Achtung Stufe!

  • Hier ist mir ehrlich gesagt das Geländer zu hell, es zieht meinen Blick an und hindert ihn, dem Verlauf in die Tiefe zu folgen. Dabei ist das Rathaus spannender als das Geländer.

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • :danke: !



    @ice-dragon
    Das Rathaus, das Bucerius Kunstforum und die Alsterarkaden waren für mich bei diesem Motiv im Grunde genommen "nur Background", die Treppe selbst dagegen das Hauptmotiv, dem der Blick in Leserichtung ins Bild hinein folgen kann. Beim Betrachten kann man dann, wie die meisten Leute, die diese Stufen heruntersteigen, auf halber Strecke kurz verweilen und sich dem Hintergrund widmen, bevor es dann weiter geht. Vermutlich funktioniert das etwas besser, wenn das Bild in einer deutlich größeren Dimension z.B. an der Wand hängt, so dass man tatsächlich in dem Bild mit den Augen "wandern" kann. @Sehmann hat es prima beschrieben, der Vordergrund hat etwas Festliches an sich, vielleicht wäre es einen Versuch wert, den Hintergrund noch einen Tick dunkler zu gestalten, so dass die Trennung noch besser und plastischer wirkt.
    Aber ich kann Deine Kritik trotzdem nachvollziehen, das ist ja auch das Interessante für mich, zu erfahren, wie unterschiedlich Bilder wahrgenommen bzw. gesehen werden :smile:


    @ra-um
    Noch mehr Treppe ist in Arbeit, allerdings ist das recht knifflig ...




    Liebe Grüße
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

    Einmal editiert, zuletzt von Picturehunter ()

  • Entschuldige, Frank, dass ich erst jetzt darauf antworte, ich hatte mir ein wenig Forenurlaub über Weihnachten und den Jahreswechsel genommen.


    Die Idee, dass die Treppe das Motiv bilden soll, hatte ich auch schon. Für eine "Nebensache" war mir dann aber der Ausblick in die Tiefe und gerade das Rathaus "zu exakt" ausgearbeitet. Ein geringerer Schärfeeindruck auf dem Hintergrund hätte mir deine Idee besser vermittelt. Klare Schärfe auf der Treppe und vielleicht noch auf dem Restaurant - als Ziel des Treppenlaufs - und eine auch nur dezente Unschärfe auf dem Hintergrund hätte meinen Blick in die richtigen Bahnen geleitet. Vielleicht hätte ich die Treppe als Hauptmotiv auch eher aktzeptiert, wenn hinten ein moderner Zweckbau in feinster architektonischer Hässlichkeit gestanden hätte, aber so kann ich nicht widerstehen, geleitet von der Säulenreihe rechts hauptsächlich nach hinten zum Rathaus (die anderen schlichteren Bauten ziehen mich nicht so an) zu schauen und zwischendurch immer nur kurz, aber eben immer wieder mit den Augen auf die helle Treppe zu springen. Das ist natürlich nur mein ganz persönlicher Eindruck.

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • @ice-dragon
    Alles gut, Peter! :smile:


    Ich danke Dir wirklich sehr für Deine konstruktive Kritik, die ich absolut nachvollziehen kann. Ich bin immer noch unschlüssig, was die Blickführung bei diesem Motiv angeht. Die Treppe als auch der Hintergrund sind hier, je nach Blickführung/Gestaltung sowohl Konkurrenten als auch Partner. Jetzt könnte ich als Gestalter dem einen oder anderen Bereich den Vorzug geben und den Blick mit entsprechenden Mitteln etwas deutlicher führen. Das würde allerdings auch eine Entscheidung zugunsten von Treppe oder Hintergrund fordern. Vielleicht habe ich mich deshalb dazu entschieden, alles gleichermaßen scharf und rel. gleichmäßig zu präsentieren, auch wenn das ein wenig Richtung "Postkarte" hinausläuft. Zumindest kann sich der Betrachter so selbst aussuchen, wo er gern hinschauen möchte, so wie es auch vor Ort möglich ist. Mir war halt aufgefallen, wie die Leute sich verhalten, wenn sie dort ankommen, zuerst wird die Treppe "bewundert" und begutachtet, dann gehen sie langsam runter, bleiben auf halber Höhe stehen und schauen sich ausgiebig den Hintergrund an, bevor es weiter ins Lokal geht. Schon deshalb wollte ich das alles gleichermaßen in einem Bild unterbringen, ganz ungeachtet "gestalterischer Spielereien". Aber ich kann Deine Sichtweise absolut verstehen und habe deshalb das Bild nochmal etwas überarbeitet und den Hintergrund mit einem Schärfeverlauf gesoftet, dunkler gemacht und die Treppe ein wenig abgedunkelt. Das alles nur quick&dirty, vielleicht magst Du nochmal drüber schauen, würde mich sehr interessieren, ob es so etwas besser funktioniert?! :smile:
    Eine Variante, bei der der Hintergrund im Fokus steht und die Treppe sich eher zurückhaltend und rein blickführend auswirkt werde ich auch nochmal versuchen.


    Eigentlich ein schönes Beispiel dafür, wie sehr sich Blickführung durch Betonung/Zurücknahme auf den Gesamteindruck auswirken kann und wie unterschiedlich das alles wiederum wahrgenommen wird. Das macht eine Entscheidung für eine endgültige Version nicht gerade einfacher, aber andererseits ist es auch wieder gut, da überhaupt frei entscheiden zu können. Wäre es z.B. eine Auftragsarbeit mit klarer Zielsetzung/Zielgruppe, wären ganz sicher feste Vorgaben zu erfüllen, die vermutlich kaum Spielraum lassen würden.


    Doch was tun, wenn es keine klare Zielgruppe/Zielsetzung gibt und man als Fotograf einfach eine schöne Location zum Besten präsentieren möchte, welche Kriterien könnten dann hilfreich sein, eine Entscheidung zu treffen?




    Hier die überarbeitete Version:




    Liebe Grüße
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

  • Ja, die zweite Version tut meinem Blick gut. Jetzt bleibt er an dem Geländer hängen, bewundert dessen Gestaltung, folgt der Treppe hinab, wird von den Säulen weitergeleitet und bleibt am hell erleuchteten Restaurant hängen. Kurz schweift er in die Umgebung, stellt fest auch die sieht angenehm aus und vermittelt dem Gehirn, hier kann man sich niederlassen, um ein Häppchen zu bestellen (zum Glück wird die Außentemperatur nicht mit übermittelt, da gäbe es dann vermutlich ein Veto der Haut ;) ). Die genauere Betrachtung des Hintergrundes wird hier aufgespart, bis man die Karte studiert und die Bestellung aufgegeben hat. Dann kann man von der Terrasse aus das Rathaus immer noch in Ruhe und mit der gebührenden Aufmerksamkeit fokussieren und dessen Anblick genießen - die Treppe kennt man dann schon und sieht sie von der Terrasse aus eh nicht mehr so wie von oben. Und weil das Restaurant im Bild ist, nenn ich das mal ein optisches Menü mit Vorspeise und Hauptgericht. Als Nachtisch könnten dann nach ausreichender Würdigung des Rathauses noch ein paar der berühmten Alsterschwäne ins Blickfeld schwimmen :pink:

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • @ice-dragon


    :danke: !



    ... Deine Beschreibung liest sich derart gut, dass ich fast geneigt bin, da mal hinzugehen ... :pink:


    Ist aber echt lustig, wenn man da mit der Kamera steht, nicht wenige Leute, die da aus dem Restaurant kommend die Treppe hochstolpern, landen einem direkt in der Linse, weil sie die ganze Zeit nach hinten schauen, anstatt nach vorne, he he ... :mrgreen:




    Liebe Grüße
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

  • Vielleicht hätte ich die Treppe als Hauptmotiv auch eher aktzeptiert, wenn ...

    Also, mit allen Tricks und Kniffen: mit der Treppe als Hauptmotiv geht es mir wie mit diesen optischen Täuschungen, wo man eine junge oder eine alte Frau erkennen soll. Und diese Ambivalenz erzeugt bei einem Foto eine Spannung, die nicht zwingend eine "gute", gewollte ist. Ich verstehe die Idee, den Hintergrund über Schärfe oder Beleuchtung etwas weniger zu betonen, aber für die Treppe als Hauptmotiv reicht es nach einem Empfinden trotzdem nicht. Auch, weil die Treppe dazu zu sehr angeschnitten ist, zu wenig Raum im Bild hat, und mir einfach der (visuelle) Einstieg in die Treppe fehlt. Ich "stolpere" sie quasi hinunter.


    Die Treppe wirkt deshalb für mich wie ein (Neben-)element, dass Du für die Blickführung nutzt. Doch da macht sich bemerkbar, dass sie den Blick eben nach rechts aus dem Bild hinaus führt, nicht dorthin, wo er natürlicherweise gleiten möchte.
    Versteh's nicht falsch - das ist trotzdem ein feines Bild (das mir in der ersten Version hinsichtlich Farben und Kontrasten deutlich besser gefällt als die zweite) - nur bleibt so ein innerer Widerspruch, die Komposition funktioniert zur zu 50%. So jedenfalls wirkt es auf mich; vermutlich würde ich der Treppe irgendwann doch ein Foto gönnen, wo sie eindeutig im Mittelpunkt stehen darf.

  • :danke: Euch!



    Ich hätte nicht gedacht, dass dieses Bild doch recht unterschiedliche Betrachtungsweisen hervorbringt. Aber das meine ich durchaus in positivem Sinne, denn für mich ist es natürlich sehr spannend und interessant zu sehen, wie das Motiv wirkt, wie meine Interpretation davon beurteilt wird und wo ich vielleicht nachbessern kann oder wo ich vielleicht auch damit leben muß, dass das Bild in gewisser Weise polarisiert. Von daher lieben Dank an alle für dieses tolle Feedback! :daumenhoch:




    Liebe Grüße
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard