Rio Tinto

  • Roter Fluss in Südspanien heißt "Rio Tinto" weil er die Farbe wie Rotwein hat, wie "Vino tinto". Voll Metallen und Säuren, man darf sich die Augen nicht reiben, wenn man es mit den Händen berührt hat. Giftig, wenn man trinkt. Dort forschen NASA und INSA, um zu sehen, ob auf dem Mars Leben möglich ist. Bisher wurde nur eine Bakterie gefunden.






  • Tolle Bilder - an sich.


    Wenn du aber, wie im "Wünsch dir was Thread" angedeutet, dies als eine Art fiktiven "The World Press Photo" - Beitrag siehst, tue ich mir schwer.


    Bitte jetzt nicht falsch verstehen, aber ich würde hier gerne meinen Horizont etwas erweitern, bzw. meine eigene Sichtweise korrigieren. Welche Art Beiträge sind zum "Press Photo" erwünscht? Nach meinem bisherigen Verständnis ist ein "World Press Photo" ein fotografischer, potentieller Presse-/Medien- Beitrag, der auch als solches verstanden werden kann. Zum Thema kann man ggf. hingeführt werden (Text), aber im wesentlichen sollte das Bild / die Bilder selbsterklärend sein. Oder irre ich mich da?? Die Bilder, die ich mir ergoogelt habe, gehen nach meinem Dafürhalten alle in diese Richtung: Eine zumindest plakative, manchmal gar überzeichnete und überzogene bildhafte Wirkung zu einem Thema, das per Blick sofort erfasst werden kann. Das Bild soll Träger der Message sein, und dann muss ich das eben auch dem Bild erkennen können, um was es geht, oder liege ich da falsch?? Die Bea soll/kann diese Aussage noch unterstützen.


    Um ehrlich zu sein, würde ich bei deinen Bildern ohne Text nicht im Ansatz verstehen, um was hier geht. Ich sehe zwar eine rote Flüßigkeit und Steine, aber keinen Fluß. Wie sieht das Ganze in der Landschaft aus? Kann man das "Gewässer" so darstellen, dass es als Fluß sofort erkennbar wird? Und in welchem Gesamtrahmen befinden wir uns? Wie sieht das in Natura aus? Kann man Umgebungsschäden erkennen usw...


    Bei dem Bild von Manolo im Wünsch dir was Thread geht es mir ähnlich. Man erkennt zwar den Hund im Bollerwagen, aber mehr ist eigentlich nicht zu sehen. Das Thema der persönl. Beziehung zu dem Hund ist durchaus ok, geht aber mMn in keiner aus dem Bild hervor, "plakativ" ist das schon gar nicht. Wenn hier der Hund als altes Tier, krank oder wie auch immer erkennbar wäre, oder auch in einem anderen, größeren Ausschnitt, aber so??


    Mich würden da durchaus andere Meinungen sehr interessieren.. :danke:

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

  • Hm! Ich kann zumindest nicht erkennen, ob es sich um eine "natürliche" Situation handelt. Waren die Metalle und Säuren schon auf natürlichem Wege da, oder hat da jemand eine Umweltvermutzung erzeugt? Ansonsten finde ich die Aufnahmen vom fotografischen gut, ich sehe auch durch Bild 3, dass da mehrere Teile zusammen hängen.


    Insgesamt finde ich die Situation aber eher gruselig! Mit Fluß oder See verbindet man im allgemeinen ja eher etwas, was wie Wasser aussieht. Die Brühe sieht einfach nur tot aus. Ist schon erstaunlich, dass da überhaupt eine Bakterie drin sein soll.

  • Um ehrlich zu sein, würde ich bei deinen Bildern ohne Text nicht im Ansatz verstehen, um was hier geht. Ich sehe zwar eine rote Flüßigkeit und Steine, aber keinen Fluß. Wie sieht das Ganze in der Landschaft aus?

    Ich würde bei der Serie auch gerne "mehr" sehen. Hier fehlt mir ein Panorama/Weitwinkelbild das mir den Fluß im Zusammenhang mit der Umgebung zeigt.

  • Danke für das Interesse und die tollen Kommentare!

    im wesentlichen sollte das Bild / die Bilder selbsterklärend sein.

    Ich denke, jain. Es handelt sich im Journalismus oft um die Sachen und Informationen, die sich nicht selbst erklären. So auf die Schnelle habe ich ein paar Gewinnerfotos ausgewählt, bei denen es mir scheint, dass es so ist. Versuch mal, die Bilder zuerst zu betrachten, nachzudenken und zu erraten, was die bedeuten, und erst dann zu lesen, was das ist:
    http://www.spiegel.de/fotostre…otostrecke-134721-19.html
    http://www.worldpressphoto.org…oto/2013/nature/ali-lutfi
    http://www.spiegel.de/fotostre…otostrecke-134721-13.html
    http://www.worldpressphoto.org…daily-life/johnny-haglund


    Eine der Serien, die mich besonders beeindruckt hat, war diese:
    http://www.worldpressphoto.org…/2016/people/kazuma-obara
    Ohne Text wüsste ich nicht, worum es geht. Als ich ihn gelesen hatte, hat mich das erst recht fasziniert.


    Wie sieht das Ganze in der Landschaft aus? Kann man das "Gewässer" so darstellen, dass es als Fluß sofort erkennbar wird? Und in welchem Gesamtrahmen befinden wir uns? Wie sieht das in Natura aus? Kann man Umgebungsschäden erkennen usw...

    Natürlich kann man das Ganze zeigen. Tue ich auch gerne hier unten. Mir ging es aber um die „Mars-Landschaft“ – darum, dass es auf der Erde etwas so totes und rotes gibt, wie auf dem Mars und dass das relevant ist und erforscht wird. Deswegen habe ich absichtlich nur das gezeigt, was – meiner Vorstellung nach – wie auf dem Mars aussieht.


    Waren die Metalle und Säuren schon auf natürlichem Wege da, oder hat da jemand eine Umweltvermutzung erzeugt?

    Die waren schon da. Aber wenn man die Umgebung zeigt, denkt jeder Betrachter, dass es nicht von Natur aus so ist, sondern menschenverursacht. Ein Grund mehr, die Umgebung in der Serie, wo es um Natur geht, nicht zu zeigen.


    Ich würde bei der Serie auch gerne "mehr" sehen.

    Also die Geschichte:


    Rio Tinto ist am Oberlauf wirklich rot, aus der Nähe sieht es so aus:


    Das ist ein natürliches Phänomen. Es handelt sich um sulfidische Schwermetallminerale.




    Seit 3000 Jahren wurden Rohstoffe wie Eisen und Kupfer dort gewonnen.










    Besonders schlimm war es ab 1873, als die Rio Tinto Group (http://www.riotinto.com/) gegründet wurde. Dokumentiert ist das volle Programm: 12-jährige Arbeiter, Krankheiten, Gifte, Umsiedlungen, sogar Erschießungen.


    Seit etwa 60 Jahren ist es nur noch eine verwüstete verlassene Landschaft.





    Nach dem ich auf solchem Terrain gelaufen bin, musste ich nachdenken, ob ich mich mit den Schuhen wieder ins Auto setze. Sauberes Wasser gab es aber nicht.





    - folgt noch -

  • Das alles ist zwar nicht berühmt, aber schon bekannt. Es gibt sogar ein Museum dort und einen Zug, um sich die Landschaft anzuschauen (einige Bilder konnte ich nur aus dem Zug machen). Da kommen auch Touristen, um sich das anzusehen.


    Das ist die Stelle, wo Wasserproben genommen und irgendwelche Experimente gemacht werden. Im Rahmen des NASA-Projektes MARTE (Mars Analog Rio Tinto Experiment) versucht man hier irgendwo zu bohren, um unter der Erd-/Marsoberfläche das Wasser rauszuholen (auf dem Mars gibt es scheinbar Wasser unter der Oberfläche). Das Ganze mit dem Ziel, einen Roboter zu konstruieren, der das dann auf dem Mars macht.



    Für World Press Photo würde ich nicht die ganze Geschichte erzählen. Ich glaube, das wäre zu viel und zu kompliziert. Weil es eigentlich um zwei Geschichten geht.



    Insgesamt finde ich die Situation aber eher gruselig! Mit Fluß oder See verbindet man im allgemeinen ja eher etwas, was wie Wasser aussieht. Die Brühe sieht einfach nur tot aus. Ist schon erstaunlich, dass da überhaupt eine Bakterie drin sein soll.

    Ja, gruselig ist richtig. Das einzige Zeichen des Lebens am Fluss, dass ich sehen konnte, waren diese zwei Insekten über dem Fluss:


    Am Ende des Tages bin ich ganz alleine dort geblieben, in der Stille, in der Marslandschaft.





    Auch die Sonne schien immer roter zu werden und ich wollte nur noch weg.


  • Jetzt besser verständlich, danke! Am besten gefallen mir hier deine Bilder aus Serie II :daumenhoch: !


    Zu den anderen Diskussionspunkten gebe ich das "Jain" mal zurück:


    Es handelt sich im Journalismus oft um die Sachen und Informationen, die sich nicht selbst erklären.

    Das ist für den "Standardjournalismus" uneingeschränkt richtig und gültig, aber


    auf die Schnelle habe ich ein paar Gewinnerfotos ausgewählt, bei denen es mir scheint, dass es so ist.

    hier nach meinem Verständnis nicht: Es ist zwar teilweise richtig, dass diese Fotos nicht unbedingt selbsterklärend sind, aber alle Bilder ohne eine einzige Ausnahme, entsprechend dem, was ich mir auch ergoogelt habe, sind extrem plakativ, schrill, emotional mitreißend,aufrüttelnd und im übertragenen Sinne sehr "laut". Wenn sie schon nicht alle selbsterklärend sind, sind sie zumindest von den fotografischen Gesichtspunkten her so mitreißend, dass beim Betrachter Interesse nach "mehr" erweckt wird. Und das ist bei den von mir im "Wünsch dir was" Thread (konstruktiv) kritisierten Bilden (mMn) eben nicht so und im "Standardjournalismus" schon mal gar nicht. Aber mglw. sind deshalb diese Bilder eben auch preisgekrönt ;) ...

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

    • Offizieller Beitrag

    Natürlich kann man das Ganze zeigen. Tue ich auch gerne hier unten. Mir ging es aber um die „Mars-Landschaft“ – darum, dass es auf der Erde etwas so totes und rotes gibt, wie auf dem Mars und dass das relevant ist und erforscht wird. Deswegen habe ich absichtlich nur das gezeigt, was – meiner Vorstellung nach – wie auf dem Mars aussieht.

    Genau aus diesem Grund finde ich die erste Serie auch am aussagekräftigsten. Die weiteren Bilder sind zur Erläuterung sicher interessant, aber die im ersten Post gezeigte Serie funktioniert als in sich geschlossenes Thema wunderbar, gefällt mir ausgesprochen gut! :daumenhoch:

  • Es ist zwar teilweise richtig, dass diese Fotos nicht unbedingt selbsterklärend sind, aber alle Bilder ohne eine einzige Ausnahme, entsprechend dem, was ich mir auch ergoogelt habe, sind extrem plakativ, schrill, emotional mitreißend,aufrüttelnd und im übertragenen Sinne sehr "laut". Wenn sie schon nicht alle selbsterklärend sind, sind sie zumindest von den fotografischen Gesichtspunkten her so mitreißend, dass beim Betrachter Interesse nach "mehr" erweckt wird.

    Also das mit "plakativ" ist wohl eine andere Sache als das mit "selbsterklärend". Und da hast du natürlich Recht. Das öffnet aber eine ganze Reihe von weiteren Fragen.


    Erstens, WPP sollte eine Sammlung von den besten, größtenteils schon veröffentlichten Fotos aus der Presse sein. Die ein allgemeines Publikum adressieren, genauso wie das Geschriebene. Und klar sind sie genauso "laut", wie auch die Titel in der Presse und die 13-Worte-13-Sätze-Texte. Ein gutes Foto muss eine sofortige Wirkung haben und dem Zeitungsleser schnell die Botschaft rüberbringen. (Vielleicht sollte er schnell seine Meinung bilden, bevor er weiterblättert.)


    Anders ist es mit den Fotos, die erst auf den zweiten oder einen weiteren Blick "begriffen" werden. Solche gibt es beim WPP auch, sind aber selten. So scheint es mir, meistens findet man sie in der Kategorie Natur.


    Zweitens habe ich zwar nicht gezählt, aber ich schätze, dass auf 90% der prämierten Fotos Personen drauf sind. Erkennbare. Viele, die in die Kamera gucken. Solche, die starke Emotionen zeigen. Die sind, glaube ich, deswegen mitreißend, weil sich der Mensch (Betrachter) mit dem Mensch auf dem Foto identifiziert. (Wenn er stark ist, möchte ich so sein, wie er. Wenn es ihm dreckig geht, kriege ich Angst. Vielleicht ist er einfach sexy. Oder ein Prominenter.) Mit Menschen sind die Geschichten auch wegen der Gestik und Mimik leichter zu erzählen. Mit einem Haus, einem Stein, einer Landschaft oder Geometrie identifiziert man sich nicht so sehr.


    (Übrigens: Ich glaube nicht, dass die Tatsache, dass auf WPP-Fotos wenige Personen aus Deutschland und Europa abgebildet sind daran liegt, dass die Europäer langweilig sind. Aber siehe da: die Flüchtlinge dürfen ihr Gesicht und ihre Emotionen auf den Fotos auch dann zeigen, wenn sie schon in der EU sind.)


    Trotz alledem bleibt eine Sache für die ich WPP bewundere. Und dafür kann man sich, glaube ich, vor allem bei den Juroren bedanken. Die ausgewählten Fotos haben nämlich in der Regel beides: sowohl die sofortige Wirkung als auch die anderen Qualitäten. Man kann sie sich mehrmals anschauen, die werden nicht langweilig, man vergisst sie nicht so leicht, die sind von Bildaufbau gut... Die haben in sich etwas, was auch die guten Romane haben: Leben und Tod, Liebe, Leidenschaft, Schmerz. Und das geht uns an.


    Und was die erste Serie Rio Tinto hier oben betrifft, na ja, es handelt sich um einen toten Fluss. Die Todesstille schrillt nicht...