Übergang

  • @Subjektiv
    :danke:


    Keine Sorge, der Turm hält! :smile:


    In der Tat habe ich das Motiv im Lot fotografiert (also gerade ausgerichtet), der Bildwinkel ist dabei recht moderat ausgefallen und entspricht 24mm KB. Bleibt die Frage, was man tun kann, um den Eindruck des Kippens zu eliminieren? Stürzende Linien erzeugen kommt für mich jedenfalls nicht in Frage, evtl. läßt sich das noch etwas abmildern, wenn man da eine "anamorphose Korrektur" durchführt, aber im Grunde genommen ist es halt ein Effekt, den man kaum vermeiden kann, da die Elemente zu den Aussenseiten hin zunehmend "verzerrt" werden. Das einzige, das mir einfällt, was man tun könnte, (mal von EBV Maßnahmen abgesehen), wäre ein Panorama des gleichen Bildwinkels zu machen und dieses dann in der Zylinderprojektion zu erstellen. Dann bliebe der Turm auch "optisch gerade", nur wird dann die Brücke wiederum gekrümmt abgebildet werden.



    Mit liebem Gruß
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

  • Bleibt die Frage, was man tun kann, um den Eindruck des Kippens zu eliminieren?

    Ach weißt Du, zu analogen Zeiten hätte man sich diese Gedanken überhaupt nicht gemacht. Nur weil man digital alles und jedes irgendwie verzerren und zurecht biegen kann, muss man es ja nicht immer tun. Eine Korrektur ist und bleibt in jedem Fall eine Korrektur, und unser Gehirn passt sich evolutionär nicht so schnell an wie die Software-Entwicklung voranschreitet. Will sagen: da kommt es halt zu Widersprüchen zwischen mathematisch "richtiger" Darstellung und den gelernten Seh-Gewohnheiten.


    Lass es einfach wie es ist - ist doch ein schönes Bild. Und wenn irgendso ein Sepp im Forum meint, der Turm kippt - lass ihn schwätzen. Der will doch auch nur spielen ... ;)


  • ...da kommt es halt zu Widersprüchen zwischen mathematisch "richtiger" Darstellung und den gelernten Seh-Gewohnheiten.


    Absolut! :smile:


    Hier im Forum sind ja naturgemäß primär Fotografen unterwegs, die um diese Dinge bescheid wissen und sich auch der Tatsache bewußt sind, dass manches einfach so ist, wie es ist. Mich persönlich stören solche Dinge daher auch nicht, ich nehme diese Effekte natürlich wahr, kenne aber den technischen Hintergrund dazu und fokussiere mich daher nicht weiter darauf. Trotzdem geht es nicht völlig spurlos an mir vorbei, wenn solche Begebenheiten von anderen erkannt und angemerkt werden. Nicht der Kritik wegen, sondern weil ich natürlich ein Interesse daran habe, dass das Bild als Ganzes wahrgenommen wird. Doch genau das ist schnell vorbei, wenn jemand einen vermeintlichen Makel entdeckt und sich daran "stört", denn dann ist der Fokus nur noch darauf gerichtet und der Rest findet kaum noch Beachtung bzw. hat kaum eine Chance, unbeeinflußt wahrgenommen zu werden. Ist wie mit einem Pickel auf der Nase, er hat nichts mit dem Menschen oder seinem Gesicht zu tun, aber wenn er nun mal da ist, dann kann dieser Mensch noch so schön sein, mit diesem "unverschuldetem Makel" ist kein Blumentopf zu holen.


    Ich weiß natürlich, dass ich das hier niemandem erläutern muß, aber wie sieht es z.B. da draußen aus, bei denen, die keinen fotografischen Background haben und daher vielleicht auch nicht verstehen können, warum bestimmte technische Dinge unvermeidlich sind? Wenn diese Leute z.B. einen schief wirkenden(!) Turm als Makel erkennen, als wäre es ein Pickel auf der Nase und damit mein Bild quasi unten durchfällt, dann ist das irgendwie unbefriedigend. Was kann man tun? Ein Bild mit solch einem "Gefahrenpotential" gar nicht erst zeigen? Diesen Makel, der ja gar keiner ist, von vornherein retuschieren? Ich bin mir einfach nicht sicher, ob ich ein solches Bild z.B. in einer Ausstellung zeigen wollen würde, ganz gleich, wie gut es mir selbst gefällt. Wie heißt es doch immer: der erste Eindruck zählt! Und wenn dieser erste Eindruck der wäre, dass der Picturehunter nicht in der Lage ist, einen Turm gerade zu fotografieren, dann ist das nicht unbedingt das, was ich mir wünschen würde ... :ugly:


    Vermutlich mache ich mir da zu viele Gedanken, aber irgendwie ist es doch ein Thema ... :smile:




    Liebe Grüße
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

  • Vermutlich mache ich mir da zu viele Gedanken

    Gedanken machen ist nie verkehrt, keine Gedanken führen i.d.R. zu Stillstand.


    Aber was sich am Beispiel Deines Bilds oben zeigt, ist ja kein handwerklicher Mangel, sondern ... nun ja, Kreise lassen sich eben nicht quadrieren. Man kann sich annähern, ja - doch es bleibt ein unlösbarer Rest. Mit dem Foto übersetzt Du eine dreidimensionale Realität in ein zweidimensionales Abbild. Das Auge bzw. das Gehirn dahinter kann deshalb bestimmte räumliche Informationen nicht richtig einordnen.


    Wenn man z.B. vor einem Gebäude steht und nach oben schaut, dann stürzen nun mal die Linien. Rechte Winkel sind da völlig unangebracht. Wenn ich so ein Bild senkrecht ausrichte, dann kippen entweder die waagerechten Linien nach innen, oder aber - wenn man die rechten Winkel erhält - dann scheint das Gebäude pilzförmig auseinander zu streben.


    Ich neige inzwischen dazu, nicht mehr alles auszurichten, sondern ein gewisses Maß an stürzenden Linien wieder zu akzeptieren. Ich bin nun mal keine Drohne und kann mich nicht immer in der optischen Waagerechten vor einem Dom positionieren.


    Bei Deinem Bild oben kommt vielleicht hinzu, dass der Turm ein gewisses "optisches" Gewicht hat und die optische Täuschung bei diesem Motiv deshalb stärker wirkt als bei Motivteilen, die weniger prominent sind. Kann sein, dass ich das Bild auch nicht grade in einer Ausstellung zeigen würde - aber ... verdienst Du Dein Geld mit Fotos? Hier jedenfalls finde ich es schön, dass Du Deine Bilder zeigst, auch wenn mal eins nicht 100% vollkommen sein sollte.

  • Tja, das Problem mit der perspektivischen Darstellung betrifft ja nicht nur dieses eine Bild, sondern im Grunde genommen sind alle Bilder davon betroffen, die mit einer Weitwinkelbrennweite aufgenommen werden und wo sich Elemente im Bild zeigen, die an den äußeren Rändern positioniert sind. Letztendlich kann ich als Fotograf kaum mehr tun, als die Kamera gerade ausrichten, wenn möglich, und damit von vornherein stürzende Linien vermeiden. Alles andere ist dann letztlich eine Folge von den bereits genannten Effekten. Ich weiß nicht, ob diese Problematik mal irgendwo diskutiert wurde. Jedenfalls sind bei meinen Bildern doch eine ganze Menge Motive potentiell von diesem Begleiteffekt betroffen und ich merke ja, dass das immer wieder mal von anderen Usern als Kritikpunkt angemerkt wird, obwohl es ja nicht zu ändern ist. Deshalb ist das für mich ein Thema, das mich schon sehr interessiert, denn was nützt es, wenn ich mir die größte Mühe mache, die Kamera bei der Aufnahme präzise auszurichten, damit alles hübsch gerade ist, der eine oder andere Betrachter dann aber von den "Weitwinkeleffekten" irritiert ist?


    Könnte man also zu dem Schluß kommen, dass es ab einer gewissen Weitwinkligkeit geradezu "notwendig" wird, stürzende Linien zu provozieren, in dem man die Kamera eben nicht ins Lot stellt, sondern mehr oder weniger stark nach oben ausrichtet, um das zu erreichen? Und würden die Betrachter sich dann nicht gleich auf die stürzenden Linien (die ja vor allem aussen zu den Bildrändern hin auffallen) konzentrieren und sich daran stören, dass das nicht ausgerichtet wurde? Genau das würde ich dann nämlich erwarten ...


    Da ich u.a. auch Bilder ausstelle, ist das für mich schon ein Knackpunkt, über den ich mir Gedanken mache. Vermutlich werde ich damit leben müssen, dass solche Motive immer auch Kritik für Verzeichnungen/Verzerrungen erhalten werden, obwohl ich daran gar nichts ändern kann. Wenn möglich, arrangiere ich das Motiv schon so, daß unvermeidliche Verzerrungen nicht als Eyecatcher fungieren. Aber das geht halt nicht immer. :smile:


    Was ich mir vielleicht nochmal anschauen werde, ist die "Perspektivische Verformung" von Photoshop. Damit läßt sich innerhalb eines Motivs die Perspektive verschiedener Bildteile separat verändern/anpassen. Dabei werden die umliegenden Bereiche entsprechend angepaßt, was im Grunde genommen eine tolle Sache ist, solange man es nicht zu weit treibt.




    Liebe Grüße
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

  • So, gestern habe ich die Gelegenheit nochmal genutzt, das Bild am Tage zu fotografieren und mich dem Turm nochmals zu widmen. Das Bild hat eine etwas andere Wirkung, weil ich mit einer deutlich kürzeren Brennweite bei gleichzeitig geringerem Abstand fotografiert habe. Für den Turm habe ich einen kleinen Trick angewendet, um die perspektivisch bedingte Verzerrung bei diesem extremen Bildwinkel zu vermeiden, zwar sieht man ihn natürlich noch immer vom selben Standpunkt aus, jedoch in einer eigenen Zentralperspektive, die ich extra für den Turm zusätzlich aufgenommen und dann maßstabsgetreu in das finale Bild eingearbeitet habe. Das Bild selber ist wieder ganz gerade (also im Lot) aufgenommen worden mit 11mm Brennweite. Mir scheint diese Korrektur ein recht natürlich wirkendes Ergebnis zu bringen ... :smile:




    Mit liebem Gruß
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

  • Mir scheint diese Korrektur ein recht natürlich wirkendes Ergebnis zu bringen ...

    Ja, dös basst, würde man hier in Franken sagen. :daumenhoch: Die Lösung ist schon irgendwo genial, denn man merkt gar nicht, dass man trickreich getäuscht (oder "ruhig gestellt") wird, es wirkt tatsächlich natürlich. Aber was für ein Aufwand, bloß weil ein paar Pedanten wie ich an der Perspektive rumgemeckert haben ... :duck:

  • Aber was für ein Aufwand, bloß weil ein paar Pedanten wie ich an der Perspektive rumgemeckert haben ...

    Jep, da hast Du echt ganz schön was angerichtet, man man man ... :cry:



    Nein, war nur Spaß! :smile:
    Letztendlich ist es doch eine gute Sache, wenn man es irgendwie schafft, Kritik als Herausforderung anzusehen und Lösungen zu finden. So, wie wir unsere Umwelt bewußt mit den Augen wahrnehmen und daher unsere Sehgewohnheiten entwickelt haben, ist es doch kein Wunder, dass manche Darstellungen irritierend sein können. Und ich finde es einfach schade, wenn ein vermeintlicher "Makel" den Gesamteindruck irgendwie stört, selbst wenn man gar nichts dafür kann, weil die Physik nunmal ist wie sie ist. Gut, wenn man da etwas "tricksen" kann, ohne das Bild dabei allzu sehr zu verändern. Ich vermute jedenfalls, dass diese Korrektur weniger auffällig ist, als die unmanipulierte Darstellung. Ergo: Kritik angenommen, umgesetzt und das Bild damit "besser" geworden. So soll es doch auch sein, right?! :cheers:




    Liebe Grüße
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard