Das Äquivalent zum "Autoskulpturenpark Neandertal" - für Eisenbahnen

  • Ich war gestern seit langer Zeit mal wieder im Eisenbahnmuseum Hermeskeil. Wobei der Begriff "Museum" für das ehemalige Bahnbetriebswerk mittlerweile eher irreführend ist. Mit Ausnahme von in ich glaube sechs Exponaten stehen alle alten Dampfloks (plus ein paar deutsche "Krokodile" und ein ausgemusterter Ausbesserungszug der DB) seit Jahr und Tag ungeschützt im Freien. Was das für Konsequenzen hat, dürfte klar sein. Den Fotoknippser in mir freuts, den Eisenbahnfreund grauts. Aber seht selbst.



    Im Shcuppen das Bld, was man erwartet: Exponate in zwar nicht mehr fahrbereitem, aber guten Zustand. Mangels Weitwinkel - ich war mit dem Fahrrad auf der ehemaligen Bahnstrecke Trier - Hermeskeil unterwegs, die mittlerweile ein Radweg ist und hatte nur meine Fuji X-T2 plus 35mm f2.0 dabei - habe ich mich auf Details konzentriert. Außerdem brennt im Schuppen kein Licht mehr, so dass ich mir das ausdrücklich erlaubte erklimmen der Dampfloks da drin gespart habe.



    ...Aber dann






    Der Patina-Express





    Blick von der Strecke Hermeskeil-Türkismühle in Richtung Bahnbetriebswekr (irgendwo im Wald...)




    Wenn man Google bemüht, lässt sich die Historie einzelner Loks dort nachvollziehen. Die Suche nach "503555" blieb aber erfolglos. Fahren wird sie jedenfalls nimmermehr.


  • Neben Exponaten aus heimischen Gefilden hat es auch Loks aus Rumänien in den Hunsrück verschlagen



    Einige Loks waren mal behelfsmäßig geschützt gewesen, wie man hier sehen Kann. Aber die wenigen Abdeckungen sind allesamt verrottet.




    Hier zwei arme, alte Krokodile.




    Zum Abschluss ein Blick auf das Depot und die angeblich noch funktionsfähige Drehscheibe.


    Ich kann mich dunkel an ein Museumsfest in Hermeskeil erinnern, bei dem in der Tat eine Dampflok im Einsatz war und eine Elektrodraisine ihre Runden drehte. Das ist aber über 20 Jahre her, und spätestens mit der Stillegung der Museumsbahn Hermeskeil - Türkismühle und dem Rückgang der Besucherzahlen ist das Museum in einen Dornröschenschlaf gefallen.


    Wer sich übrigens fragt, die es am Bahnhof, mitten in Hermesekil selbst aussieht - bitte nicht erschrecken:



    Blick vom Bahnhof auf das Stellwerk. Der Zaun ist die Grenze zwischen Bahnhofsareal und Museum



    Auf Gleis 1 steht abfahrbereit: der Schienenbus Trier - Hermeskeil, heute circa 50.000.000.000 Minuten später



    Auch die Bahn AG hat noch was "stehen lassen", der Blick geht von Hermeskeil Richtung Türkismühle



    So sieht der Eingang des Museums vom Bahnhof aus aus. Dessen Vorplatz ist übrigens brandneu und echt schick geworden, startet hier doch auch der sehr schöne Radweg nach Trier. Nur die Gastronoimie, die sitzt nicht mehr im Bahnhof, sonsern circa 100 Meter weiter in einem Neubau. Der Bahnhof scheint Sozialwohnungen zu beherbergen, die Gaststätte steht leer. Will man Hermeskiel übrigens mit dem ÖPNV erreichen, um auf der Bahntrasse zurück zu radeln - kein Problem, es fahren Busse mit Fahrradanhängern...


    Mein Fazit zum Museum: Eisenbahnfans sollten sich das ersparen. Wer aber den Autoskulpturenpark mag, wird hier glücklich werden! Das Gelände ist frei begehbar (Loks erklettern außen ist verboten, und Angesichts des Zustands sollte man das auch tunlichst vermeiden), Stative sind erlaubt und Hunde verboten. Für sehr faire EUR 5,- Eintritt bekommt man als Fotograf viel geboten.

  • Ich hole den Beitrag hier mal nach oben, weil ich heute nochmal in Hermeskeil war. Das Museum ist logischerweise zurzeit geschlossen, aber der Bahnsteig und die alten Gleise erreicht man gefahrlos über einen alten Weg, der mal zu einer Verladerampe geführt hat.

    Der Vorplatz des Bahnhofs wurde -sozusagen als "Visitenkarte" der Stadt - frisch renoviert. Von hier startet der ziemlich beliebte Ruwertal-Radweg (ich freue mich auch schon auf meine erste Radtour im Frühjahr von dort...)


    Der Eingangs erwähnte Schinenebus ist immer noch nicht abgefahren...


    Ein "vergessener" (?) Arbeitswagen der DB, immerhin mit neuem Logo...


    Blick auf den Haupteingang des Museums. Ich war überrascht, dass der Kran-Ausleger (oder Arm oder wie das Dingsbums heißt) überhaupt noch stehen kann...

  • Hier endete einst das Gleis der mittlerweile ebenfalls lange abgerissenen Museumsbahn Trier - Hermeskeil, mittlerweile der Radweg.


    Blick in Richtung des Bahnhofs; immerhin ist der noch keine Ruine, sondern wird glaube ich zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt. Immerhin ein guter Zweck für das alte Gebäude, auch wenn ich den Bewohnern einen schöneren Blick als dieses Eisenbahnfriedhof gönne!

    Links am Bildrand noch ein alter Arbeitszug mit altem DB Logo.



    Das Bild habe ich im heutigen "Ich habe heute ein Bild gemacht" Thread schon mal gezeigt, aber es passt gut in die Serie hier...


    Ich frage mich ja, wann, nicht ob uns unsere Nachfahren für unseren schonungslosen Ressourcen-Verbrauch verfluchen werden.


    Alles kaputt


    Blick auf das Museum. Man erkennt ganz gut, dass hier noch ein paar hundert Meter Gleis liegen.


    Das Ende der Strecke in Richtung Türkismühle. Hinter den Prellböcken wurden vor einigen Monaten Tatsachen geschaffen und alle Gleise rausgerissen. ÖPNV ist doof!


    Noch ein Blick zurück auf einen abgebrannten "Retter der Nebenbahnen".