Farbmanagement - reloaded

  • Zum Thema Farbmanagement hat es ja hier schon die eine oder andere Diskussion gegeben, die der Themensteller allerdings mit einem Schlusspunkt versehen hat. Da sich für mich bei dem Thema jetzt aber neue Fragen ergeben, mache ich ein neues Thema auf, dass aber an die anderen Diskussionen bitte anschließen sollte, ohne sie zu wiederholen!


    Mittlerweile sind WideGamut Monitoren ja vielleicht schon etwas verbreiteter, siehe unsere EIZO Diskussion. Meine Erfahrungen bisher in Kürze:


    Schritt 1: Monitor ohne Kalibrierung und Farbmanagement, d.h.: die Grafikkarte bedient sich eines Standard-Monitorprofils, das von mir nach persönlichem Gusto und Testbildern noch ein wenig variiert wurde. Dieses Profil liegt auf dem Rechner, die GK liest es und schickt das daraus errechnete Signal an den Moni. Dieser ist werksseitig ganz vernünftig eingestellt und zeigt deshalb auch ein ganz vernünftiges Bild. So weit, so gut.
    Das Bild ist nicht gemanaged, d.h. andere User sehen es auf anderen Monitoren ganz anders, aber es bleibt doch im Rahmen eines "normalen" Seh-Eindrucks.


    Nachteil dieser Lösung: sie verzichtet nicht nur auf Kompatibilität mit anderen Betrachtern, sondern sie nutzt die Möglichkeiten des Monitors nur zu 70% aus. Deshalb nach langem Sträuben ...


    ... Schritt 2: Monitor kalibriert und profiliert. An der Farbdarstellung hat sich gar nicht so viel verändert, wohl aber an der Einstellung für Helligkeit, Kontrast und Gamma! Die wurde gewaltig herunter geregelt, was erst mal zu einen etwas dunklen Bildeindruck führt. Dann aber gemerkt: der Monitor kann natürlich einzelne Teile auch sehr brilliant darstellen, aber er strahlt nicht von vornherein in allen Teilen. Außerdem kann er pro Bildpunkt nicht nur 256 Helligkeitsstufen darstellen, sondern 1024 (10-bit). Das macht ca. 1-2 Belichtungsstufen aus. Dadurch entsteht - bei gutem Ausgangsmaterial und verwendetem Farbprofil aus der Kamera - ein deutlich kontrastreicheres, brillianteres und trotzdem sehr natürliches Bild mit enormer Farbdifferenzierung. Wirklich ein Unterschied wie Tag und Nacht. (Warum konnte mir diesen Effekt eigentlich vorher niemand schildern, gefragt hatte ich ja mehrfach?) Fazit: auch für die eigene Insel eine deutliche Verbesserung, mehr Spaß am Betrachten der eigenen Bilder!


    Frage 1: wären 90% dieser Verbesserung auch möglich gewesen, indem man einen Normal-Monitor entsprechend profiliert hätte? Dadurch werden aus 8Bit keine 10Bit, aber eine bessere Spreizung zwischen den hellsten und dunkleren Bildteilen müsste doch auch da erreichbar sein, oder?


    Damit handelt man sich dann aber auch die Probleme ein, die hier schon - teilweise in anderer Form - aufgetaucht sind: Werden Dateien, die den erweiterten Farbraum quasi "beinhalten", ohne Farbprofil gelesen, dann werden sie vom Wide-Gamut-Monitor falsch interpretiert (insbesondere die Spitzwerte um die 255 herum) und führen zu den berüchtigten Bonbon-Farben. Das passiert immer dann, wenn z.B. von der Kamera kein Profil mitkommt oder wenn die Software das Profil nicht (korrekt) verwertet.


    Mein Workflow ist nun so eingestellt, dass die Cam ein RAW mit sRGB Profil anliefert (sRGB ist standardmäßig vorbelegt - "kein Profil" kann man gar nicht auswählen). Lightroom u.a. verstehen das Profil, arbeiten intern mit einem eigenen Arbeitsprofil, und das entwickelte Bild wird mit sRGB in JPG exportiert. Eine Grafikkarte kann das wiederum lesen und mit Hilfe des hinterlegten Monitorprofils so umrechnen, dass der Monitor die Farben richtig darstellt.


    Nun die Fragen:


    2) Wenn ich mir so eine Datei auf einem normalen Monitor ansehe, ggfs. sogar mit einer nicht FM-fähigen Software (Faststone z.B.): sehe ich dann die Bonbon-Farben, oder rechnet der Normal-Monitor die ankommende Information mit Hilfe seines Standard-Profils wieder auf eine normale Darstellung um? Feststellung: Wenn ich solche Dateien inkl. Profil z.B. auf flickr lade, bekomme ich die Ergebnisse auf meinem Wide-Monitor und mit meinem FM-fähigen Browser wieder richtig angezeigt. Aber die gleichen Bilder auf der Flickr-Seite auf meinem alten, nicht gemanageten, Monitor werden kreischbunt gezeigt, während die Flickr-Anbieter Elemente normal erscheinen.
    --> Heißt das, dass alle User, die kein FM betreiben oder ihren Browser noch nicht auf FM konfiguriert haben, meine Bilder ab jetzt kreischbunt zu sehen bekommen !?!?


    3) Wie kann ich eine Datei so aufbereiten, dass Nutzer eines Normal-Monitors das Bild zwar nicht in voller Wide-Gamut Schönheit, aber doch einigermaßen natürlich zu Gesicht bekommen? Muss ich dazu die "Bonbon"-Datei erst wieder auf Nicht-Wide-Gamut-Werte zurückschrauben, also letztlich flauer und dunkler machen?


    4) Das sRGB Profil nutzt ja auch nur den alten "standard"-RGB Farbraum. Erst AdobeRGB u.a. nutzen wirklich den erweiterten Farbraum. Warum sehe ich dann zwischen sRGB und AdobeRGB überhaupt keinen Unterschied, auch wenn ich den kompletten Workflow von der Cam bis zum Monitor anpasse? Eigentlich müsste ich doch schon in LR sehen können, ob das Bild von der Cam im kleinen sRGB oder im größeren AdobeRGB angeliefert wurde, oder?


    Wenn mir da noch jemand von Euch etwas Light in den Room bringen könnte, wäre ich echt dankbar.


    Gruß
    Sven

  • Außerdem kann er pro Bildpunkt nicht nur 256 Helligkeitsstufen darstellen, sondern 1024 (10-bit). Das macht ca. 1-2 Belichtungsstufen aus. Dadurch entsteht - bei gutem Ausgangsmaterial und verwendetem Farbprofil aus der Kamera - ein deutlich kontrastreicheres, brillianteres und trotzdem sehr natürliches Bild mit enormer Farbdifferenzierung.

    Ja nee ..., vielleicht.
    Ich weiß nicht, ob es sich bei Deinem Eizo Monitor tatsächlich um echte 10bit oder "nur" interpolierte 10bit handelt, da gibt es viele Unterschiede (Stichwort "Frame Rate Control" und "Dithering").
    Aber sei es drum, es gibt eine weitere Einschränkung für die 10bit Darstellung, und die besteht darin, dass die Grafikkarte diese 10bit auch unterstützen muß, das Gleiche gilt für die Software, sonst bleibt es bei 8bit!
    Auch sollte man Bittiefe und Belichtungsstufen nicht unbedingt miteinander verschwurbeln, das eine ist ein beliebiger Dynamikumfang, das andere die Fähigkeit, diesen mehr oder weniger fein aufgelöst darzustellen. Abgesehen davon nützen auch zig tausende von Farbabstufungen nix, wenn der Monitor und die Bilddatei "nur" wenige tausend Pixel Gesamtauflösung haben. Mehr Farbabstufungen, als der Monitor Pixel hat, lassen sich halt nicht anzeigen/auflösen.



    Frage 1:
    Was die tolle Darstellung angeht, das liegt primär an der Qualität des Displays und der Steuerelektronik/Software. Ein hochwertiger sRGB Monitor kann, im Rahmen seiner Möglichkeiten, ein ebenfalls sehr brillantes, gut farbdifferenziertes und kontrastreiches Bild liefern. Kalibrierung und Profilierung sind keine Domäne von wide gamut Monitoren, sondern dienen bei allen Monitoren dazu, Farben (im Rahmen des Möglichen) korrekt anzuzeigen und Farbmanagement zu nutzen.



    Frage 2:
    Der Monitor rechnet nichts um, er ist quasi "dumm" und zeigt einfach das an, was man ihm anliefert - im Rahmen seiner Möglichkeiten! Das bedeutet z.B., dass man eine Bilddatei, die in Adobe RGB vorliegt und die diesen Farbraum auch tatsächlich ausnutzt(!), nur unvollständig angezeigt bekommt. Die Farben, die ausserhalb des darstellbaren Gamuts liegen, werden schlichtweg nicht dargestellt. Und genau das kann richtig unangenehm werden, wenn man an einem sRGB Monitor im Adobe RGB Farbraum werkelt (was man möglichst nicht tun sollte) und fleißig an den Reglern dreht. Der Monitor zeigt dann nur im sRGB Bereich an und das böse Erwachen kommt dann, wenn man sich die Bilddatei auf einem wide gamut Display anschaut. ;)

    --> Heißt das, dass alle User, die kein FM betreiben oder ihren Browser noch nicht auf FM konfiguriert haben, meine Bilder ab jetzt kreischbunt zu sehen bekommen !?!?

    Kreischbunt wird es nur, wenn es sich um einen wide gamut Monitor handelt, dieser nicht kalibriert/profiliert ist und ohne Farbmanagement betrieben wird. Das ist Sache des jeweiligen Nutzers(!!!), sich das klarzumachen und für mich immer wieder Grund genug, die Gebetsmühle von neuem zu drehen ... ;)
    Du kannst nur dafür sorgen, dass Du die Datei mit korrektem Farbprofil versiehst und idealerweise einen "allgemeinverträglichen" Farbraum nutzt, was bedeutet, dass ich nur dringend dazu raten kann, sRGB zu verwenden!



    Frage 3:
    Du kannst es nicht wissen und auch nicht beeinflussen, welche Grenzen der jeweilige Monitor eines beliebigen Users setzt, daher ist und bleibt es beim jeweiligen Farbraum und dem Limit, das dieser halt hat.
    Das bedeutet, dass es halt nicht zu ändern ist, wenn Du eine Bilddatei hast, die Adobe RGB relevante Farben/Sättigungen hat, dass es irgendwo zu Verlusten kommen kann, wenn man auf sRGB transformiert. Um dieses Problem zu minimieren, ist der sog. Rendering Intent behilflich und in LR die Möglichkeit, einen Softproof durchzuführen, wo Du zwischen sRGB und Adobe RGB vergleichen und anpassen kannst, soweit der sRGB Farbraum das hergibt. Auch die Farbraumgrenzen können so sichtbar gemacht werden, so dass Du genau erkennen kannst, wo Farben/Sättigung eventuell "verloren" gehen.


    Siehe dazu auch dieses Video (lohnt sich!), dort wird eigentlich alles zum Proofing und der Farbraumtransformation in Lightroom anschaulich und verständlich erklärt und demonstriert. Zwar geht es dabei primär um die Druckaufbereitung, aber das ist egal, denn man kann den Proof auch für Screen Anwendungen mit sRGB (oder anderen Farbräumen) verwenden. => Lightroom 5 Proof



    Frage 4:
    Einen Unterschied zwischen sRGB und Adobe RGb wird man auch nur dann sehen können, wenn der Adobe RGB Farbraum auch tatsächlich verwendet wird. Genau das passiert aber nicht so schnell. Solange die Farben/Sättigungen, die nur in Adobe RGB vorhanden sind, von der Originaldatei nicht genutzt werden, sollte es auch keine sichtbaren Unterschiede geben. Auch hier hilft der Softproof mit "Farbraumwarnungsanzeige", um die Bereiche anzuzeigen, wo eventuell Verluste beim sRGB Bild auftreten, das kann sehr subtil ausfallen und ist nicht immer visuell auszumachen.



    Edit:
    Habe gerade mal nachgeschaut, der Monitor nutzt zur 10bit Darstellung tatsächlich FRC, demnach hat der Monitor also kein natives 10bit Panel sondern 8bit mit FRC ...
    (Siehe dazu auch hier unter "10bit" : CS2730 )





    Mit liebem Gruß
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

    4 Mal editiert, zuletzt von Picturehunter () aus folgendem Grund: siehe Edit:

  • Hallo Frank, vielen Dank für Deine ausführlichen Antworten. Stückchen für Stückchen verstehe ich etwas mehr. An einigen Stellen habe ich mich aber vielleicht falsch ausgedrückt, deshalb nochmal kurz nachgehakt:

    Und genau das kann richtig unangenehm werden, wenn man an einem sRGB Monitor im Adobe RGB Farbraum werkelt (was man möglichst nicht tun sollte) und fleißig an den Reglern dreht. Der Monitor zeigt dann nur im sRGB Bereich an und das böse Erwachen kommt dann, wenn man sich die Bilddatei auf einem wide gamut Display anschaut.

    1.) Das AdobeRGB habe ich mal ausprobiert, aber bereits die Urlaubsbilder sind samt und sonders mit sRGB entstanden. Und das böse Erwachen kommt nicht, wenn ich mir die Bilder auf dem Wide gamut Display ansehe, sondern wenn ich sie mir auf meinem alten Computer mit dem alten Samsung Möhrchen ansehe: dieser zeigt sie knallbunt (vermutlich wegen des fehlenden Farbmanagements). Also nicht: Bild auf RGB-Monitor bearbeitet, und dann auf Wide Gamut falsch angezeigt, sondern umgekehrt: Bilder auf dem Wide Gamut bearbeitet, mit Farbprofilen etc., werden aber auf einem Normal-Monitor völlig überdreht angezeigt. Und nicht nur auf dem einen (das könnte noch an dessen Einstellungen liegen), sondern auch auf dem BenQ im Büro (ebenfalls ohne FM und Kalibrierung)!

    bedeutet, dass es halt nicht zu ändern ist, wenn Du eine Bilddatei hast, die Adobe RGB relevante Farben/Sättigungen hat, dass es irgendwo zu Verlusten kommen kann, wenn man auf sRGB transformiert.

    Nochmal, das ist ein Missverständnis: Kamera, Software und Monitor sind inzwischen auf sRGB eingestellt. Die Frage ist auch nicht, wie ich Unterschiede zwischen Adobe und sRGB sichtbar machen könnte, sondern wie ich eine Datei behandeln muss, damit der Durchschnitts-User sie einigermaßen vernüftig sehen kann. Ja, ich habe verstanden: ganz korrekt geht's nur mit Farbmanagement bei allen Beteiligten. Aber darum geht's mir nicht: all die Jahre ohne FM habe ich geschafft, Bilder so einzustellen, dass sie auf viele User unauffällig wirken. Jetzt arbeite ich MIT Farbmanagement, MIT sRGB Profilen, und sehe auf zwei anderen Systemen, dass die Fotos übelst quietschbunt dargestellt werden. Also wirklich total unrealistisch, auf den ersten Blick erkennbar.
    Dass meine so bearbeiteten Fotos auf Deinem Monitor normal wirken, halte ich für denkbar, denn Deine Software liest das eingebettete Profil und Dein Monitor IST kalibriert und Wide Gamut. Aber 98% der User liest es vermutlich nicht und hat keine hardware-kalibrierten Monitore. Was muss ich tun, damit diese 98% der User die Datein - nein, nicht völlig korrekt - aber so wie früher einigermaßen normal sehen können?

    Kreischbunt wird es nur, wenn es sich um einen wide gamut Monitor handelt, dieser nicht kalibriert/profiliert ist und ohne Farbmanagement betrieben wird.

    Eben nicht! Kreischbunt wird es auf dem RGB-Monitor, wenn der ohne FM betrieben wird. Daher ja meine Angst, dass alle User meine Bilder nur noch in Bonbon zu sehen bekommen, bis auf die wenigen, deren System das eingebettete Profil a) lesen (--> FM-fähige Programme) und b) korrekt verarbeiten (--> Wide Gamut) können.

  • Ich kann das nun aus eigener Erfahrung nur bestätigen, was Frank im vorherigen Beitrag geschrieben hat.
    Mein Workflow sieht folgendermaßen aus:
    Fotografieren in RAW bei Einstellung der Kamera auf Adobe RGB.
    In Affinity Photo RAW entwickeln (Develop Persona) und Übergabe an Bildbearbeitungsmodul (Photo Persona).
    Für Affinity habe ich Adobe RGB als Farbraum voreingestellt, sodass ich nun in diesem Farbraum meine Bearbeitung vornehme.
    Nach der Bearbeitung wandle ich den Farbraum um (Menü-->Dokument-->ICC Profil umwandeln) in sRGB (dabei werden dann eventuell Farben beschnitten, die sRGB nicht enthält) und exportiere die JPEG in sRGB.
    Das Farbprofil sRGB bette ich zusätzlich mit ACDSee Ultimate über die Stapelverarbeitung ein, sodass im Normalfall die Information auslesbar ist und Windows oder ein Browser AddOn mir das
    in den Eigenschaften auch anzeigt.
    Bisher auf allen Geräten (TV, Tablet, Handy, Monitore ohne Wide Gamut im Betrieb und auch mein eigener mit Wide Gamut) fast identische Darstellung.
    Allerdings eben Monitor kalibriert und profiliert und Browser FM-fähig gemacht. Und eben wichtig: ICC Profil (in dem Fall sRGB) einbetten, dann sieht die deutliche Mehrheit der User die Bilder so, wie du sie siehst.


    lg willi

    "Es kann von keinem vernünftigen Menschen jeden Tag was Gescheites kommen." Hans Meyer

  • ich sie mir auf meinem alten Computer mit dem alten Samsung Möhrchen ansehe: dieser zeigt sie knallbunt

    auch auf dem BenQ im Büro

    ... und Du bist Dir zu 100% sicher, dass besagte Monitore tatsächlich nicht mehr als den sRGB Farbraum anzeigen können?



    Wenn Du die Bilddateien, von der Rohdatenentwicklung bis hin zur jpg Ausgabe, in einem vollständigen sRGB Workflow inkl. Farbprofil (sRGB) verarbeitest, dann sollten eigentlich an sRGB Monitoren keine großen "Probleme" mit der "korrekten" Anzeige der Farben/Sättigungen auftreten, jedenfalls nicht in der Weise, wie von Dir beschrieben.


    Mir ist aber auch immer noch nicht ganz klar, was genau bei Deinem Workflow passiert, denn die Datei von der Wendeltreppe hat z.B. kein Farbprofil eingebunden und ich hatte es ja schon dort geschrieben, dass ich den Eindruck hatte, dass die Datei im Adobe Farbraum vorliegen könnte (ist mein visueller Eindruck, bei der Interpretation als sRGB Datei scheinen mir die Farben nämlich zu soft zu sein). Aber Du sagtest ja, es wäre ein sRGB Workflow samt sRGB Profil beim Export gewesen. Hmmm, irgendwie könnte der Wurm vielleicht noch woanders liegen ...



    Mit liebem Gruß
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

    • Offizieller Beitrag

    Warum sehe ich dann zwischen sRGB und AdobeRGB überhaupt keinen Unterschied, auch wenn ich den kompletten Workflow von der Cam bis zum Monitor anpasse?

    Vermutlich weil Farben, die in sRGB nicht darstellbar sind, in der Praxis recht selten vorkommen.


    Hier gibt's ein Thread mit einigen Beispielen (die Links führen fast ans Ende des Threads): Re: sRGB oder AdobeRGB
    Re: sRGB oder AdobeRGB

  • ... und Du bist Dir zu 100% sicher, dass besagte Monitore tatsächlich nicht mehr als den sRGB Farbraum anzeigen können?

    Ja. Beides sind ur-alte, relativ einfache Geräte in der 200-EUR Klasse. Haben nicht mal einen digitalen Eingang. Also, wenn DIE mehr können als sRGB, dann weiß ich wirklich nicht. Ich nehme an, die bunte Darstellung kommt daher, dass das in die Datei eingebettete Profil eben ignoriert wird, und die Monitoren halt leuchten, was sie können. Wäre auch nicht schlimm, wenn ich nur wüsste, ob nicht die Mehrzahl der User meine Bilder in falschen Farben sieht, weil ich irgendwo einen Fehler mache. Finde es halt überraschend, dass diese nicht kalibrierten Monitoren die Fehlfarben anzeigen, nicht der Wide Gamut Moni.

    Mir ist aber auch immer noch nicht ganz klar, was genau bei Deinem Workflow passiert, denn die Datei von der Wendeltreppe hat z.B. kein Farbprofil eingebunden und ich hatte es ja schon dort geschrieben, dass ich den Eindruck hatte, dass die Datei im Adobe Farbraum vorliegen könnte

    Ich hab' die Wendeltreppe noch - mein alter Workflow - in JPG umgewandelt (da war das Profil noch drin) und dann erst im JPG-Compressor verkleinert. Beim letzten Schritt dürfte das Profil auf der Strecke geblieben sein. Die Nomenklatur "...AdobeRGB" stammte noch von meinen Experimenten, das ist nur der manuell vergebene Dateiname - nicht davon irritieren lassen, bitte. Das Bild ist übrigens ganz bewusst nicht auf maximale Sättigung eingestellt, die etwas blasseren Farben entsprechen also eher dem gewünschten Bildeindruck und könnten von daher "stimmen".

    Vermutlich weil Farben, die in sRGB nicht darstellbar sind, in der Praxis recht selten vorkommen.

    Das wäre eine plausible Erklärung. Zumal mir Frank ja oben erläutert hat, dass mein Monitor ohnehin nur den 8-Bit sRGB darstellen kann.

    Mein Workflow sieht folgendermaßen aus: ...

    Na ja, ich verwende eben nicht Affinity. Aber mal analog zum Vergleich: die Kamera steht nun wieder auf sRGB, nachdem die Ausgabe in AdobeRGB keine sichtbare Verbesserung gebracht hat und Ihr mir empfehlt, den Workflow von vorn bis hinten in sRGB zu halten. Lightroom liest mit Profil ein, arbeitet intern mit einem eigenen Arbeitsprofil (kann man nicht ändern), und bei der Ausgabe bette ich ebenfalls sRGB mit ein.

    Und eben wichtig: ICC Profil (in dem Fall sRGB) einbetten, dann sieht die deutliche Mehrheit der User die Bilder so, wie du sie siehst.

    Ja, mach ich. Aber wieso eigentlich - die deutliche Mehrheit der User ignoriert das eingebettete Profil ja sowieso und nimmt an, dass das Foto in sRGB codiert ist. Dann wäre es doch völlig wumpe, ob das Profil da ist oder nicht, oder? Bzw. nützlich nur für die wenigen User, die einen kalibrierten Wide-Gamut haben und die Profil-Information insofern auch nutzen.

    Allerdings eben Monitor kalibriert und profiliert und Browser FM-fähig gemacht.

    Yepp. Und der neue, kalibrierte Monitor zeigt das Foto ja auch an wie gewünscht. Nur die "Normal"-Monitoren drehen durch. Eben nochmal auf dem Notebook meiner Frau gecheckt: ebenfalls quietschbunte Darstellung (was mich bei dem Notebook für sich gesehen aber auch nicht gewundert hätte - da ist alles quietschbunt).

  • und die Monitoren halt leuchten, was sie können. Wäre auch nicht schlimm, wenn ich nur wüsste, ob nicht die Mehrzahl der User meine Bilder in falschen Farben sieht, weil ich irgendwo einen Fehler mache.

    Dann würdest Du aber eigentlich alle Bilder, die Du im Web findest, auf diesen Monitoren so übermäßig bunt dargestellt bekommen. Ist das denn so?



    und dann erst im JPG-Compressor verkleinert.

    Ja, den verwende ich auch gerne und leider geht dabei das Farbprofil verloren, das ist nicht so gut ...



    die deutliche Mehrheit der User ignoriert das eingebettete Profil ja sowieso und nimmt an, dass das Foto in sRGB codiert ist. Dann wäre es doch völlig wumpe, ob das Profil da ist oder nicht, oder? Bzw. nützlich nur für die wenigen User, die einen kalibrierten Wide-Gamut haben und die Profil-Information insofern auch nutzen.

    Würde ich so nicht unterschreiben. Es mag sein, dass vielen Usern die Problematik mit den Farbprofilen und dem ganzen Farbgedöns nicht bewußt oder egal ist, aber Farbprofile sind wie ein Typenschild, wo drauf steht, was drin ist. Sicher richtig ist, dass der "kleinste gemeinsame Nenner", also der sRGB Farbraum, die wenigsten Probleme bereiten dürfte. Das aber liegt wohl eher daran, dass viele Viewer und Browser halt sRGB als quasi Standard betrachten.
    Doch genau in dieser Unwissenheit vieler User liegt doch auch das Problem: wenn sich keiner für Farbprofile interessiert, dann interessiert sich auch keiner dafür, ob der Monitor vielleicht nicht korrekt anzeigt, auf die Idee kommen viele gar nicht erst. Wenn was ist, dann muß es wohl am Bildmaterial liegen ... DAS ist das Problem!



    der neue, kalibrierte Monitor zeigt das Foto ja auch an wie gewünscht. Nur die "Normal"-Monitoren drehen durch.

    Tja, dann ist eigentlich alles bestens, wenn Dein EBV Monitor Dir die richtigen Farben anzeigt. Alles andere liegt eben nicht in Deiner Hand, auch wenn ich gut verstehen kann, dass Du Dir wünschst, dass Deine Bilder auf möglichst vielen Bildschirmen, welcher Art auch immer, genauso angezeigt werden. Du kannst nur sRGB als "optimale" Quelle anbieten und that's it. :smile:




    Mit liebem Gruß
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

  • Ja, mach ich. Aber wieso eigentlich - die deutliche Mehrheit der User ignoriert das eingebettete Profil ja sowieso und nimmt an, dass das Foto in sRGB codiert ist. Dann wäre es doch völlig wumpe, ob das Profil da ist oder nicht, oder? Bzw. nützlich nur für die wenigen User, die einen kalibrierten Wide-Gamut haben und die Profil-Information insofern auch nutzen.

    Yepp. Und der neue, kalibrierte Monitor zeigt das Foto ja auch an wie gewünscht. Nur die "Normal"-Monitoren drehen durch. Eben nochmal auf dem Notebook meiner Frau gecheckt: ebenfalls quietschbunte Darstellung (was mich bei dem Notebook für sich gesehen aber auch nicht gewundert hätte - da ist alles quietschbunt).

    Lies doch bitte nochmal hier nach und anschließend noch dort.
    Besser könnte ich es nicht erklären, habe da selbst auch noch Defizite.



    lg willi

    "Es kann von keinem vernünftigen Menschen jeden Tag was Gescheites kommen." Hans Meyer

  • Lies doch bitte nochmal hier nach und anschließend noch dort.

    Willi, danke Dir. Aber diese Seite, und die Erklärungen bei ScanDig u.v.a. habe ich schon x-mal gelesen. Das Grundprinzip ist da ganz gut beschrieben, aber ich bekomme von diesen Quellen keinen Hinweis darauf, wie man einigermaßen kompatibel zur Welt der Normal-User mit Normal-Monitoren bleibt.
    Frank hat ja nun schon x-mal betont, dass User, die kein FM betreiben, ihrerseits eben nicht sicher sein können, dass sie genormte Farben gezeigt bekommen. Das ist verstanden. Aber ich wollte meine Bilder, bevor ich sie ins Netz stele, halt wenigstens so konfigurieren, dass sie auf einem Normal-Monitor nicht völlig abartig dargestellt werden. Und da fehlen mir offenbar noch ein paar Schritte in der Prozesskette.

  • Das kann ich so nicht nachvollziehen, einzig das "Nichteinbetten" von Farbprofilen könnte dazu führen, dass die Bilder sehr unterschiedlich angezeigt werden. Ich hatte so ein Beispiel im Thread "Lohnt ein EIZO?",
    als ich ein mit AdobeRGB exportiertes JPEG ohne das entsprechende eingebettete ICC-Profil hier hochgeladen habe und Picturehunter darauf aufmerksam machte, warum das Adobe Bild so flau wirkte gegenüber dem sRGB Foto.
    Eben wegen des nichteingebetteten Adobe Profils des Adobe Exportes, welches dann vom Browser als sRGB interpretiert wird und demzufolge farbmäßig beschnitten wird.
    Ansonsten habe ich noch keine gröberen Abweichungen auf diversen anderen Ausgabegeräten gesehen oder davon gehört, dass die Bilder unmöglich aussehen würden.
    Auf dem Wide Gamut sehen die Bilder nur übersättigt aus, wenn die Software kein FM unterstützt, aber auf einem "normalen" Monitor spielt das keine Rolle, man sollte aber zur Sicherheit das Profil immer einbetten.
    Geht manchmal verloren durch Nachbearbeitung ect., aber man sollte es sich trotzdem angewöhnen und durchziehen.


    lg willi

    "Es kann von keinem vernünftigen Menschen jeden Tag was Gescheites kommen." Hans Meyer

  • Hm. Die Fehlerquelle Adobe-Profil habe ich glaube ich sicher ausgeschlossen. sRGB wird brav eingebunden.


    Im Moment helfe ich mir damit, dass ich Bilder, die ich im Netz zeigen will (z.B. hier im Forum), im XnViewer erst richtig anzeigen lasse (eingebettetes Profil wird also berücksichtigt), dann aber dieses Ergebnis wiederum exportiere, und dabei den Haken bei "Farbprofil übernehmen" rausnehme. Dann bekomme ich Bilder, die auf dem EIZO zwar flau wirken, im Netz aber wieder ziemlich normal aussehen. Ist ein blöder Work-around, vielleicht finde ich irgendwann doch noch des Pudels Kern.