seit einiger Zeit schon beschäftigt.

    Ich erinnere mich an all die Jahre, in denen ich eigentlich ständig eine Kamera in der Hand, vor dem Bauch oder am Auge hatte. Ob im Rudel mit Fotofreunden oder allein, ich zog ganz selbstverständlich um die Häuser, durch Hinterhöfe, durch belebte Altstadtgassen, Plätze usw.

    Nie habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was andere Leute darüber denken könnten - was, warum ich wie fotografiere...

    Diese Selbstverständlichkeit ist mir abhanden gekommen. Seit ein paar Jahren komme ich mir zunehmend komisch vor beim fotografieren im urbanen oder belebten öffentlichen Raum. Frage mich, ob Anwohner denken könnten, ich spioniere ihr Hab und Gut aus. Ob Passanten denken könnten, ich wolle sie auf facebook und co. bloß stellen oder zumindest herumzeigen. Frage mich, ob Leute in Zeiten von Big Brother, Videoüberwachung, Drohnen und omnipräsenten Smartphones eine zusätzliche Bedrohung in einer dicken, schwarzen Kamera sehen oder eine Bedrohung in dem potenziell kriminellen, ausspionierenden, subversiven Norbert - also in mir.


    Meine Frage an euch ist, bilde ich mir ein, dass "echte" Kameras und "herumschnüffelnde" Fotoamateure heutzutage nicht mehr selbstverständlich und Argwohn erzeugend sind? Liegt es an mir, an meiner Unsicherheit oder hat sich wirklich etwas geändert "da draußen"? Schämt ihr euch (manchmal), der Gesellschaft mit dickem Fotogerät zu Nahe zu rücken?


    Bin echt gespannt.

  • Und ich dachte immer, ich wäre allein mit diesem Gefühl. Bei mir hängt es allerdings gar nicht an sozialen Medien u. dergleichen. Ich war schon vorher scheu, die Kamera an Menschen zu richten. Es könnte auch daran liegen, dass ich es gar nicht mag, selbst fotografiert zu werden.


    Was deine Frage angeht, würde ich eher sagen, dass es eine Einbildung ist. Die meisten Menschen sind es heute gewohnt, auf einem Handybild verewigt zu werden. Ein Entkommen gibt es sowieso nicht.

    Ich denke sogar, dass das Gegenteil der Fall ist: "echte Kameras" bringe ich persönlich zumindest, eher weniger mit Facebook et al in Verbindung.


    Schön, dich zu lesen :cheers:

  • Für mich ein klassischer Fall von "kommt darauf an". Wenn du eine Kamera dabei hast, wenn soll das stören. Wenn du die Kamera offensiv auf andere Mitmenschen in privaten Situationen draufhälst ohne sie zu fragen, nicht so cool, das wäre mir persönlich unrecht. Wenn du im öffentlichen Raum fotografierst, kein Thema. Manchmal kann man öffentliche Orte auch nicht fotografieren, ohne dass Menschen darauf zu sehen sind. Irgendwem zum Fester hinein oder in den Garten zu fotografieren fände ich dagegen daneben. In anderen Fällen begeben sich Menschen bewusst in die Öffentlichkeit, als Akteur auf Demos, Umzügen, Veranstaltungen,... Häufig merkt man ja auch wie jemand damit umgeht wenn er die Kamera sieht.

  • Lieber Manolo, erst Mal schön Dich wieder einmal zu lesen!!! :winke:

    Ich ertappe mich auch - jedenfalls seit der Pandemie - dass ich noch vorsichtiger geworden bin und mehrfach nachdenke, ob es passt, wie ich mich verhalte bzw. ob sich wer belästigt fühlen könnte. Corona schädigt sich nicht nur gesundheitlich negativ nieder, ich stelle diese "Übervorsicht" zum Teil auch bei anderen Leuten in meinem Bekanntenkreis fest.


    Normalerweise komme ich persönlich mit der Spiegelreflex, die bei mir ca. 95% in Verwendung ist, in keine arge Bedrängnis, weil meine Lieblingsmotive eher Landschaften oder Tier(makros) sind. Wahrscheinlich bin ich kein Paradebeispiel für Deine Umfrage, aber hoffentlich hat's für Dich doch einen gewissen Mehrwert.


    Ein einziges Mal bin ich bislang wegen einer Unbedachtheit in einer Kleingartenanlage scharf angesprochen worden, was ich hier mit der riesigen Kamera die ganze Zeit treibe und was ich ausspionieren wollte. Nach einer Schrecksekunde konnte ich die unangenehme Situation auflösen, indem ich mich als Hobbyfotograf geoutet hab und demjenigen die letzten Fotos auf der Karte von einem Rosenkäfer hinter dem Zaun zeigen konnte. Er war dann beruhigt(er) und ich hab mich vom Acker geschlichen mit mehreren "Sorry, ich hab' einfach nicht nachgedacht - kommt nicht mehr vor!". Es hat sich angefühlt wie im Straßenverkehr, wenn man wem den Vorrang nimmt und es zwar zu keinem Unfall kommt, aber man weiß, dass der ausgedrückte Ärger (Hupe) doch berechtigt und nachvollziehbar ist.


    Sonst fotografiere ich eher, um abzuschalten und nicht um zu grübeln. Meine ganze Familie samt Freunden kennt meine Leidenschaft und toleriert's fast immer, wenn ich mit dem "großen Spielzeug" hantiere. Ich verteile gerne nach der Bearbeitung am PC nur Handverlesenes, mit dem ich selbst "zufrieden" bin bzw. lass' mir zwischendurch Feedback der Anwesenden zu den Aufnahmen geben. Verdrehte Augen oder entstellten Gesichter usw. lösch ich verlässlich. (Bin oft peinlich berührt, welche Schnappschüsse manche "Profis" veröffentlichen.)

    Mittlerweile habe ich auch schon hie und da kleinere "Aufträge" bekommen...ein paar Babyfotos hier, ein Grillfest dort, sogar bei einer Hochzeitsfeier habe ich schon den Teil nach der Zeremonie in der Kirche übernehmen dürfen, als die bestellte Fotografin fertig war und am Schluss habe ich erstaunlich viel pos. Rückmeldungen bekommen.


    Manchmal würde ich deshalb auch gerne im öffentlichen Raum mit fremden Personen zum Spaß experimentieren, aber dafür bin ich zu verhalten oder doch zu schüchtern. Jemanden Wildfremden anzusprechen, sie oder ihn dann für eine lockere Serie vor Ort gewinnen und alle haben Freude dran, das traue ich mir (noch) nicht so recht zu. Wäre ja jeder Profi ein Dummi, wenn das so leicht ginge... ;)

    Außerdem müsste ich dann eine Plattform finden, um die Fotos nachher entsprechend zur Verfügung zu stellen, dazu kommen noch der Datenschutz oder event. Diskussionen, was mit den schlechten Aufnahmen nun passiert...das schreckt mich ab.


    Dafür braucht's neben Können auch das entsprechende Selbstvertrauen und die innere Lockerheit. Vergleichsweise stell ich mir das so vor, wie wenn jemamd z.B. Angst vor Hunden hat und der andere eben nicht. Der eine ist schon schweißgebadet und zittert, wenn das liebe Tier noch mind. 100m entfernt in eine komplett andere Richtung schaut, während der Hundeliebhaber sich innerlich voll freut, wenn er einen Wuffi von weitem sieht.


    Zusammenfassend meine ich, dass viel an der inneren Haltung liegt. Bist du selbst vollkommen locker drauf und genießt das, was du gerade machst, dann springt der Funke (eher) auf andere über und alles ist prima. Sobald man selbst nachdenklich, überkritisch wird und Dinge hinterfragt, die man vorher intuitiv "richtig" gelöst hat, wird das Leben zunehmend komplizierter bzw. unrund.

    Klar, gibt's irgendwo ein eindeutiges "Stopp" (egal ob Schild, Person, etc.) oder wenn sich der Bauch meldet, dann sollte man das besser tunlichst respektieren - so wie meiner persönlichen Erfahrung nach in allen Lebensbereichen.


    Keine Ahnung, vielleicht wäre bei Dir "back to the roots" eine Option, wenn's früher wunderbar gelaufen ist?! :)

  • Mein aktuelles Ich findet sich in den Beiträgen von Kojote und von Flash ziemlich genau wieder...
    Bei mir war es eher Anfangs sehr ungewohnt, so bewusst mit so nem Dicken Ding um den Hals rumlaufen, das hat mich ein wenig Überwindung gekostet, aber da hab ich einmal kurz mit mir geschimpft und gut war ;)

    In Wald und Flur ist das gar kein Problem, die wundern sich höchstens, was ich da gerade wieder sehe; Strand/Urlaub/Sehenswürdigkeiten ist auch sozial akzeptiert.
    Ich denk' mir einfach, die halten mich für nen Foto-Nerd und überschätzen meine Fähigkeiten...

    Tja, und sowas wie Cartier-Bresson, unbehelligt fremder Leut' Kinder die gerade Weinflaschen schleppen fotografieren und zu nem Bestseller Foto zu machen (Rue Mouffetard, Paris, 1954), das gibt unser Zeitgeist mMn gerade nicht her.


    Vor 30 Jahren oder so wurde ich allerdings mal zur Kripo geladen...

    Kumpel und ich haben an einer Talsperre Quatschbilder gemacht, nichts fotografisch wertvolles, einfach spätjugendlicher Übermut. Tja, der Talsperrenwächter hat uns zwar nicht angesprochen aber offensichtlich a) beobachtet und b) sich die Nummernschilder unserer Moppeds notiert.
    Merkwürdigerweise hieß es, wir wären Nazis, die einen Anschlag auf die Talsperre planten (beide lange Haare und ganz generell deutlich linkes Auftreten...). Dass die mich für nen Nazi gehalten haben war für mich eigentlich das absurdeste an der ganzen Episode.

    Schöne Grüße

    Stefan

    Edit: Passt jetzt nicht unbedingt hierher, aber ich wusste bis gerade nicht, das Cartier-Bresson beim 50. Geburtstag des Jungen aufgetaucht ist... Gefällt mir!
    Quelle: https://aestheticons.wordpress…ue-mouffetard-paris-1954/

  • Seit ein paar Jahren komme ich mir zunehmend komisch vor beim fotografieren

    bilde ich mir ein, dass "echte" Kameras und "herumschnüffelnde" Fotoamateure heutzutage nicht mehr selbstverständlich und Argwohn erzeugend sind? Liegt es an mir, an meiner Unsicherheit oder hat sich wirklich etwas geändert "da draußen"?

    Dasselbe hier. Mit Betonung auf „seit ein paar Jahren“ und „heutzutage“. Ich habe dafür eine andere Erklärung:


    Irgendjemand hat schon hier irgendwo gemeint, das Fotografieren mit einer DSLR sei wie mit einem Plattenspieler Musik zu hören. DSLR ist einfach uncool geworden. Die „herumschnüffelnden Fotoamateure“ – auch eine bedrohte Spezies – benutzen heutzutage eher etwas spiegelloses. Die Touris auch. Wenn ich mit dem Smartphone herumknippse, merkt das keiner, wenn ich mit einer spiegellosen unterwegs bin und kein großes Objektiv drauf habe, ist es so ähnlich wie bis vor ein paar Jahren mit einer DSLR. Wenn ich aber eine DSLR in der Hand habe, spüre ich die Blicke der Leute.


    Vielleicht denken sie, wenn ich mir schon die Mühe gebe, so einen Klotz mitzuschleppen, müsste ich vielleicht irgendwelche besonderen Gründe haben. Die „Normalos“ tun das nicht (mehr)… Und was anders ist, als „normal“, ist nicht unbedingt sympathisch.


    Und ja, die Kamera am Auge scheint auch etwas aus den vergangenen Zeiten zu sein.


    Zum Trost: Ich rechne damit, dass wir in noch ein paar Jahren, mit einer DSLR in der Hand herumlaufend, definitiv als Narren gesehen werden. Dann werden wir dementsprechend die Narrenfreiheit genießen können und wieder unbeschwert tun, was uns passt.

  • ...

    Zum Trost: Ich rechne damit, dass wir in noch ein paar Jahren, mit einer DSLR in der Hand herumlaufend, definitiv als Narren gesehen werden. Dann werden wir dementsprechend die Narrenfreiheit genießen können und wieder unbeschwert tun, was uns passt.

    Das gefällt mir! :cheers:


    @all: Immerhin scheint mein Gefühl nicht völlig eingebildet zu sein, wenn ich eure Kommentare lese. Danke dafür.

  • Tja, wenn man die gute Qualität (Z.B. Bildqualität, Haptik, für manche der Optische Sucher) haben will, dann muss man halt immer noch einen Klotz mit sich rumschleppen, Falls jemand fragt, hab ich auf dem Handy genug Bilder, die mir gut gefallen, die kann ich dann ggf. mit dem Verweis auf "Mit nem Handy schaff' ich das nicht" auch zeigen, das ist in den letzten 5 Jahren vielleicht 2 mal passiert, oder man hat mich mit nem anderem Solinger Fotografen verwechselt, weil "Der Tetti rennt ja auch immer mit so was großem rum". DAS wiederum bestätigt die These, dass wir bewusst wahrgenommen werden. Ob wir dann positiv oder negativ wahrgenommen werden liegt in unser aller Hand, wenn wir uns an die allgemeinen Regeln der Höflichkeit und des menschlichen Anstands halten, wird keiner mit uns ein Problem haben.
    Gut, die Querdullies sind natürlich noch mal ne andere Hausnummer, in der Nähe von Idioten muss ich mich nicht mit Kamera sehen lassen.

    Schöne Grüße

    Stefan

    PS: manolo "Nebenan" hast Du was von BMW geschrieben - hattest Du nicht mal ne Vespa?


  • PS: manolo "Nebenan" hast Du was von BMW geschrieben - hattest Du nicht mal ne Vespa?



    Kurzes OT - Petra und ich fingen mit Rollern an, ja, Piaggio, Petra durfte mangels passendem Führerschein "nur" einen dreirädrigen Roller fahren, da dieser als Mehrspurfahrzeug galt. Sie machte dann - mit Mitte Vierzig - doch noch den Motorradführerschein, ich hatte einen solchen ohnehin. Seitdem fahren wir BMW, die unseren Aktionsradius erheblich vergrößerten und mehr Spaß machen.

  • Das mit den Kameras hab ich schon vor 12 Jahren in einer Mancester Mall erlebt.

    Mein Kollege ist mit seinem Mobiltelefon beim Bilder machen nicht gestört worden.

    Ich musste meine Kamera einpacken, weil es die Aufsicht als störend empfand.

    Da ein Mobiltelefon mittlerweile für die meisten ausreichende Bilder machen fällt man mit einer Kamera schon ehr auf.

    Es kommt Anders!


    Meistens!


    Wenn möglich Interoperabel: Kameras mit SD-Karten und AA-Akkus
    Spart Geld und schont die Umwelt bei mehreren Kameras... Ist leider nicht mehr möglich mit neuen Kameras.
    Pentax K50, Canon A590IS, Ricoh Capilio GX sowie was kleines: Pen E-PL10

  • montinos

    Von "gestört" würde ich da nicht reden. Auch hier in D ist es nicht erlaubt, in Einkaufspassagen zu fotografieren; Hausrecht. Dein Kollege mit dem Handy ist wahrscheinlich weniger aufgefallen als du. Hinzu kommt, dass heutzutage Jede/r ein Handy hat und damit mehr knipst als telefoniert. Die Sicherheitsleute hätten viel zu tun, wenn sie das kontrollieren und/oder unterbinden wollten. Bei mir machen sie da aber die große Ausnahme und würden sogar Ladendiebe entkommen lassen :pink:

  • Das kann sein, ich hatte vergessen noch zu erwähnen, das da auch einige mit Kompakt Kameras Bilder gemacht haben.

    Die wurden in Ruhe gelassen...

    Das bedeutet für Mich: Wenn Du mit was in der technisch anspruchsvolleren Kategorie unterwegs bist kommst du gleich in den Verdacht das du damit dein Geld verdienen tust...

    Was meist nicht der Fall ist...

    Es kommt Anders!


    Meistens!


    Wenn möglich Interoperabel: Kameras mit SD-Karten und AA-Akkus
    Spart Geld und schont die Umwelt bei mehreren Kameras... Ist leider nicht mehr möglich mit neuen Kameras.
    Pentax K50, Canon A590IS, Ricoh Capilio GX sowie was kleines: Pen E-PL10

  • Viele Leute haben heute keine Ahnung mehr vom Fotografieren, eine "dicke" Kamera wird

    wahlweise als Bedrohung angesehen, odr (Generation Influencer/Entitlement) als

    Gelegenheit Geld zu machen.


    Der feuchte Traum jemanden für Bildrechte zu verklagen und damit Millionen zu machen

    schwingt dann gerne mit.


    Allen gemeinsam ist daß die jeweiligen Aggressoren Null Ahnung haben was man mit so

    einer "dicken" Kamera machen kann, was der Markt für solche Bilder hergeben würde

    (wenn überhaupt) und wie man damit umgeht.


    Impfgegner und Fotoverweigerer sind sich einig im dumpfen Gefühl des Kontrollverlustes,

    plus Überschätzung der eigenen Bedeutung, und das macht aggressiv.

    Die Kettenpostings auf Facebook sind aus der gleiche Kategorie.

    "Poste dies auf Deiner Timeline, oder Facebook macht mit deinen Bildern Millionen und darf Deine Katze vögeln".


    Es gibt Leute die glauben das. Nicht einmal wenige.

  • Ich lasse mich ungern selbst fotografieren, daher würde mich die Situation auch stören, wenn einer eine Kamera auf mich richtet. Außerdem müsste man auch damit rechnen, ungefragt im Internet zu landen - macht ja jeder so! Mangels "No Facebook, no Insta" T-Shirt würde man mir dieses Verhalten vermutlich ebenso unterstellen, daher beschränke ich mich auf Tiere und Natur und alles was nicht weglaufen oder rumpöbeln kann. ;)

    Der feuchte Traum jemanden für Bildrechte zu verklagen und damit Millionen zu machen

    schwingt dann gerne mit.

    Das spielt dabei glaube ich eher keine Rolle!

    Yakumo Mega-Image 34 - Konica Minolta Dimage A200 - Konica Minolta Dynax 5D - Canon PowerShot G3 X

  • Impfgegner und Fotoverweigerer sind sich einig im dumpfen Gefühl des Kontrollverlustes,

    plus Überschätzung der eigenen Bedeutung, und das macht aggressiv.

    :daumenhoch:


    Aber ein schlechtes Gefühl habe ich deshalb nicht, wenn ich mit der "dicken" Kamera wo rumlaufe. Zum einen fotografiere ich bevorzugt Landschaften, Gebäude, Blümchen und andere Postkartenmotive, die sich weder wehren noch davonlaufen können. Und in der Stadt, in den Gassen und auf Plätzen, interessieren mich fotografisch nur selten die Individuen, sondern die Menschen sind eher Staffage für eine Szene. Deswegen zeigt die Linse bei mir i.d.R. leicht nach oben, und kaum jemand fühlt sich davon bedroht.

    Ich habe es aber auch schon erlebt (das letze Mal beim UT in Seligenstadt), dass Leute aufgeregt auf mich zugelaufen kommen und es sich streng verbitten, auf einem Foto abgebildet zu sein. (Drogendealer, Coronaleugner und Taschendiebe bei der Arbeit sind da so was von empfindlich ...) Ich zeige dann freundlich die letzten paar Bilder, frage ob sich jemand dadurch verletzt fühlt, wenn nein, ist das Thema erledigt, wenn ja, lösche ich notfalls sogar mal ein Bild; ist bislang genau einmal passiert. 4-5 x habe ich erlebt, dass die Leute gefragt haben, ob ich ihnen das Bild schicken oder auf ihr Handy beamen würde - mache ich natürlich, wenn sie darum bitten.


    Alles in allem also kaum ein Problem, insofern auch keine Schamgefühle. Allerdings würde ich auch niemandem einem Meter nah auf den Pelz rücken, um ihn/sie dann "abzuschießen", so wie es für manche "Street"-Fotografen offenbar toll finden. Das möchte ich passiv nicht erleben, dann lasse ich es auch aktiv sein - obwohl manche Typen ja schon ein Foto wert wären.

  • Nie habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was andere Leute darüber denken könnten - was, warum ich wie fotografiere...

    ...mache ich auch heute noch so!

    Im Gegenteil, früher war ich viel mehr verunsichert.

    Ich schaue beim Fotografieren nicht mehr so scheu in der Gegend herum wie zu Beginn der ersten fotografischen Schritte

    und verfolge stringent meinen Plan. Dabei lasse ich mich nicht von neugierigen oder argwöhnischen Blicken Umstehender aus dem Konzept bringen.

    Funktioniert, weil ich mich genauso wie ohne Fotogerätschaften im öffentlichen Raum bewege, selbstbewusst und gleichzeitig unauffällig.

    Und ich hatte bisher nur eine einzige Beschwerde eines Anglers auf einer Seebrücke, als ich seinen Fang fotografierte...er hatte wohl keine Angelerlaubnis

    und glaubte, ich nehme Beweisfotos für sein Tun auf...:lol:...konnte ihn beruhigen, habe das Foto vor seinen Augen gelöscht und alles war gut.

    Ich glaube nicht, das andere Leute sich für meine Ausrüstung interessieren, es sei denn, sie fotografieren selber mit entsprechendem Equipment und sind

    entsprechend aufmerksam, so geht es zumindest mir. Es gibt heutzutage sicherlich attraktivere Statussymbole, um damit aufzufallen.

    So gesehen habe ich also keinerlei Probleme, mit der Hobbytechnik unter die Leute zu gehen.



    lg willi

    "Es kann von keinem vernünftigen Menschen jeden Tag was Gescheites kommen." Hans Meyer

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Norbert, erst mal ist es sehr schön, Dich zu lesen! Ich hoffe, es geht Euch beiden gut und ihr habt ein gutes und schönes Weihnachtsfest und Neujahr!


    Was Deine Frage angeht, so war es bei mir nie anders als Du es heute beschreibst. Ob sich gesellschaftliche etwas verändert hat, oder ob mich selbst das Alter reservierter macht, kann ich nicht sagen aber ich spüre auch ab und zu eine erheblich abweisende oder sogar agressive Haltung, wenn ich mit der Kamera in der Stadt unterwegs bin.


    Dass ich mit der Kamera in der Stadt unterwegs bin, ist allerdings noch seltener geworden als früher. Was dagegen bei mir zugenommen hat, sind Gelegenheiten bei denen ich fremde Menschen mit dem Smartphone aufnehme. Und das aus Gründen: ich friere Szenen ein, die ich zeichne. Gesten und Haltungen von Menschen zu skizzieren, die binnen Sekunden vorüber gehen, ist mir nicht gegeben; deswegen steht am Anfang immer der Schnappschuss, dann der hastige erste Aufriss mit dem Stift von der Natur und schließlich die Ausarbeitung vom Foto.


    Die Fotos selbst sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und auch nicht geeignet. An ihnen ist nichts komponiert.

    • Offizieller Beitrag


    Das sieht dann zum Beispiel so aus. Es ist offensichtlich, dass ich dafür statt mit einer dicken schwarzen Kamera mit einem dünnen schwarzen Buch hantiere. Angeschaut wird man dafür auch aber es fühlt sich bisher niemand gestört.

  • :daumenhoch:


    (Drogendealer, Coronaleugner und Taschendiebe bei der Arbeit sind da so was von empfindlich ...)

    Ich habe früher oft in einer "angesagten" Disco gegen damals noch gutes Geld fotografiert.

    Alle Nase lang gab es Veranstaltungen mit Schwerpunkt auf "schwarze" Musik, R'nB, mit

    entsprechendem Publikum. Die Türsteher nannten das "Schwarzfüße und Ölaugen", auf jeder

    dieser Veranstaltungen gab es mehrere Polizeieinsätze.

    Auf dem Weg durch den Laden komme ich an einer Gruppe vorbei: "Ey, mach Foddo von uns!"

    Diskutieren lohnt erfahrungsgemäß nicht, solche Leute kriegen ihren Willen und werden

    vor dem Abliefern mit der DEL-Taste behandelt. Ich hebe die Kamera.... "Moment!"

    Fragender Blick meinerseits.... "Ey, bissu von der Polizei?"

    Ich verneine. "Okay, dann mach Foddo!"

    Wie das so ist wenn man selbst der beste Kunde ist.......