Selbst auf meinem schlechtesten bzw. einfachsten Notebookdisplay
hab ich Zeichnung in den Schatten. Farben sind - mit vielleicht etwas geräteeigenem "flair" - so wie auf
den Retinadisplays auch. Etwas flauer, kontrastärmer - halt was die Hardware so kann.
Glaube mir das bitte: ein hochwertiger CG Monitor ziegt Dir sehr viel mehr, als es ein 0815 Standard Display könnte. Es ist ja nicht ganz grundlos so, dass die Agenturen, Fotografen, Bildbearbeiter usw. sich solche Geräte leisten. Ich hätte das damals auch nicht unbedingt geglaubt, als ich mir so einen Monitor angeschafft habe. Ich wollte eigentlich "nur" sicherstellen, daß die Farben endlich mal korrekt dargestellt werden. Aber das alleine ist es nicht, ich würde Dir herzlich gerne mal demonstrieren, wie sehr sich die Bildanzeige im Vergleich zu einem Standarddisplay (sei es nun Monitor/Smartphone/Tablet) unterscheiden kann, aber leider geht das hier nicht.
Ist aber auch eine Art Gewöhnungseffekt. Ich habe bspw. auch meinen Fernseher halbwegs korrekt eingestellt.
Ab und zu gebe ich mir dann den Spaß und schalte mal kurz auf das Default-Setting zurück. Das schmerzt geradezu in den Augen.
Da denke ich mir immer, wie man so nur jeden Abend Filme/Fernsehen schauen kann. Dabei tun genau das ja 99% aller Käufer, Gewöhnung halt...
Absolut, man gewöhnt sich dran und hinterfragt einfach nicht, was man da sieht bzw. ob das, was man da sieht, eigentlich "korrekt" dargestellt wird. Richtig scheint zu sein, was gefällt und woran man sich dann ganz schnell gewöhnt hat.
Wer z.B. viel mit dem Tablet werkelt, der wird bei einem professionellen CG Monitor vermutlich erstmal mächtig enttäuscht sein, weil plötzlich die Bonbonfarben fehlen. Dafür zeigen sich dann auch die kleinsten Tonwertabrisse, Schattenverläufe, "Schlieren" jeglicher Art in Farbflächen und sonstige Fehler in Bilddateien, die von Standardmonitoren erst gar nicht dargestellt oder schlichtweg weggestrahlt werden.
Tja, die Hersteller wollen auch ihre super-farbstarken Displays verkaufen. Wären die Geräte auf natürliche Farbdarstellung eingestellt, würde man bezüglich Farben gar keinen Unterschiede zwischen einem OLED und einem schnöden sRGB LCD sehen. sRGB reicht nämlich für eine natürliche Darstellung der normalerweise vorkommenden Farben aus.
Es ist ja nicht nur der darstellbare Farbraum alleine, um den es geht. Auch im sRGB Farbraum kann man die Sättigung und den Kontrast mehr oder weniger pushen, bei den Tablets/Smartphones dürfte das Hauptproblem darin bestehen, dass es bisher kaum möglich ist, diese vernünftig zu kalibrieren/profilieren, auch ein funktionierendes Farbmanagement fehlt da häufig. Auch sollte man keinesfalls davon ausgehen, dass man mit einem sRGB Monitor auf der sicheren Seite wäre, was die Farben anbelangt. Eher das Gegenteil dürfte der Fall sein. Man stelle einfach mal 10 Geräte verschiedener Hersteller mit sRGB Farbraumumfang nebeneinander und zeige dort dasselbe Bild. Es würde an ein Wunder grenzen, wenn ich auf allen Bildschirmen das gleiche Ergebnis (Farbe/Kontrast) sehen würde. Dann die Geschichte mit der eingestellten Monitorhelligkeit. Viele User sitzen tagsüber am hellen Fenster vor dem Bildschirm und drehen diesen daher auch meist deutlich heller (oder irgendeine Automatik erledigt dies). In einem abgedunkelten Raum, wo die Augen nicht von hellem Umgebungslicht beeinflusst werden, stellt man dann die Bildschirme deutlich dunkler ein. Einen CG Monitor bringt das nicht aus der Ruhe, dieser stellt immer noch zuverlässig alle vorhandenen Tonwertabstufungen dar. Ein 0815 Display dagegen ...
Ich wollte das eigentlich gar nicht so vertiefen, es ist halt schwierig, das Thema zu diskutieren, wenn man die Auswirkungen nicht an deutlichen Bildbeispielen demonstrieren kann. Es bleibt mir ja eigentlich nicht viel anderes übrig, als meine Bilder so gut es eben geht zu bearbeiten und das Ergebnis dann auf einem 0815 Standardmonitor, einem Standard Smartphone und einem Standard Tablet zur Sicherheit zu begutachten. Wenn ich dann sehe, dass die Farben zu sehr "quietschen", dann gehe ich mit der Sättigung weiter runter und nehme den Kontrast etwas raus, bis es einigermaßen vernünftig aussieht. Das bedeutet aber eben auch, dass ich diese Bilder ganz speziell für die Internetpräsentation anpasse, professionell ist das nicht gerade, eher unbefriedigend.
Farbmanagement ist ja quasi das Mittel der Wahl, um all das unter eine Hut zu bekommen, so dass, zumindest theoretisch, unabhängig von Software und Anzeigemedien eine Übereinstimmung bei der Farbdarstellung zu erzielen wäre. Aber dazu muß das jeweilige Gerät (inkl. 0815 sRGB) auch Farbmanagement unterstützen, kalibriert und profiliert werden (inkl. definierter Helligkeit), und es sollten immer korrekte Farbprofile in die Bilddateien eingebunden sein. Solange das aber nicht gewährleistet ist, ist die (zumindest farblich) korrekte Anzeige von Bildmaterial auch weiterhin reines Glücksspiel mit viel zu vielen Variablen und ohne jeden Maßstab für den Anwender.
Das Thema Farbmanagement spielt in den meisten Fotografie Foren, die mir bekannt sind, eher eine Nebenrolle, wenn überhaupt. Wie mag es da erst bei "Otto Normalverbraucher" aussehen ...
Mit liebem Gruß
Frank