Suche ein vernünftiges 50er für die A7R4

  • Hallo zusammen,


    seit längerer Zeit nutze ich an meiner Sony A7Riv drei Festbrennweiten - das 20er, 35er und das 85er jeweils f 1.8 von Sony.

    Mit diesen Linsen bin ich auch bisher sehr zufrieden gewesen - meist ist das 35er drauf.


    In letzter Zeit habe ich ich immer öfter das Bedürfnis, mit 50mm zu fotografieren und adaptiere daher regelmäßig das alte Minolta MC 50mm 1.4 PG, was aber bei offener Blende einfach keinen Spaß macht.


    Was ich daher suche, ist ein möglichst kompaktes 50er (gerne auch f 1.8), das auch bei offener Blende schön scharf ist und so auch wirklich im Alltag nutzbar ist.


    Letztens habe ich von einem Viltrox 50mm 1.8 gelesen, das preislich sehr attraktiv wäre - 200 Euro im Angebot (immerhin eine moderne Konstruktion mit 11 Linsen) - das original 50er 1.8 von Sony hat ja eher einen schlechten Ruf (üble Ränder, schlechter AF)


    Hat vielleicht jemand von euch einen guten Tipp?

  • Kompakt und besser als die günstigeren 50er wäre das 55er Zeiss, so wirklich makellos ist das wohl aber auch nicht, und preislich sagen wir mal ambitinioniert.


    Offen bleibt die Frage, wie gut das Viltrox ist. Das ist ja recht neu und auf die Schnelle habe ich bei den üblichen Verdächtigen (lenstip, opticallimits, ephotozine, dpreview,...) nichts gefunden.


    Die Frage ist letztlich auch, was deine Schwerpunkte sind, warum die Festbrennweite. Primär die Offenblende, die Bildqualität, die Kompaktheit,... Eine oder mehrere dabei?

    Wenn man den ganzen Bereich leichtes Weiwinkel bis leichtes Tele abdecken möchte, wäre natürlich auch ein gutes Zoom vielleicht eine Option, so etwas wie ein Sigma 24-70. Kompakt wäre das natürlich nicht mehr, aber drei Festbrennweiten für den Bereich sind das in Summe auch nicht.

  • ein Standardzoom ist für mich leider keine Alternative - in der Regel ziehe ich nur mit dem Gehäuse + einer Festbrennweite los - das Ganze hängt dann quer über der Schulter am Peak-Design Slide. Also möglichst leicht und kompakt.
    Daher schrecken mich auch die Abmessungen und das Gewicht der 1.4er ab.


    Vielleicht bin ich schon zu lange mit Festbrennweiten unterwegs - ich habe mich einfach an die Freistellung gewöhnt (ich nutze die Objektive auch sehr häufig offen)

    …das fehlende Freistell-Potential war damals auch der Grund, warum ich meine ganze OMD-Ausrüstung verkauft habe.


    …das 55er Zeiss leidet wohl unter extremen CAs.

  • ja das 1.8er von Sony ist vom Aufbau her eine sehr altbackene Rechnung.


    Wenn, dann würde es mich eher in Richtung des 55er Zeiss ziehen, allerdings soll das laut vieler Berichte alles andere als super sein (viele CAs und insgesamt nicht wahnsinnig scharf - damit tu ich mir an dem Sensor wahrscheinlich keinen Gefallen).

  • nach gestriger Recherche finde ich das Viltrox 50mm 1.8, das es gerade bei Rollei für 199 Euro gibt sehr verlockend.

    Es soll wohl in allen Bereichen etwas besser als das Sony 50/1.8 sein, allerdings zeigt es eine starke Zwiebelring-Struktur in den Lichtern des Bokehs. Allerdings ist dafür das 55er Zeiss wohl auch bekannt….

  • Ich hatte an meiner Alpha77 (APS-C) eine zeitlang das Minolta 50 1.4.

    Abgeblendet auf 2.0 oder 2.8 war es dann wirlich scharf bis am Rand,

    habe es dann allerdings (für einen damals guten Betrag) verkauft.


    Ich fand 50mm allerdings schon "nice to have" - das 1.7 war dann aber

    nicht meins - da ich zu dieser Zeit auch mit Macro Objektiven experimentiert

    habe, bin ich beim Minolta 50 3.5 Macro "hängengeblieben", welches auch

    unabgeblendet superscharf ist - auch das Bokeh gefallt mir gut...


    https://www.dyxum.com/reviews/…-F3.5-Macro_review96.html


    http://kurtmunger.com/minolta_af_50mm_f_3_5_macroid75.html


    Ob es allerdings für Vollformat ähnlich gut abbildet, und ob Dir die Lichtstärke

    überhaupt ausreicht, kann ich natürlich nicht abschätzen...


    Viele Grüße


    Ralf

    Alpha 77, 300, D7D / SD15, DP1x / P7100 / P880 / SX130 / F20 / Lumia 950 / iPhone XR, SE ... to be continued ...

  • ...so ich habe mir den Bericht von Dustin Abbott zum Viltrox AF 50mm 1.8 für Sony FE angeschaut und bis auf die Zwiebelringe in ganz bestimmten Situationen im Bokeh (ansonsten sieht das Bokeh sehr gut aus!) ist es in allen Belangen besser als das Sony 50/1.8.

    Für den aufgerufenen Preis gerade (ansonsten ist es überall deutlich über 300 Euro angesiedelt) finde ich es gut.

    -->ergo: hab es mal bei rollei für 199 Euro bestellt - ich denke, für den Preis mache ich nicht wirklich was falsch. Wenn ich garnicht klarkomme damit, geht es eben wieder zurück. Das Risiko ist ja eher gering.


    Da 35mm nach wie vor meine meistgenutzte Brennweite ist/ sein wird, möchte ich ungern 1,5k Euro für das Planar ausgeben. Somit kommt mir das - nicht ganz perfekte, aber durchaus gute - Viltrox gerade recht.
    Besser als mein adaptiertes Minolta MC ist es allemal.

  • ...das Objektiv ist heute angekommen und ich konnte erste primitive Testaufnahmen damit machen.

    Der erste Eindruck ist schonmal sehr gut - was ich bisher gesehen habe, stimmt mich sehr hoffnungsvoll. Die Zeit hat nur für wenige Testfotos gereicht (alle bei offener Blende) und ich habe mit dem auf F 2.0 abgeblendeten Minolta MC 50 1.4 verglichen, wo es bereits recht gut ist.

    Was sofort auffällt, ist der deutlich höhere Kontrast des Viltrox und die höhere Schärfe im mittleren Bildbereich. Auch zu den Rändern hin ist es definitiv deutlich schärfer als das Minolta.

    Der AF ist nahezu lautlos und ok bezütlich der Geschwindigkeit. Meine Sony-Linsen sind sicherlich schneller, aber der AF ist durchaus im gut nutzbaren Bereich. Ob das Tracking bei sich bewegenden Kindern schnell genug ist, muss ich am Wochenende testen. Ich bin gespannt.


    Verarbeitungsmäßig ist das Viltrox für knapp 200 Euro echt eine Ansage. Wirklich top. Alles aus Metall, sauber verarbeitet, alles läuft weich (Blendenring und Fokusring) ohne Kratzen, Klappern oder Spiel in irgend eine Richtung. Das habe ich z.B. bei Panasonic mft-Linsen schon ganz anders erlebt.


    Am Wochenende komme ich definitiv dazu richtige Fotos zu machen, dann werde ich ausgiebig berichten.

  • Hallo zusammen,


    nun sind doch ein paar Tage mehr ins Land gezogen als gedacht, bis ich hier meine ersten Erfahrungen mit dem neuen Viltrox 50/1.8 mit euch teilen kann.


    Der erste Eindruck - insbesondere der Vergleich mit meinem alten Minolta MC 50/1.4 - war überaus positiv: Die Fotos mit dem Viltrox wirken knackig, kontrastreich und relativ scharf, schon bei offener Blende. Zumindest im Zentrum und dem mittleren Bereich.


    Dieser Eindruck hat sich auch in der Praxis so bestätigt. Häufiger war das Objektiv bei Ausflügen mit der Familie an der Kamera. Meist mit offener oder fast offener Blende.

    Dabei hat mir besonders die Qualität und Treffsicherheit des Autofokus' gefallen: z.B. habe ich meine 5-jährige Tochter auf dem Fahrrad fotografiert, während sie auf mich zufuhr. Selbst bei Blende 1.8 hat das Viltrox (AF-C mit Augen-AF) zuverlässig scharfgestellt. Es kam zu keinem einzigen unscharfen Foto.
    Wenn man - wie ich - jahrelang nur mit manuellen alten Minolta-Objektiven fotografiert hat, beeindruckt einen schon, wie spielend leicht es ist, bei solchen Motiven mit offener Blende, permanent scharfgestellte Augen zu erhalten.


    In der Praxis genügt die Auflösung / Schärfe bei offener Blende definitiv - auch an den 60MP der 7R4.
    Daher kann ich das Objektiv definitiv als offenblendentauglich bezeichnen, wenngleich natürlich ein Schärfezuwachs bei Blende 2,8 und erst recht bei 4.0 zu erkennen ist. Dennoch schlägt das Viltrox auf jeden Fall 50er, wie man sie früher an (D)SLRs von Nikon oder Canon hatte. Den Canon-Joghurtbecher hatte ich jahrelang an der 5D und von offenblendentauglich konnte man da natürlich nicht im entferntesten sprechen.

    Nein, das Viltrox ist bei Blende 1.8 überraschend scharf, tatsächlich auch relativ gut in den Ecken.

    CAs sind leider gut sichtbar bei offener Blende - da muss man in Lightroom auf jeden Fall nacharbeiten. Damit kann ich aber leben - in den meisten Situationen hat man ja nicht so starke Kontraste im Bild.


    Aus Spaß habe ich dann (während einer zweiwöchigen Quarantäne - und damit verbundenen Langeweile) ein Testplakat angefertigt und mehr oder weniger ernsthafte Vergleichsbilder bei allen Blendenstufen sowohl mit dem Viltrox, als auch mit dem guten alten Minolta MC 50 1.4 PG angefertigt.


    Die Ergebnisse haben mich dann völlig aus der Bahn geworfen:


    Zunächst verliert das Minolta bei offener Blende (1.4) und 2.0 im Bereich des Kontrasts deutlich. Alles wirkt sehr überstrahlt, weich, soft.... usw. Man kennt ja diesen "dreamy look" von vielen älteren lichtstarken Festbrennweiten.

    Aber trotzdem.... bei der reinen Auflösung hält das Minolta aber locker mit. In den Randbereichen schlägt es das Viltrox sogar bei Blende 1.4!!!


    Wenn ich Bilder des Minoltas in Lightroom mit etwas Klarheit und Struktur verwöhne, zeigt das fünftzig Jahre alte Minolta dem jungen Chinesen, wo der Frosch die Locken hat. OK nicht in den Bildecken - da ist das Viltrox zu gut, aber komischerweise an den Bildrändern und im Zentrum. Da löst der alte 7-Linser tatsächlich höher auf.


    OK, dass das Minolta gut ist, wissen viele Insider (es gibt einen deutschen Youtuber, der mit dem Minolta sogar ein Loxia hat schlecht dastehen lassen) - ich hatte es vor einigen Jahren bereits an der 7R MK1 gegen das Canon nFD antreten lassen, welches es völlig gegen die Wand genagelt hat - insbesondere an den Rändern hatte das eigentlich als gut geltende Canon nicht im entferntesten eine Chance.


    Aber gegen einen modernen 11-Linser? Ich staune immer noch.



    Dennoch werde ich natürlich das Viltrox behalten, denn es ist definitiv ein gutes Glas, der AF ist eine Wucht (zumindest an der 7R4) und in der Praxis schlägt es das alte Minolta einfach, weil ich gerne offenblendig fotografiere und das am liebsten mit Autofokus. Bewegte Objekte bekomme ich bei Blende 2 (meine bevorzugte Blende beim Minolta) einfach nicht schnell genug scharfgestellt.


    Für den Preis von knapp 200 Euro kann ich das Viltrox also wirklich empfehlen - einen großen Fehler macht man damit sicher nicht.