Annäherung an Sant' Antimo

  • Es darf gekrittelt werden, vielmehr: mich interessiert Eure Meinung zu diesem Foto:


    Zum Hintergrund: mich hat selten eine romanische Kirche so beeindruckt wie Sant' Antimo (Toskana). Die Proportionen, die Schmucklosigkeit, der Lichteinfall, all das erzeugt eine Art meditative oder komtemplative Atmosphäre, unabhängig davon, ob und welchem Glauben man selbst angehört. Und ich fand, es ist den Baumeistern vor knapp 1.000 Jahren in bewundernswerter Weise gelungen, das Licht und den Blick so zu lenken, dass man gar nicht anders kann, also sich auf die Kreuzfigur zu konzentrieren.
    Erst habe ich mich an dem oberen Fenster gestört, zumal es mit allen Tricks nicht daran zu hindern war, zu überstrahlen. Nachher am Computer empfand ich diesen Lichteinfall von oben dann auf einmal als sehr passend. Das Überstrahlen hätte ich sogar gern noch stärker gehabt, aber es war eben nicht mehr Staub in der Luft. Die asymetrische Verteilung des Lichthofs dürfte sich aus dem schrägen Lichteinfall ergeben.


    Meine Frage an Euch ist: kommt der "meditative" Eindruck rüber? Hätte man die Atmosphäre vielleicht noch eindringlicher umsetzen können?


    Zur besseren Verständnis gebe ich mal noch zwei Begleitbilder mit: das erste ist lediglich ein engerer Ausschnitt des obigen (also schon eigenständig aufgenommen, aber halt vom gleichen Standpunkt aus), das zweite zeigt den größeren architektonischen Zusammenhang.
    .

  • Ja, für mich kommt es rüber. Das zweite gefällt mir am Besten, weil es da (IMHO) besser rüber kommt. Ich finde es "kontemplativer", weil "intimer". Und auch, weil mir das ohne Überstrahlung besser gefällt. Das Dritte zeigt mir mehr Architektur als die Atmosphere. Das ist aber alles Geschmackssache.

    • Offizieller Beitrag

    Ich empfinde das so ähnlich wie daex.
    Eigentlich gefällt mir das erste Bild am besten, weil für mich die Säulen des dunkleren Hauptschiffs sehr zur Stimmung beitragen. Aber da ist das überstrahlte Fenster, das mir den Blick zu sehr fesselt. Du könntest versuchen, das Bild nur oben zu beschneiden, sodass vom Fenster nur ein schmaler Streifen bleibt.
    Das dritte Bild ist vergleichsweise viel zu hell, um es stimmungsmäßig mit den anderen beiden zu vergleichen.

  • Eigentlich gefällt mir das erste Bild am besten, weil für mich die Säulen des dunkleren Hauptschiffs sehr zur Stimmung beitragen. Aber da ist das überstrahlte Fenster, das mir den Blick zu sehr fesselt.

    Ja, auch mein Blick wird zu sehr von der Überstrahlung abgelenkt, gerade das Kreuz geht dadurch etwas unter.


    Irritieren tut mich die kühle (bläuliche) Färbung der Säulen des Hauptschiffes beim ersten Bild, sieht man doch beim dritten Bild, dass diese sich farblich durchaus nicht von den Steinen der Apsis absetzen. Gerade weil ich den Vergleich habe, fällt dieses Kühle besonders auf und ich kann mir vorstellen, dass die Stimmung bei einer wärmeren Darstellung der Säulen noch besser rüberkommen könnte.

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

    • Offizieller Beitrag

    und ich kann mir vorstellen, dass die Stimmung bei einer wärmeren Darstellung der Säulen noch besser rüberkommen könnt

    Ich finde, dass gerade dieses farbliche Absetzen des Hauptschiffs von der Apsis dem Bild viel Tiefe und dem Haupütmotiv viel Gewicht gibt.


    Bei der Überstrahlung des mittigen Fensters bin ich bei der Mehrheit. Der Beschnitt sollte allerdings nicht zu radikal erfolgen, weil das Bild auch von der Überstrahlung lebt. Ein bisschen oben beschneiden, aber sehr einfühlsam. ;)

  • Danke Euch allen zunächst mal für die konstruktive Auseinandersetzung!


    Vor die Klammer gezogen: Bild #2 udn #3 sind nicht als Alternativen gedacht, sondern zum Vergleich bzw. zur besseren Einordnung der Gesamtsituation. Die Diskussion geht also um das erste Bild, das ich dafür ausgewählt habe.

    Das zweite gefällt mir am Besten, weil es da (IMHO) besser rüber kommt. Ich finde es "kontemplativer", weil "intimer". Und auch, weil mir das ohne Überstrahlung besser gefällt.

    Gleichwohl ist das natürlich eine interessante Rückmeldung, insbesondere die Begründung. Mir ist der Ausschnitt zu eng, zu dokumentarisch, zu wenig atmosphärisch - spannend, dass Du es offenbar grade andersherum empfindest. Tja, zu einer Kommunikation gehören immer zwei, der Sender und der Empfänger.


    Aber da ist das überstrahlte Fenster, das mir den Blick zu sehr fesselt. Du könntest versuchen, das Bild nur oben zu beschneiden, sodass vom Fenster nur ein schmaler Streifen bleibt.

    auch mein Blick wird zu sehr von der Überstrahlung abgelenkt

    Bei der Überstrahlung des mittigen Fensters bin ich bei der Mehrheit.

    Tja, dieses helle Fenster oben. Bin hin und her gerissen. Selbst wenn das Fenster normal belichtet wäre, also nicht überstrahlt, aber eben ein heller Fleck - einerseits lenkt es von dem Jesus am Kreuz ab, der Blick wandert nach oben. Andererseits denke ich mir, die Erbauer der Kirche haben das Fenster dort oben nicht umsonst eingebaut. Die Blicke der Gläubigen im Mittelalter sollten sich ja gerade nach oben richten, der Lichteinfall kann wohl auch wie "ein Licht kam von oben" gedeutet werden. Und dazu passt die Überstrahlung besser als wenn man z.B. ein Gitter erkennen könnte. Bertrams (und Ernsts) Vorschlag werde ich noch ausprobieren, das Fenster oben etwas zu beschneiden, aber nicht ganz zu eliminieren. Vielleicht muss ich darüber auch noch ein wenig meditieren, und dann wären wir ja wieder bei der ursprünglichen Intention der Architektur. :winke:


    Irritieren tut mich die kühle (bläuliche) Färbung der Säulen des Hauptschiffes beim ersten Bild

    Ich finde, dass gerade dieses farbliche Absetzen des Hauptschiffs von der Apsis dem Bild viel Tiefe und dem Haupütmotiv viel Gewicht gibt.

    Die bläuliche Färbung ist ein Vignette, und Ernst beschreibt ziemlich genau, was ich damit bezwecken wollte. Ich gestalte meine Bilder immer nach meinem subjektiven (sic!) Empfinden. In der Kirche selbst blieb mein Blick magisch an dem Altarraum hängen, in dem Spannungsfeld zwischen dem Kreuz und - ja, dem Oberlicht. Die Umgebung habe ich nur ganz am Rande noch wahrgenommen. Diese Fokussierung habe ich versucht, auf das Foto zu übertragen, die Vignettierung ist dafür das technische Mittel.


    Spannende Diskusssion, das. Danke Euch!

  • Die bläuliche Färbung ist ein Vignette, und Ernst beschreibt ziemlich genau, was ich damit bezwecken wollte. Ich gestalte meine Bilder immer nach meinem subjektiven (sic!) Empfinden. In der Kirche selbst blieb mein Blick magisch an dem Altarraum hängen, in dem Spannungsfeld zwischen dem Kreuz und - ja, dem Oberlicht. Die Umgebung habe ich nur ganz am Rande noch wahrgenommen. Diese Fokussierung habe ich versucht, auf das Foto zu übertragen, die Vignettierung ist dafür das technische Mittel.
    Spannende Diskusssion, das. Danke Euch!

    Gut, du hast es so gewollt :twisted:


    Letztendlich war meine Anmerkung aber auch keine Kritik, die Farbabweichung irritierte mich halt. Da du den Vergleich mit dem Original hast, gehe ich mal davon aus, dass du weißt, was du da veranstaltest, wenn du die Farbabweichung ganz bewusst zulässt ;)

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • Ich würde das erste Bild oben so beschneiden, dass das Fenster haarscharf nicht mehr drauf ist. Dann bleibt ein Rest der Überstrahlung mit auf dem Bild, und das ist für mich erforderlich, damit das Bild funktioniert.


    Aber ich bin in dieser Hinsicht immer etwas seltsam. ;).


    VLG
    Stephan