Anlässlich der aktuellen einschlägigen Diskussionen in anderen Threads habe ich mal zusammengekramt, was ich vor gut einem Jahr mit meiner damals recht neuen Canon SX200is (12MP) herausgefunden hatte. Die teils sehr interessanten Kommentare im beigen Forum zu diesem hier nun noch mal neu zusammengefassen Artikel übernehme ich aus Urheberrechtsgründen nicht.
Eigentlich wollte ich gestern mal eine alte, regelmäßig nachzulesende Standardantwort überprüfen: Nämlich, es sei immer besser mit voller Auflösung zu fotografieren und dann zu verkleinern, sowohl was die Details als auch was das Rauschen angehe.
Nun - um das vorweg zu nehmen - bei der SX200is (und ISO 800) scheint das zumindest nicht zu stimmen. Ich habe ein nachweihnachtliches Motiv (;-)) in 12, 8, 5 und 2 MP fotografiert und anschließend zwecks Vergleichbarkeit auf jeweils 5 MP gebracht (entspricht DIN A 5 bei 300dpi). Alle Bilder wurden nach dem Verkleinern/Vergrößern moderat nachgeschärft, auch das ohnehin in 5 MP aufgenommene Bild. Den perfektesten Eindruck aller Bilder macht danach überraschenderweise das ursprünglich mit 8 MP aufgenommene Bild, nicht das mit 12 MP. Woran das liegt, kann ich nicht mal raten!
Interessanter aber war eine ganz andere Feststellung, die ich so krass nicht erwartet hätte: Das hochskalierte 2 MP-Bild zeigt zwar mehr Artefakte als alle anderen. Weniger Details zeigt es aber eigentlich nicht!
Um das ganz klar zu betonen, ich sehe das Ganze mit großer Gelassenheit: Wir reden über einen Vergleich bei ISO 800. Ich werde das sicherlich auch mal bei Idealbedingungen und mit ISO 80 nachholen und gehe davon aus, dass sich die Sache dann zumindest erkennbar nach oben verschiebt. Ich finde es aber einfach interessant. Letztlich sind wir längst in einem Bereich, in dem wir fast wieder von elektronischer 'Chemie' reden können. Das Format in Megapixeln (hier z.B.: 3000 x 4000) ist sozusagen zu einem Equivalent des Negativformats geworden, das aber noch gar nichts über die Qualität des Filmmaterials, geschweige denn über die Qualität der Optik oder die zu erreichende Auflösung aussagt. Das ist nun zwar auch eine Binsenweisheit, man kann es aber selten so deutlich mit eigenen Augen sehen, wie bei der beschriebenen 'Testanordnung'
Wer selber gucken will:
http://www.bilder-hochladen.net/files/d40l-4-jpg.html
Offensichtlich bedeutet das, daß die Canon bei ISO 800 nur knapp über 2 MP liefert! Aber schön rauscharm, glatt und ohne hässliches 'Bluten', kristallines Korn oder andere Artefakte (was - und das meine ich ernst - durchaus ein Qualitätsmerkmal ist). Ich denke, die Wahrheit liegt etwa bei 3 MP aber das macht den Kohl dann auch nicht mehr fett. Wobei man mit der Formulierung aufpassen muss, denn ich würde mal behaupten es gibt eben auch keine 3-MP-kamera, die bei ISO 800 noch 3 MP liefern würde. De facto liefert die SX200is bei ISO 800 mehr Details als z.B. die hochgelobten Fuji F10/20/30/31fd/S6500fd! Das habe ich ja an anderer Stelle bereits getestet.
Womit klar ist, dass ich nicht ins Lamentieren über die kleinen hochgezüchteten Sensoren kommen will. Wie schon gesagt: Das Ding macht immer noch bessere ISO 800 Bilder als jede halbwegs kompakte Kleinbildknipse vergangener Tage. Mit Prints erprobt! Und darum geht es (mir) bei so einer Kamera. In diesem Thread aber - das ist klar - geht es auch darum, aufzuzeigen, daß wir den Grenznutzen der Pixelminiaturisierung wohl so etwa erreicht (oder auch schon überschritten) haben dürften. Dass eine moderne Kamera daraus dennoch adrette Daten zaubert, ist den Entwicklern hoch anzurechnen. Nur täuschen lassen sollte man sich davon nicht.
Vorläufiges Fazit nach diesem ersten Test war also, dass die Empfehlung, immer die volle Auflösung zu verwenden heute in meinen Augen relativ bedeutungslos geworden ist. 'Vorläufiges Fazit' deshalb, weil ich das ganze wie gesagt noch bei ISO 80 gestestet habe:
Entwarnung für alle Megapixelfetischisten
Ich habe dazu einfach den Blitz eingeschaltet. Wichtige Info vorweg: Der Aufnahmeabstand war nicht identisch mit den ISO 800-Bildern, die beiden Bildersets kann man also nicht miteinander vergleichen. Die Bilder habe ich in diesem Vergleich nun alle auf 12 Megapixel extrapoliert und ansonsten völlig unbearbeitet gelassen (nicht geschärft). Verwendet habe ich dazu (wie immer) den jpg-Illuminator, PS kam nur für die Montage zum Einsatz.
Das Ergebnis: Bei genügend Licht und ISO 80 kann man die Unterschiede zwischen 2, 5, 8 und 12 MP tatsächlich erkennen. Die 2 MP fallen recht deutlich ab (vor allem wegen der jpg-Artefakte, die man mit hochskaliert) aber auch 5, 8 und 12 MP sind eindeutig unterscheidbar. In sofern Entwarnung für Geeks. Was man freilich auch sieht, ist wie gering die zusätzlichen Details selbst bei so guten Bedingungen ausfallen. Außer in sehr seltenen Ausnahmefällen dürfte der Vorteil von 12 gegenüber 5 MP völlig irrelevant sein. Man müsste so ein Bild schon auf wenigstens 25 x 33 ausbelichten, um mit der Nase am Bild Unterschiede zu sehen. Relevant ist der Unterschied also nur beim Posterdruck von Motiven, die man bei Idealbedingungen aufgenommen hat. Insgesamt keine sehr zwingende Kombination :L . Ein letztes Argument ist die Möglichkeit verlustärmer zuzuschneiden und auszurichten.
So. Und jetzt noch das Bild:
http://www.bilder-hochladen.net/files/dnhl-1-jpg.html
Ich hab abschliessend noch mal kritisch auf einen Aspekt geschaut, den ich bisher nicht angesprochen und angesehen hatte, da er für mich persönlich weniger wichtig ist: Viele Leute schauen sich Bilder ja gerne auch mal in 100%-Ansicht am Bildschirm an. Selbst bei den besten Bedingungen (ISO 80, Blitz) stellt sich der begehrte 'pixelscharfe' Bildeindruck strenggenommen erst bei 5 MP ein. 8 MP sind noch OK und zeigen einen Hauch schärfere Details, die 12 MP wirken im 100%-Vergleich (also ohne vorheriges hochskalieren der anderen Bilder) schon eher weich. Sicherlich wäre das anders, wenn man (der Gerechtigkeit zuliebe) wie im ersten (ISO 800) Versuch alle Bilder auf 5 MP verkleinert aber in der Praxis wandern Bilder einen Point-and-Shoot-Kamera ja doch in der Regel unverändert auf den PC (oder zum Printservice).
Ich bin hab nun 8 MP eingestellt. Mehr brauche ich sowieso nicht und der Kompromiss erscheint interessanterweise am besten. Für mich selbst ein überraschendes Ergebnis dieses Threads - aber dafür macht man so was ja
Letztlich kann ich jedem Kompaktkameranutzer nur raten, das ganze für sein Modell mal selbst durchzutesten. Macht nicht so wahnsinnig viel Arbeit und - wie gesagt - kann zu Ergebnissen führen, die man selbst nicht geglaubt hätte.
Noch ein allerletztes Wort in diesem Zusammenhang zur SX200is: Sie hat in meinem Ansehen trotzdem nicht gelitten, im Gegenteil.