Der Friedhofsbummler-Thread

  • Wie heute im Wünsch-Dir-Was-Thread vereinbart, hier der Faden für Bilder von Friedhöfen, Grabmälern etc.


    Zur näheren Charakterisierung zitiere ich einfach mal Achim: "So ein Thread könnte ggf. den eigentlichen Friedhofrahmen übersteigen und auch sonstige Grabstätten, "Fremdländisches" und Kuriositäten zum Thema beinhalten, wobei natürlich der fotografische Aspekt im Vordergrund stehen sollte. Hierbei könnten z.B. auch Themen diskutiert werden, wie z.B. die Abgrenzung von fotografischen Interessen zu Pietät usw."


    Wenn es nach mir geht, darf auch gerne ein bisschen philosophiert werden: Warum haben Friedhöfe für einige von uns überhaupt so eine seltsame Faszination?


    Eine der Ausgangsfragen war auch: Wie setzt man so etwas am besten um? Perspektive? Schärfe? Etc.?


    Und hier drei Einstiegsfotos von mir:

  • Prima :thumbup: , von mir, einem ebenfalls "bekennenden Friedhofsbummler".


    Schöne Fotos mit "perspektivischen Schwerpunkten" auf "renommierten Friedhöfen" , die du eingestellt hast :thumbup:


    Nur um die mögliche Diversität eines derartigen Threads darstellen, hierzu ein kleines Kontrastprogramm:


    Einer meiner Lieblingsfriedhöfe, Mittelberg im Kleinwalsertal.



    Eine absolute Topadresse in Deutschland ( :shock: ), der "Millionärshügel" in Düsseldorf (Nordfriedhof). Die Grabanlage der Familie Piedboeuf ist einzigartig (leider keine Bilder), hier die Industriellenfamilie Toussaint Bicheroux.



    Der Copp's Hill in Boston

  • Zitat von "Sehmann"

    Wenn es nach mir geht, darf auch gerne ein bisschen philosophiert werden: Warum haben Friedhöfe für einige von uns überhaupt so eine seltsame Faszination?


    Nun, die Gründe hierzu sind vielschichtig:


    - Zunächst ist ein Friedhof Ort von Verabschiedung und gleichzeitig Erinnerung an nahe Personen und damit Teil unserer Trauerarbeit. Trauer und Bestattungsrituale sind Urbestandteile jeglicher Kultur.
    - Friedhöfe sind aber nicht nur persönliche, sondern auch gleichzeitig kollektive Erinnerung an Vergangenes und damit Bestandteil unserer Gegenwart. Diese kollektive Erinnerung spiegelt sich in Denkmalen, - Grabdenkmalen, und Schriften auf diesen Denkmalen, die es erlauben, Geschichte und Geschichten zu rekonstruieren. Diese sind teilweise in regelrechten Kunstwerken dargestellt und bieten dadurch ggf. sogar ein eigenständiges Interesse.
    - Friedhöfe sind Mahnmale an die eigene Vergänglichkeit.
    - Friedhöfe sind Orte von Ruhe, Besinnlichkeit und Einkehr.


    Das fotografische Interesse an Friedhöfen und Grabanlagen kann in jedem der genannten Gründe eine eigenständige Rechtfertigung finden.

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

  • Das mit der Trauerarbeit und der kollektiven Erinnerung ist sicher richtig. Ich vermute aber, da ist noch etwas Anderes. Ich bin zwar knochentrocken diesseitig veranlagt, aber neben der allgemein-kulturellen Bedeutung haben Friedhöfe für mich etwas geradezu (völlig areligiös) Tröstliches. Freud würde wohl den Todestrieb ins Spiel bringen (was aber hier wirklich zu weit führt).


    Mir ist auch immer wieder die enge Verbindung von Vergänglichkeit, Tod und Eros bei Grabmalen aufgefallen, es gibt ja genug Schriften und Bildbände zu diesem Thema.

  • Zitat von "Sehmann"

    ... aber neben der allgemein-kulturellen Bedeutung haben Friedhöfe für mich etwas geradezu (völlig areligiös) Tröstliches. Freud würde wohl den Todestrieb ins Spiel bringen ...


    Mir ist auch immer wieder die enge Verbindung von Vergänglichkeit, Tod und Eros bei Grabmalen aufgefallen, es gibt ja genug Schriften und Bildbände zu diesem Thema.


    Das Tröstliche begründet sich im Vergangenem, in dem man sich selbst wieder finden kann und dessen Funktion als Idenditätsgeber. Nach dem Motto: Wer bin ich, woher komme ich?
    Psychologisch und vor allem neurophysiologisch ist Freud heute eigentlich in Nichts mehr haltbar. Der erotische Aspekt ist ein anderes Thema. Zum einen beinhalten Skulpturen per se oft erotische Themen, wohl auch der künstlerische Attraktivität wegen. Der Tod als Ableben im autoerotischen Kontext ist in diesen teilweise auch älteren Darstellungen sicher nicht gemeint...


    Friedhöfe uä. sind natürlich nie für die "Jenseitigen", sondern immer nur für die "Diesseitigen"... ;)


    P.S.: Flash: klasse Bokeh!

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

    2 Mal editiert, zuletzt von aeirich ()

    • Offizieller Beitrag

    Passen Wegkreuze und Gedenksteine in so ein Thema, ohne es zu sehr zu dehnen?


    Auf Friedhöfen war ich früher gern um zu zeichnen.Zum Fotografieren bislang eher selten. Wobei ich (Zufall) kürzlich über unseren Prgfriedhof gelaufen bin und mir dachte, das müsste ich noch mal mit Muße wiederholen. Heute habe ich erst mal ein steinernes Gedenkkreuz (und hier ist die Geschichte dazu):


  • Was das Faszinosum Friedhof betrifft, gibt es sicher so viele Deutungen wie Betrachter, und ich will das allzu Deutelnde auch nicht weiter ausweiten - ist ja hier ein Foto-Thread und keine Seite für Hobbyphilosophen (ich wäre aber trotzdem auf die eine oder andere weitere Meinung zum Thema neugierig).


    Da werde ich in den nächsten Tagen lieber noch ein paar Fotos zusammensuchen (für heute fallen mir allerdings gleich die Äuglein zu).

  • Ich weiß nicht warum, aber Friedhöfe üben auf mich eine gewisse "Faszination" aus.
    Ich mag die Ruhe und Stille, die meist dort herrscht und die ganze Atmosphäre lässt mich auch das ein oder andere Mal über das eigene Leben und die Schicksale der dort begrabenen nachdenken ... ich fühle mich aber keineswegs unwohl dabei.
    Auch auf meinen Reisen in fremde Länder und Kulturen besuche ich meist die Friedhöfe, da ich die kulturellen Unterschiede sehr interessant finde.


    Mit Trauerarbeit hat das bei mir aber nichts zu tun, meine verstorbenen Angehörigen besuche ich nie auf dem Friedhof ... an die erinnere ich mich lieber an anderen Orten.


    Südwestfriedhof in Stahnsdorf

  • Auch ich mag gern über alte Friedhöfe laufen - mich faszinieren die oft morbiden Details:






    Ein bisschen flau wird mir, wenn Geburts- und Todesdatum nah beieinander liegen:




    In der Regel sind meine Friedhofsspaziergänge aber eher kurz und zufällig, ein leichtes Unwohlsein kann ich mir dabei meist nicht verkneifen weil ich mich an einem Ort mit meinem banalen Hobby beschäftige, der vielen Menschen unglaubliche und sehr persönliche, meist schmerzliche Gefühle vermittelt.


    Gezielt war ich bislang nur ein einziges Mal auf einem Friedhof, nämlich auf dem "Dornhaldenfriedhof" in Stuttgart.




    Es gibt aber noch eine handvoll weiterer Gräber, die ich mir irgendwann ansehen möchte - um zu sinnieren und zu realisieren.

  • Prima, da kommen ja schon schöne und ganz unterschiedliche Aufnahmen zusammen.


    Zitat von "aeirich"

    Einer meiner Lieblingsfriedhöfe, Mittelberg im Kleinwalsertal.


    Das hat ja nun etwas geradezu Heiteres! Aber Friedhofsfotos müssen ja auch nicht zwingend traurig sein.


    Zitat von "Flash"

    Ein paar schmucke keltische Grabsteine.


    Das Bokeh ist ja wirklich toll. Feines Foto.


    Zitat von "kleiner_Hobbit"

    ich fühle mich aber keineswegs unwohl dabei... Mit Trauerarbeit hat das bei mir aber nichts zu tun, meine verstorbenen Angehörigen besuche ich nie auf dem Friedhof ... an die erinnere ich mich lieber an anderen Orten.


    Das geht mir ganz ähnlich.


    Zitat von "manolo"

    ...ein leichtes Unwohlsein kann ich mir dabei meist nicht verkneifen weil ich mich an einem Ort mit meinem banalen Hobby beschäftige, der vielen Menschen unglaubliche und sehr persönliche, meist schmerzliche Gefühle vermittelt.


    Wenn man ein wenig achtsam fotografiert, ist es m.E. kein "banales Hobby". Aber es stimmt schon; Trauernde auf dem Friedhof mit der Kamera behelligen geht nicht. Wenn man sich - wie gesagt: achtsam - auf einem Friedhof bewegt und sich all der Geschichten bewusst ist, die dort versammelt sind, dann kann das durchaus viel mit Respekt zu tun haben.


    Hier nochmal etwas der eher kurios-seltsamen Art.

  • Ja, tolle Fotos, die da zusammenkommen :thumbup:
    Manolo No 3+4 und Sehmann :thumbup:


    Für mich erstaunlich und damit "lehrreich" ist die bereits jetzt zu erkennende recht unterschiedliche Art des fotografischen Zugangs zum Thema. Ich habe Friedhöfe fast immer (das fällt mir jetzt erst auf :pink: ) mehr so ähnlich abgelichtet wie hier Claudia den britischen Militärfriedhof, also eher die Anordnung einzelner Gräber im Überblick. Deshalb ist für mich besonders interessant, wenn der Schwerpunkt auf Details gelegt wird, die ggf. perspektivisch besonders spannend dargestellt werden.


    Ruhe und Besinnlichkeit strahlt für mich dieser kleine jüdische Friedhof aus. Er liegt bei uns Inder Nähe richtig versteckt im Wald. Man muss wissen, wo er sich befindet, sonst findet man ihn nicht. Als kleines Kind hatte mich meine Großmutter dorthin geführt, später mein Onkel. Sie kannten noch einige, die hier begraben sind. Zwischen 1870 und 1939 wurden hier ca. 80 Gräber angelegt.

  • Ich bekenne mich dann mal auch öffentlich zu meiner "Sehnsucht" nach den Orten des unumkehrbaren Abschieds.
    Die Bilder stammen vom Waldfriedhof in Rastatt.
    Der Besuch dort war leider nötig.







  • Mir geht's ähnlich; zum einen der morbide Charme ... Kunst aus Schädeln, Flügeln, usw.:

    bis hin zu neueren Gräbern mit unterschiedlichen Grabsteinen. Die zeigen sich ja manchmal von alt bis modern; hier ein modernes Beispiel (sieht doch aus wie der Zwillingsturm eines Architektenpärchens ...):


    Zum anderen die Geschichten ... Jene des Einzelnen würde ich auch oft gern hören. Vielleicht fehlt nur ein gehauener QR-Code, um sie zu verlinken? Ja, das würde die Faszination kaputt machen. Aber die Gräber wären mehr als nur Erinnerung der Angehörigen und Faszination für unbekannte Besucher. Sie wären Geschichtenerzähler ... Ich will ja selbst auf keinem Friedhof landen (massenweise abgefertigte Leichen im Raster und unbekannte Nachbarn). Ich hätt lieber n Baum oder Stein im eigenen Garten oder an ner schönen Stelle in der Natur. Aber wenn ich anderen noch was mit auf den Weg geben könnte, wäre so ein öffentliches Grab noch immer nicht allzu reizvoll, aber reizvoller!