alte Handschriften freistellen

  • hallo zusammen,


    ich bin hier neu, Amateur und neugierig.
    Für mein 1. Hobby, die Genealogie, erfasse ich alte Kirchenbücher, um sie anschließend in geeigneten Programmen zu erfassen. Anschließend müssen sie nachbearbeitet werden, wozu ich seit einigen Jahren jpg-Illuminator verwende. Durch Zufall hörte ich das Stichwort "Handschriften freistellen" und suchte nach der Bedeutung, landete aber immer bei Tipps zum erfolgreichen Unterschriften-Kopieren.
    Ich stelle mir etwa vor, dass es durch besondere Einstellungen gelingt, die alten Handschriften gut lesbar hervorzuheben und den Hintergrund, vergilbtes und gealtertes Papier, mehr oder weniger als weißes Papier erscheinen zu lassen, ohne dass der Eindruck eines alten Dokumentes verloren geht.
    Quadratur des Kreises...?
    Zur Erläuterung habe ich eine Seite, die bereits von mir mit jpg-Illuminator bearbeitet wurde, angehängt. Die Original-Aufnahme hat eine Größe von 5 MB und wird nachbearbeit mit etwa 1,7 MB abgelegt. Die nachbearbeitete Handschrift ist deutlich besser zu lesen als das Original. Aber,.... manchmal möchte man eben doch noch bessere Ergebnisse erzielen.
    Danke für gute Tipps.
    Freundliche Grüße
    Christian

  • Das ist im Grunde sehr einfach. Das kannst du über Tonwerte, Kontraste und Helligkeit, ggf. Farbsättigung regeln. Nachschärfen nach Bedarf. Eine gute BQ lässt sich einfacher durch abfotografieren als durch Scannen erzielen, die alten Dokumente werden weniger stark beansprucht (Rahmen, gebundene Seiten, ungewöhnliche Papierformate...) und das geht auch schneller. Die Bilder auch ggf. ausrichten.

  • Zitat von "Franz"

    ... könne es sich lohnen mit der Vignettierungskorrektur die Objektivvignette auszugleichen. Bei ungleichmäßiger Ausleuchtung ...


    Das ist richtig. Beim abfotografieren lohnt es sich unbedingt, sich um ausreichende Lichtquellen zu kümmern, ggf. kleine Leuchten zu kaufen.


    Hier ein Beispiel eines Scans (interessanterweise ein "Sieges"-Telegram nach der Schlacht von Sedan, vom 8. Sept. 1870.


    Die "out of scan" Variante, nur beschnitten:



    Eine bearbeitete Variante wie oben von mir beschrieben. Das Problem war hierbei, die kontrastarme Schrift mit dem Bleistift "lesbarer" zu machen, deshalb ist es sehr vorsichtig bearbeitet. Wichtig für weitere Nutzer ist, das Bild eventuell für Prints, Transkriptionen usw. verwenden zu können, ggf. auch vergrößern zu können. Mglw. ist es sogar besser, im Zweifelsfalle im TIFF Format (zwischen-) zu speichern.

  • Im Fadentitel steht "freistellen" ... die Frage ist doch also auch die Zielsetzung.


    Soll es schick sein (werderfans Original mit Buch), perfekt lesbar (ohne Verlust der feinsten/dünnsten/schwächsten Schreiblinien), oder minimal (stark kontrastiert, viel Datenmüll weg, datenbankgeeignet, evtl. sogar nur ein sw-bitmap). Wenn ich abfotografierte Dokumente drucken will, kontrastiere ich die auch, schon um meinem Drucker die Graustufen zu ersparen ... das ist dann weit stärker angepaßt, als aeirichs Beispiel für bessere Lesbarkeit.


    Eher so:


    Ist eben die Frage, was erhalten bleiben soll und wozu das ganze dient. Geht es nur um den Inhalt, oder auch um das Aussehen der Buchseiten (etwa um Restaurationsbedürfnisse abschätzen zu können). Versucht man nur die Schreiblinien zu erhalten, sind eben die Flecken im Buch ein Problem ... wenn die so dunkel sind, wie helle Schriftteile, werden sie natürlich durch Gradation und Kontrast mit hervorgehoben ... man bräuchte einen Algorithmus, der vielleicht teilweise Linien verfolgt, oder kleine Elemente fern von Schreibzeilen weniger gewichtet, etc.

  • Das ist sehr individuell vom jeweiligen Dokument abhängig. Ich kann mir vorstellen, dass auch eine Rekombination bestimmter Farbkanäle und/oder ein Wechsel des Farbraumes positive Effekte haben kann. Gerne würde ich mich einmal an einem schwierigen, abfotografierten Dokument versuchen...

  • Idealerweise würde man ein digitales Faksimile als möglichst originalgetreue Kopie bzw. Reproduktion des Ausgangsdokuments erstellen und dieses auch möglichst verlustfrei speichern. Das machen viele Archive so, häufig im TIFF Format. Davonausgehend kann man dann ggf. je nach geplanten Verwendungszweck per Bearbeitung optimieren. Die Lesbarkeit alter Handschriften kann teilweise in erstaunlichem Umfang verbessert werden, schon allen wegen der einfachen Vergrößerungsmöglichkeiten ("alte Handschriften freistellen" sind hier das Thema).


    Man muss sich aber im Klaren sein, dass wir hier als "Hobbyfotografen" einen anderen mentalen Zugang und Betrachtungswinkel zu digitalen Bearbeitungstechniken haben als "Historiker"... ;)

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

  • Wow! Das hatte ich nicht erwartet. Danke für die bisherigen Beiträge. Das muss ich alles erstmal aus dem Expertenmodus in meine Amateuranwendung umsetzen und verarbeiten. Als erstes habe ich das Update der Super-Illu installiert. Kann man das nicht vom Programm automatisch anbieten?


    Die Frage, was will der eigentlich mit den Bildern, ist berechtigt.
    Zunächst werden sie unter nicht idealen Bedingungen vor Ort aufgenommen, kein helles Tageslicht, also mehrere Kaltlicht-Lampen auf einem transportablen Arbeitstisch-Gestell, mit höchstmöglicher Auflösung und Tiefenschärfe.
    Erster Zweck ist das Archivieren möglichst nahe am Original, also nachbearbeiten, ausrichten, beschneiden, ablegen. (Zitat: Soll es schick sein (werderfans Original mit Buch), perfekt lesbar (ohne Verlust der feinsten/dünnsten/schwächsten Schreiblinien).
    Hauptzweck ist das Transskribieren, also den Text originalgetreu übertragen in Excel. Dafür habe ich Helfer, die eine sauber lesbare Vorlage von mir erwarten. SW ist nicht geeignet, eher harter Kontrast, wenig Farbe, heller Hintergrund
    Bisher habe ich rum experimentiert mit brauchbaren Ergebnissen. Aber ich ahnte schon immer, dass das Programm viel mehr hergibt.


    Gerne möchte ich den Vorschlag aufgreifen, mal ein Original hoch zu laden bzw. auf Dropbox abzubilden
    https://www.dropbox.com/s/x9dxk16nm3wqqki/P1070862.JPG?dl=0
    Vorschläge zum Nachbearbeiten werden dankbar angenommen, aber bitte in für mich verständlichen und nachvollziehbaren Schritten.


    Danke
    Christian

  • Auf die Schnelle wegen der Mittagspause :(


    Zunächst zu deiner Aufnahme: Du hast eine Pana G1 verwendet (Objektiv wäre interessant), da macht abblenden auf 11 nicht wirklich Sinn (wegen der Beugungsunschärfe). Ich denke, dass die G1 eine förderliche Blende von ca. 7,1-8 hat. Nicht optimal ist auch der Helligkeitsverlauf (oben dunkler als unten), da wäre eine nachträgliche Korrektur in der Relation zu aufwendig. Also Ausleuchtung versuchen zu verbessern. Zudem ist die perspektivische Verzeichnung der Aufnahme relativ groß, das könnte man schon bei der Aufnahme etwas besser machen.


    Archivieren würde ich zwei Bilder: Einmal das möglichst originalgetreue Faksimile, damit man den Istzustand insgesamt beurteilen kann: Einband, allgemeiner Zustand, Flecken usw. Hierbei soll vermittelt werden, wie das aufgeschlagene Buch tatsächlich aussah. Ein Faksimile muss man nicht von jeder Seite machen, aber man sollte es "stichprobenweise" ab und an tun. Im Vergleich gefällt mir aber deine oben im Thread eingestellte Version besser als meine hier.



    Als zweites würde ich eine "leseoptimierte" Version erstellen, um die Transkription zu erleichtern. Diese Version habe ich wie oben beschrieben bearbeitet. Es könnte aber durchaus besser sein, es mehr so zu bearbeiten wie es "RitterRunkel" gemacht hat. Das müsste man direkt in Originalgröße miteinander vergleichen, ggf. auch mit den Bearbeitern besprechen, und etwas mehr Zeit haben ;) .



    lg, Achim :winke:

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe mit jpg-Illuminator folgende Schritte getan:
    1. Verlauf hinzufügen "Aufhellen" 100%, von ganz unten bis ganz oben
    2. Verlauf hinzufügen "Aufhellen" 35%, von ganz links bis ganz rechts
    3. Perspektivisches Ausrichten
    4. Kontrast 1,40 mit Breite 40, Position 160
    5. Aufhellen mit 0,2 Blendenstufen
    6. Farbton etwas wärmer: rot +0,09 und blau -0,09

  • danke für die bisherigen Beispiele.
    Bertram, das mit von links und von unten aufhellen kann doch so nicht klappen, oder?


    Bisher habe ich ganz gute Ergebnisse erzielt, wenn ich das mit Illu bearbeitete Bild mit dem irfan viewer noch einmal nachbearbeite: Bild\Farben ändern\Kontrast +30 und mit Gamma nachregele.
    Wahrscheinlich sträuben sich bei den Fachleuten die Nackenhaare, aber die Schrift wird kräftig und lesbar, siehe Beispiel, wieder stark heruntergebrochen.


    FG Christian

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von "werderfan"

    Bertram, das mit von links und von unten aufhellen kann doch so nicht klappen, oder?


    Warum sollte das nicht klappen? Menüpunkt "Bild/Verlauf hinzufügen ... (Strg+Q)"


    Zitat von "werderfan"

    Bisher habe ich ganz gute Ergebnisse erzielt, wenn ich das mit Illu bearbeitete Bild mit dem irfan viewer noch einmal nachbearbeite


    Das kannst du auch in ji machen: Menüpunkt "Bild/Filter anwenden für zweiten Bearbeitungsdurchgang" und anschließend erneut Kontrast / Farben / Mitten (entspricht Gamma) etc. nachjustieren. Dadurch sparst du dir Verluste durch eine zusätzliche JPG-Kompression und kannst im gleichen Programm weiterarbeiten. :)