Junge, das ist mal eine schöne pluralistische Sicht auf die Motivation von Fotografen Ich möchte - ohne zu kritisieren noch ein paar Anmerkungen aus meiner Sicht machen:
Zitat von "RitterRunkel"
Das ist eine interessante Frage. Ich denke, an der Antwort eines jeden zu dieser Frage könnte man schon viel ableiten. Das fängt beim Format an (wer in JPEG photographiert, kann BQ mögen, ist aber sicher nicht am Maximum interessiert) und geht über auf die Art und Weise (Stativ oder Freihand, Einzelbild oder Mehrfachbelichtungen zugunsten Dynamik, Rauscharmut, Details).
Ich fotografiere in JPEG und sehr gerne (meist) mit Festbrennweiten - ja, ich bin an guter Bildqualität interessiert und ich würde gerne auch das Maximum erreichen. Maximum ist aber in der Fotografie für mich kein fest definierter Begriff, dazu ist Bildqualität ein zu vielschichtiger Begriff. Mit RAW kann ich z.B. nur eine Ausrichtung des Maximums erreichen, was Schärfe, Dynamik und ähnliches angeht. Da reicht mir bei dem was ich fotografiere das, was meine Cam abliefert. Bei Farben ist RAW keine Alternative, weil ich diese zum Zeitpunkt der Entwicklung nicht mehr zum Vergleich habe. Da ist für mich JPEG bei der Erreichung des Maximums durch den möglichen direkten Vergleich direkt vor Ort überlegen.
Nehme ich zum Beispiel einen Besuch in einem botanischen Garten, in dem ich 100 Blüten ablichte, dann kann ich mir den exakten Farbton jeder Blüte nicht mehr bis zur Bearbeitung zu Hause merken. Maximum (RAW) wäre, jede Blüte pflücken und mit nach Hause nehmen, sie dort unter Normlicht betrachten und am kalibrierten Monitor die Farben einstellen (so wie in der Werbung beim Erstellen von Hochglanzkatalogen). Das Pflücken wird allerdings in Botanischen Gärten nicht so gern gesehen Und spätestens bei einem - auf Farbgebung ausgerichteten - Bauwerk von Hundertwasser wird die Mitnahme recht kompliziert RAW-Aufnahmen sind in solchen Anwendungen wie Malbücher, man hat die Form und malt fröhlich nach Gutdünken aus.
Zitat von "RitterRunkel"
Finde da auch bei mir Grenzen und bin noch etwas weg vom "stetigen Ausschöpfen". Aber bin vermutlich näher als viele andere. Auschließlich RAW, jedes einzeln entwickeln, usw. Wenn ich wirklich mal ein gutes Motiv sehe, dann würde ich da _sehr gern_ den größtmöglichen Aufwand betreiben und ne Landschaft auch dreifach mit nem Zeilenscanner und je R-/G-/B-Filter davor zu nem Komposit formen, in dem jeder Pixel stimmt. Meinetwegen auch jeweils mehrfach um Störungen des Sensor oder der Atmosphäre je Kanal zu eliminieren. Meinetwegen dann noch Panorama ... Sozusagen ein Panorama aus Kompositen von Kompositen. Der Aufwandsbereitschaft sind da nach oben bei mir keine Grenzen gesetzt. Leider fehlt's oft an der Technik, damit es sich umso mehr lohnt und natürlich nur allzu oft an der Motivfindung, um damit loszulegen.
Diese Einstellung habe ich noch von keinem RAW-Fotografen gehört So sich jemand dazu äußert (und ich vermute, Leute die das so wie du sehen, reden nicht dauernd drüber um andere Leute von ihrer Methode zu überzeugen), preist er die Vorteile der unkomplizierten Stapelverarbeitung. Dabei ist z.B. im Wald manchmal schon nach 3 Schritten eine andere Lichtsituation und - zur Erreichung des Maximums - eine andere Bearbeitung notwendig. Das gilt gleichermaßen bei wechselnder Bewölkung oder bei Sonnenschein in der Stadt, wo jede Hausfassade das Licht anders reflektiert. Deine Grundeinstellung finde ich da absolut lobenswert
Zitat von "RitterRunkel"
// Zusatz von Tante Edit:
Ich denke, es hängt nicht nur vom Anspruch an das Ergebnis ab (die einen haben kleinskalige Motive und halten nachher auch noch Betrachtungsabstand, die anderen wollen es real, nah ran und immer mehr Details), sondern auch sehr stark davon, ob man aus praktischen Gründen photographiert (den Moment als Erinnerung festhalten, ein Bild von etwas haben), aus Leidenschaft (gern mit der Technik umgehen, ungezielt und gern Motive suchen), aus Ehrgeiz und Ansporn (besser als andere, sich hervorheben, motivisch als auch qualitativ) oder aus Liebe zur Technik (sowohl die Apparatur, als auch die EBV-Methoden). Oder aus allen diesen Gründen ... und bemitleidenswerte Profis, die massensweise für andere photographieren müssen sogar noch außen vor. Der Aufwand den man betreibt hängt entsprechend vom Grund des Photographierens ab, und bei mir auch stark vom Motiv (lohnt es sich).
Ich fotografiere zur Erinnerung und aus Leidenschaft. Leidenschaft hat aber für mich nichts mit Technik zu tun, meinetwegen könnte man 2/3 aller Funktionen moderner Cams einstampfen. Für mich ist es das Motiv oder besser gesagt mein Blickwinkel auf das Motiv - manchmal so wie alle es sehen (Mainstream ist ja nicht an sich schlecht) und manchmal auch ganz anders.