Beiträge von LightStream

    Technische Sackgasse ist vielleicht der falsche Begriff, ich denke es handelt sich eher um eine psychologische Sackgasse. Verwöhnt von den früher rasanten Fortschritten bei der Sensor- und Kameratechnik gibt es heute Stagnation allerorten. Wenn man aber ein MFT-System hat, kann man der Stagnation kurzzeitig entrinnen, in dem man auf Kleinbild-Format upgradet. Das bringt dann nochmal einen Schub High-ISO, Dynamik und Auflösungsvermögen. Das nötige Kleingeld und Tragevermögen muss man halt mitbringen. Am Ende hüpft man wohl nur von einer Sackgasse in die andere ...

    Man kann sicherlich jedes System bis zu einem bestimmten Punkt ausreizen, aber am Ende werden die Entwicklungskosten das erreichte Ergebnis nicht mehr rechtfertigen. Die Physik läßt sich mit keinem Mittel austricksen, irgendwann ist man eben auf der kleinen Sensorfläche bei µFT fertig. Wer also möglichst kompakt bleiben will ist bei APS-C deutlich besser aufgehoben, da sich hier keine fixe Sensorgröße bisher etabliert hat. Da gibt es noch wesentlich mehr Spielraum nach oben. Man sollte sich hier auch vor Augen halten warum die meisten Kompaktkameras inzwischen aus dem Sortiment zahlreicher Hersteller verschwunden sind. Die Ursachen dafür liegen garantiert nicht bloß bei Konkurrenzprodukten wie Smartphone und dergleichen oder der allgemeinen Marktsättigung bei kleinen Kameras.

    Wenn ich persönlich mich für eine Brennweite entscheiden müsste, und keine andere mitnehmen dürfte, dann wäre das bei mir etwas kürzer als 50 mm, mir gefallen etwa 40 mm sehr gut. Ich empfinde dass der etwas weitere Blickwinkel meinen Sehgewohnheiten noch etwas besser entspricht, als das etwas engere 50 mm. Gerade in etwas beengten Situationen, in denen man auch mal keinen Schritt zurück machen, finde ich 40 mm auch noch flexibler.

    Dagegen ist grundsätzlich nichts zu sagen, Hersteller wie z.B. Olympus bzw. Canon haben bereits in den frühen 1960er Jahren das allgemeine Verbraucherverhalten im Hinblick auf die Praxistauglichkeit einer bestimmten Fixbrennweite studiert und haben sich damals dazu entschlossen zunächst 40 mm als das Maß aller Dinge einzusetzen. Man könnte nun sagen, daß dies noch am ehesten der menschlichen Wahrnehmung und deren Sichtwinkel nahekommt, mehr allerdings nicht. Denn was der Mensch mit uneingeschränktem visuellem Wahrnehmungsvermögen über zwei Augen als dreidimensionale Realität sieht hat nicht das geringste mit der Optik einer SLR zu tun, da hier bloß die zweidimensionale Abbildung aus dem Erfassungsbereich einer einzelnen Optik festgehalten wird. Jeder Vergleich dieser beiden so unterschiedlichen Dimensionen in der optischen Erfassung einer dreidimensionalen Realität ist daher von vornherein zum Scheitern verurteilt!

    Ich würde jedem, der neu anfängt, dazu raten erst einmal mit ein zwei Festbrennweiten zu üben und nicht zu croppen. Dann muss man sich bewegen und denkt mehr über die Gestaltung nach. Gilt vielleicht nicht für jeden, aber viele Anfänger mit Zoom bleiben einfach stehen und stellen sich mit dem Zoom in etwa das best aussehende zur ihrer Position ein. Damit bekommen sie ein ganz gutes Ergebnis, aber nicht immer das Optimum.


    Durch das Suchen der optimalen Position ist man gezwungen sich mehr mit dem Motiv und der Perspektive auseinander zu setzen. Meiner Tochter hatte ich auch direkt erklärt, wie sich die Blende auf die Tiefenschärfe auswirkt. So konnte sie sich von Anfang an überlegen was scharf sein soll.

    Wer sich heute ernsthaft mit Fotografie auseinandersetzt, der sollte auch erst mal die nötigen Grundlagen erwerben und den Umgang mit seinem System lernen, das unterscheidet später auch den "Uraubsknipser" vom Fotografen. Es gibt sicher auch jede Menge Konsumenten, die sich darüber nicht die geringsten Gedanken machen und lieber erst eine billige Bridgekamera erwerben, damit dann im Urlaub oder anderen Reisen auf Teufel komm raus knipsen bis der Verschluß glüht und diese nach spätestens zwei Jahren frustriert in die nächste Tonne knallen oder verkaufen, da sie mit ihren Ergebnissen nie wirklich zufrieden waren.


    Ich teile Deine Meinung uneingeschränkt, allerdings geht es hier nicht um die Frage, ob Fixbrennweite oder Zoomobjektiv, sondern ausschließlich um den Praxiswert der Normalbrennweite bzw. deren Äquivalent, unabhängig von der Größe oder dem Seitenverhältnis im Bildformat. Leider haben wieder einmal einige Diskutanten in diesem Faden diesbezüglich das Thema verfehlt.

    Kannst du erklären was du damit meinst?

    Ja sicher, kann ich, aber wer heute digital fotografiert sollte auch die physikalischen Grenzen eines relativ kleinen Sensors kennen und auf diese wird man irgendwann unweigerlich stoßen. Es gibt genügend Quellen, die sich mit der Zellgröße und -Dichte pro mm² befassen, daher erspare ich mir hier weitere Ausführungen zum technischen Hintergrund. Den Rest erledigt der gnadenlose Wettbewerb am Weltmarkt!

    Vor nicht sehr langer Zeit wurde ich in die ohnehin sinnlose Diskussion um die Normalbrennweite verwickelt. Nicht hier, sondern in einem anderen Forum dessen Existenzberechtigung ich auch aus anderen Gründen in Frage stelle. Hat man sich nach einer längeren Phase des Abwägens nun endlich für ein neues System entschieden, dann ist der vernünftigste Einstieg um dieses kennenzulernen immer noch die Normalbrennweite. Es spielt dabei keine Rolle welche Marke, welches Format oder welches Model dabei zur Wahl steht. Der universelle Charakter dieser Brennweite ist dabei der entscheidende Faktor.


    Wer sich dabei auch noch durch ein über 500 Seiten starkes Handbuch arbeiten muß, der hat für weiterführende Überlegungen zu diversen Bildwinkeln keine Zeit. Aber offenbar gibt es in unserer Gesellschaft immer noch Geister, die das nicht verstanden haben. So haben zwei solcher "Bozos" tatsächlich versucht mich mit fadenscheinigen Argumenten auf diverse andere Brennweiten zu locken, weil sie scheinbar die Ansicht vertraten, daß ein Weitwinkelobjektiv eher dem natürlichen Sichtwinkel des Menschen entspricht. Abgesehen davon, daß dies ohnehin mit der praktischen Anwendung einer Kamera nichts zu tun hat, ist es eine längst ausdiskutierte Kontroverse auf die die meisten von uns gerne verzichten.


    Es gehört leider auch zu der Marketingstrategie einiger Marken, wie z.B. RICOH, die in der Vergangenheit immer wieder gerne mit Suggestivbehauptungen auf den angeblichen menschlichen Sichtwinkel hinweisen, um ihre Fixbrennweiten an den Mann zu bringen. Bei Systemkameras stell sich diese Frage zum Glück gleich gar nicht, hier entscheiden praktische Überlegungen im Hinblick auf das Motiv, was der Fotograf schlussendlich einsetzt. Genauso halte ich auch das immer wieder zu beobachtende Schablonendenken einiger Zeitgenossen für völlig praxisfremd, wie z.B. die angeblich ideale "Porträtbrennweite", als könnte man mit einem Makro-Objektiv keine Porträts machen. Wer also gelernt hat ein Bild zu sehen, der muß sich über die Brennweite kaum mehr Gedanken machen.

    Die Antwort auf die ursprüngliche Fragestellung lautet: Weil die Konsumenten mit nichts mehr zufrieden sind und immer mehr fürs Geld erwarten! Aber µFT ist sowieso eine technische Sackgasse aus der es früher oder später kein Entrinnen mehr gibt und dann der Wechsel auf ein größeres Format als einziger Ausweg übrig bleiben wird, zumindest bei den Systemkameras.