Hallo zusammen,
nun sind doch ein paar Tage mehr ins Land gezogen als gedacht, bis ich hier meine ersten Erfahrungen mit dem neuen Viltrox 50/1.8 mit euch teilen kann.
Der erste Eindruck - insbesondere der Vergleich mit meinem alten Minolta MC 50/1.4 - war überaus positiv: Die Fotos mit dem Viltrox wirken knackig, kontrastreich und relativ scharf, schon bei offener Blende. Zumindest im Zentrum und dem mittleren Bereich.
Dieser Eindruck hat sich auch in der Praxis so bestätigt. Häufiger war das Objektiv bei Ausflügen mit der Familie an der Kamera. Meist mit offener oder fast offener Blende.
Dabei hat mir besonders die Qualität und Treffsicherheit des Autofokus' gefallen: z.B. habe ich meine 5-jährige Tochter auf dem Fahrrad fotografiert, während sie auf mich zufuhr. Selbst bei Blende 1.8 hat das Viltrox (AF-C mit Augen-AF) zuverlässig scharfgestellt. Es kam zu keinem einzigen unscharfen Foto.
Wenn man - wie ich - jahrelang nur mit manuellen alten Minolta-Objektiven fotografiert hat, beeindruckt einen schon, wie spielend leicht es ist, bei solchen Motiven mit offener Blende, permanent scharfgestellte Augen zu erhalten.
In der Praxis genügt die Auflösung / Schärfe bei offener Blende definitiv - auch an den 60MP der 7R4.
Daher kann ich das Objektiv definitiv als offenblendentauglich bezeichnen, wenngleich natürlich ein Schärfezuwachs bei Blende 2,8 und erst recht bei 4.0 zu erkennen ist. Dennoch schlägt das Viltrox auf jeden Fall 50er, wie man sie früher an (D)SLRs von Nikon oder Canon hatte. Den Canon-Joghurtbecher hatte ich jahrelang an der 5D und von offenblendentauglich konnte man da natürlich nicht im entferntesten sprechen.
Nein, das Viltrox ist bei Blende 1.8 überraschend scharf, tatsächlich auch relativ gut in den Ecken.
CAs sind leider gut sichtbar bei offener Blende - da muss man in Lightroom auf jeden Fall nacharbeiten. Damit kann ich aber leben - in den meisten Situationen hat man ja nicht so starke Kontraste im Bild.
Aus Spaß habe ich dann (während einer zweiwöchigen Quarantäne - und damit verbundenen Langeweile) ein Testplakat angefertigt und mehr oder weniger ernsthafte Vergleichsbilder bei allen Blendenstufen sowohl mit dem Viltrox, als auch mit dem guten alten Minolta MC 50 1.4 PG angefertigt.
Die Ergebnisse haben mich dann völlig aus der Bahn geworfen:
Zunächst verliert das Minolta bei offener Blende (1.4) und 2.0 im Bereich des Kontrasts deutlich. Alles wirkt sehr überstrahlt, weich, soft.... usw. Man kennt ja diesen "dreamy look" von vielen älteren lichtstarken Festbrennweiten.
Aber trotzdem.... bei der reinen Auflösung hält das Minolta aber locker mit. In den Randbereichen schlägt es das Viltrox sogar bei Blende 1.4!!!
Wenn ich Bilder des Minoltas in Lightroom mit etwas Klarheit und Struktur verwöhne, zeigt das fünftzig Jahre alte Minolta dem jungen Chinesen, wo der Frosch die Locken hat. OK nicht in den Bildecken - da ist das Viltrox zu gut, aber komischerweise an den Bildrändern und im Zentrum. Da löst der alte 7-Linser tatsächlich höher auf.
OK, dass das Minolta gut ist, wissen viele Insider (es gibt einen deutschen Youtuber, der mit dem Minolta sogar ein Loxia hat schlecht dastehen lassen) - ich hatte es vor einigen Jahren bereits an der 7R MK1 gegen das Canon nFD antreten lassen, welches es völlig gegen die Wand genagelt hat - insbesondere an den Rändern hatte das eigentlich als gut geltende Canon nicht im entferntesten eine Chance.
Aber gegen einen modernen 11-Linser? Ich staune immer noch.
Dennoch werde ich natürlich das Viltrox behalten, denn es ist definitiv ein gutes Glas, der AF ist eine Wucht (zumindest an der 7R4) und in der Praxis schlägt es das alte Minolta einfach, weil ich gerne offenblendig fotografiere und das am liebsten mit Autofokus. Bewegte Objekte bekomme ich bei Blende 2 (meine bevorzugte Blende beim Minolta) einfach nicht schnell genug scharfgestellt.
Für den Preis von knapp 200 Euro kann ich das Viltrox also wirklich empfehlen - einen großen Fehler macht man damit sicher nicht.