Schon seit längerem bin ich immer mal wieder versucht, mir ein UWW anzuschaffen. Und immer wieder schwanke ich dabei zwischen zwei Alternativen:
Zum einen reizt das Samyang 14mm/2.8 mit erstaunlich guten optischen Leistungen für kleines Geld. Nachteil ist natürlich der fehlende AF und vor allem die Fixierung auf eine schon recht extreme UWW-Brennweite.
Und zum anderen ist da das aktuelle Nikkor AF-S 18-35/3.5-4.5, das ebenfalls sehr gute optische Leistungen für einen fairen Preis bietet und den wesentlichen Vorteil hat, dass es durch den Zoombereich bis 35mm sehr flexibel einsetzbar ist und in vielen Fällen den Wechsel zum Standard-Zoom überflüssig machen könnte. Nachteil ist natürlich die nicht ganz so ausgeprägte UWW-Brennweite und die fehlende Lichtstärke, was für mich vor allem bei Nachthimmel-Aufnahmen relevant wäre.
Da es nicht meine Art ist, Objektive nur zum Testen zu bestellen und bei Nichtgefallen wieder zurück zu schicken und ich außerdem immer wieder gerne mit Altglas experimentiere, bin ich auf die diversen 19/20-35mm-Objektive aus der Analog-Ära aufmerksam geworden. Insbesondere das Tokina 20-35/3.5-4.5 genießt bspw. bei Ken Rockwell einen guten Ruf (auch wenn das für sich genommen nicht unbedingt ein Gradmesser ist... ).
Jedenfalls dachte ich mir, dass das zumindest eine gute Möglichkeit wäre, um herauszufinden, welcher Objektiv-Typus mir eher liegt. Und so konnte ich dann vor kurzem recht günstig ein Tokina 20-35mm/f3.5-4.5 AF erwerben, das glücklicherweise auch noch in ausgesprochen gutem Zustand war...
Dass ein aus der Analog-Ära stammendes UWW-Zoom, das gewöhnlich für unter 100,- Euro den Besitzer wechselt, keine höchsten Ansprüche an einem modernen FX-Sensor erfüllen kann, war mir natürlich von vornherein klar.
Umso überraschter war ich aber über die meiner Meinung nach dennoch recht ordentliche Leistung.
Das Fazit greife ich gleich vorweg: Das Tokina bleibt! Vorerst jedenfalls. Zum Spielen mit dieser Brennweite macht das Ding richtig Laune. Ich habe in den letzten Wochen oftmals das Nikkor 24-120/4 zuhause gelassen und bin nur mit dem leichten Gepäck D750 + Tokina 20-35 + Nikkor 85/1.8 losgezogen und das funktioniert überraschend gut...
Aber: Wirklich flexibel ist man natürlich auch mit einer Endbrennweite von 35mm nicht. Gerade bei Ausflügen mit der Familie lief das dann doch auf häufige Objektiv-Wechsel hinaus. Und das Tokina kam letztlich doch größtenteils bei 20mm zum Einsatz. Von daher ist in mir der Entschluss gereift, dass ich mir zum Winter hin, wenn die Nächte wieder länger werden, wohl doch endgültig ein Samyang 14mm/2.8 anschaffen werde. Aber bis dahin wird das Tokina bleiben, denn es ist mir in der kurzen Zeit irgendwie ans Herz gewachsen. Tokina-typisch ist es gebaut wie ein Panzer, der Zoomring läuft angenehm satt und die optischen Leistungen sind gar nicht so schlecht:
Abgeblendet ist es in der Mitte sehr scharf, doch selbst bei f11 schwächelt es am Rand noch ein wenig, wobei ich aber bei einem für Analog gerechneten UWW-Zoom mit schlimmerem gerechnet hätte:
Bei Hochformat-Aufnahmen hingegen sehen die Ränder abgeblendet ganz gut aus:
Auch offenblendig ist es im gesamten mittleren Bildbereich schon erstaunlich gut:
Gegenlichtverhalten ist ein wenig Glückssache, von hui bis pfui ist alles möglich, wobei ich dazu sagen muss, das ich aktuell auch keine passende GeLi für das Tokina habe:
Wer möchte, kann sich hier die Originale ansehen.