Minimalismus in der Fotografie oder - wieviel braucht es wirklich?

  • Ich zeig jetzt einfach mal was



    eins meiner Lieblingsbilder aus dem letzten Jahr. Kam mehr oder weniger so aus der Kamera. Ich bin kein Freund von Schärfungen jedweder Art, insofern habe ich das Bild nur runterskaliert und nen roten Pixel drumherum gemacht.
    Leichte Tonwertkorrektur war glaube ich noch im Spiel.


    Mir reichen solche Bilder. Das Meiste landet in meiner Galerie. Ab und zu wird aber auch mal ein Bild ausbelichtet.
    Auch schonmal groß. Nun bin ich zu faul zum Rechnen aber etwa stimmt erfahrungsgemäß folgender Schluss:
    Wenn ich das Bild so groß drucken lasse daß ich in den meisten Räumen keine Chance mehr habe einen Betrachtungsabstand
    einzunehmen der mir ermöglicht das ganze Bild auf einen Blick zu erfassen und mich dazu noch recht dicht vor das Bild stelle
    ergibt sich z.B. folgender Anblick



    Ich bin damit zufrieden.
    Daß es besser geht ist mir klar.


    Ich zeige das um zu verdeutlichen was etwa mein Massstab ist wenn ich von einem für mich technisch brauchbaren Bild
    rede.

  • Heute wird eben schlichtweg mehr Schärfe/Auflösung gefordert. "Dreamy" Charakter, weiche Offenblende oder ähnliches ist allenfalls retro, nicht aber zeitgemäß. ;)

    ..., aber die Linsen müssen heute bis in die Ecken kommen mit der Schärfe, was diese alten Linsen fast nie geschafft haben...

    Da bin ich voll retro - scharf ja, Rand und Ecken sollen auch nicht Matsche sein bei Offenblende, aber eine angenehme, vertretbare Randunschärfe akzeptiere, ja bevorzuge ich. Ich habe schon seit jeher versucht, mein eigentliches Motiv schärfemäßig herauszuarbeiten ohne die Umgebung nun gleich in konturlosem Bokeh untergehen zu lassen. So nimmt mein Auge die Welt wahr und so gefällt es mir auch auf Bildern. Die totale Schärfe bis in die Ecke empfinde ich unnatürlich. Und so finde ich in im folgenden Punkt sehr gut mit Stefan zusammen:

    Deswegen begeistern mich die Limiteds von Pentax.

    Ja, 5 Stück habe ich davon (und hatte früher noch 2 weitere) und warte noch auf weitere Entwicklungen in der Richtung. Die Schärfe passt, der Rand ist weniger scharf, ohne gleich matsche zu sein und die geringe Lichtstärke stört nicht, weil ich eh vielfach abblenden würde, um die Umgebung meines eigentlichen Motivs nicht zu sehr untergehen zu lassen.


    Und ich gehe auch hier mit Stefan mit ...

    Damit wäre ich jetzt auch beim Thread Titel zurück. Ich hatte ja viel weiter oben schon die KP mit dem DA 21mm angesprochen und später auch gezeigt. One camera, one lens a day.

    ... auch wenn ich das noch einschränken würde: One camera, one prime a day. Solche Aktionen habe ich immer wieder mal gemacht, eines meiner Limiteds (genauer eine der Festbrennweiten - ein Limited ist ein Zoom) auf die Cam geflanscht und los ging es - ohne störende Tasche. Minimalistisch und entspannend und es kommen trotzdem jede Menge Bilder bei rum. Das geht übrigens auch mit einem 300mm Objektiv. Mit der Kombi bin ich mal durch die Stadt geschlendert und hatte hinterher Fotos aus den Bereichen Wildlife, Stadtlandschaft, Portrait und Street im Kasten.


    Bloß das 21mm würde ich dafür nicht wählen, ich bin nicht so der WW-Fan. Ich konzentriere mich lieber auf ein Objekt und kann nicht nachvollziehen, dass man 5 spannende Punkte in einem Bild unterbringen will. Da mach ich dann lieber 5 einzelne Bilder mit einer längeren Brennweite, jedes davon konzentriert auf eines der Motive. Selbst bei (Stadt-)Landschaften wähle ich lieber einen Blickwinkel, der einigermaßem meinem natürlichen Blick entspricht, also zwischen 40 und 60mm an KB. Das 21mm habe ich nach Anschaffung meines jetzigen Standardzooms (das 20-40mm Limited) verkauft, da der Einsatzbereich eines WW damit abgedeckt war und das Zoom am unteren Ende besser ist als das 21er. Für den Einsatz eine Kamera, eine Festbrennweite kam es nicht in Betracht und hatte damit seine Existenzberechtigung bei mir verloren.

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

    • Offizieller Beitrag

    Und ich hab mich nach jahrelangem Drumherumschleichen endlich entschieden es zu kaufen weil ich diesen 'langweiligen Blickwinkel' so liebe.

  • ...@ Axel und Ice-Dragon, wer meine Beiträge verfolgt, oder ab und an liest weiss ja, dass ich kein Befürworter dieser großen Linsen bin. Ich schleppe solche Klopper auch nicht freiwillig. Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Linsen nur dazu da sind, damit sie auf den Testseiten gut bewertet werden.


    Ich mag mir das auch nicht antun.... .

  • ich bin nicht so der WW-Fan. Ich konzentriere mich lieber auf ein Objekt und kann nicht nachvollziehen, dass man 5 spannende Punkte in einem Bild unterbringen will. Da mach ich dann lieber 5 einzelne Bilder mit einer längeren Brennweite, jedes davon konzentriert auf eines der Motive.

    Fünf spannede Punkte in einem Bild ist in der Tat viel, ein einziger ist dagegen häufig eindimensional, da bleibt der Blick nicht lange im Bild.
    Die Brennweiten haben schon alle ihre Berechtigung - und man kann mit allen gut und wie schlecht gestaltete Bilder machen. :mrgreen:

  • Fünf spannede Punkte in einem Bild ist in der Tat viel, ein einziger ist dagegen häufig eindimensional, da bleibt der Blick nicht lange im Bild.Die Brennweiten haben schon alle ihre Berechtigung - und man kann mit allen gut und wie schlecht gestaltete Bilder machen. :mrgreen:

    ...Sehe ich auch so. Wer sagt denn, dass ich mich in einem WW Bild nicht nur auf einen einzelnen Punkt konzentrieren kann?
    Hier ist mal so eins meiner Beispiele, die nur auf einen Punkt hin arbeiten, hätte ich das mit nem Tele fotografieren sollen? ^^
    Instagram

  • Wer sagt denn, dass ich mich in einem WW Bild nicht nur auf einen einzelnen Punkt konzentrieren kann?Hier ist mal so eins meiner Beispiele, die nur auf einen Punkt hin arbeiten, hätte ich das mit nem Tele fotografieren sollen? ^^
    Instagram

    Das Weitwinkel da eine gute Wahl war, sehe ich auch so. Auch dass ein Punkt im Bild ganz klar das meiste Gewicht hat.
    Das Bild gewinnt aber dadurch, dass eben nicht nur ein "interesanter Punkt" im Bild ist. Zum einen sind da LInien, die in die Tiefe zum Punkt hinführen, zum anderen hat der Berg in der linken Bildhälfte sicher deutlich weniger Gewicht, aber er ist doch ein "interessanter Punkt", zu dem der Blick des Betrachters wandern kann (und wieder zurück).


    Bzgl. Tele... da wäre sicher auch etwas gegangen - vielleicht hätte man eine geeignete Person gebraucht, die gerade durch den Torbogen läuft etc.

  • Wer sagt denn, dass ich mich in einem WW Bild nicht nur auf einen einzelnen Punkt konzentrieren kann? Hier ist mal so eins meiner Beispiele, die nur auf einen Punkt hin arbeiten, hätte ich das mit nem Tele fotografieren sollen?

    Nicht mit einem Tele. Der Unterschied zwischen dem 35mm- und dem 50mm-Bildwinkel ja nicht sehr groß.


    Aber gerade Dein Bild zeigt sehr schön daß sich der ganze Inhalt nur mit etwas Augenbewegung erfassen lässt.
    Die Perspektive eines 50ers wäre konzentrierter. Das Bild hätte einen anderen Ausdruck.

  • Ich habe hier ein Bild von 2014 aus Colombier in Frankreich, das ich mit dem Nikkor AF-S 85/1.8G gemacht habe. Manchmal überlege ich, ob hier etwas mehr Brennweite förderlich gewesen wäre, um den S-förmigen Streckenverlauf noch besser sichtbar zu machen. Obwohl mir das Bild prinzipiell gefällt, wäre das vielleicht ein 135 mm- Ausschnitt. Was meint Ihr?


    Grüße vom Lokknipser Oli

  • Mir gefällt es so ganz gut weil die Häuser eine schöne Relation zur Bahn bilden und als
    Referenz eine gewisse Klarheit ins Bild bringen.


    Die Bahn und die Strecke allein wären ein anderes Bild - in der Aussage.
    Deine Entscheidung ;)

  • Nicht mit einem Tele. Der Unterschied zwischen dem 35mm- und dem 50mm-Bildwinkel ja nicht sehr groß.
    Aber gerade Dein Bild zeigt sehr schön daß sich der ganze Inhalt nur mit etwas Augenbewegung erfassen lässt.
    Die Perspektive eines 50ers wäre konzentrierter. Das Bild hätte einen anderen Ausdruck.

    Ja, bei Landschaft kann es schon schön sein, mal den Blick schweifen zu lassen und für die Aufnahme ein WW zu wählen. Nur nicht zuviel davon. Bei ghooostys Bild könnte links ruhig ein bisschen weniger Raum sein für meinen Geschmack (so wie Axel es beschreibt).


    Und bei dem Bild von Lokknipser hätte ich mit der Idee, die S-Kurve als Motiv zu wählen, mit Sicherheit eine längere Brennweite gewählt (schon um möglichst die wenig attraktiven Scheunen rechts aus dem Bild zu bekommen ). Und die Wegekreuzung (Bahn - Straße) wäre für mich schon das nächste Motiv (vielleicht mit einem etwas anderen Blickwinkel). Also schon mal zwei Aufnahmen :duck:


    Naja, ist halt alles Geschmackssache. Ich erwische mich schon mal dabei, dort wo andere mit einem WW vor einem Gebäude stehen, um die Fassade aufzunehmen, stell ich mich mit einem Tele daneben (bzw. dahinter um einen flacheren Blickwinkel zu bekommen) und fotografiere einzelne Fenster, Stukkaturen oder so, weil ich es schade finde, wenn diese Details in der Gesamtansicht verloren gehen.

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • Unter dem Stichwort Minimalismus bin ich seit einiger Zeit mal wieder nur mit dem Standardzoom (3,5-5,6/18-55)
    an der Sony unterwegs. Und ich stelle fest wieviel damit doch geht wenn man sich nicht von Begriffen wie
    Kitlinse oder Flaschenboden abschrecken lässt. Dann kommt die Blende eben mal einen Wert weiter zu und
    schon ist alles gut...


    Klein, leicht und schnell ist das Ding.

  • Mal wieder eine Erkenntnis zwischendurch: (zuviel) Zoomfotografie verstellt mir den Blick fürs Wesentliche.
    Ich hab jetzt eine Zeit aus Bequemlichkeit das 18-55 auf der APS-C Kamera gehabt und heute festgestellt daß ich
    schlampig werde was Brennweiten angeht. Da wird gezoomt statt gelaufen und entsprechend beliebig ist dann das
    Ergebnis.
    Ich dachte eigentlich daß ich das besser im Griff hätte :saint:
    Und schon ist wieder das 1,8/50 drauf..

  • Sigma 18-35 1,8 und Nikon 85 1,8 decken den größten Teil meiner Motive ab, wobei ich mit 35 mm noch prima freistellen kann auf Grund der Lichtstärke des Zooms.


    lg willi

    "Es kann von keinem vernünftigen Menschen jeden Tag was Gescheites kommen." Hans Meyer

    • Offizieller Beitrag

    So, und jetzt noch den Programmschalter auf M und dann das Drehrad mit einen Schraubenzieher oder einer Kombizange abhebeln und wegschmeißen. :P


    Ich fotografiere auch gerne mit Festbrennweiten und wenn ich mir Zeit nehme sogar manuell. Aber ich sehe das nicht unbedingt als Ausdruck des Minimalismus. Denn Festbrennweiten habe ich mehrere, für die wechselnden Sujets. Ich ziehe zwar meist nicht mit mehr als zwei Objektiven los aber welche beiden das sind, das wechselt.


    Minimalismus. Der Thread hier kreiselt nach meiner Wahrnehmung, kommt dem Ziel aber nicht näher. Man könnte sein Kreiseln deshalb auch als Dümpeln bezeichnen. Für mich fehlt es an einer Definition, was das eigentlich sein soll, Minimalismus. Wir haben hier Diskussionen über Objektive (die ja demnach zu irgendeiner Systemkameras gehören), über Smartphones, über kleine (RX 100, G7X) oder besonders reduzierte Kompaktkameras (Q, GR, X100f und Co.) bis hin zu eierlegenden Wollmilchsäuen (RX10, FZ1000 und Co.). Jede dieser Kameras kann man argumentativ als minimalistisch bezeichnen weil dieses Wort schon nicht hinreichend definiert ist. Minimale Stückzahl in der Ausrüstung, Minimale Größe, minimales Gewicht, minimale Automatismen, minimaler Zoom, minimaler Preis, minimalistisches Aussehen, minimalistischer Nimbus, was ist denn hier gefragt?

  • Der Thread hier kreiselt nach meiner Wahrnehmung, kommt dem Ziel aber nicht näher.

    Manchmal ist der Weg eben das Ziel ;)
    Bzw. gibt es hier meiner Meinung nach gar kein Ziel, das es zu erreichen gibt.
    Die Eingangsfrage war ja recht offen gestellt, von daher hat doch alles was hier im Thread geschrieben wurde, in irgendeiner Weise eine Berechtigung.


    Wieso nun nach fast 4 Jahren diskutierens auf einmal nach einer Definition gefragt wird, erschließt sich mir nicht so richtig.

  • Wieso nun nach fast 4 Jahren diskutierens auf einmal nach einer Definition gefragt wird, erschließt sich mir nicht so richtig.

    Stimmt schon, man muss nicht alles niet- und nagelfest regeln und definieren, und eine gewisse Offenheit fördert den Meinungsaustausch.


    Andererseits stimme ich Stefan schon auch zu. Und leider führt die völlige Beliebigkeit, was jeder einzelne hier als "minimalistisch" bezeichnet, gelegentlich zu einer selbstverliebten Nabelschau, bei der jeder seine Einstellung fröhlich überhöhen und auf andere herabschauen kann. Man lässt sich an nichts messen, meint aber, irgendwo "besser" zu sein als das gemeine Volk, dem, ach, der Blick auf das Wesentliche verstellt bleibt, und das bequem zoomt, statt künstlerisch wertvoll über Stock und Stein zu stolpern. Oder besser als die Dödel, die drei kg Equipment auf einen Berg schleppen. Vielleicht sind die Beiträge gar nicht so gemeint, aber auf mich wirken sie teilweise etwas herablassend. (Und wenn es um den exzessiven Einsatz von Selfi-Sticks geht, schließe ich mich von einer herablassenden Sichtweise selbst nicht aus!)


    Doch von solchen gelegentlichen Ausrutschern abgesehen, ist es doch interessant, sich auszutauschen, was man so erlebt, wenn man mit einem bewusst reduzierten Equipment auf die Pirsch geht. Der eine lässt dabei drei der üblichen sechs Objektive zuhause, andere ziehen ohne Vollformat und DSLR los, wieder andere beschränken sich auf nur ein Objektiv oder gleich auf das Schlaufon, und wer sich ein Loch in einen Verschlussdeckel piekt, kann Lochkamera-Feeling erleben. "Minimalistisch" im Sinne einer Kunstform ist das alles nicht; allenfalls eine bewusste Reduzierung der technischen Mittel. Aber wenn's Spaß macht ...


    Und was die persönlichen Erfahrungen mit reduziertem Equipment angeht: ich bin kürzlich mit nur mit 17mm und 75mm losgezogen, hatte das Zoom ausgeliehen. Hab' mich fürchterlich geärgert, weil ich tolle Perspektiven und Lichtstimmungen nicht vernünftig einfangen konnte und mir geschworen, dass mir das nicht wieder passiert!!

  • Bei mir lief es letztens genau anders herum.
    Corporate Event, große Galaveranstaltung, ich hatte wie immer
    den Koffer voll. An dem Tag hatte ich leihweise das neue Tamron 2.8/15-30 VC G2 dabei,
    und am Ende habe ich nur das Tamron an der 5D MkIV und das Sigma 1.8/135mm ART
    an der 1D-X verwendet. Nichts dazwischen, gähnende Leere von 31 bis 134mm Brennweite.


    Mir hat nix gefehlt. Ich fürchte fast ich muss das Tamron kaufen......