Zeig/diskutiere Dein Street-Bild

  • Zitat von "kleiner_Hobbit"


    Die Straßenszene von Subjektiv ist zwar ... interessant anzusehen, aber hier dominiert in meinen Augen einfach der Exotik-Faktor und es handelt sich irgendwie für mich um eine ganz normale Straßenszene ohne weitere Aussage. Für mich fällt dieses Foto daher eher in das Genre Reisefotografie.


    Die Abgrenzung zur Reisefotografie finde ich interessant. Zwar geht es mir in meinem Bild nicht um die Exotik, sondern eher darum, mir quasi "Notizen" über den Alltag in fremden Ländern zu machen, die ich beruflich bedingt besuche. Doch ich stimme Dir zu, dass das Bild eher dokumentarisch ist als dass es offenkundig eine "Story" erzählen würde. Die Story ergibt sich zwar für mich aus den Gedanken und Gefühlen, die solche Szenen bei mir auslösen - aber das sieht man dem Foto ja nicht an.
    Ist die Abgrenzung zur Streetfotografie dann also die "Story", oder das Besondere einer Szene? Fussball spielende Kinder sind noch keinn Streetfoto, ein alter Mann im Rollstuhl auch nicht. Aber ein Rollstuhlfahrer, der den Kids beim Kicken zuschaut, schon - oder so ähnlich?

    • Offizieller Beitrag

    Es deutet sich jedenfalls schon mal an, dass das Feld dessen, was man unter "Street" versteht, sehr weit gesteckt ist (und das ist auch gut so).


    Arie: gefallen mir sehr gut. Interessant finde ich, dass schon das klassische s/w und das Gegenlicht Deine Bilder aus dem Urlaubskontext löst und tatsächlich diese "Street"- Assoziationen auslöst.

  • Zitat

    Ist die Abgrenzung zur Streetfotografie dann also die "Story", oder das Besondere einer Szene? Fussball spielende Kinder sind noch keinn Streetfoto, ein alter Mann im Rollstuhl auch nicht. Aber ein Rollstuhlfahrer, der den Kids beim Kicken zuschaut, schon - oder so ähnlich?


    Zitat

    Es deutet sich jedenfalls schon mal an, dass das Feld dessen, was man unter "Street" versteht, sehr weit gesteckt ist (und das ist auch gut so).


    Das ist gar nicht so einfach ... was genau für mich Streetfotografie ist, kann ich gar nicht mal so richtig sagen ... und die Abgrenzung zwischen Streetfotografie und Reisefotografie (speziell in exotischen Ländern) finde ich selber schwierig. Ich bin ja oft in fremden Ländern unterwegs und fotografiere dabei auch sehr viele Menschen/Straßenszenen ... trotzdem würde ich die meisten dieser Fotos eher nicht in die Kategorie "Street" einordnen.


    Ein Street ist meiner Meinung eine Momentaufnahme mit Menschen, die nicht gestellt/komponiert sein sollte. Es wird im im Prinzip eine alltägliche Situation dargestellt, die die Phantasie anregen sollte.


    Hier mal eines meiner Fotos aus Indien, welches ich ggf. auch als Street einordnen würde

    • Offizieller Beitrag

    Vielleicht hilft es, einen Gedanken auf die beiden deutschen Wörter 'Reise' und 'Straße' zu verwenden. Straße ist erst mal eine (recht ungenaue) Ortsangabe, Reise dagegen eine Tätigeit. Ganz offensichtlich besteht also ein Zusammenhang mit dem Bildautor, dem Forografierenden. Ich bin ohnehin der Auffassung, dass Bilder immer auch über den Fotograf erzählen.


    Zunächst mal bedeutet das also, dass sich der Fotograf bei einer Reise in einer besonderen Situation befindet. Wenn man diesen Gedanken als Abgrenzung zur Strassenfotografie heranzieht (was sicherlich möglich aber ebenso sicher nicht zwingend ist) dann steht sie für den Alltag des Fotografen. Eine Reise ist eine Situation in der man vielleicht besonders entspannt ist, viel Zeit hat, aufmerksam ist, offen, überrascht, neugierig, unverkrampft. Im Alltag ist man eigentlich mit seinen Gedanken immer wo anders, der Ort an dem man sich befindet hat eher funktionale Bedeutung, die eigene Aufmerksamkeit für Ort und Menschen folgt ebenfalls eher funktionalen Gesichtspunkten. Hier zu fotografieren liegt zunächst mal weniger nahe. Wenn es jemand dennoch tut, dann sagt das was über ihn aus. Und das beeinflusst das Foto.


    In Verbindung mit dem, was aerich in seinem folgenden Posting nochmal zitiert bedeutet das für mich, dass Straßenfotografie für eine bewusste Beobachtung des des Alltäglichen steht. Es gibt durchaus Leute, die das auch auf Reisen schaffen, dazu gehört aber in meinen Augen sehr viel! Ich würde für mich eher sagen, dass ich auf Reisen vor allem das fotografiere, was sich möglichst weit jenseits meines Alltags befindet. Bilder aus weltweit normierten Einkaufszentren finden da eher selten auf die Speicherkarten, stattdessen fotografiert man pitoreske Dörfer oder ausladende Wochenmärkte. Das mag aus Sicht der Einheimischen tatsächlich Alltag sein, es entsteht aber aus einem anderen Interesse. Und ich behaupte mal kühn, dass man das einem Bild auch ansieht. Zumindest oft.

  • Ich möchte an dieser Stelle auf die eingangs von mir gegebenen Hinweise erinnern, die als erste Gedankengänge zum Thema und zur Begriffsklärung sehr hilfreich sein können. Ggf. wäre weiteres Kundigmachen in Eigenregie sinnvoll. Hier nochmals Auszüge aus Wikipedia, wobei der aus dem frz. Wikipedia mir besonders gut gefällt:


    [...]


    Kriterien für Straßenfotografie:


    Es existiert keine exakte Definition von Straßenfotografie. Als Kriterien werden genannt:


    · Eine Straßenfotografie zeigt eine Situation des Augenblicks, die genau so nicht wieder erscheinen wird, wenngleich der Charakter dieser Situation über den Moment hinausweisen und „das Wesentliche von Ort und Zeit wiedergeben“ sollte...
    · Meist werden Menschen in einer Außenszene oder -situation gezeigt; jedoch können auch Bilder leerer Plätze das zuvor genannte Kriterium erfüllen.
    · Die Situation ist authentisch und hat dokumentarischen Charakter. Als Abgrenzung zur Dokumentarfotografie nennt der Autor Clive Scott folgende Merkmale:
    o Dokumentarfotografie fokussiert auf ein bestimmtes Motiv oder Subjekt, während Straßenfotografie häufig einen peripheren, zufälligen Blickwinkel einnimmt – so dass der Betrachter sich die Frage stellt, wer das Subjekt der Szene ist.
    o Straßenfotografie zeigt den zufälligen, Dokumentarfotografie den schicksalhaften Moment.
    o Dokumentarfotografie dränge den Betrachter zu einer Wertung, Straßenfotografie lasse ihm die Freiheit persönlicher Interpretation.
    o Dokumentarfotografie dränge den Betrachter in eine Konfrontation, Straßenfotografie gestatte ihm die Position des distanzierten, häufig sogar ironischen Betrachters.
    · Abgelichtete Menschen sind nicht als Privatpersonen gemeint, sondern als anonyme Figuren einer allgemeinen menschlichen Situation. Eine Straßenfotografie zeigt nicht eine dem Fotografen bekannte Person in einer Pose, im Unterschied zur Fotografie der Paparazzi auch keine öffentlich bekannte Person, sondern eine Grundsituation des Alltags im öffentlichen Raum.
    · Eine Straßenfotografie ist das Produkt von Zufall und schneller Erfassung des besonderen Moments durch den Fotografen. Das Können des Fotografen, seine Vertrautheit mit dem Thema, kommt im Bild zum Ausdruck und zeichnet Straßenfotografie als künstlerische Gattung aus.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Stra%C3%9Fenfotografie


    Unsere Nachbarn in Frankreich fassen das so zusammen: ... dont le sujet principal est une présence humaine, directe ou indirecte, dans des situations spontanées et dans des lieux publics...
    http://fr.wikipedia.org/wiki/Photographie_de_rue


    Soll heißen: ... Hauptthema ist die direkte oder indirekte Anwesenheit von Menschen in Spontansituationen und in der Öffentlichkeit...


    lg + euch allen einen erfolgreichen tag, achim

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

    Einmal editiert, zuletzt von aeirich ()

  • Zitat von "le spationaute"

    ... Zunächst mal bedeutet das also, dass sich der Fotograf bei einer Reise in einer besonderen Situation befindet. Wenn man diesen Gedanken als Abgrenzung zur Strassenfotografie heranzieht (was sicherlich m dass Straßenfotografie für eine bewusste Beobachtung des des Alltäglichen steht. Es gibt durchaus Leute, die das auch auf Reisen schaffen, dazu gehört aber in meinen Augen sehr viel! Ich würde für mich eher sagen, dass ich auf Reisen vor allem das fotografiere, was sich möglichst weit[i] jenseits meines Alltags befindet. Bilder aus weltweit normierten Einkaufszentren finden da eher selten auf die Speicherkarten, stattdessen fotografiert man pitoreske Dörfer oder ausladende Wochenmärkte. Das mag aus Sicht der Einheimischen tatsächlich Alltag sein, es entsteht aber aus einem anderen Interesse. Und ich behaupte mal kühn, dass man das einem Bild auch ansieht. Zumindest oft.


    Schließe ich mich gerne an.


    Das Bild von Claudia ist für mich eindeutig (sehr gelungen übrigens) Streetfotografie. Ich würde mein Tunesienbild auch diesem Genre zu ordnen. Ich glaube aber, dass die Abgrenzungen subjektiv unterschiedlich sein können. Bei dem Tunesienbild habe ich deshalb ausdrücklich darauf verwiesen, dass ich mich längere Zeit in Nordafrika mit sehr weiten gesellschaftlichen Einblicken aufgehalten habe, weshalb sich Betrachtungsweisen relativieren können.

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

  • Zitat von "thowe62"

    Das ist ja teilweise ganz schön kontrovers. Ich gehe auch davon aus, dass Street nicht gestellt sein sollte. Insofern bin ich da mit Claudia einer Meinung. Bei meinem Foto bin ich mir nach Eurer Diskussion nicht mehr sicher. Es ist natürlich teilweise "gestellt". Ich wollte ursprünglich die Landungsbrücke leer haben. Aber egal wie lange ich gewartet habe, kam immer irgend jemand vorbei. Also dachte ich, OK dann Feuer frei, wenn die Person aus dem Bild läuft.
    Ist mein Bild nach Eurer Ansicht nun ein Street oder eher gestellt?


    Das Warten auf ein gutes Motiv finde ich im Zusammenhang mit Streetfotografie durchaus legitim bzw. sogar in den meisten Fällen notwendig.
    Ansonsten dürften Streetfotos ja nur aus zufälligen Schnappschüssen bestehen.


    Inwiefern ist Dein Bild ein Streetfoto?
    Es ist nicht gestellt, aber nur weil eine Person auf einem Foto drauf ist, würde ich es auch nicht unbedingt als "Streetfoto" einordnen.
    Mit dem Hintergrundwissen, dass Du den Menschen ja eigentlich gar nicht mit drauf haben wolltest ist es wohl eher ein Foto auf dem zufällig auch ein Mensch drauf ist.
    Ich würde "Streetfotografie" eher so definieren, dass man die Anwesenheit von Menschen gezielt sucht und für die Bildgestaltung und -aussage nutzt.


    :)

    • Offizieller Beitrag

    Es entspricht absolut meiner 'Arbeits'weise, mir einen Ort auszusuchen, ein Bild zu gestalten und dann auf den richtigen Moment zu warten.


    Trotzdem - rumms - rauschen wir mit Claudias letztem Satz gleich in die nächste Definitionsfrage. Nämlich der Abgrenzung von Street gegenüber Architektur- und Stilllebenfotografie. Ich sehe es so, dass Street absolut auch ohne Menschen funktioniert, ohne gleich zu einem der beiden anderen Genres zu werden.

  • ... grundsätzlich würde ich mich Claudias Sichtweise schon anschließen, da ... "le sujet principal est une présence humaine, directe ou indirecte ... "


    Das heißt aber nicht unbedingt, das auf dem tatsächlichen Bild auch Menschen abgebildet sein müssen, sondern ihre Anwesenheit auch nur suggeriert werden kann: z.b. Auto mit offener Autotür vor offener Haustür oder so ähnlich...

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

  • Zitat von "le spationaute"

    Trotzdem - rumms - rauschen wir mit Claudias letztem Satz gleich in die nächste Definitionsfrage.


    Was helfen persönliche Definitionen, wenn es keine allgemeingültige gibt ...


    Statt über die Theorie zu diskutieren würde ich es sinnvoller finden, wenn hier Fotos gezeigt werden und eine Diskussion zu den Fotos stattfindet.
    Also keine Diskussion ob nun Street oder nicht Street, sondern eher was der Fotograf mit dem Foto ausdrücken/zeigen möchte und wie die anderen User das Foto wahrnehmen.

  • ja, Fotos :D


    Die klassischen Hauptstädte der Street Photography sind New York und Paris, fangen wir mit NY an und bedienen alle Klischees!


    NY im Dampf der Fernheizung, Hot Dog Stand und viele Menschen, die Straßen kreuz und quer überqueren:




    NYC hell, schrill, Taxis, Menschen




    Rockefeller Center, die Eisbahn mit XMas Deco und der Prometheusstatue, aber von unten, durchs Restaurant auf die Eisbahn (!!), da habe ich aber nur durch den Vorhang gespickt, da zu teuer :twisted:

  • Zum "Street" gehört für mich auch eine Anregung zum Nachdenken, Phantasieren, Träumen, Schmunzeln usw.
    Auch bedarf es da m.M.n. keine Erklärung des Fotografen, soll jeder selbst interpretieren, wie Sie/Er will.


    Ohne die Szene zu werten - eine Werbeaufschrift, ein Vater mit seinem Kind - neben dem beschrifteten Auto parkt der "Sportwagentraum" (meiner nicht) - ein Porsche...


    Sicherheit im Straßenverkehr...

    • Offizieller Beitrag

    Ja, so was macht natürlich Spaß. Ich bin da langweiliger. Ich sammle Orte meines Alltags. Wo ich oft vorbeikomme. So was hier:



    Aber immerhin darf das einzig Scharfe der vorbeigehenden Person vor dem Schuhmacher natürlich ein Schuh sein.

  • Zitat von "aeirich"

    ja, Fotos :D
    Die klassischen Hauptstädte der Street Photography sind New York und Paris, fangen wir mit NY an und bedienen alle Klischees!
    NY im Dampf der Fernheizung, Hot Dog Stand und viele Menschen, die Straßen kreuz und quer überqueren
    NYC hell, schrill, Taxis, Menschen
    Rockefeller Center, ...


    Das sind gute, interessante Bilder. Aber worin liegt nun der Unterschied dieser Bilder (Street) zu meinem indischen Lastenträger (kein Street)? Aus der bisherigen Diskussion nehme ich für mich mit, dass es wohl einen Unterschied gibt zwischen Bildern, die einfach nur Menschen im öffentlichen Raum darstellen, und solchen, die eine "hidden Story" oder eine in irgendeiner Form besondere Situation zeigen, irgendeinen Kontrast, einen inhaltlichen Stolperstein für den Betrachter. Bei allen anderen Kriterien sehe ich eher große Überschneidungen zwischen den Genres.
    Wie dem auch sei - lasst Bilder sprechen. Sobald ich wieder am PC sitze und nicht nur am Smarti, will ich mich selbst auch daran halten. :| Solange erfreue ich mich an Euren Beiträgen.

    • Offizieller Beitrag

    Eich mach einfach schon wieder weiter. Eines meiner Lieblingsbilder aus dem letzten Jahr:



    (Nicht mehr) Im Dunkeln gehen
    Das war am Ende eines sehr langen Winters, falls sich daran noch jemand erinnert...