HoSt erstellt ja gerade einen Urlaubsthread über seine Ägyptenreise (Ägypen - Von Kairo über Luxor nach Assuan (und wieder zurück)). Da ich ja dieses Jahr auch schon dort war und erste Fotos von Gizeh und aus dem ägyptischen Museum gezeigt habe, will ich hier einfach auch noch ergänzen. Ich werde mich bemühen, nicht in einen Wettbewerb um das schönste Foto einzutreten und möglichst nur vereinzelt gleiche Motive einzustellen und ggf. dazuschreiben, was mich dazu veranlasst, doch mal etwas doppelt zu zeigen.
In der Totenstadt bei Kairo, die HoSt schon beschrieben hat (Ausdehnung, bekannte Sehenswürdigkeiten) war ich natürlich auch. Und wie er war ich an der Stufenpyramide des Pharao Djoser (hier mal ein Überblickfoto zur Orientierung, damit ihr wisst, wo ihr das im anderen Thread findet)
Solch ein Pyramidenkomplex war immer von einer Mauer umgeben. Auf dem ummauerten Arreal befand sich oft der Totentempel für den Verstorbenen, Kultstätten und gelegentlich auch weitere kleine Pyramiden für Familienmitglieder des Pharao. Die Mauer ist hier weitestgehend verschwunden, sonst wäre der Ausblick auf die Pyramide von der Seite aus (von der auch HoSt fotografiert hat) verstellt. Übrig geblieben ist der Teil mit dem Zugang durch den Totentempel. Diese Mauer ist einstmals in der gleichen Bauart noch an der Pyramide vorbeigelaufen und hinter ihr dann abgeknickt.
Im Totentempel befinden sich auch die von HoSt gezeigten Säulen, die Papyrusbündeln nachempfunden waren. Ich habe sie auch fotografiert. Da es die ersten Säulen auf meiner Tour waren, war ich von der Höhe beeindruckt (später in Luxor im Tempel von Karnak habe ich gelernt, was hohe Säulen sind). Ich zeige hier mal ein Hochkantfoto, um die Ausmaße zu dokumentieren.
Wie HoSt waren auch wir in dem Steinhaufen, der früher die Pyramide des Pharao Teti war. Sternenhimmel und so habe ich auch alles gesehen. Als Ergänzung zu dem anderen Beitrag zeige ich hier aber nur ein Bild von der Namenskartusche des Pharao.
Die Namen der Pharaonen waren immer von einer "ovalen" Umrandung umgeben, der sogenannten Kartusche. Sie diente dem Schutz des Pharaos. Gewöhnliche Menschen konnten diesen Schutz nicht in Anspruch nehmen. Und auch die Namen von Göttern wurden ohne Kartusche dargestellt, sie hatten einen besonderen Schutz nicht nötig.
Die Kartusche von Teti ist wegen des kurzen Namens schön zu lesen. Das "e" war stimmlos, so wurden nur die Buchstaben "t" und "i" geschrieben. Die Dartstellung des Brotes steht für den Buchstaben "t", die Feder für den Buchstaben "i". Brot, Brot, Feder bedeutet somit Tti oder eben Teti. Das die Kartusche nicht schützt, haben wir später gelernt. All die großen Tempel sind nicht unbedingt in einem Stück entstanden, teilweise bauten mehrere Pharaonen (mit Unterbrechungen) an ihnen und einige wurden Generationen später auch restauriert. Bei solchen Arbeiten wurden teilweise die Kartuschen des ersten Bauherrn ausgeschlagen und durch die des folgenden Pharaos ersetzt. Vielleicht aus Furcht vor solcher "feindlichen Übernahme" (die Kartuschen sollten ja den Göttern zeigen, wer hier für sie gebaut hat) hat ein Pharao (ich glaube es war Ramses III) seine Kartusche ca. 30cm tief in eine Säule einschlagen lassen. Sie herauszuschlagen hätte die Standfestigkeit des Tempels gefährdet
In Sakkara haben wir neben der Stufenpyramide und der Pyramide des Teti auch noch das Grab des Kagemni, des oder eines Wesirs des Pharao Teti besucht. Fotografieren in dem Grab ist verboten. Wer erwischt wird, wird rausgeschmissen und der Verwaltung angezeigt oder er gibt dem Wächter einen fetten Bakschisch (Bestechungsgeld). Man kann natürlich auch einen guten Reiseleiter haben, der den Wächter ablenkt ... Blitz sollte man übrigens nie verwenden, die teilweise noch erhaltenen Farben der Wandbemalung sind extrem lichtempfindlich und verblassen auf Dauer.
Der Hausherr
Diener des Kagemni tragen Opfergaben, um sie den Göttern darzubringen
Die Diener sind übrigens höchstens halb so groß dargestellt wie der Hausherr, damit man erkennen kann, wer hier das Sagen hat. Das nennt man dann wohl flache Hierarchie oder auch Bescheidenheit
Interessant ist, dass die Menschen sehr stark stilisiert sind, sie sind kaum voneinander zu unterscheiden. Die Opfertiere und auch die anderen Gaben unterscheiden sich dagegen sehr, kein Schaf sieht wie das andere aus, jede Ente hat eine andere Haltung. Und auch Krüge und Amphoren sind vielfältig gestaltet.
In dem Grab wurde mir das erste Mal bewusst, dass all das, was auf vielen Fotos wie Wandbemalung aussieht, eigentlich bemalte Flachreliefs sind.
Zum Schluss das eigentliche Grab des Kagemni. Hinter dem (fest verbauten) Sarkophag befindet sich ein besonderes Relief. Es vermittelt den Eindruck von Tiefe, Säulen sind von außen nach innen hintereinander gestaffelt dargestellt. In der Mitte scheint ein Durchgang zu sein.
Diese Darstellung findet sich in sehr vielen Gräbern, es handelt sich um eine sog. Scheintür. Durch sie hindurch findet die Seele des Verstorbenen den Weg in die Welt des Jenseits.