Vor nicht sehr langer Zeit wurde ich in die ohnehin sinnlose Diskussion um die Normalbrennweite verwickelt. Nicht hier, sondern in einem anderen Forum dessen Existenzberechtigung ich auch aus anderen Gründen in Frage stelle. Hat man sich nach einer längeren Phase des Abwägens nun endlich für ein neues System entschieden, dann ist der vernünftigste Einstieg um dieses kennenzulernen immer noch die Normalbrennweite. Es spielt dabei keine Rolle welche Marke, welches Format oder welches Model dabei zur Wahl steht. Der universelle Charakter dieser Brennweite ist dabei der entscheidende Faktor.
Wer sich dabei auch noch durch ein über 500 Seiten starkes Handbuch arbeiten muß, der hat für weiterführende Überlegungen zu diversen Bildwinkeln keine Zeit. Aber offenbar gibt es in unserer Gesellschaft immer noch Geister, die das nicht verstanden haben. So haben zwei solcher "Bozos" tatsächlich versucht mich mit fadenscheinigen Argumenten auf diverse andere Brennweiten zu locken, weil sie scheinbar die Ansicht vertraten, daß ein Weitwinkelobjektiv eher dem natürlichen Sichtwinkel des Menschen entspricht. Abgesehen davon, daß dies ohnehin mit der praktischen Anwendung einer Kamera nichts zu tun hat, ist es eine längst ausdiskutierte Kontroverse auf die die meisten von uns gerne verzichten.
Es gehört leider auch zu der Marketingstrategie einiger Marken, wie z.B. RICOH, die in der Vergangenheit immer wieder gerne mit Suggestivbehauptungen auf den angeblichen menschlichen Sichtwinkel hinweisen, um ihre Fixbrennweiten an den Mann zu bringen. Bei Systemkameras stell sich diese Frage zum Glück gleich gar nicht, hier entscheiden praktische Überlegungen im Hinblick auf das Motiv, was der Fotograf schlussendlich einsetzt. Genauso halte ich auch das immer wieder zu beobachtende Schablonendenken einiger Zeitgenossen für völlig praxisfremd, wie z.B. die angeblich ideale "Porträtbrennweite", als könnte man mit einem Makro-Objektiv keine Porträts machen. Wer also gelernt hat ein Bild zu sehen, der muß sich über die Brennweite kaum mehr Gedanken machen.