Schon die Tatsache, dass "wie auf dem Foto" eine gewöhnliche Redewendung ist (ungefähr 1.820.000 Ergebnisse wenn man danach googelt, vielleicht nur ein Teil davon bezieht sich auf die gekauften Produkte u.ä.) zeigt mir, dass man schon längst die Sachen und Situationen sucht und "schön" findet, die "wie auf dem Foto" aussehen. Und woher weißt man, wie etwas "wie auf dem Foto" aussieht? – Aus dem Einheitsbrei.
Natürlich finde ich das unnatürlich. Die besten Fotos, die ich kenne, entsprechen den Sehgewohnheiten nicht. Ich habe mich schon erwischt, dass meine Fotos schlechter werden, wenn ich versuche, die Wünsche irgendeiner Zielgruppe zu bedienen.
Aber ist es nicht auch eine Form von "Flucht", wenn ich meine Bilder nur dort zeige, wo sie auch die gewünschte (und vielleicht auch berechtigte) Anerkennung finden?
Wenn Du Anerkennung suchst, zeig sie dort, wo Du Anerkennung findest; wenn Du Kritik suchst, dann wieder dort... Und wenn Du Glück hast, kommt auch mal eine konstruktive Kritik (ich meine nicht objektiv, sondern in dem Sinne, dass Du etwas damit anfangen kannst).
Ich persönlich würde mir schon irgendwie wünschen, mit meinen Bildern auch "Sehgewohnheiten" zu beeinflussen. In der Weise, dass der Betrachter genau das bei sich selbst hinterfragt, wenn da etwas ist, das irritierend wirkt. Dialog und neu dazu lernen statt platter Kritik.
Mal abgesehen davon, dass diejenigen, die bereit sind, die eigenen Sehgewohnheiten zu hinterfragen, zu den bedrohten Arten gehören... Ich denke, wenn etwas auf einem Bild von einem "Autorität" (sagen wir, Bresson, Adams, Ray... wähle Dir irgendeinen selbst aus) auf einen Amateurfotografen "irritierend wirkt", fragt er sich vielleicht, wieso und warum. Aber wer ist @Picturehunter und wieso sollte er besser wissen? Um die anderen zu beeinflussen müsstest Du ein Influencer, Meinungsbildner, eben ein Beeinflusser sein, wenigstens in der entsprechenden Gruppe. Bist Du das?