Eine gute Figur II

  • Dieser Versuch des "Häuschens" links mit der Größe der Figur und der Elphi zu konkurrieren ist ja wohl misslungen. Das optische Leichtgewicht bringt die Ausgewogenheit des Bildes durcheinander. Ein beherzter Schnitt 1-1,5cm links neben der Philharmonie ...

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • @ice-dragon
    Hallo Peter, ich danke Dir für Deine Kritik! :smile:


    Das finde ich so interessant, in welcher Weise und wie unterschiedlich der Bildaufbau eines Bildes betrachtet wird :daumenhoch:


    Meine Interpretation sieht z.B. so aus:
    Das Bild baut sich langsam in Leserichtung von links nach rechts auf, angefangen vom Columbus Haus, weiter über die Elbphilharmonie und schließlich endet der Blick beim Protagonisten, der Skulptur auf der rechten Seite. Diese wiederum scheint wie ein Moderator auf einer Bühne den Blick zurück auf die Skyline zu lenken. Um diesen Effekt zu erzeugen, habe ich diese Perspektive genutzt, die letztendlich die Gebäude in ihrer Größe staffelt. Tatsächlich sind das Columbushaus und die Elbphilharmonie fast gleich hoch (105m/110m). Damit das optische Übergewicht auf der rechten Seite aufgefangen wird, habe ich einen Teil vom Vordergrund mit einbezogen, so dass die große Figur auch optisch einen festen Stand hat.



    Deinen Vorschlag, das Bild auf den Teil mit der Elbphilharmonie einzugrenzen, finde ich auch gut, ich würde dann sogar dazu übergehen und es, soweit möglich, in ein Quadrat einfassen. Aber es wird dadurch auch zu einem ganz anderen Bild. Am Querformat gefällt mir, dass man mit den Augen von links nach rechts und wieder zurück wandern kann, das Columbushaus und die Elbphilharmonie bilden zudem gemeinsam das Eingangstor zum Traditionsschiffhafen, diesen Teil wollte ich daher nur ungern zerschneiden, denn dann bliebe von der Skyline nicht mehr viel übrig.




    Mit liebem Gruß
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

  • Die Linie oben habe ich auch "gesehen", aber die "Auflagen" - lauter Spitzen - sind mir zu filigran und zu weit ab von einer geraden Linie, um sie als Hauptlinie der Bildgestaltung einzuordnen. Und auch das Columbus Haus ist mir - bei dieser Ansicht - zu filigran um die Schwere der Figur auf der anderen Seite aufzuwiegen. Die Elphi kann dagegen mit ihrer vollen Breitseite noch mit der Figur mithalten.


    Das Eingangstor zum Traditionsschiffhafen ist mir durchaus bewusst, aber ich bin nicht Hamburger genug, um dieses unzerstückelt zu lassen ;) Mit meinen - außerirdischen - Augen sehe ich nicht automatisch den Zusammenhang, den du als einheimische Spezies sofort mit den baulichen Gegebenheiten verbindest.


    Quadrat war übrigens auch der erste Gedanke, der mir bei Besichtigung deines Bildes in den Kopf kam. Aber wenn du von deiner Vorlage ausgehst, klappt das imho nicht, weil sonst Elphi und Figur zu dicht am Rand liegen. Der Abstand der Figur zum Rand ist gerade richtig und so sollte er auf der anderen Seite zwischen Rand und Elphi auch sein. Damit ist ein Quadrat ausgeschlossen - es sei denn du bemühst dich noch einmal zum Tatort und machst ein Foto mit etwas mehr Himmel und Erde, dann funktioniert der Schnitt. Ob dann allerdings nicht zu viel oben und unten im Bild sind, mag ich erstmal nicht zu beurteilen.

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • @ice-dragon
    :danke:

    Mit meinen - außerirdischen - Augen sehe ich nicht automatisch den Zusammenhang, den du als einheimische Spezies sofort mit den baulichen Gegebenheiten verbindest.

    Klar, da ist man als heimischer Fotograf vermutlich immer etwas befangen, aber vielleicht auch im Vorteil. Ist halt die Frage, inwieweit man das transportieren kann, dass es auch für nicht oder weniger Ortskundige funktioniert.


    Was mich allerdings etwas irritiert ist der Punkt, dass die Gebäude im Hintergrund das optische Gewicht der Skulptur quasi ausgleichen/auffangen sollen. Aber warum eigentlich? Am Bildwinkel und der Perspektive ist so gut wie kein Spielraum und die Gebäude sind ja nunmal da, wo sie sind und an deren relativen Größendarstellungen lässt sich auch nicht rütteln. Die Skulptur wiederum präsentiert sowohl sich selbst als auch eben jene bekannte Skyline im Hintergrund (zu der auch das Gebäude ganz rechts gehört, der Marco Polo Tower). Ich verstehe zwar, was Du meinst, empfinde aber beim Betrachten kein Ungleichgewicht oder eine Unausgewogenheit in der Bildaufteilung. Eher das Gegenteil scheint mir der Fall zu sein, denn es ist nicht so ein typisch statisches Bild, das in sich ruht, sondern eher eines, das den Blick zum Wandern animiert, also gewissermaßen auch eine Blick-dynamische Komponente hat, so dass man da nicht einfach nur platt drauf schaut. Genau das wird m.M.n. auch noch zusätzlich durch den keilförmig ins Bild ragenden Vordergrund verstärkt. Reduziere ich das Bild auf die Elbphilharmonie und die Skulptur, ob nun quadratisch oder nicht, geht das irgendwie verloren und das Bild wirkt im direkten Vergleich fast schon ein wenig langweilig auf mich. Aber vielleicht geht das auch nur mir so, das weiß ich halt nicht ...


    So oder so, ich muß da ohnehin nochmal aufschlagen, denn schon bald wird man diesen Blick im Hintergrund auf der rechten Seite in dieser Form nicht mehr haben, denn dort wird fleißig gebaut. Für eine quadratische Variante würde ich dann ohnehin ein Panorama machen, denn anders komme ich nicht an eine vernünftige Auflösung für so ein Bild. Weitere Bildschnitte werde ich also sicher noch mal probieren. :smile:



    Mit liebem Gruß
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

  • Was mich allerdings etwas irritiert ist der Punkt, dass die Gebäude im Hintergrund das optische Gewicht der Skulptur quasi ausgleichen/auffangen sollen. Aber warum eigentlich?

    Ich weiß nicht genau, wie ich das beschreiben soll ... Ich versuche es mal mit einem Vergleich: Ein Kellner hält ein Tablett mit einer Hand, legt auf die eine Seite an den Rand eine Serviette und stellt auf die andere Seite am Rand eine volle Flasche Wein - das kippt. Wie die Beobachtung des Kellners wirkt dein Bild auf mich, ich würde am liebsten aufspringen und versuchen die Flasche Wein/die Figur aufzufangen ;):mrgreen: Das Bild ist von den dargestellten Elementen her optisch - jedenfals in meinen Augen - nicht ausbalanciert. Ein Wölkchen über dem Columbus Haus würde da vielleicht schon reichen, um das Ungleichgewicht aufzuheben, da es zwar nicht unbedingt gewichtsmäßig schwer, aber optisch ein Gegengewicht wäre. Mag sein, dass mich da mein Kunstlehrer versaut hat, der uns viel über Linienführung, optisches, helligkeitsmäßiges sowie farbliches Gleichgewicht und andere Elemente der Bildgestaltung sowie deren Zusammenspiel beim fertigen Bild erzählt hat :roll:

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • Mag sein, dass mich da mein Kunstlehrer versaut hat, der uns viel über Linienführung, optisches, helligkeitsmäßiges sowie farbliches Gleichgewicht und andere Elemente der Bildgestaltung sowie deren Zusammenspiel beim fertigen Bild erzählt hat

    Mein Kunstlehrer in der 10. Klasse hat mich eindringlich gebeten, Musik zu wählen und niemals mehr einen Pinsel, einen Fotoapparat o.a. bildschaffende Werkzeuge anzufassen: ich habe nämlich Null Gefühl für Formen, Farben oder andere gestalterische Elemente; von der Technik ganz zu schweigen.


    Und so sag ich mal - bar jeglicher kunstfertiger Begründung und ohne geschultes Auge - dass ich bei diesem Bild KEIN Ungleichgewicht empfinde. Im Gegenteil, ein Mehr auf der linken Seite würde m.E. die gesunde Spannung aus dem Bild nehmen und es etwas statisch wirken lassen. Persönlich hätte ich der Figur rechts einen Tick mehr Platz gelassen und dazu den Aufnahmestandpunkt einen kleinen Schritt nach links verlegt. Aber das ist nun wirklich sowas von Geschmacksache ... und begründen könnte ich das nicht.

  • ...: ich habe nämlich Null Gefühl für Formen, Farben oder andere gestalterische Elemente; von der Technik ganz zu schweigen.

    Das glaube ich dir nicht - jedenfalls nicht, wenn ich deine Fotos betrachte. Da würde ich sogar mit deinem Kunstlehrer drüber streiten :mrgreen:

    Und so sag ich mal - bar jeglicher kunstfertiger Begründung und ohne geschultes Auge - dass ich bei diesem Bild KEIN Ungleichgewicht empfinde. Im Gegenteil, ein Mehr auf der linken Seite würde m.E. die gesunde Spannung aus dem Bild nehmen und es etwas statisch wirken lassen. Persönlich hätte ich der Figur rechts einen Tick mehr Platz gelassen und dazu den Aufnahmestandpunkt einen kleinen Schritt nach links verlegt. Aber das ist nun wirklich sowas von Geschmacksache ... und begründen könnte ich das nicht.

    Geschultes Auge? Habe ich eher auch nicht. Gut, ich habe die Theorie seinerzeit pauken müssen - wegen der Abiprüfung. Aber ich verlasse mich beim Fotografieren auch hauptsächlich auf mein Gefühl. Wenn mir das allerdings sagt, hier passt was nicht, greife ich durchaus auf die Theorie zurück, um mir selber mein Gefühl zu erklären. Aber wie Frank und du schreiben, ist das im Wesentlichen reine Geschmackssache.


    Franks Erklärungen zu Linienführung und Dynamik kann ich dabei gut - auch anhand der Ausführungen meines Kunstlehrers - nachvollziehen, ja das ist in dem Bild enthalten, aber mein Gefühl nimmt in erster Linie halt das "Tablett" mit großem, schweren und kleinem, leichten Gegenstand wahr und das Gewicht des einzig bunten Gegenstandes im Bild und das Gewicht des hellsten Gegenstandes - und dann kippt die Figur in die Elbe, wenn diese nicht auch gleich mitkippt und nach rechts ausläuft :shock:;)

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • Da würde ich sogar mit deinem Kunstlehrer drüber streiten

    Der ist inzwischen entweder so um die 95 oder tot. :ugly: Und das "ich habe" ist hier konjunktivisch gemeint, also der Ausdruck seiner Meinung. Wie man sieht, habe ich mich nicht vollständig an seinen Rat gehalten - Lehrer haben doch nicht immer recht ...

    mein Gefühl nimmt in erster Linie halt das "Tablett" mit großem, schweren und kleinem, leichten Gegenstand wahr und das Gewicht des einzig bunten Gegenstandes im Bild und das Gewicht des hellsten Gegenstandes - und dann kippt die Figur in die Elbe, wenn diese nicht auch gleich mitkippt und nach rechts ausläuft

    Ich verstehe gut, was Du meinst. Aber - um in Deinem Bild zu bleiben - das Tablett hat durch die beleuchtete Mauer ohnehin schon Schlagseite nach links unten. Deswegen verträgt die linke Seite auch weniger Gewicht - sonst flutscht die Elbe am Ende noch links raus. Und wenn ich nur EINEN Versuch hätte, das Bild auf einer Nadelspitze zu balancieren, würde ich die etwas rechts von der Mitte ansetzen, zwischen dem linken Sockelrand der Figur und dem Scheinwerfer im Boden. Und dann würde es - finde ich - auch wieder passen mit der Balance.


    Wie gesagt, das sind alles sehr subjektive Empfindungen, aber auch darüber kann man sich ja durchaus freundschaftlich austauschen. :cheers:

  • @ice-dragon @Subjektiv
    :danke:



    Ich habe jetzt mal versucht, den leeren Teil links im Bild mit Wolken (verschiedene Varianten) zu füllen (auch mit Bewegungsunschärfe), habe den Mond da reingebastelt usw., das verändert das Bild z.B. ganz erheblich. Zwar wird dadurch ein gewisser Ausgleich geschaffen, aber das Bild verliert deutlich an Spannung und Dynamik, das rockt irgendwie so gar nicht. Bliebe nur ein anderer Schnitt, aber auch da sind Grenzen gesetzt, schon bei der Aufnahme habe ich darauf geachtet, den Standpunkt sorgfältig auszuwählen, wobei mir wichtig war, dass der Marco Polo Tower und die Elbphilharmonie nicht von der Figur verdeckt werden. Wenn überhaupt, dann hätte ich allenfalls einen winzigen Schritt nach rechts wandern können, aber mehr geht da einfach nicht. Beim Abstand habe ich auch mit dem Rücken Quasi zur Wand gestanden, also so weit weg wie möglich, um den Hintergrund durch mehr Brennweite möglichst groß abgebildet zu bekommen. Bei der Auswahl des Bildwinkels unter der Beibehaltung des Bildseitenformats ergibt sich dann diese Ansicht.


    Das einzige, was mir einfällt, um das optische Gewicht der Skulptur aufzufangen, ist rechts noch etwas mehr Platz zu lassen. Dadurch würde sich die Bildaufteilung noch etwas mehr an der "Drittelregel" orientieren. Mit einer z.B. 24MPix Kamera hätte ich da vermutlich auch keine Hemmungen gehabt, etwas weniger Brennweite zu wählen (ich hätte dann etwas mehr nach rechts schwenken können), so dass ich das Endformat ohne allzu große Auflösungsverluste entsprechend hätte zurechtschneiden können. Aber bei "nur" 12 MPix scheidet diese Option einfach aus. Wie bei allen meinen Aufnahmen muß der Bildausschnitt schon bei der Aufnahme möglichst optimal sitzen, da zählt einfach jeder Pixel. In diesem Fall mußte ich rechts leider minimal schneiden, da sich dort diverses und unschönes Metallstangen-Gedöns befand, ein Schwenk weiter nach rechts wäre also auch keine echte Option gewesen (dass ich zudem eine häßliche Laterne hinter der Skulptur entfernen mußte, die das Bild verschandelt, sei hier nur am Rande erwähnt.)


    Die Argumente bezüglich des optischen Gleichgewichts sind absolut nachvollziehbar und haben zweifellos ihre Berechtigung. Aber bei diesem Bild verspüre ich so gar keinen Drang, es in irgendeiner Weise weiter ausbalancieren zu wollen. Abgesehen davon, dass ich jetzt auch nicht so recht wüßte, wie das geschehen könnte, ohne die von mir beabsichtigte Bildwirkung zu ruinieren. Ich merke immer wieder mal, dass Bilder, wo man die Grenzen/Regeln ein wenig "dehnt", sehr schnell an klassischen Vorgaben als Maßstab beurteilt werden. Vielleicht bin ich da auch zu sehr "Rebell", als dass ich mich davon zu sehr beeinflussen lasse. Soweit möglich, richte ich mich ja auch danach, aber manchmal habe ich auch den Eindruck, dass Bilder vielleicht zu sehr innerhalb dieser starren Schablonen betrachtet werden ... :smile:


    Aber weder möchte ich mein Bild nun "schön quatschen" noch die Kritik abweisen, ganz im Gegenteil! Ich werde mal schauen, was ich aus der bisherigen Diskussion in eine weitere Version dieses Motivs (und anderer) einfließen lassen kann. Daher nochmal vielen Dank, dass Ihr Euch alle mit diesem Bild auseinandergesetzt habt! :daumenhoch:




    Mit liebem Gruß
    Frank

    Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren. Kierkegaard

  • Ich merke schon, es wird Zeit für ein Usertreffen, bei dem jeder sein Foto von vorgegebenen Motiven macht - und dann wird verglichen. Am besten an einem "neutralen" Ort, damit niemand sich von dem Vorwissen über seine Stadt (wie hier z.B. die Einfahrt zum Traditionshafen) lenken lässt. Ich glaube, wir hätten eine Menge Spaß :smile:

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil