Calvendo - Eigene Kalender verkaufen

  • Da einige befreundete Fotografen damit werben, dass man ihre Fotos als Kalender bei Amazon bestellen kann, bin ich neugierig geworden und habe mich mal informiert, wie das funktioniert.


    Der Verkauf der Kalender erfolgt durch die Firma Calvendo.
    Ich habe es selber mal ausprobiert, und hier meine Erfahrungen dazu, vielleicht ja interessant für den ein oder anderen hier.


    Der Ablauf stellt sich wie folgt dar:
    - Man richtet sich bei Calvendo ein kostenloses Nutzerkonto ein
    - Über einen Online-Editor erstellt man den Kalender
    - im nächsten Schritt schreibt man eine Produktbeschreibung und einen Werbetext
    - den fertigen Kalender kann man sich als PDF downloaden oder auch gedruckt zuschicken lassen um die Qualität zu beurteilen.
    - im letzten Schritt wählt man aus einer Liste einen Preis aus, für den der Kalender verkauft werden soll, hierbei sind Mindestpreise vorgegeben.


    Den fertigen Kalender reicht man dann online zur Veröffentlichung ein und eine Jury entscheidet, ob der Kalender zum Verkauf freigeschaltet wird.
    Gibt es Änderungsbedarf, dann erhält man per Email eine Rückmeldung, was alles geändert werden soll.
    Nach entsprechender Änderung kann man den Kalender erneut einreichen.


    Wird der Kalender durch die Jury freigeschaltet erhält dieser eine offizielle ISBN-Nummer und ist damit im Buchhandel bestellbar und auch über Amazon zu beziehen.
    Das Erstellung des Kalenders und das Anbieten des Kalenders im Handel ist kostenlos. Der Kalender wird nicht in einer bestimmten Auflage gedruckt, er wird auf Nachfrage, d.h. bei einer Bestellung gedruckt. Der Verkauf und die Abrechnung mit dem Handel erfolgt komplett über Calvendo, als Urheber des Kalenders erhält man für jeden Kalender ein Honorar.


    Hört sich eigentlich ganz gut an ... aber ...


    Es heisst zwar "Als Urheber bei CALVENDO erhalten Sie von jedem Ihrer verkauften Exemplare bis zu 30 % der Einnahmen", aber hier muss man beachten, dass die "Einnahmen" nicht mit dem Verkaufspreis gleichzusetzen sind, zudem ist der Honorarsatz gestaffelt und fängt mit 15% an. Vom Verkaufspreis werden Mehrwehrtsteuer, Handelsmarge, Versand- und Produktionskosten abgezogen ... auf den verbleibenden Betrag wird das Honorar in Abhängigkeit vom Verkaufspreis berechnet.


    Ein paar Honorarbeispiele:
    A4-Kalender mit Verkaufspreis von 19,90 EUR = 1,18 EUR Honorar
    A3-Kalender mit Verkaufspreis von 29,90 EUR = 1,88 EUR Honorar
    A2-Kalender mit Verkaufspreis von 49,90 EUR = 3,26 EUR Honorar


    Dann kommt der nächste Haken aus dem Kleingedruckten:
    Eine Auszahlung der Honorare erfolgt erst, wenn eine Summe von 30 EUR erreicht ist.


    Ich kann nicht beurteilen, wie viele Kalender man potentiell verkaufen kann, das hängt sicher von der Qualität der Fotos, der Motiv- und Themenwahl des Kalenders ab. Aufgrund der Vielzahl der Kalender-Anbieter (allein Calvendo listet bei Amazon für 2014 über 22.000 (!) Kalender-Produkte) dürfte die Wahrscheinlichkeit großer Verkaufszahlen jedoch sehr gering sein. Ich vermute einfach mal, dass die meisten Calvendo-User die 30 EUR-Honorargrenze nie erreichen werden :cool:


    Meine persönliche Meinung:
    Verdienen dürfte bei der Geschäftsidee einzig der Verlag und das mit nahezu keinem Aufwand und wenig Risiko.
    Der Fotograf stellt seine Fotos kostenlos zur Verfügung, und hat die Arbeit mit der Erstellung des Kalenders, er erhält dafür im Prinzip lediglich die "Ehre", dass er sich gegenüber anderen brüsten kann, dass er einen eigenen Kalender hat, den man im Buchhandel kaufen kann :ugly:


    Trotz dieser ganzen Nachteile habe ich einen Kalender erstellt und wollte einfach mal probieren, ob und wie oft der Kalender verkauft wird.
    Mein Kalender wurde jedoch von der Jury mit diversen Änderungsvorgaben zurückgewiesen :pink: .
    Die gewünschten Änderungen werde ich jedoch nicht mitmachen, ich habe mir ja schließlich was dabei gedacht, als ich den Kalender nach eigenen Vorstellungen erstellt habe.
    Wenn ich einen Kalender verkaufe, dann soll dieser auch meinen persönlichen Vorstellungen entsprechen.


    Mein Fazit:
    Ich werde meinen Account bei Calvendo wieder löschen diesen Dienst nicht nutzen.
    Sofern ich eine Alternative gefunden/getestet habe, werde ich ggf. berichten :)

  • Danke für den interessanten Bericht!


    Ich für meinen Teil hab eh Schwierigkeiten damit, meine Bilder im Vertrieb woanders zu sehen, sei es als Kalender oder als Einzelbild. Ich hatte das spaßeshalber mal bei deviantART ausprobiert, aber irgendwann auch wieder sein lassen. Kaufgesuche dort oder auf 500px ignoriere ich, allein auf individuelle Anfragen per Mail hin, lasse ich mich meist noch ein, da mich dann meist auch die Verwendung interessiert und inspiriert. Irgendwie weiß ich selbst noch nicht, wie ich meine Bilder genutzt wissen möchte ... definitiv nicht als Massenware in Stock-Photobörsen. Als Kalender, hm, vielleicht. Nun ja, solange ich mir selbst nicht darüber klar bin, brauche ich mich zumindest nicht mit solchen Vertriebsfirmen herumschlagen. :mrgreen:

  • Zitat von "Belastungstester"

    Wäre es da nicht interessanter z.B. so was zu nehmen ?
    Kalender kann man da auch anbieten und bei den 500 MB des kostenlosen Paket Basic sollten da doch einige Kalender reinpassen.


    Ja, das wäre eine Alternative, wobei die Kalender hierbei nicht im Buchhandel erhältlich sind, sondern nur über die Saal-Webseite.
    Die Gewinnspannen für die Kalender sind auf jeden Fall deutlich höher als bei der Calvendo-Variante.


    Ich habe mir das Saal-Angebot auch schon etwas genauer angesehen, hierbei stört mich jedoch, dass die Rechnungsabwicklung nicht von Saal übernommen wird.
    Saal produziert und versendet die Produkte, der Fotograf muss sich jedoch ums Geld eintreiben kümmern über sein eigenes Konto.
    Einmal im Monat erhält der Fotograf von Saal eine Rechnung über die produzierten Produkte.


    Ein Rundum-Sorglos-Paket ist das somit nicht, da man z.B. während eines Urlaubs den Shop vom Netz nehmen müsste, da man die Bestellungen dann nicht zeitnah bearbeiten kann.


    Im Moment gucke ich mir gerade ein Angebot von http://www.meinbildkalender.de an, dort kann man auch einen Shop einrichten, wobei aber die komplette Abwicklung durch den Anbieter übernommen wird.

  • Ouuuh, Calvendo.
    Ich persönlich habe damit noch nichts ausprobiert. Aber ich habe in meiner Hamburger Facebook Fotogruppe jemandem der mit Calvendo richtig Stress hat.
    Er ist wohl kurz davor sich einen Anwalt zu nehmen.
    Ich werd ihn mal fragen ob ich seinen Text den er in der Facebookgruppe gepostet hat hier zitieren darf.


    Ich selbst habe gerade am Wochenende ein paar Kalender bei http://www.meinbildkalender.de zum verkauf reingestellt.
    Da scheint es nicht so eine pingelige Jury zu geben, alle drei wurden angnommen.
    Da gehts sicher auch nur um technisches o.k. und ob das nicht gerade ein Pornokalender wird...
    Die Kalender werden aber wohl nicht über Amazon zu bekommen sein.

  • Zitat von "Dennis"

    Ich werd ihn mal fragen ob ich seinen Text den er in der Facebookgruppe gepostet hat hier zitieren darf.


    Man muss nur vorsichtig sein, dass das Forum keine Probleme bekommt, ggf. sollte man wirklich nur eigene Erfahrungen posten.

  • murmel
    Dies ist (m)ein persönlicher Erfahrungsbericht. Punkt.
    Die Beweggründe, warum man einen Kalender erstellen will sind dabei vollkommen unerheblich und tun nichts zu Sache, wäre nett, wenn Du das akzeptierst und beim Thema bleibst.


    Wenn Du selber auch Erfahrungen mit dem Anbieter gemacht hast, dann schreib doch einfach darüber, das wäre sicher interessant.

  • In jedem Kommentar steckt ein Stück Wahrheit. Fakt ist aber, man kann mit relativ wenig Arbeit sein Taschengeld aufbessern (Wenn das Konzept stimmt). Klar, Reichtum wird man nicht dabei erlangen, aber immerhin, etwas mehr Bekanntheitsgrad kommt auch rüber, wer es mag?


    Habe mittlerweile ein wenig Erfahrung mit Calvendo gesammelt (13 Kalenderveröffentlichungen), man muss locker an die Sache ran gehen und wenn man nicht zu sehr an das Geld denkt, passt es meiner Meinung nach schon. Nicht falsch verstehen, verdienen möchte ich schon auch noch!


    Gruß Lutz

  • Danke für den Bericht.

    Zitat von "kleiner_Hobbit"

    Mein Kalender wurde jedoch von der Jury mit diversen Änderungsvorgaben zurückgewiesen :pink: .


    Könntest Du dazu noch ein paar Worte schreiben. Was war der Grund bzw. wie sahen die Änderungsvorgaben aus?
    Waren sie eher inhaltlicher (Wolltest Du Schweinkram veröffentlichen :lol: ) oder eher technischer Natur?

  • Zitat von "Icebear"

    Danke für den Bericht.


    Könntest Du dazu noch ein paar Worte schreiben. Was war der Grund bzw. wie sahen die Änderungsvorgaben aus?
    Waren sie eher inhaltlicher (Wolltest Du Schweinkram veröffentlichen :lol: ) oder eher technischer Natur?


    Die Änderungen betrafen das Design, ich sollte Schriftfarben und -größen ändern bzw. deutlich größer machen.


    Ich habe eben interessehalber nochmal geguckt, ob sich die Honorarstruktur inzwischen geändert hat ... hat sie aber nicht.
    Ich persönlich vertrete immer noch die Meinung, dass die Honorare "ein Witz" sind. Man hat die Arbeit und stellt 12/13 seiner schönsten Fotos für wenige Cent je Stück zur Verfügung. Die Auszahlung des Honorars erfolgt wohl weiterhin erst ab 30 EUR.


    "Das Honorar steigt exponentiell mit den Einnahmen" hört sich gut an, sieht aber in der Realität eher ernüchternd aus:
    A4 Ladenverkaufspreis 19,90 EUR = Honorar 1,18 EUR = 0,10 Cent je Foto
    A4 Ladenverkaufspreis 49,90 EUR = Honorar 6,53 EUR = 0,55 Cent je Foto


    Selbst bei sehr hohen Verkaufspreisen profitiert der Fotograf nur geringfügig und mindestens 70% der Einnahmen landen immer bei Calvendo, obwohl der Aufwand/die Kosten für Calvendo um keinen Cent gestiegen sind. Aufgrund der 30-EUR-Grenze dürfte es zudem bei den allermeisten Fotografen niemals zu einer Auszahlung des Honorars kommen.


    Aus wirtschaftlicher Sicht kann ich Calvendo nur beglückwünschen für dieses Konzept, scheint ja wunderbar zu funktionieren. :ugly:


    Das es auch bei anderen Foto-Dienstleistern ähnlich ist, wie von ghooosty bereits geschrieben, stimmt sicher, aber es gibt z.B. auch Fotodienstleister, die je Produkt unabhängig vom Verkaufspreis einen festen Preis nehmen. Bei höheren Verkaufspreisen gehen die Mehreinnahmen dann komplett an Fotografen weiter, das erscheint mir als deutlich fairer.

  • Zitat von "kleiner_Hobbit"

    ....aber es gibt z.B. auch Fotodienstleister, die je Produkt unabhängig vom Verkaufspreis einen festen Preis nehmen. Bei höheren Verkaufspreisen gehen die Mehreinnahmen dann komplett an Fotografen weiter, das erscheint mir als deutlich fairer.


    Sehe ich auch so - wenn ich selbst festlegen kann, welches Honorar ich bekommen möchte und so den Verkaufspreis mitgestalte, so finde ich das dann in der Tat fair. Ob es den Aufwand einen solchen Postershop zu pflegen dann wert ist, ist bei dem großen Konkurrenzangebot natürlich noch die andere Frage.

  • Zitat von "Flash"


    Sehe ich auch so - wenn ich selbst festlegen kann, welches Honorar ich bekommen möchte und so den Verkaufspreis mitgestalte, so finde ich das dann in der Tat fair. Ob es den Aufwand einen solchen Postershop zu pflegen dann wert ist, ist bei dem großen Konkurrenzangebot natürlich noch die andere Frage.


    ... insbesondere ist das Konkurrenzangebot dann im Zweifel immer billiger und ich verkaufe immer weniger (wenn auch bei besseren Konditionen). Das wird in den allermeisten Fällen nach hinten los gehen.


    Ich hatte mir Calvendo und andere Anbiete auch mal näher angesehen und mich dann dagegen entschieden. Zum Glück ist mein Kalenderprojekt nur von lokalem Interesse und lässt sich daher auch lokal "vermarkten".

    EBV :daumenhoch:


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    Einmal editiert, zuletzt von HoSt ()

  • Zitat von "lutzklapp"

    In jedem Kommentar steckt ein Stück Wahrheit. Fakt ist aber, man kann mit relativ wenig Arbeit sein Taschengeld aufbessern (Wenn das Konzept stimmt). Klar, Reichtum wird man nicht dabei erlangen, aber immerhin, etwas mehr Bekanntheitsgrad kommt auch rüber, wer es mag?


    Habe mittlerweile ein wenig Erfahrung mit Calvendo gesammelt (13 Kalenderveröffentlichungen), man muss locker an die Sache ran gehen und wenn man nicht zu sehr an das Geld denkt, passt es meiner Meinung nach schon. Nicht falsch verstehen, verdienen möchte ich schon auch noch!


    Gruß Lutz


    Ich habe mir mal daraufhin die Kalender angeschaut. Wenn man wie Du 13 Kalender mit schönen Motiven drin hat, sind die 30 € wahrscheinlich eher erreichbar.


    Ich verstehe Deine Sicht schon. Wenn man z.B. für die Familie eh schon schöne Kalender zusammen gestellt hat, warum nicht noch etwas damit verdienen.


    Die andere Sicht ("Die machen sich die Taschen voll und geben den Fotografen nur Almosen") kann ich angesichts der Vergütungsstruktur jedoch ebenso verstehen.


    Kennt Ihr denn eine Plattform, bei der man tatsächlich mehr dabei heraus bekommt. Der Anbieter müsste ja schon mal einen entsprechenden Umsatz generieren bevor ein nennenswerter Anteil für den Fotografen dabei herausspringt.

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