Ein Dampf-Diesel-E-Lok Thread

  • Heute gibt es drei Bilder aus meinem neuen Arbeitsumfeld, dem Güterverkehr.

    Ich habe zum neuen Jahr vom Geschäftsbereich DB Regio Württemberg zu DB Cargo nach Nürnberg gewechselt. Der Grund dafür ist der Ausschreibungsverlust im Nahverkehr in Baden-Württemberg, den DB Regio erlitten hat.

    Im Rahmen des Erwerbs der Streckenkenntnis war ich in den letzten beiden Nächten unterwegs mit den Erzzügen vom Hamburger Hafen nach Passau mit weiterem Fahrtziel Stahlwerk Linz in Österreich. In der Regel fahren diese Züge mit 2 Lokomotiven der Baureihe 185, da die Grenzlast 3650 Tonnen sind. In der Regel kommt der Zug im Sandwichbetrieb in Nürnberg an, eine Lok ist am hinteren Ende, eine an der Spitze. Zwischen Nürnberg und Regensburg gibt es nennenswerte Rampen, auf denen der Zug im gekuppelten Schiebebetrieb mit 80 km/h gefahren wird. Würden beide Lokomotiven an der Spitze ziehen, bestünde die Gefahr des Zerreißens des Zughakens. Die Lokomotiven sind im Schiebebetrieb mit jeweils einem Lokführer besetzt, die per Konferenzschaltung des digitalen Zugfunks ihre Leistung koordiniert auf- und abschalten können. Ist der Abschnitt der Rampe frei, bestätigt der Lokführer an der Spitze des Zuges dieses dem Schiebelokführer und beide schalten gleichmäßig auf. Ist der Haltepunkt Batzhausen erreicht, ist auch der letzte der Scheitelpunkte der Rampen durchfahren und es gilt, per gezieltem Bremseingriff in der Talfahrt bis Regensburg die 80 km/h einzuhalten. In Regensburg wird der Zug planmäßig angehalten, damit die Lok am Schluß des Zuges jetzt an die Spitze kommt. Ab Regensburg ist es nämlich fast platt bis Passau, die Gefahr des Zugzerreißens ist nicht mehr gegeben. Gebraucht werden die beiden Lokomotiven dennoch, denn 3650 Tonnen wollen erstmal angefahren und beschleunigt werden. Ich habe das Ganze dahingehend bildlich dokumentiert, dass ich das Bild unmittelbar nach der Ankunft im Regensburger Hbf mit einer Lok an der Spitze gemacht habe.

    Die vorherige Schiebelok hat den Zug umfahren, es wurde mit der IS-Leitung (dem UIC-Kabel) eine Doppeltraktion hergestellt, das Führerbremsventil der vorher schiebenden Lok wird auf Funktion geprüft (an den Bremsen der jetzt hinteren Lok und dem ersten Wagen danach), danach wird dem Fahrdienstleiter die Abfahrbereitschaft gemeldet und der Lokführer der Schiebelok fährt den Zug jetzt allein.


    Im Güterbahnhof Passau angekommen, hätten wir eigentlich Ablösung vom Österreicher kriegen sollen, aber es kam niemand. Damit der Zug nicht "abhaut", ist er zu sichern. Im Bremszettel sind 9 handbremsen aufgeführt, die gilt es, im Zugverband auszumachen und festzuziehen. Dann wird noch der Festlegezettel ausgefüllt, auf dem der übernehmende Lokführer sieht, welche Art der Sicherung ( Hemmschuhe oder Handbremsen) angewendet wurde. Und dann sind wir in die wohlverdiente Arbeitsschutzpause gelaufen. Das letzte Bild stammt aus der Gleisgruppe des Passauer Güterbahnhofes. Ich finde, für ISO 6400 schlägt sich die Z6 ziemlich gut.


    Das war es schon wieder vom Cargonauten Oli (dessen Sonne jetzt der Mond ist)

  • Einen habe ich noch!

    Da ich ja gebürtig aus der ehemaligen DDR komme, dort auch Lokführer geworden bin, versuche ich natürlich, in das Gebiet der Deutschen Reichsbahn zu kommen. Und sogar bis Halle kommen die Nürnberger Lokführer. Die Strecke ist dabei die über den Frankenwald, auf der zwischen Pressig-Rothenkirchen und Steinbach am Wald sowie von Probstzella nach Steinbach am Wald die Züge ebenfalls nachgeschoben werden. Der unterschied zur Strecke von Nürnberg nach Regensburg ist hier die deutlich steilere Frankenwaldrampe, die Lasten über 2000 Tonnen nicht wirklich zulässt, auch nicht nachgeschoben. Probstzella liegt bei 340 mm über NN, Pressig-Rothenkirchen bei 372m. Steinbach am Wald liegt bei 584 m ünber NN, die Rampe ist mit ca. 14 km recht steil, von der östlichen Seite sogar noch etwas steiler. Der zweite Unterschied liegt darin, dass die Schiebelok hier ungekuppelt nachschiebt, ist der Bahnhof Steinbach am Wald erreicht, steht da ein Formsignal , das dem Schiebelokführer signalisiert: "Nachschieben einstellen!" Ab 800 Tonnen Last wird eine Schiebelok benötigt, von beiden Seiten. Die Konferenz im digitalen Zugfunk ist da noch viel wichtiger, weil im Falle, dass sich die Schiebelok unerwartet vom Zug trennt (warum auch immer), der Zug angehalten werden muss, um die Schiebelok wieder an den Zug zu setzen. Die Koordination der Leistungsfreigabe der beiden Lokführer ist dort immens wichtig, weil es von beiden Seiten innerhalb der Steigung jeweils eine durchaus sichtbare Senke gibt. In dieser könnte ja der Zug plötzlich schneller werden, wenn der Lokführer der Schublok einen Moment unaufmerksam ist, ist er weg vom Zug. Damit das nicht passiert, ist er meist ständig am Drücken und der Lokführer der Zuglok, der die Senke sieht schaltet dann einfach etwas ab. Ab und zu meinen es die Schublokführer zu gut und drücken deutlich schneller als erlaubt. Durfte man beim gekuppelten Schieben noch 80 km/h fahren, sind es beim ungekuppelten Schieben nur noch 60 km/h. Die Gefahr des Herausdrückens eines oder mehrerer Wagen ist beim ungekuppelten Schieben nicht zu unterschätzen und nimmt mit steigender Geschwindigkeit zu.

    Hier ein Bild unseres KLV-Zuges 42158 Verona - Rostock-Seehafen beim Warten auf die Schiebelok in Pressig-Rothenkirchen

    Hier sind wir bereits auf der Talseite, es geht heftig bergab. Die AFB (automatische Fahr- und Bremssteuerung) der BR 152 hat nicht nur die elektrische Bremse in Vollaussteuerung nahezu dauerhaft eingesetzt, nein, die hat auch erkannt, dass die Bremskraft der elektrischen Bremse nicht ausreicht und selbsttätig die Zugbremse bedient. Und auch wieder ausgelöst.

    In Camburg an der Saale hatten wir einen kurzen Halt, weil der Personenzug von Saalfeld nach Leipzig ja überall hält. Die Stellwerke sind auf der Saalebahn alle unbesetzt. Die zuständigen Fahrdienstleiter sitzen in der Betriebszentrale Südost in Leipzig.

    Das Wahrzeichen von Halle (Saale), der Wasserturm mit der Werbung für den Zoo Halle.

    So, das war es schon wieder von mir!


    :winke::winke::winke:

  • Dein Bild kann man von der Stimmung her kaum toppen, Frank! :daumenhoch:Fast noch besser als das Licht des Zuges finde ich das Leuchten der roten Lampen des Andreaskreuzes. Sehr gut gemacht!

    Von mir gibt es heute ein paar Bilder der letzten Zeit, wobei ich da mit der Saaletalbahn/der Frankenwaldrampe anfangen möchte. Vor einiger Zeit war ich nachts unterwegs nach Saalfeld und wieder zurück. Da auf der Strecke von Naumburg nach Saalfeld kurzfristig Bauarbeiten durchgeführt wurden, kamen wir über eine Stunde später in Saalfeld weg. In Probstzella warteten wir auf die Schiebelok, die deutlich später bereit stand als gewöhnlich. Dadurch erwischte ich quasi ungeplant die Zeit vor dem Sonnenaufgang.

    Wir sind dann mehr schlecht als recht durchgekommen, die meiste Zeit dem Personenzug von Saalfeld nach Nürnberg direkt hinterher, wobei der ja überall hält zu der Zeit. Da fährt man schon mal so schnell, dass die Signale geradeso freiwerden, bevor man daran vorbeifährt. In Bamberg mussten wir nochmal auf die Seite, weil schon zwei ICE's drängelten. In Fürth Gbf hat sich dann der Planlokführer, bei dem ich zur Streckenkenntnis mitfuhr ablösen lassen, weil die Streckensperrung nicht in seiner Dienstschicht eingearbeitet war. Letztendlich war auch meine Schicht mit 11h35 min ziemlich lang.

    In der letzten Woche war ich in Regensburg Ost, um dort die sogenannte Bahnhofskenntnis zu erwerben, denn der Bahnhof hat es sicherungstechnisch in sich. Der Grund liegt in der alten Sicherungstechnik von 1940 - Formsignale, keine doppelte Sicherungstechnik, um ein Stellen der Weiche unter dem Zug zu verhindern.

    Hier sehen wir das Einfahrsignal des Bahnhofes Regensburg Ost aus Richtung Obertraubling mit dem dazugehörigen Ausfahrvorsignal in Richtung Regensburg Hbf. Der Signalbegriff des Hauptsignals lautet "Langsamfahrt", das darunter stehende Vorsignal zeigt "Halt erwarten" an.

    Eine Besonderheit ist dieser manuelle Ortstellbereich von drei Weichen, die ich bisher nur in Frankreich mal gesehen habe. Diese drei Weichen bedient kein Stellwerkswärter , sondern ein örtlicher Mitarbeiter, der dazu vom Stellwerkswärter beauftragt wird. Im Vordergrund sieht man die Abdeckung für die Umlaufrollen, die die Stellleitungen für die Weichen umlenken.

    Das dazugehörige Wärterstellwerk ist das Stellwwerk 2 an der südlichen Ausfahrt.

    Einen Tag vorher war ich mit der farbschwachen 152 018 von Nürnberg nach Regensburg Ost unterwegs. Im Ausfahrbahnhof des Nürnberger Rbf gelang eine Momentaufnahme mit dem Nürnberger Fernsehturm.

    Relativ pünktlich kamen wir in Nürnberg weg, standen aber nach ein paar Kilometern schon wieder am Abzweig Reichswald, wo sich die Strecken nach Regensburg über Neumarkt und die schnellfahrstrecke nach Ingolstadt trennen.

    Das letzte Bild zeigt das sogenannte "Loch", eine etwas tiefer liegende Gleisgruppe (im Gegensatz zu zwei anderen Gleisgruppen des Bahnhofes Regensburg Ost), aus der nur in Richtung Regensburg Hbf ein- und in die gleiche Richtung wieder ausgefahren werden kann. In Richtung Obertraubling gibt es keine Fahrmöglichkeit.


    Das war schon wieder von mir!:winke::winke::winke:

  • Lokknipser

    :danke:


    Hallo Oli, Du bist ja beneidenswert "dicht dran" an den Zügen, dazu immer auch viele Informationen zur Technik und vieles mehr, danke, dass Du uns immer wieder ein Stück mitnimmst auf Deinen Touren. :daumenhoch: :smile:



    Liebe Grüße

    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

  • Wie würde dir das Leben leichter gemacht werden, wenn du in Japan arbeiten würdest. Da gibt es drei getrennte Schienennetze für die Schnellzüge (Shinkansen), den normalen Personenverkehr und den Güterverkehr - keiner der drängelt, keiner der ausbremst. Ganz entspannt den Zug ans Ziel bringen und Feierabend;)

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • Heute gibt es mal wieder ein paar Bilder von mir mit aktuellem Hintergrund. Heute ist nämlich der letzte Tag der BR 120 im Reisezugdienst beim Fernverkehr. Dazu fuhr die 120 102 und eine weitere 120 am Zugschluß in Doppeltraktion mit dem IC 2162 von Nürnberg nach Stuttgart. Eigentlich wollte ich den Zug ganz woanders fotografieren, aber die Stelle war hoffnungslos zugewuchert. Also blieb mir nur ein Notschuß ca. 600 m weiter weg, um den Zug im Bild festzuhalten. Zwischen Schnelldorf und Dombühl kam er mir äußerst pünktlich entgegen, keine Kunst bei zwei arbeitenden Lokomotiven.

    Am Freitag war ich selbst mit der Übergabe von Nürnberg Rbf nach Plattling unterwegs. Im Ausfahrbahnhof traf ich meinen Kollegen Lars mit seinem Zug nach Österreich und einem ÖBB-Vectron, der Baureihe 1293 (links im Bild), einer weiteren abgebügelten Wagenlok und ein paar Schachteln an. Da die Sonne so schön scheinte, machte ich ein Bild von der Lok, die im grenzüberschreitenden Verkehr von österreich via Passau den Taurus ablösen wird.

    Quasi im Blockabstand sind wir dem Zug hinterhergefahren, denn Plattling liegt ja auch auf dem Weg (der Strecke) nach Passau. Weil zwischen Obertraubling und Mangolding das Regelgleis komplett erneuert wird, staut sich der Verkehr ordentlich, denn das Gegengleis musste ja für Zugfahrten in beiden Richtungen benutzt werden. Am Einfahrsignal von Obertraubling kam ich dann mit dem Zug zum Halten und musste ca.5 Minuten warten. Da ich die Kamera immer dabei habe, konnte ich zwei Bilder machen, denn auf der Strecke stehen noch die nostalgischen Wellblechbuden, die früher die Streckenfernsprecher vor Witterungseinflüssen beschützten.

    Mittlerweile sind die Fernsprecher darin ausgebaut worden, denn die Bahn besitzt digitalen Zugfunk. Der macht es möglich, dass ich mich mit dem Lokführer eines Zuges unterhalten könnte, der irgendwo in Deutschland im digitalen Zugfunksystem mit seiner Zugnummer eingebucht ist. Ich habe das sogar schon praktiziert mit einem Kollegen aus Berlin, der zu dem Zeitpunkt einen ICE von Dortmund nach Berlin fuhr, während ich von Ulm nach Crailsheim unterwegs war.

    Das war es schon wieder von mir! Einen schönen Tag noch vom Lokknipser Oli