Nachtspaziergang

  • Nochmal ein Versuch mit dem Sternenhimmel. Es ging hier nicht um möglichst viele Sterne oder die Abbildung der Milchstraße, sondern um die Atmosphäre. Daher auch der Versuch, den Vordergrund noch ansatzweise erkennbar zu halten. Die Atmosphäre eines nächtlichen Spaziergangs eben. Was meint Ihr?

  • Mir gefällt die Aufnahme richtig gut, aber 2 Fragen bleiben.


    1. Zu welcher Zeit ist es entstanden?
    2. Was ist das für ein Licht, welches von links kommt und den Weg und den Busch beleutet?


    Für mein Verständnis stimmt das irgendwie nicht. Zumindest in Berlin muss es sehr dunkel sein, dass man die Sterne so gut sehen könnte. Dann wäre aber nirgends wo noch anderes Licht.

  • 1. Zu welcher Zeit ist es entstanden?
    2. Was ist das für ein Licht, welches von links kommt und den Weg und den Busch beleutet?

    Mir gefällt das Motiv grundsätzlich auch erstmal sehr gut ... aber bei längerer Betrachtung wirkt es doch sehr unnatürlich auf mich.


    Vom meinem Empfinden her müsste der Himmel dunkler sein. Das helle Licht hinter den Bäumen ist mir auch aufgefallen.
    Hast Du mehrere Aufnahmen (Vordergrund/Himmel) zusammengebastelt?

  • Was mich etwas verwirrt ist der Satzteil: "... Vordergrund ansatzweise erkennbar zu halten...".
    Dieser ist in dem Fall sehr gut erkennbar. Wir hatten doch bei seinen Bilder die Diskussion dass sie etwas zu hell wären. Trifft dies auch in diesem Fall zu?


    Grundsätzlich könnte ich mir vorstellen dass das Bild besser wirkt wenn man alles etwas dunkler hält, da es dann mehr den Sehgewohnheiten entspricht. Problemlos zu machen in der Bildverarbeitung.


    Ich vermute der helle Vordergrund kommt von einem Autoscheinwerfer. Zumindest habe ich dies bei einem meiner Milchstrassenbilder so gemacht. Bild 20 sec belichtet und einmal kurz die Lichthupe benutzt, dann ist der Vordergrund taghell.

  • Für mein Verständnis stimmt das irgendwie nicht.

    Hast Du mehrere Aufnahmen (Vordergrund/Himmel) zusammengebastelt?

    Das Licht im Vordergrund kommt wohl von einer fernen Laterne, Fenster, Autoscheinwerfer ...

    Zunächst mal vielen Dank für Eure Rückmeldungen. Ein wenig Aufklärung tut offenbar not:
    Der Zeitpunkt war ca. 0:30h nachts. Das Bild ist bei uns hinterm Haus entstanden, also Deutschland / Flachland / dichte Besiedlung.


    Egal wohin man schaut, am Horizont hat man Lichtverschmutzung vom nächsten Ort, von der Straße usw.. Deshalb habe ich den Horizont in diesem Fall durch den Wald und den leicht ansteigenden Weg einigermaßen "abgedeckt". Aber einen Rest davon sieht man eben doch noch. "Unnatürlich" ist dieser Lichthorizont insofern, als er von Menschen erzeugt wird.


    Zusammengebastelt ist da nichts. Aber natürlich ist das Bild "entwickelt". Ich gebe Claudia recht, man könnte es sogar noch dunkler belassen. Jedes mal, wenn ich das RAW anfasse, kommt was anderes dabei raus - je nach Stimmungslage. Ob es ein "Optimum" gibt, weiß ich nicht. Für mich selbst sicher nicht.


    @Bonobo: Das Bild zeigt weit mehr Sterne als ich (kurzsichtig) mit bloßem Auge wahrnehmen kann. Das ist aber ganz normal, wenn man mit 1.600 - 3.200 ISO zwischen 10 und 20 sek. belichtet. Auch in Berlin hast Du da mehr auf dem Sensor als Du selbst sehen würdest. Und man kann über Kontraste, Gammakurve, Mikrokontraste usw.. noch etwas mehr rauskitzeln, wenn man es mag. Aber darum ging es mir hier ja nicht. Aber: alle Sterne sind tatsächlich da (bzw. ihr Licht - ob die Sterne noch da sind, wissen wir ja nicht), ich habe da nichts reinkopiert oder Sterne per Software neu geschaffen. Eine schön klare Nacht musst Du aber erwischen, und relativ kalt sollte es sein, sonst wabert die Luft (die Sterne "funkeln") - und Du ärgerst Dich weil alles unscharf ist. Im Sommer funktionieren solche Aufnahmen bei uns hier kaum.


    @Franz: Der VG war in meiner Wahrnehmung stockfinster, so finster, dass ich die Kamera nur per Tastsinn bedinenen konnte, gesehen habe ich auch nach Adaption der Augen so gut wie nichts. Trotzdem sammelt der Sensor bei 20 sek. alles mögliche Restlicht ein. Ob das nun von einer fernen Laterne rührt, oder weil hinter mir auch eine ganz schmale Mondsichel aufgegangen war, weiß ich nicht. Und: der VG ist natürlich auch noch selektiv aufgehellt. Aber auch hier wurde nichts hinzugefügt.


    Und schließlich muss ich bei solchen Aufnahmen auch den Weißabgleich ganz gewaltig nach Blau verschieben, im Original sind die Bilder nämlich eher rotbraun. Bei den Bildern, die ich kürzlich in den Hochalpen gemacht habe, ist dieser Effekt weitaus geringer, dort ist der Himmel nachts "blauer". Aber bei uns im Flachland ist das nicht zu haben. Also drehe ich da beherzt am Weißabgleich.


    Unterm Strich: nichts ist "zusammengebastelt", aber ansonsten viel EBV Hexerei. (Insofern, Franz, wärst Du wohl enttäuscht von einem gemeinsamen Nachtspaziergang hierzulande - es sieht vermutlich genauso aus wie bei Dir zuhause.)


    Das Bild ist ganz und gar subjektiv (sic!), kein Anspruch auf Realität, sondern auf Widergabe einer persönlichen Stimmung. Angeregt durch ein Chorstück, dass wir momentan für ein Konzert proben.


    Ob das Bild "richtig" oder "falsch" ist, ist kaum zu entscheiden. Wenn es einigen von Euch gefällt, freut es mich.

  • Den ISOs mal freien Lauf zu lassen wird bestimmt spannend.

    Ich nehme an, Du "fährst" auch noch auf mfT, richtig? Bei ISO 3.200 rauscht es da leider schon gewaltig. Das Gute ist: der Himmel ist ohnehin voll kleiner weißer Punkte, da fällt das Rauschen gar nicht so sehr auf. Und: ich entrausche ein Stück per EBV und drehe gleichzeitig die Schärfe etwas hoch. Das klingt widersinnig, aber man kommt dabei zu ansehnlichen Kompromissen.


    Ohne Kompromisse geht's nur im Vollformat - da kannst Du auf 6.400 oder 12.800 hochdrehen und es rauscht immer noch nicht. Aber für eine Handvoll Sternenbilder pro Jahr werd' ich mir keine Vollformat-Ausrüstung zulegen.


    Und hier noch - Euren Anregungen ( :daumenhoch: ) folgend - eine etwas dunklere Version:

    Gefällt mir auch sehr gut, und der Kontrast zu den Sternen kommt noch besser raus.

    • Offizieller Beitrag

    Die dunklere Version gefällt mir auch, wirkt realistischer.

    Ohne Kompromisse geht's nur im Vollformat - da kannst Du auf 6.400 oder 12.800 hochdrehen und es rauscht immer noch nicht.

    Das denke ich nicht, ein aktueller MFT-Sensor hat nicht mehr als zwei Blenden Rückstand beim Rauschen als ein KB-Sensor, siehe z.B. hier:
    Studio shot comparison: Digital Photography Review


    Mit was für einer Blende hast du eigentlich fotografiert? Evtl. ließe sich das noch etwas rauskitzeln. Lichtstark und einigermaßen bezahlbar wären das Oly 12mm/2.0 und das Laowa 7.5mm/2.0.

  • und das Laowa 7.5mm/2.0.

    Genau dieses! ;) Für die Weite eines Sternhimmels brauchst Du die 7.5mm - 12mm ist da fast schon wie Tele. 5mm wären noch besser, oder ein Fischchen (das fehlt mir noch, mal sehen, ob sich mit dem Weihnachtsmann verhandeln lässt ...). Das Laowa erfreut dabei auch mit wirklich guter optischer Qualität bei f2.0, und was Besseres als ein manueller Fokusring ist im Dunkeln kaum denkbar.


    Auch "tagsüber" bin ich inzwischen fast immer mit dem 12-100mm unterwegs und das Laowa steckt in der Seitentasche und fällt gar nicht auf. Aber im Urlaub oder in den Bergen habe ich fast 20% der Aufnahmen damit gemacht (z.B. auch Innenräume). Sehr feine Sache!


    Das denke ich nicht, ein aktueller MFT-Sensor hat nicht mehr als zwei Blenden Rückstand beim Rauschen als ein KB-Sensor, siehe z.B. hier:
    Studio shot comparison: Digital Photography Review

    Interessant, das einfach mal so zu vergleichen. Und bei ziemlich genau einem Viertel der Fläche ist das Ergebnis physikalisch auch wenig überraschend. Wenn man so die einschlägigen Blogs liest (auch hier auf dem Forum), dann ist der Abstand gefühlte 10 Blenden, und überhaupt ist mFT am Ende, angesichts der vergleichsweise völlig unterirdischen und undiskutablen BQ. Schön, dass ich noch eine mFT erwischt habe, meine Schulter und ich haben seitdem eine viel bessere, geradezu harmonische Beziehung.

    • Offizieller Beitrag

    Ich plädiere auch für die etwas dunklere Variante!


    Wenn man so die einschlägigen Blogs liest (auch hier auf dem Forum), dann ist der Abstand gefühlte 10 Blenden...

    Ich denke, es kommt immer auf den Zusammenhang an. Für KB gibt es Linsen, die für solche Zwecke prädestiniert sind und die in Kombination mit dem größeren Sensor dann wirklich Ergebnisse bringen, die so mit keinem anderen Sensorformat hinzubekommen sind, aber da denke ich an Objektive wie das Sigma 14mm/1.8 oder das 20mm/1.4. Aber man muss sich bewusst sein, dass das dann i. d. R. auch vierstellige Beträge sind, die man allein für ein solches Objektiv einkalkulieren muss.


    Wenn ich mal an mich als Otto-Normal-User denke, so wäre ich für diesen speziellen Zweck der Astro/Milchstraßen-Fotografie bspw. genauso gut auch mit APS-C bedient. Denn das Pendant zu meinem Walimex 14mm/2.8 gibt es als 12mm/2.0 eine ganze Stufe lichtstärker (und etwa zum gleichen Preis) für APS-C-Systeme, womit sich der Rauschvorteil des KB-Sensors ziemlich exakt wieder neutralisieren würde, Stichwort Äquivalenz... ;)