Entlang der Strecke

  • Wie versprochen, hier ein paar Impressionen von einer, oder besser gesagt zwei nicht mehr ganz so stark frequentierten Eisenbahnlinien... Die Aufnahmen habe ich vort ein paar Tagen kurz vor dem ehemaligen Bahnhof in Trier-Ruwer gemacht, wo bis in die 70er Jahre die Moseltalbahn und bis in die 90er Jahre die Ruwertalbahn (zuletzt als Museumsbahn nach Hermeskeil im Hunsrück) betrieben wurden.


    Die Moseltalbahn, wegen des Wein-Ausschanks in den Zügen auch bekannt als "Saufbähnchen", fuhr entlang der Mosel von Trier nach Bullay. Die Trasse ist heute praktisch unsichtbar, nur noch das Teilstück bei Ruwer und einige Gleisreste in der Nähe des Trierer Hauptbahnhofs sind gut erkennbar.


    Die Ruwertalbahn ist heute zum größten Teil ein sehr schön angelegter Radweg. Eisenbahnfreunde finden entlang des Wegs immer mal wieder Signale, Gleisreste bei alten Güterschuppen, Wegsteine und am Ende des Wegs in Hermeskeil ein Eisenbahnmuseum, das allerdings nicht ganz so beliebt ist ("eher Schrottplatz als Museum", so der Tenor im Netz - ich war seit Jahren nicht mehr da, daher enthalte ich mich mal der Stimme).


    Genug der Vorrede, hier ein paar Eindrücke von den Bahnhofsanlagen in Ruwer, die über immerhin 5 Gleise verfügten:


    Die ehemalige Strecke Richtung Ruwer - immerhin hatte der Bahnhof fünf parallele Gleisanlagen;


    Reste des alten Systems, mit dem SIgnale und Weichen gestellt wurden (noch heute an Nebenbahnen zu finden);


    Die Natur holt sich die Strecke zurück;




    ...man könnte auch sagen, sie "krallt" sie sich;





    Soviel zu den Impressionen aus Ruwer - ich bin übrigens nicht bis zum alten Bahnhof vorgedrungen, da das Gestrüpp mittlerweile viel zu dicht ist. Vor einigen Jahren ging das noch, aber die Fotos von damals finde ich nicht mehr... falls es jemanden interessiert, hier und hiergibt es zwei Videos von der Moseltalbahn.


    Mann, DAS wäre ne Touristenattraktion, aber in den 70ern hat man lieber Parkplätze (z.B. in Bernkastel) gebaut... :(

  • Das Thema "Saufbähnchen" hat mich schon geraume Zeit interessiert, und nicht zuletzt wegen des Threads hier bin ich am Samstag einfach mal Richtung Mosel gezogen - wenn ich "Pünderich" sage, denkt wahrscheinlich mancher an das Hangviadukt, gell?


    Gut zu erkennen ist der Triebwagen. Der verkehrt im Stundentakt als "Moselweinbahn" zwischen Bullay und Traben Trarbach. Die Strecke ist ein Relikt aus längst vergangener Zeit; da dort kein Straßenbau an der Mosel möglich ist, ist die Bahn wesentlich schneller als jeder PKW. Das dürfte der Grund sein, warum sie als einzige Stichbahn an der Mosel noch heute existiert und als Zubringer Passagiere nach Bullay bringt, von wo aus man Richtung Koblenz zur "richtigen" Bahn fahren kann (auf der Moselstrecke Koblenz - Trier - Saarbrücken/ Luxemburg fährt kein IC mehr, der ICE Verkehr wurde schon vor Jahren eingestellt).


    Jedenfalls bin ich vor der Fahrt mit der Moselweinbahn noch in Pünderich gewesen. Da habe ich bemerkt, dass das "Saufbähnchen" alles andere als vergessen ist... hier der alte Bahnhof:




    So sahen die Bahnhöfe im letzten Streckenabschnitt vor Bullay alle aus. Ziemlich großzügig angelegt, mit zwei Stockwerken und Fachwerk. Übrigens war die Moseltalbahn seinerzeit die teuerste Nebenbahn des Deutschen Reiches... heutzutage ist der Bahnhof übrigens zu kaufen, leider müsste man aber noch mehr Geld in die Hand nehmen und diesen :ugly: Garagen-Anbau platt machen.


    Die Straße, die mitten durch den Ort führt, hat seit Ende der Bahn den Namen "Bahnhofstraße". Vorher hieß sie nicht so, da das keine Straße sondern das Gleisbett war... hier fuhr die Bahn jedenfalls, von links kommend, an zwei herrschaftlichen Winzerhäusern vorbei, die in dieser Form sehr häufig an der Mosel zu finden sind. Danach ging es gleich zweimal (!) über die Hauptstraße, d.h. die Bahn dürfte für so manchen Unfall verantwortlich gewesen sein;



    Ausschnitt aus dem oberen Bild; zu sehen ist die linke Ecke des rechten Hauses mit dem Straßennamen;



    Soviel zum Thema Pünderich - die Aufnahmen von Fachwerkhäusern, Marienburg & Fähre spare ich mir an der Stelle, da das am Thema vorbei wäre (auch wenn es früher per Fähre zum Haltepunkt Bullay der Moselweinbahn ging, bevor die Moseltalbahn kam und der Haltepunkt auf der anderen Moselseite obsolet wurde...). Wer aber Wein, Fachwerk & Wandern mag, sollte m.E. eher hierhin oder in einen der Nachbarorte zum Urlaub machen kommen! Es donnern nämlich NICHT alle 10 Minuten Güterzüge durchs Tal, so wie am Rhein ;)

  • Zu den Bildern muss ich noch anmerken, dass das Licht wirklich zu heftig war - deswegen bitte ich die nicht ganz optimale Qualität zu entschuldigen. An meiner Kamera (Fuji X-T1) liegt es bestimmt nicht...


    Zurück zum Thema "Moselweinbahn". Ich kam pünktlich eine Minute nach Abfahrt des Zuges am Bahnsteig an ( :ugly::ugly::ugly: ). So blieb mir eine Stunde Zeit, Bullay zu erkunden. Also erst mal zur Doppelstockbrücke, übrigens der ersten ihrer Art in Deutschland und unter Willemeins als Teil der "Kanonenbahn" errichtet. Der Name zeigt die Bedeutung der Strecke: mit Hilfe der Bahn kam man innerhalb eines Tages von Berlin an die Grenze zu Frankreich, d.h. sie hatte eine gewaltige militärische Bedeutung und wurde entsprechend subventioniert (bis zum Bau der ICE Strecken in den 1990ern war der Kaiser Wilhelm Tunnel bei Cochem der längste Eisenbahntunnel Deutschlands!).








    Das letzte Bild zeigt den alten Bahnhof der Moseltalbahn. Gut erkennbar ist, dass die Bahn deutlich niedriger lag als die Hauptbahn -> jedes Frühjahr gab es massive Überflutungen durch das Hochwasser an der Mosel. Einer der vielen Gründe für das Ende der Bahn.


    Nach dem kurzen Ausflug über die Mosel bin ich zum alten Bahnhof gelangt und habe ihn -leider bei brutalem Gegenlicht- fotografiert;




    Im ganzen Ort habe ich -neben einigen unfotogenen Gleisen auf dem heutigen Raiffeisen Gelände- nur ein Gleisstück entdeckt. Das war lt. Hinweistafel das ehemalige Übergabegleis Moseltalbahn - Hauptbahn. Über den Weg fuhren z.B. "Kraft durch Freude" Naziurlaubszüge an der Mosel entlang nach Bernkastel, bevor einige Zeit später andere Züge Richtung Osten fuhren (ob über die Moseltalbahnstrecke auch Juden deportiert wurden, weiß ich nicht, aber höchstwahrscheinlich ja. In Osann Monzel gab es noch in den 30ern eine sehr rege und aktive jüdische Gemeinde... in jedem Fall wurde nach dem Ausfall der Hauptbahn die "Festung Trier" über die Moseltalbahn mit Waffen versorgt, auch lief über die Mosel das Material für die Ardennenoffensive).




    Nach dem Exkurs ging es in Richtung Bahnhof. Bullay (DB) ist übrigens ein "Umweltbahnhof", was immer das heißen mag. Jedenfalls ist er nicht so versifft wie 90% der Haltepunkte an der Mosel & in der Eifel. Das "DB" rührt übrigens daher, dass es früher mal zwei Bahnhöfe gab. Die meisten Haltepunkte an der Mosel zwischen Bullay & Trier tragen daher diesen Zusatz.


  • Zum letzten Teil - die Beschränkung auf 10 Bilder pro Beitrag wird hoffentlich bald abgeschafft :)


    Wie erwähnt fuhr ich von Bullay nach Traben Trarbach, und zwar hiermit (im Vordergrund nochmal das alte Moseltalbahn Gelände):



    Die Fahrt mit der Moselweinbahn dürfte ziemlich genau dem Fahrgefühl der Moseltalbahn entsprechen; es geht immer an der Mosel entlang, recht gemütlich und durch ein paar kleine Orte... nur der Weinausschank ist Geschichte, und die Fahrt dauert keine dreieinhalb Stunden, sondern ca. 15 Minuten (trotzdem schafft es die Bahn auch hier, 5 Minuten Verspätung einzubauen - und das bei einem reinen Stundentakt. RESPEKT :ugly::cheers: ).




    Die Gleise in Traben Trarbach enden ungefähr auf Höhe des alten Güterbahnhofs - da steht jetzt ein Edeka (rechts im Bild);



    Vor dem wunderschön restauriertem Bahnhof ist jetzt ein Parkplatz, und im Bahnhof selbst residiert der Bürgermeister;



    Von der Straße aus sieht der Bahnhof dann so aus;







    Vom Haltepunkt der Moseltalbahn auf der anderen Moselseite kann ich übrigens leider keine Bilder zeigen... da führt heute die B53 lang :( Ist aber auch sehr schön mit dem Auto zu fahren ;)


    Traben Trarbach ist übrigens DAS Zentrum des Jugendstils an der Mosel. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Stadt- nicht zuletzt Dank der Eisenbahn-Verbindungen- total "in" bei Adel und Großbürgertum. Der Bahnhof zeigt das recht deutlich, wie ich finde. Neben Reichenhall und einigen Straßenzügen in Berlin war die Stadt übrigens die erste Gemeinde mit elektrischer Straßenbeleuchtung in Deutschland! Ich könnte noch einige Impressionen hier zeigen, aber da das nichts mit Eisenbahnen zu tun hat, lasse ich das bleiben.


    Beim Warten auf den Zug zurück nach Bullay konnte ich dann noch festellen, dass Verbotsschilder für Menschen keine Relevanz für Katzen besitzen...



    In den nächsten Tagen (vermutlich am WE) werde ich nochmal in die Ecke fahren und von Reil aus einem Stück des "Kanonenbahn" Wanderwegs folgen. Eindrücke folgen :)

  • So Johannes hab das mal wie gewünscht verschoben.


    Hier kannst Du selber Aufräumen.
    Wenn Du noch Wünsche hast melde Dich bitte.

  • Danke Dir, Otto! Jetzt muss sich niemand mehr durch meine Beiträge in anderen Threads gestört fühlen :mrgreen:


    Demnächst stelle ich hier eine kleine Reihe zur Moselweinbahn und einer Wanderung nach Bullay ein :smile:


    Wobei ich den Thread hier explizit nicht nur meinen Beiträgen vorbehalten will. Ich fände es klasse, wenn andere Leute hier auch Impressionen von aktuellen oder stillgelegten Strecken einstellen würden!

  • Ich reaktiviere den Beitrag hier mal, evtl. haben ja auch mal andere Leute Bilder von Eisenbahnstrecken zu zeigen (die oben erwähnten Bilder von meiner Wanderung finden sich übrigens in einem anderen Thread) - ich mache derweil weiter mit Bildern vom Eisenbahnmuseum in Koblenz, das ja auch "Entlang der Strecke" liegt. Die Bilder sind übrigens vom 23. April 2015 und im Zuge meiner Jahresfotobuch-Erstellung nun endlich fertig bearbeitet :ugly:





    Der Haupteingang - diese scheußlichen Fahrplan-Ständer sind mittlerweile glaube ich bundesweit Geschichte?



    Der Museumseigene Bahnsteig mitsamt Exponat



    Es gibt keine Zäune - wer mag, geht ein paar Meter...




    ...und steht dann mitten auf der ICE Strecke Köln - Koblenz!



    Vorne Museum, hinten Alltag



    Ein paar Meter weiter herrscht dann wieder Nostalgie auf Schienen



    Das Museum steht auf einem alten DB Werksgelände, wie man hier sehen kann


    In der Eingangshalle stehen zwei Dampflokbespannte Züge plus weitere Lokomotiven, und es gibt viele Details zu fotografieren (ISO 3200 war trotz Bomebnwetter Pflicht):




    Zu guter Letzt noch etwas in s/w:


  • Ich reanimiere mal den Thread hier; evtl. interessiert der folgende Beitrag ja manche, die auf Motivsuche in der Bodensee-Region sind.


    Das letzte lange Wochenende Ende Juni war ich in der besagten Region unterwegs. Neben diversen Stationen, die ich schon aus einem UT vor ewig langer Zeit kannte (der Hohentwiel steht noch ) war ich auch auf der Museumseisenbahn Wutachtalbahn, die zwischen Zollhaus-Blumberg und Weizen unterwegs. Im Volksmund wird die Bahn wegen des obskuren Streckenverlaufs inklusive 180° Kehrtunnel (!) auch "Sauschwänzlebahn" oder -typisch schwäbisch - "Kanonenbähnle" genannt. Nicht zu verwechseln mit der "Kanonenbahn" an der Mosel, auch wenn beide Bahnen vorrangig militärische Zwecke bedienten und den pösen, pösen Erbfeind Frankreich unter Willemeins & Willemzwo bekämpfen helfen sollten. Im Gegensatz zur Bahn an der Mosel, die immerhin die Hauptstrecke von Koblenz bis Metz darstellt, war die Wutachtalbahn immer eine Nebenbahn, die für den Personen- und Gütertransport viel zu teuer und damit wirtschaftlich unnötig war.


    Genug getextet, hier die Impressionen von der Fahrt mit dem Zügle. Noch eine Anmerkung: die Bilder von der Strecke sind aus dem fahrenden Zug heraus entstanden!



    Rangierverkehr in Zollhaus-Blumberg




    Blick auf eines der Viadukte bei Fützen



    Das Viadukt wenig später (oder früher, je nach Fahrtrichtung...)



    Kurz vor dem Viadukt



    Auf dem Viadukt; rechts unterhalb und weiter hinten sind weitere Teile der Strecke zu sehen. Man beachte den Höhenunterschied.


    Das war der spektakuläre Teil; wer mag kann auch nur bis Fützen fahren und hat dann (fast) alles gesehen, was man aus dem fahrenden Zug heraus sehen kann. Da das Rollmaterial so aussieht, als ob es noch zu meiner Schulzeit in der Eifel im Einsatz war (und seitdem auch nicht restauriert wurde), kann das durchaus eine Alternative zum kompletten Programm sein. Der Fairness halber muss ich aber erwähnen, dass extrem viel los war und ich mir vorstellen kann, dass die Bahn schönere Wagen hat - nur eben nicht genug, um mit den Besuchermassen an Christi Himmelfahrt klar zu kommen. Star ist und bleibt aber sicherlich die Srecke bei dieser Bahn!


    Weiter gehts jedenfalls mit dem "Standard Museumsbahn Bildmaterial" :mrgreen:



    Rangierereien in Weizen



    Im Zügle (davon habe ich wieder viel zu viele Bilder gemacht...)



    Eines der Bahnhofsgebäudele entlang dem Streckele, gelle.



    Diese Türen kennen sicherlich noch viele Bahnfahrer aus den 80ern (ist übrigens nur online damit damit ich die 10 Bilder vollkriege :mrgreen: )


    Wer selbst mal mitfahren mag: unbedingt hinten sitzen, dann ist man (seltsamerweise) selbst an Christi Himmelfahrt bei 35° im Schatten fast alleine im Wagon und kann in Ruhe von links nach rechts hetzen, um die Zahl der verwackelten Bilder zu minimieren. Falls der Wagen doch voll ist, sollte man in Fahrtrichtung rechts sitzen.


    Falls ich nochmal in die Gegend komme, werde ich sicherlich den Wanderweg nehmen und nur die Rückfahrt mit dem Zug bestreiten. Das gibt sicherlich die besseren Bilder, kostet aber auch viel mehr Zeit.