Ich habe nie verstanden, warum man Schwarzweißfotos macht...

  • Das Fehlen von Farbe halte ich für einen technischen Mangel und völlig unnatürlich (außer für Farbenblinde). Wenn man von Beginn der Fotografie an chemisch in der Lage gewesen wäre, Farbfotos darzustellen, wäre wahrscheinlich niemand auf die Idee gekommen, die Farbe heraus zu ziehen, oder? Ok, Graustufenfotos sind für Fotografen durch die Abwesenheit von Farbe einfacher zu handhaben. Ob Jemand ein etwas gerötetes Gesicht hat, fällt bei Schwarzweiß ja nicht auf.

    Auf einen Weißabgleich kann man hier auch verzichten, was den Arbeitsprozess ebenfalls erleichtern kann.


    Ja, es gibt durchaus einige wenige Fotos, die mit auch ohne Farbe gefallen, aber die sind sehr selten.


    Manche bemühen sich, Schwarzweißfotos nachträglich aufwendig zu colorieren, damit sie wieder realistischer aussehen.


    Also, was treibt die Schwarzweiß-Fraktion an, aus heutigen Fotos die Farbe abzuschalten?

    Auch bei Monitoren wäre man sicher glücklich darüber gewesen, auf das monochrome Zeitalter zu verzichten.


    Warum also das Schwarzweiß und Sephia Gedöns? Das interessiert mich.


    Farbe gehört doch zum Leben dazu, daher ist für mich das Fehlen von Farbe leblos.


    Gruß Marco

  • Ich benutze schwarzweiß z.B. ab und an bei Landschaftsbildern, um störende farbige Elemente aus dem Bild zu bekommen.

    Und ja Portraits können auch ohne störende rote Flecken (z.B. bei aufgeregten Models) gewinnen.


    Daneben finde ich, dass die Reduktion auf Form und Helligkeittöne oft die Bildkomposition betont und unterstützt.

    Auch wenn ich ein ganzes Orchester zu Verfügung habe, kann ein Solo-Musikstück ebenso reizvoll sein ;).

  • Also, was treibt die Schwarzweiß-Fraktion an, aus heutigen Fotos die Farbe abzuschalten?

    Es gibt ja sogar neue Kameras (Leica), die nur SW aufnehmen können :-o


    Ich bin auch kein Fan von SW und verwende es nur sehr selten. Manchmal, wenn ein Bild dramatisch wirken soll, dann passt es gut.

    Ich denke SW ist speziell bei den Streetfotografen sehr beliebt, durch das Fehlen der Farbe kommt die Situation irgendwie "klarer" rüber.

    Man kann aber auch durchaus Landschaftsaufnahmen mit SW "pimpen" und einen besonderen Look verpassen.


    Dem SW hängt irgendwie oft ein "Fine-Art"-Stempel an ... dabei habe ich oftmals die Vermutung, dass "verunglückte" Bilder durch die Umwandlung in SW aufgewertet werden sollen.

    So nach dem Motto SW = Fine Art.


    Aber es soll doch jeder nach seinem Belieben fotografieren und entsättigen wie er will.

    Man muss ja nicht alles schön finden und es ist doch auch gut, dass wir nicht alle den selben Geschmack haben.

  • als ehemaliger DDR-Bürger konnten wir aus wirtschaftlichen Gründen nur S/W-Bilder machen.

    Die Entwicklung von Rapierbildern aus Farbfilmen war sehr teuer und nicht immer stand auch das passende Papier zur Verfügung. Gottseidank ist diese unseelige Zeit vorüber. Deshalb bin ich froh, dass ich in Farbe fotografieren kann.


    Gruß Martin

  • Abgesehen von individuellen Vorlieben und Spleenigkeiten (ich selbst bin ausgesprochener SW-Freund - ich "mag's einfach"), könnte man sich genauso gut fragen, warum in der Malerei nicht alles farbgetreu dargestellt wird. Sind Picasso vielleicht in der "Rosa Periode" die anderen Farben ausgegangen? Oder hatte Van Gogh zu viel Gelb? SW-Fotografie ist eine Ausdrucksform wie andere auch, man muss sie nicht mögen, darf aber.


    Dass Viele meinen, aus einem schlechten Foto könne man durch Entsättigung ein gutes Foto machen, ist darüber hinaus natürlich war.

  • Nun, ich finde, die Reduktion auf und Hervorhebung von Formen, Strukturen und Linien funktioniert halt in Graustufen am besten. Aber auch der Inhalt des Bildes kommt besser zur Geltung.


    Ok, Graustufenfotos sind für Fotografen durch die Abwesenheit von Farbe einfacher zu handhaben.

    Das finde ich jetzt aber zu pauschalisierend bis gar nicht nett.


    Hier bei den Bildern von Kai Ziehl (nur ein Beispiel) fände ich nur wenige, sehr wenige Bilder, die in Farbe genauso gut funktionieren würden.


    völlig unnatürlich (außer für Farbenblinde)

    Unnatürlich ist es aber nur tagsüber. Nachts sieht man ohne künstliche Lichtquelle auch keine Farben.

    Das Sprichwort "Nachts sind alle Katzen grau" hat es genau aus diesem Grund in die Physiologie des Sehens geschafft (mit einer anderen Bedeutung als üblich).


    Einmal editiert, zuletzt von Equinox () aus folgendem Grund: Spur der Autokorrekur beseitigt.

  • Praktisches Beispiel : 1=Original, 2=Bearbeitung in Farbe, 2=Bearbeitung in s/w



    Bei der farbigen Bearbeitung kommt m. E. die Bildkomposition weniger zum Tragen.

    Auf mich wirkt das s/w-Bild ruhiger, aber nicht düster und negativ.



    PS: Das Bild ist übrigens auf dem Usertreffen in Andernach im Januar 2016 entstanden :smile:.

    Von mir eingestellte Bilder dürfen bearbeitet und bei dft gezeigt werden.

  • Hier bei den Bildern von Kai Ziel (nur ein Beispiel) fände ich nur wenige, sehr wenige Bilder, die in Farbe genauso gut funktionieren würden.

    Volle Zustimmung. Die Bilder gefallen mir :daumenhoch:.

    Allerdings unterliegt er auch etwas dem allgemeinen Trend, die Schatten eher zulaufen zu lassen, was dann düsterer wirkt.

    Von mir eingestellte Bilder dürfen bearbeitet und bei dft gezeigt werden.

    • Offizieller Beitrag

    Mit der gleichen 'Berechtigung' könbte man fragen, warum man Skizzen, Zeichnungen oder Gemälde anfertigt, wo wir doch heute die Farbfotografie haben. Oder warum man Standbilder anfertigt, wo wir doch Video haben. Oder warum man mit Differenzierter Schärfe gestaltet, wo wir doch auch alles scharf haben könnten. Oder warum wir Bildausschnitte gestalten, wo wir doch 360°-Kameras haben. Oder warum wir 2D fotografieren wo wir doch die Technologie für 3D haben. Oder warum wir uns mit Licht und Schatten befassen, wo wir doch die HDR-Fotografie beherrschen. Oder... ...ach, ich glaube, das sind vielleicht Beispiele genug.


    'Abbilden' ist ist immer ein Mediensprung, egal ob in der Fotografie oder in der bildenden Kunst. Ein Baum ist aus Holz, ein Mensch aus Fleisch und Blut aber ein Bild des Baumes oder des Menschen ist belichtete Emulsion auf Papier. Oder gespritzte Farbe. Oder nur beleuchtete Pixel auf einem Flachbildschirm. Kein Holz. Kein Fleisch. Ein Mediensprung. Und damit dieser Sprung gelingt, damit ein Bild gelingt, kommt es darauf an, dass der Fotograf oder Künstler die Eigenschaft des Motivs erfasst und in ein von ihm gewähltes Medium übersetzt. Wie in eine Fremdsprache. Dabei gibt es für unterschiedliche Eigenschaften unterschiedlich gut geeignete Medien. Schwarzweiß kann Dinge sichtbar machen, die ein Farbbild nur verunklaren würde.


    Ich bin kein guter Schwarzweiß-Fotograf. Aber ich bewundere diejenigen, die es sind.

  • Allerdings unterliegt er auch etwas dem allgemeinen Trend, die Schatten eher zulaufen zu lassen, was dann düsterer wirkt.

    Ich bin immer wieder von älteren Bildern begeistert, die aus Zeiten stammen

    in denen nicht jede Kamera völlig unmotiviert einen Bordblitz ausklappen konnte

    um das Bild zu versauen. Schatten definieren und formen ein Bild.

    Das muss dabei nicht düster sein. Kann - muss aber nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Au weia!

    Also, was treibt die Schwarzweiß-Fraktion an, aus heutigen Fotos die Farbe abzuschalten?

    Herausforderung, Gestaltungswille, Zug zur Klarheit in der Bildkomposition u.v.m.

    Ok, Graustufenfotos sind für Fotografen durch die Abwesenheit von Farbe einfacher zu handhaben.

    Das anzunehmen ist wohl ein ganz großer Fehler. Probier' doch mal selbst, ein wirklich eindrucksvolles SW-Bild zu erarbeiten. Du wirst staunen.


    Es gibt Künstler, deren SW-Fotos mich immer wieder begeistern. newbie70 aus dem Nikon Club ist so einer. Leider kann ich dir keine Bilder von ihm verlinken, weil der Zugang dort kostenpflichtig ist. Solltest du Zugang haben, reden wir nachher weiter. ;)

  • Das Fehlen von Farbe halte ich für einen technischen Mangel und völlig unnatürlich (außer für Farbenblinde).

    Kann man so sehen. In Farbe wären diese Kunstwerke aber einfach nur "bunt":

    https://www.instagram.com/alan_schaller/


    Und mein Profilfoto ist auch aus gutem Grund so wie es ist.

  • Im Grunde wurden alle "klassischen" Argument pro SW aufgeführt.


    Die Frage ist irgendwie wie: "wieso verwendet ihr Festbrennweiten, wo es doch Zoomobjektive gibt"...


    Persönlich mag ich SW wirklich sehr, sehr gerne und stelle mir seit Jahren die Frage, ob ich es tatsächlich eines Tages wagen würde, mir eine Leica Monochrom zuzulegen und den ganzen anderen Krempel verkaufen würde. Getraut habe ich mich bis heute nicht. Der Mut fehlt. Irgendwie kommt dabei die Angst auf, dass man irgend etwas dadurch versäumen könnte. Mglw. sind wir durch die multimediale Bilderflut diesbzgl. in eine völlig unsinnige Erwartungshaltung gekommen.


    Ich glaube, dass es wichtig ist, im Moment der Aufnahme auch ein SW Foto im Kopf zu haben und es von Anfang an als SW Bild erstellen zu wollen. Leider habe ich sehr wenig Freizeit, aber als ersten Schritt habe ich mich mir vorgenommen (ich habs bisher noch nicht geschafft :???:), mal echt für einen Urlaub oä. nur eine Festbrennweite auf ne Cam zu packen und die Cam auf einen SW / Monochrommodus fest einzustellen, Voreinstellung ungefähr wie Rotfilter mit harten Kontrasten, und dann alles so durchzuziehen ...


    Als puristischer Musiker würde man sagen, halt nur ne Paula, Gibson ES oä. straight in den Vollröhren Amp, ohne irgend was dazwischen oder danach. Ich hatte mal eine 63' ES 335 (keine Reedition/Custom Shop, sondern eine 63' Vintage:smile:), und das Ding war immer nur direkt im MesaBoogie.


    Wow, unglaublich... wäre so die Leica Monochrom??? (PS: für so ne Gitarre könnte ich mir heute locker 3 Leica M und 3 Leica Objektive dazu :smile: kaufen :winke:, aber ich habe sie leider nicht mehr :oops:..)

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

    Einmal editiert, zuletzt von aeirich ()

  • Ich glaube, dass es wichtig ist, im Moment der Aufnahme auch ein SW Foto im Kopf zu haben und es von Anfang an als SW Bild erstellen zu wollen. Leider habe ich sehr wenig Freizeit, aber als ersten Schritt habe ich mich mir vorgenommen (ich habs bisher noch nicht geschafft :???: ), mal echt für einen Urlaub oä. nur eine Festbrennweite auf ne Cam zu packen und die Cam auf einen SW / Monochrommodus fest einzustellen, Voreinstellung ungefähr wie Rotfilter mit harten Kontrasten, und dann alles so durchzuziehen ...

    Kannst du auch mit der normalen Leica Q2 haben. Stelle alles auf s/w mit hohem Kontrast und das Ausgabeformat auf DNG und JPEG und du hast

    alles, was du brauchst: den monochromen Sucher, ein farbiges DNG als RAW Datei und ein s/w JPEG.

    Besser ist die Q2 Monochrom (oder soll sie sein) bei der Darstellung von Grauwerten, aber...schau dir mal diesen Test an.

    Gut, Unterschiede gibt's noch beim Rauschverhalten über ISO 3000, da ist die Monochrom etwas besser, aber dafür gibt es heute sehr gute Entrauschprogramme, z.B.

    DxO PureRAW.

    Für mich alles Gründe, um mit der "einfachen" Q2 glücklich zu sein. Den Mehrpreis muss natürlich jeder für sich abwägen und dabei im Hinterkopf behalten,

    dass man mit der Q2 Monochrom einen Spezialisten an der Hand hat, der die Farbe meidet...

    Für einen Amateur wäre meine konsequente Empfehlung eine normale Q2, die auch die bunte Republik Deutschland abbilden kann...;)


    lg willi

    "Es kann von keinem vernünftigen Menschen jeden Tag was Gescheites kommen." Hans Meyer

  • Ich kann die Eingangsfrage nachvollziehen ... die Wirkung ist auch auf mich oftmals nicht so dolle und wenig frisch. Aber klar, nicht jeder hat den Anspruch, etwas möglichst lebensfroh und real darzustellen. Aber schon hinsichtlich SW kommen da viele Fragen zusammen und geraten mMn. stellenweise auch durcheinander. Das "Wieso kann SW reiz- und wirkungsvoll sein?" würde ich von "Möchte man in SW aufnehmen?" trennen wollen. Schließlich kann man besonders wirkungsvolle SW-Bilder erzeugen, wenn man sie aus einem Mehrkanalbild gewinnt. SW ist ja nicht immer SW ... Manch einer mag sich das panchromatisch einfach als "Alles in Grau" vorstellen. Manch einer möchte alles nach der menschlichen Helligkeitswahrnehmung der einzelnen Farben (also gewichtet) konvertiert wissen (Lesetip: http://alienryderflex.com/hsp.html). Und manch einer möchte einen Kanal betonen oder über das sichtbare Spektrum hinausgehen (IR für Flußnetzwerke usw.).


    Persönlich kann ich schon nachvollziehen, daß es seinen Reiz hat, von vornherein auf Farbe zu verzichten (das ist mMn in der Tat vergleichbar mit anderen Verzichten, wie Zoom, Automatikgetriebe, usw.). Einfach eine Reduktion, um das Verbleibende besonders genießen zu können. Aber mit einer reinen SW-Kamera nimmt man sich auch ein paar Möglichkeiten für das Endergebnis, und zwar selbst dann, wenn dieses auch am Ende SW sein soll! Ich denke, das ist zumindest für mich der Grund, warum ich einen Kauf noch nie ernsthaft in Erwägung gezogen habe. Natürlich macht so ein Ding Spaß ... bei der Leica macht für den nerdigen Nutzer bereits viel wett, die echte Luminanz für jeden Pixel zu erhalten, ohne das typische Entrastern/Demosaikieren. Aber am Ende wäre ich vermutlich wieder versucht, Experimente mit Filtern zu machen ... und verschiedene Kanäle abzumischen. So wie wir heute 120 Jahre alte Farbbilder genießen können, weil manch russischer Photograph seine SW-Bilder mehrfach mit diversen Farbfiltern anfertigte ...


    Ich schreibe zuviel ... bei nem Automatikwagen fehlen Kupplung und Schaltknüppel. Der Wagen macht nie Spaß. Aber bei ner Farbkamera intern auf SW umstellen? Ich vermute, das wäre dennoch weniger befriedigend wie die Benutzung der Leica Monochrome ... irgendwie faszinierend! :D

  • Ich gehöre zu den FARBENBLINDEN (rot-grün-Schwäche) :daumenrunter:

    • Offizieller Beitrag

    ...was ja - soweit ich das als das 'Normalsichtiger ' verstanden habe - trotzdem nicht bedeutet, dass Du schwarzweiß siehst, richtig? Du siehst Farbe aber Du siehst sie anders als ich?


    [Offtopic an]

    PS: Hast Du mal so eine Enchroma- oder Colordrop-Bdille ausprobiert,die seit den letzten Jahren für Rot-Grün-Schwäche angeboten werden, romerike berge ?


    http://archiv.technikjournal.d…dcat=59&idart=1722&lang=1

    [Offtoptc aus] ;)