Der Kauf eines neuen Monitors für die Bildbearbeitung wirft immer wieder Fragen auf, von denen ich hier einige versuchen möchte zu beantworten.
In der Displaytechnik hat in den letzten Jahren ein „Machtwechsel“ stattgefunden – vom CRT- oder Röhrenmonitor zum TFT oder Flachbildschirm.
Die weite Verbreitung, große Stückzahlen bei der Fertigung und andere Faktoren haben dazu geführt, dass die Preise für Flachbildschirme in den Keller gerauscht sind. Da ist die Versuchung natürlich groß, ein Schnäppchen zu machen. Wird der Monitor nur fürs Büro, zum Surfen oder zum Spielen verwendet, dann sind diese günstigen Geräte gut nutzbar, für die farbverbindliche Bildbeurteilung und -bearbeitung sollte man hingegen etwas kritischer auswählen.
Grob gesagt gibt es drei Typen von Display Panels – IPS, PVA und TN Panels. Diese unterscheiden sich in erster Linie durch ihre Bildwinkelabhängigkeit (veränderte Farb- und Kontrastdarstellung bei Blickwinkeln > oder < 90°). Etwas problematisch ist dabei die Tatsache, dass diesbezügliche Angaben in den Datenblättern häufig auf einer ISO-Norm beruhen, die für Büroanwendungen – und damit für die Lesbarkeit von Schriften – ausgelegt ist. Für die Kontrast- bzw. Farbdarstellung hat der Wert leider wenig Aussagekraft.
TN-Panels sind zwar günstig, aber ihre Blickwinkelabhängigkeit macht sie für Bildbearbeitungsaufgaben häufig ungeeignet (es gibt einige Ausnahmen). Normalerweise fürs Büro.
IPS-Panel haben – unabhängig von der Marke – die beste Farb- und Kontrastdarstellung bei schrägen Blickwinkeln und werden deshalb vor allem in hochpreisigen Geräten für medizinische Anwendungen, DTP, Druckvorstufe und Bildbearbeitung verbaut. Für Profis.
PVA-Panels werden in hohen Stückzahlen gebaut, da sie in vielen Fernsehgeräten zu finden sind, zeichnen sich durch eine homogene Farb- und Kontrastdarstellung aus, reagieren aber häufig etwas empfindlicher auf abweichende Blickwinkel, als IPS Panels. Für die Heimanwendung und weniger kritische professionelle Anwendungen sind diese Panels gut geeignet.
Bliebe noch festzustellen, dass alle Flachbildschirme (auch die teueren) wesentlich blickwinkelabhängiger sind, als ein guter alter CRT-Monitor. Eine Abweichung von 30° zur optimalen Blickachse kann bei einem TN-Panel eine Veränderung der Kontrastdarstellung um bis zu 70% bewirken, bei einem PVA-Panel um bis zu 35% und bei einem IPS-Panel um bis zu 25% (im Vergleich dazu: CRT: 1-2%).
In der Praxis heißt das, dass man speziell bei größeren Bildschirmen einen möglichst großen Abstand zur Bildschirmoberfläche einhalten sollte, um den Blickwinkelabfall zu den Rändern hin möglichst klein zu halten und so eine möglichst gleichmäßige Darstellung über die gesamte Gerätefläche zu gewährleisten. Dass das Gerät möglichst optimal auf die daran arbeitende Person ausgerichtet sein sollte, versteht sich von selbst.
Für eine konstante Darstellung empfiehlt es sich außerdem, den Monitor an einem Platz aufzustellen, an dem möglichst konstante Lichtverhältnisse herrschen, im Idealfall ist dies ein Raum ohne Tageslicht (aber was ist schon ideal... ).
Hilfreich kann auch eine Blendschutzmaske sein, die den direkten Lichteinfall auf die Bildschirmoberfläche vermindert oder verhindert.
Noch ein Wort zur Oberfläche des Bildschirms: In letzter Zeit tauchen immer häufiger Geräte mit hochglänzenden Displayoberflächen im Handel auf (auch Apple bietet das neue Macbook Pro nur noch mit glänzendem Bildschirm an), das sieht zwar schick und brilliant aus, für die Arbeit an Fotos halte ich sie aber wegen der harten Reflexe für äußerst suboptimal.
Farbraumdarstellung
Eine wichtige Frage beim Kauf des Monitors sollte sein „kann das Gerät alle Farben des Farbraums darstellen, in dem ich arbeite?“
Für die meisten Amateure wird dies der etwas kleinere sRGB Farbraum sein. Für Profis und diejenigen, die häufiger hochwertige Ausbelichtungen oder in CMYK gedruckte Bilder benötigen, der größere Adobe-RGB oder ECI-RGB Farbraum.
Was geschieht, wenn ein Monitor nicht alle Farben des Arbeitsfarbraums darstellen kann? Möglicherweise enthalten die Bilddaten Bereiche, in denen Farbunterschiede nicht oder unzureichend dargestellt werden, Farbabweichungen oder ähnliches, die bei der Bildbearbeitung am eigenen Gerät „übersehen“ werden, aber auf anderen Ausgabegeräten (andere Monitore, Beamer etc.) oder bei der Ausbelichtung auf Fotopapier unangenehm in Erscheinung treten. Der Monitor sollte also den Farbraum, in dem man standardmäßig arbeitet, nach Möglichkeit annähernd zu 100% darstellen können.
Wichtig in diesem Zusammenhang: Ein "Wide Gamut Display" - also ein Monitor mit sehr großem Farbraum - ist nicht automatisch besser, als ein Display mit kleinerem Farbraum. Ein Wide Gamut Display sollte grundsätzlich mit lückenlosem Farbmanagement und kalibriert betrieben werden, damit es seine Vorteile ausspielt. Für Anwender, die ausschließlich in sRGB arbeiten, kann es unter Umständen sogar besser sein, mit einem Monitor zu arbeiten, der einen kleineren Farbraum hat.
Kalibrierung
Damit alle Farben im Bild vom Monitor korrekt dargestellt werden, sollte er kalibriert sein. Es gibt hierzu von verschiedenen Herstellern Kalibrierungstools, die mit Hilfe eines Messgeräts und der dazugehörigen Software die Farben so einstellen, dass die Darstellung stimmt.
Hierbei wäre zu unterscheiden, ob das Display hardwarekalibrierbar ist – dabei werden die Einstellungen im Monitor selbst vorgenommen, für die Darstellung bleibt die gesamte theoretische Farbtiefe von insgesamt ca.16,7 Mio. Farben erhalten – oder ob es nur softwarekalibrierbar ist. Im letzteren Fall müssen die Einstellungen auf der Grafikkarte emuliert werden. Der korrekte Kontrast und die Neutralität der Grautondarstellung wird so zwar auch erreicht, aber es gehen dabei Tonwertzwischenstufen verloren, die Farbtiefe wird geringer und es entstehen Lücken. Gehen pro Kanal nur 30 der 256 möglichen Stufen verloren, reduziert sich die Menge der insgesamt darstellbaren Farben um etwa ein Drittel. Besser also Hardwarekalibrierung.
Hersteller
Nur eine Handvoll Hersteller hat sich auf die kleine Zielgruppe der Bildbearbeiter spezialisiert und bietet entsprechend ausgestattete Geräte in verschiedenen Preisklassen an, hier eine Liste ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit:
http://www.eizo.de/
http://www.quato.de/german/news.php
http://www.lacie.com/de/products/family.htm?id=10010
http://www.nec-display-solutions.de/
Aber auch andere wzB. Samsung und HP haben in ihren Portfolios passende Produkte für Heimanwender.
Meine Empfehlung für eine umfangreiche Website mit vielen Tests, Erfahrungsberichten und einer sehr übersichtlichen Kaufberatung:
Hier noch einige Ergänzungen von Flash:
Zitat von "Flash"Alles anzeigen
Ein paar Punkte möchte ich noch hinzufügen:
# Flachbildschirme sind deutlich energieeffizienter als Röhren (Beispiel: Meine alte 17" Röhre von Siemens hatte einen Verbrauch von 110 Watt, aktuelle 22" TFTs mit TN-Panels liegen bei nur 40-50 Watt, die PVA und IPS Panels dieser Größe grob gesagt bei 50-70 Watt - je nach Helligkeit).
# Die zuverlässig angegebenen phantastischen Kontrastwerte bei Monitoren mit TN-Panels (30000:1 etc.) werden nur durch Abschalten der Hintergrundbeleuchtung erreicht, sagen also sogut wie nichts aus.
Relevant ist der reelle Kontrast - hier liegen diese Monitore mit TN-Panel selten über 800:1, was sich im schlechten Schwarzwert zeigt (Schwarz ist sehr hell, nicht echt schwarz).
Besonders gut sind hier Monitore mit PVA-Panel, bei denen auch günstigere Modelle wie der Eizo S2231 von Claudia und mir schon Werte um 1500:1 erreichen.
# Ähnlicher Blödsinn wie dynamische Kontrastangaben sind die üblichen Blickwinkelangaben (z.b. 176° bei TN-Panels), denen oft ein noch erkennbarer Konztrast von 5:1 oder 10:1 zugrunde liegt - soll heißen: bei diesen Werten kann man höchstens noch Schrift lesen, vllt. sehr deutliche Farben erkennen. Eine praktische Verwendung für diesen Wert fällt mir nicht ein....
# TN-Monitore kranken auch an sehr inhomogener Ausleuchtung, besonders an den Bilrändern oben und unten (bei Laptops teils nur unten) ist das Bild hier deutlich heller als in der Bildmitte.
# Die Anpassungsmöglichkeiten bei der Bildhelligkeit ist auch noch ein wichtiger Punkt auf den man achten sollte, manche Monitore liegen auch auf niedrigster Stufe noch über dem sRGB-Standard von 140 Candela - sie können also nicht dunkel genug eingestellt werden.
# Wer seinen Monitor kalibrieren will, sollte auch darauf achte, mit wieviel Bit der Monitor intern rechnet.
Bei einem Monitor mit 8-Bit LUT (Lookuptable) kommt es bei jeder Änderung der Einstellungen (außer Helligkeit) zu Tonwertabrissen im Bild (Sprüngen in homogenen Verläufen). Hierfür sollte min. 10Bit-Lut verfügbar sein (das wäre dann die 4-fache interne Rechengenauigkeit).