Was sollte man für Bilder nehmen

  • Hallo,

    mich hatte eine örtliche Werbeagentur angefragt, ob sie Bilder von mir nutzen kann, so sehr mich das freut so wenig will ich die Bilder aber dann auch verschenken - es geht wohl um eine digitale Kampagne für unseren örtlichen Bus-Nahverkehr, was sind denn da realistische Preisvorstellungen?

    Schöne Grüße

    Stefan

  • Werbeagenturen fragen bei "nichtberuflichen" (um das Wort "Amateur" zu vermeiden)

    Autoren vornehmlich aus einem Grund an: Sie wollen Geld sparen.


    Das geht oft nach hinten los, weil Rechteklärung mit diesen Autoren nicht selten

    Fallstricke mit sich bringt - aber das muss Dich nicht jucken.


    Zurück auf Anfang: Wenn sie Dich anfragen, wollen sie es billig.

    Es liegt also an Dir, für Dich selbst festzulegen, was Du dafür haben

    möchtest und wo Deine Schmerzgrenze liegt.


    Einen Anhaltspunkt bietet die jährlich herausgegebene Statistik der

    Mittelstandsgemeinschaft Fotomarketing:

    https://bvpa.org/mfm/


    Das ist eine Erhebung über die tatsächlich im Vorjahr erzielten Honorare

    der Mitglieder dieser Organisation. Das sind allerdings Durschnittspreise,

    wenn ich für ein Bild 2000 EUR erziele und jemand anders für die gleiche

    Nutzung nur 200 EUR verhandeln kann, dann steht in der Statistik 1100 EUR.


    Ich habe bereits sowohl deutlich höhere als auch deutlich niedrigere Preise

    im Vergleich zu dieser Liste erzielt, aber ich habe auch schon Urheberrechtsprozesse

    mit dieser Liste als Lizenzanalogie gewonnen.


    Ist man kein beruflicher Bildproduzent oder Verwerter, muss man mit

    Abschlägen gegenüber der Liste rechnen, hat man eine gewisse Popularität

    erreicht, schwebt man über der Liste.


    Ich nehme an, daß Dein Kunde eine eher kleine Agentur ist, die ein

    durchgehendes Rechtemanagement nicht leisten kann oder/und will.

    Daher werden die räumlich und zeitlich unbegrenzte Rechte kaufen wollen,

    und das für alle denkbaren Nutzungen, ein sogenanntes "Total Buyout".

    Das kostet normalerweise fett extra, aber das werden sie nicht bezahlen wollen.


    Ich frage bei solchen Nummern immer zurück welche Nutztung genau

    lizensiert werden soll, und für welchen Zeitraum und Geltungsbereich.

    Die Antwort ist dann meist sehr aufschlussreich.


    Wichtig ist auf solche Anfragen sehr zeitnah zu antworten, weil die oft

    noch andere Leute parallel anfragen. Verschenkt einer seine Bilder bevor

    Du ein professionelles Angebot gemacht hast, bist Du raus.


    Einen konkreten Preis kann ich Dir nicht nennen.


    Als 1995 der Flughafen in Düsseldorf abgebrannt ist, habe ich 6000 DM

    mit Nutzungen verdient, die sonst vielleicht 200 DM gebracht hätten.


    Wie speziell sind Deine Bilder, wie berühmt/bekannt bist Du, in welcher

    Auflage und mit welchem Verbreitungsgebiet werden die Bilder über

    welchen Zeitraum genutzt? Kannst Du sie weiter selbst nutzen, oder

    wollen sie Exklusivität kaufen? Wieviele Bilder sind das überhaupt, und

    wer ist der Endkunde? All das beeinflusst den Preis.


    Mehr als ein Gefühl für die Verhandlungen kann ich nicht vermitteln, fürchte ich.

  • Vielen Dank - das hilft mir auf jeden Fall schon mal weiter - insbesondere die Fragen bzgl. der Lizenzdauer und Geltungsbereich hätte ich sonst sicherlich vergessen.
    Ich hab jetzt auch noch von den Österreichern einen Honorarecher gefunden, der mir auch nochmal weitergeholfen hat - Quintessenz für mich als Amateur: Unter 200€ sollte ich das nicht machen und dann auch nur für einen begrenzten Zeitraum.


    Schöne Grüße

    Stefan


    Edit: Hier noch der Honorar-Rechner: https://rsv-fotografen.at/rechner/