Fuji FinePix HS10

  • Fuji FinePix HS10 - Erste Eindrücke


    Vorwort


    Nachdem meine Konica Minolta A2 leider das Zeitliche gesegnet hat, benötigte ich schnell einen adäquaten Ersatz.
    Hier mal ein paar meiner Wünsche:

    • Chip: Gute Bildqualität, mindestens 6 MegaPixel
    • Objektiv: Manueller Zoom, mindestens 7x, beginnend bei höchstens 28mm (KB äquiv.)
    • Filtergewinde (im Wesentlichen für Polfilter)
    • SD/SDHC/SDXC Karten
    • TTL-Steuerung für externen Blitz
    • Guter EVF
    • Klapp- und/oder schwenkbares Display
    • Mignon-Akkus (AA)


    Die erste Enttäuschung kam, als ich das Feld sichtete: Eine Bridgekamera mit den Features wie die A2 gibt es nicht mehr.
    Also müssen Kompromisse eingegangen werden.
    Die nächste Enttäuschung kam, als ich die Forenbeiträge zu den entsprechenden Kameras las. Hier schien es, als ob die Bildqualität sämtlicher aktueller Kompaktkameras unterirdisch schlecht wäre und der einzige Weg zur Glückseligkeit eine SLR oder zumindest eine PEN sei. Zum Glück lese ich lange genug selbst in Foren, um das einschätzen zu können und zum Glück habe ich mich von dem Gejammere nicht abhalten lassen.


    Und deshalb halte ich jetzt die Fuji FinePix HS10 in den Händen und muss sagen: Ich werde sie behalten, denn sooo schlecht ist sie gar nicht.


    Gehäuse und Handling


    Die Anfassqualität ist mittelmäßig. Hier scheint eine Menge billiges Plastik verbaut worden zu sein. Die Klappen schließen zwar sauber und haben (noch) kein Spiel aber man hat immer Angst, etwas abzubrechen. Schlecht gelöst ist die Position des Stativgewindes, welches zudem nur aus Kunststoff ist: Es sitzt so dicht am Batteriefach, dass die Batterien bei einer montierten Stativ-Schnellwechselplatte nicht getauscht werden können. Außerdem sitzt es nicht auf der optischen Achse. Hier werde ich mir wohl einen kleinen Adapter bauen müssen.
    Das Display ist nach oben und unten klappbar und macht ein gutes Bild. Der EVF ist eher mittelmäßig und außerdem leicht farbstichig. Da war ich von dem Sucher der A2 etwas verwöhnt. Einen vergleichbaren gab es aber leider nie wieder, außer der optionale der PEN.
    Die Kamera liegt gut in der Hand. Für meine großen Hände liegen einige Dinge jedoch zu nah beieinander. Wenn ich die Kamera einhändig halte, kann es passieren, dass mein Handballen das Menüsteuerkreuz betätigt.
    Es gibt eine Menge Knöpchen und Taster, um auf die wichtigsten Bildparameter schnell zugreifen zu können. Aber wie immer in solchen Fällen vermisst man dann doch die eine oder andere Funktion. Das Wichtigste ist aber im Direktzugriff.


    Chip


    Der Chip ist klein und hat zu viele Pixel. Damit folgt er dem aktuellen Marketingtrend=Pixelwahn und das führt natürlich auch zu gewissen Problemen bei der Bildqualität. Hotpixel konnte ich trotzdem auch bei 30 Sekunden Belichtungszeit nicht feststellen. Dieses Problem scheint es heutzutage nicht mehr zu geben.
    Die Signalversärkung bis zum Faktor 64 ("ISO6400") funktioniert gut und erlaubt es, auch in mittelmäßig beleuchteten Räumen noch verwacklungsfreie Fotos zu schießen. Gute Ergebnisse liefern die Einstellungen ISO100-400, ISO800 ist grenzwertig. Hier wirken die Fotos schon leicht vermatscht. Ab ISO1600 nimmt das Rauschen stark zu, dem die Rauschunterdrückung der Kamera allerdings entgegenwirkt. Das Ergebnis sind "grobkörnige" Bilder mit wenig Details. Besser wird das Ergebnis in diesem Fall mit einer niedrigeren Auflösung, z.B. 3MPixel.
    Die Kamera verfügt über die Möglichkeit, eine Dynamikerhöhung um den Faktor 200 bzw. 400 Prozent zu aktivieren. Hierfür muss jedoch mindenstens ISO200 bzw. ISO400 erlaubt werden. Das Ergebnis ist nur in wirklich kritischen Fällen sichtbar. Hier saufen dunkel Bereiche nicht so schnell ab und helle Bereiche überstrahlen nicht so leicht. Der Unterschied ist nicht sehr groß - in Kauf nehmen muss man dafür ein leichtes Rauschen. Ich weiß nicht, wie die Kamera diese Dynamikerhöhung erreicht, von dem EXR-Sensor der S200EXR würde ich da jedenfalls mehr erwarten.
    Eine weitere Option, um das Fotografieren im Dunklen zu Erleichtern ist der Lo-Light Modus. Hier werden in schneller Folge vier Bilder hintereinaner aufgezeichnet und miteinander verrechnet. Bewegte Motive können damit aber nicht erfasst werden.
    Vielleicht war es gut, dass ich mit so niedrigen Erwartungen an die Untersuchung der Bilder gegangen bin. So konnte mich die Kamera positiv überraschen. Ich finde die Bildqualität absolut in Ordung. Generell sollte man natürlich mit ISO100 fotografieren. Hier bekommt man detailreiche Bilder ohne Rauschen. Aber das war schon zu Analogzeiten so. Die Wahl einer höheren Signalverstärkung muss immer in Abwägung der Vor- und Nachteile erfolgen. Diese Kamera kann mit 32-facher Verstärkung Bilder in Räumen ohne Blitz machen, die mit meiner alten Kamera völlig verwackelt und unbrauchbar gewesen wären. Nun sind sie etwas grobkörnig oder vermatscht, was man bei einer 10x15 Ausbelichtung aber nicht sehen wird. So what?!


    Objektiv


    Bei der Beurteilung des Objektivs und dessen Eigenschaften muss man sich stets bewusst sein, dass man eine Kamera für €350 all inclusive in der Hand hält.
    Das Objektiv mit dem grandiosen Brennweitenbereich von 24-720mm (KB-äquiv.) ist ja von vornherein schonmal eine technische Meisterleistung. Physikalische Gesetze können trotzdem nicht ausgehebelt werden. An sichtbaren Objektivschwächen konnte ich lediglich leichte chromatische Abberationen ausmachen. Diese hielten sich meines Erachtens aber in einem durchaus vertretbaren Rahmen. Weitere Fehler (Vignettierung, Verzeichnung) waren nicht sichtbar: Diese werden recht erfolgreich durch den Bildprozessor entfernt. Dies geht natürlich nicht spurlos an der Bildqualität vorbei. Insbesondere in Verbindung mir höheren ISO-Werten kann man häufig verwaschene Stellen erkennen, wo es eigentlich gestochen scharf sein müsste. Aber auch dieser Effekt ist nur bei einer Darstellung ab 1:1 am Monitor erkennbar. Für Ausbelichtungen spielt er eher eine untergeordnete Rolle.
    Gerade bei langen Brennweiten merkt man, dass die Bildstabilisierung wirklich gut funktioniert! Ich habe (bei Tageslicht) trotz vollem Tele keine verwackelten Bilder geschossen.


    Blitz


    Der Blitz vermag, über 5-6m Objekte gut aufzuhellen. Da war ich von meiner alten Cam nicht verwöhnt, daher bin ich von der Blitzleistung recht angetan. Die Kamera verfügt über eine Rote-Augen-Entfernung. Ich weiß nicht, ob das mittlerweile Standard ist, aber davon bin ich wirklich begeistert! Mit dem Vorblitz hat das ja nie wirklich funktioniert. Aber das, was die Kamera jetzt macht ist wirklich genial! Nur bei sehr nahen Frontalaufnahmen und bei starker Vergrößerung ist noch ein leichter Rotschimmer in den Augen zu erkennen. :thumbup:
    Außerdem arbeitet die Blitzsteuerung sehr gut. Selbst bei relativ nahen Aufnahmen werden die Motive nicht "totgeblitzt". Gesichter überstrahlen nicht, sondern behalten sehr angenehme, natürliche Hauttöne.
    Einzig die Platzierung des Blitzes auf dem Zoomring ist nicht so toll. Sie ermöglicht leider nicht, den Zoomring komplett zu umgreifen, was das Zoomen etwas erschwert.


    Funktionen


    Schön sind die verschiedene Serienbildfunktionen, die es in dieser Form bei Fuji aber schon seit 8 Jahren gibt. Sie sind schneller geworden - bis zu 11 Bilder pro Sekunde sind nun möglich.
    Die Panorame-Funktion erzeugt überraschend gute Panoramen, allerdings bei reduzierter Auflösung. Möchte man ein High-Quality-Panorama für großformatige Ausbelichtung kommt man über saubere Handarbeit mit Einzelbildern und "handvernäht" nicht herum.
    Eine witzige Spielerei sind die High-Speed-Filme: Hier sind Geschwindigkeiten bis 1000fps (!) möglich. Diese werden zu Filmen mit 30fps zusammengesetzt. Also eine Sekunde gefilmt ergibt einen Film mit 30 Sekunden Länge. Nett zum Experimentieren, aber mehr als ein Gadget ist es - auch aufgrund der stark reduzierten Auflösung - nicht.
    Es gibt noch unzählige nette Kleinigkeiten (Durchsuchen der Fotos nach bestimmten Gesichtern, Bild-in-Bild bei Serienaufnahmen) aber ich will den etwaigen Käufern nicht die Freude der Überraschung nehmen.


    Pro

    • Manueller 30xZoom
    • Gute Bildqualität bis ISO400
    • Starker Blitz
    • Filtergewinde
    • Interessante Features


    Contra

    • Blitz stört beim Zoomen
    • Position des Stativgewindes


    Fazit


    Ich kann für diese Kamera eine ganz klare Kaufempfehlung aussprechen. :thumbup:
    Wer eine aktuelle Kamera mit überragendem Zoom sucht, kommt an der HS10 kaum vorbei. Sie hat ein spitzenmäßiges Preis-/Leistungsverhältnis. Die Features der Kamera machen dem ambitionierten Amateur Spaß und laden zum Experimentieren ein.
    Die Bildqualität könnte besser sein, man müsste nur die MPixel-Zahl von zehn auf sechs oder sieben reduzieren.
    Wer allerdings der Meinung ist, dass die Bildqualität schlecht ist, muss sich überlegen, wieviel Geld er bereit ist, dafür mehr auszugeben und wieviele Kilogramm er bereit ist, dafür mehr mit sich herumzuschleppen. Persönliche Schätzung: 3000€, min. 5kg, unhandliche Fototasche mit ca. 50cm Länge! Da erscheint einem diese Kamera doch geradezu wie ein geniales Schnäppchen!

  • Nachtrag


    Ich habe die Kamera wieder eingepackt und zurückgschickt. ;)


    Nicht, weil ich sie schlecht fand, sondern weil ich kurz nach Erhalt der Kamera die Presse-News über die Finepix HS20EXR gelesen habe. Die ist eine Mischung aus HS10 und S200EXR: Sie nimmt Gehäuse und Objektiv von der HS10 und verbaut darin einen 16MPixel EXR-Sensor, welcher noch gezieltere Eingriffsmöglichkeiten erlaubt. Außerdem kann man sie auf 8MPixel einstellen :mrgreen: (und jetzt bitte nicht das Argument, "das geht doch am PC besser", das stimmt nämlich nicht!)


    Und sie haben tatsächlich gelernt: Sie haben das Blitzgehäuse so modifiziert, dass es nicht mehr so sehr beim Zoomen stört und die HS20EXR hat außerdem einen TTL-Blitzschuh! Hört, hört!

    • Offizieller Beitrag

    Hier kannst Du die Bilder bis zu einer Breite von 950 Pixeln einfach direkt einbinden (unter dem Texteingabefeld findest Du den Bereich 'Dateianhang hochladen'). Alternativ kannst Du über die Galerie gehen (hier gibt es kein 'ein-Bild-pro-Tag-Limit'). Oder du machst es wie bisher: Extern hosten. Das ist auch die Methode der Wahl, um mal ein unverkleinertes Bild einzubinden.