Notebook für Bildbearbeitung: Mal eine Lanze für Schenker brechen...

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    das hier ist mal ein Thema, das sich eher an die Technik-Nerds richtet, sollte sich doch mal ein Vertreter dieser im DFT selten gewordenen Spezies hierher verirren... :mrgreen:

    (Der Rest braucht nicht unbedingt weiterzulesen, nur schon mal so als Vorwarnung... :duck:)


    Also: Es geht um die Wahl eines Bildbearbeitungs-tauglichen Notebooks. Ich habe lange alle möglichen Tests und Erfahrungsberichte hoch und runter gelesen. Und jeder, der schon vor einer ähnlichen Entscheidung stand, dürfte das Dilemma kennen: Das Problem ist immer das Display. Zwar ist die IPS-Technik mittlerweile Standard, dennoch werden noch immer größtenteils 6-Bit-Displays verbaut, die nur ca. 50-60% des sRGB-Farbraums abdecken. Selbst im Preisbereich bis ca. 1500,- ist das leider der Fall. Gute Prozessoren, ausreichend RAM, eine flotte SSD, usw. sind in der Preisklasse dann gar nicht mehr das Problem, aber die Auswahl an Notebooks mit guten Displays ist tatsächlich überraschend winzig!

    (Im Detail meine ich damit Displays mit einer größtmöglichen Abdeckung des sRGB-Farbraums. Aber auch eine gleichmäßige Ausleuchtung und auch sonst gute Kontrast-/Helligkeitswerte. Idealerweise dann noch in matter Ausführung, aber spätestens dann wird es fast schon utopisch...)


    Natürlich: Es gibt durchaus ein paar Lichtblicke: Die Asus ZenBooks, HP Spectre usw. kann man hier positiv hervorheben. Aber: Hat man, wie in meinem Fall, dann auch noch ein paar weitere Anforderungen an sein Wunsch-Notebook, wie z. B. gute Wartungsmöglichkeiten (SSD, RAM und Akku sollten meiner Meinung nach austauschbar sein, wenn man das Gerät einige Jahre nutzen möchte) oder einen zweiten Festplatten-Schacht (was ich als internes Datengrab weiterhin vorziehe), dann ist endgültig Schicht im Schacht. Bzw. man landet dann zwangsläufig in der High-End Business-Klasse à la Dell Precision, Lenovo ThinkPad, usw. und in Preisbereichen weit jenseits der 2k-Euro-Marke.



    Nun bin ich nach einigen Recherchen auf die kleine Leipziger Firma Schenker gestoßen. Und da diese Marke im Allgemeinen irgendwie ein wenig unter dem Radar läuft, bzw. bestenfalls noch im Gaming-Bereich bekannt ist, würde ich hier gerne mal meine Erfahrungen schildern und teilen:


    Die Schenker-Notebooks basieren auf den Clevo-Barebones, die auch unter diversen anderen Markennamen vertrieben werden. Was Service und Modell-Vielfalt angeht, sticht Schenker da aber schon deutlich und positiv heraus. Die Schenker-Notebooks zeichnen sich grob zusammengefasst durch gute Wartbarkeit, einem hohen Freiheitsgrad bei der Konfiguration und einer schon sehr ordentlichen Grundausstattung aus. Natürlich mit unterschiedlichen Schwerpunkten je nach Modellreihe.


    Da Gaming für mich keine Rolle spielt, ist mein Interesse von den Key-Modellen relativ schnell auf die Slim-Modelle übergegangen und da im speziellen auf das Slim 14. Hier gibt es einen ausführlichen Test:

    https://www.notebookcheck.com/…D620-Laptop.333192.0.html


    Zunächst ein paar Details zur Grundausstattung: Mit 999,- Euro geht es los und da ist dann ein i5, 8GB RAM, eine 256GB Samsung EVO SSD und eben das sehr gute Display dabei, welches 98% des sRGB-Farbraums abdeckt (siehe Test). Außerdem ist die Anschluss-Vielfalt hervorzuheben inkl. bspw. einer vollwertigen Thunderbolt-3-Schnittstelle (Alpine-Ridge) und so kleine, aber für mich wichtige Details wie eine Webcam, die noch oben am Display-Rand sitzt (Ich nutze in meinem Umfeld aufgrund der aktuellen Situation sehr oft Video-Konferenzen und finde diese Nasenloch-Schau total peinlich, wenn aus Design-Gründen die Webcam an den unteren Bildschirmrand wandert...)


    Im Konfigurator beginnt nun aber der eigentliche "Spaß":

    Während man bei anderen Herstellern, wenn überhaupt, i. d. R. nur über diverse Verrenkungen oder das Studium von Testberichten herausfindet, welche Komponenten konkret im Innenleben verbaut sind, ist das bei Schenker von Anfang an transparent und in einem Grad konfigurierbar, den ich wie gesagt sonst nur von den ganz teuren Business-Linien bei Dell/HP/Lenovo gekannt habe. Aber selbst in diesen Klassen wird oft noch ein Geheimnis daraus gemacht, welche SSD oder welcher RAM konkret verbaut wird, bzw. mitunter sogar, ob der RAM im Dual-Channel läuft oder nur ein einziger großer Riegel verbaut ist, usw.


    Bei Schenker sucht man sich hingegen tatsächlich genau das heraus, was man haben möchte. Beispiel Festplatten: Ich persönlich bin z. B. ein Fan der Samsung EVO Plus - Reihe, sie macht die teurere PRO als M.2 NVMe-Speicher fast schon überflüssig und das zu einem sehr fairen Preis. Daher freut es mich riesig, wenn ich genau diese im Konfigurator in beliebiger Größenordnung rein konfigurieren kann. Wer dennoch eine Samsung PRO haben will, hat die Option trotzdem. Wer auf Crucial, Kingston oder WD schwört, wird ebenfalls glücklich. Und trotz des von mir gewählten 14"-Modells ist sogar noch Platz für eine zweite 2,5"-Festplatte und man hat auch hier wieder die freie Wahl zwischen diversen Marken/Typen/Größen, einfach großartig! Ich war bspw. froh, als "Datengrab" eine WD-Platte wählen zu können, da ich gegenüber Seagate einfach gewisse Vorbehalte habe. (Ob das noch berechtigt ist oder nicht, kann man natürlich diskutieren, aber wenn ich die Wahl habe, nehme ich halt einfach lieber WD...)


    Entgegen den teils irrwitzigen Aufpreisen bei Speicher/RAM-Upgrades vieler anderer Hersteller, sind die Preise für die einzelnen Komponenten bei Schenker zudem fair kalkuliert und liegen nur unwesentlich über dem, was man als normaler Kunde auch im Online-Handel bezahlen müsste. Manuelles Aufrüsten ist daher i. d. R. nicht notwendig, zumindest anfangs nicht. Meine Konfiguration sah dann so aus:

    - Intel i7 - Prozessor ("Ice Lake")

    - 32GB RAM (2x16GB Corsair Vengeance)

    - 500 GB M.2 Samsung 970 EVO Plus NVMe

    - 2 TB 2.5" Western Digital Blue


    Diese Konfig hat mich dann inkl. vorinstalliertem Win10Pro (und nach Einlösen des 50,- Euro Newsletter-Gutscheins) deutlich unter 1500,- Euro gekostet und das ist für die gebotene Leistung wirklich sehr preiswert, wie ich finde. Nach den vielen Vergleichen/Testberichten, die ich mittlerweile intus habe, erlaube ich mir einfach mal dieses subjektive Urteil. Die Kombination aus der Performance der oben genannten Komponenten, der Anschluss-Vielfalt, dem Alu-Chassis und dem sehr guten Display bekommt man zu dem Preis momentan tatsächlich nirgendwo sonst.



    Nun ist das Slim 14 bei mir bereits seit mehreren Monaten im Einsatz und im Wesentlichen hält es auch, was die Daten und Tests versprochen haben. Auf die Leistung der einzelnen Komponenten einzugehen ist ja irgendwie überflüssig. Leistung ist einfach jederzeit und im Überfluss vorhanden, abgesehen natürlich von sehr GPU-lastigen Anwendungen. Das Kühlkonzept überzeugt ebenfalls, im normalen Betrieb bleibt das Notebook sehr leise, der Lüfter wird nur unter Last hörbar und ist auch dann nicht aufdringlich laut. Das Display war im Werkszustand etwas blaustichig, aber nach der Kalibrierung mit dem Spyder5 hat sich das schnell erledigt. Ansonsten hält es voll und ganz, was ich mir erhofft hatte: Es ist farbstark, kontrastreich, hell, und eben matt! Kurzum: Eine wahre Freude, damit zu arbeiten. :smile:


    Ein paar Nachteile will ich aber auch nicht verschweigen. Mit der perfekten, fugenlosen Verarbeitung der Gehäuse von Apple, Dell, HP usw. kann das Gehäuse nicht mithalten, erst recht nicht mit deren Unibody-Designs. Es ist schon sehr ordentlich verarbeitet, aber wenn man sich die Fugen und Kanten anschaut, sieht und fühlt man einen Unterschied. Am Material selbst und an der Verwindungs-Steifigkeit gibt es aber nichts auszusetzen, es fasst und fühlt sich sehr solide an und die Materialien und Wandstärken sind auch ausreichend dick, um eine hohe Verwindungs-Steifigkeit zu gewährleisten.


    Ein weiterer Nachteil, den man der Vollständigkeit halber erwähnen sollte, betrifft wiederum das Display: Das ist zwar wie gesagt sehr gut, aber leider auch nicht weiter konfigurierbar. Sprich, es gibt keine Option auf ein Touch-Display und auch keine 4K-Option. Ich persönlich halte das zwar gerade bei einem 14 Zoll - Notebook für verzichtbar bzw. sogar für kontraproduktiv, weil ein 4K-Display natürlich ordentlich den Strom-Verbrauch erhöht und damit auf die Akku-Laufzeit geht. Aber bei den größeren 16/17"-Zoll Modellen würde das durchaus Sinn machen und wäre zumindest als Option eine tolle Sache. Aber Schenker hat momentan nur FHD-Panels im Angebot, wenn auch wie gesagt in durchweg ordentlicher Qualität. Und als letztes noch: Die verbauten Lautsprecher sind bestenfalls Mittelmaß.



    Aber das war es dann auch schon mit den Negativ-Punkten und man kann/sollte das alles natürlich auch schon vorher in Erfahrung bringen, wenn man die diversen Testberichte zu dem Notebook liest. Ansonsten und unterm Strich ist es aber wirklich ein tolles Gerät zu einem sehr sehr fairen Preis. Es lohnt sich wirklich, ab und an mal über den Tellerrand der üblichen Apple/Dell/HP-Modelle zu schauen. Natürlich gilt das wie immer nicht für alles und jeden. Die Schenker-Notebooks adressieren schon eine recht spezielle Kundschaft. Eine, die eben Wert auf die hohen Individualisierungs-Möglichkeiten legt und sich an so Gimmicks erfreut wie einer individuellen Unter- und Obergrenze beim Akku-Laden, Undervolting-Optionen, einer Bloatware-freien Win10-Installation usw. Schenker ist wohl so eine Art "Nerd-Marke", aber die kommen hier tatsächlich voll auf ihre Kosten und können zudem noch Geld sparen... :smile:

    • Offizieller Beitrag

    Zwei Instanzen OBS parallel inclusive

    Aufzeichnung beider Streams in Full HD fordern

    gerade mal knapp über 30% Last.


    Ja, es ist überhaupt erstaunlich, welche Leistung mittlerweile mit der aktuellen Hardware-Generation mit Leichtigkeit abgerufen werden kann. Und wenn man sieht, wie AMD nun mit seinen 7nm-Prozessoren auch in der Notebook-Klasse in den Markt drängt und damit wiederum Intel unter Zugzwang setzt, ist wohl noch immer kein Ende der Fahnenstange in Sicht...


    Aber im Grunde ist es ähnlich wie mit dem Kamera-Markt. Wir sind mittlerweile an einem Punkt angelangt, wo man sich um Leistung einfach keine Gedanken mehr machen muss. Ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich wahrscheinlich auch mit einem i5 und halb so viel RAM gut bedient gewesen wäre, vor allem seitdem in dem i5 nun auch ein echter 4-Kerner steckt. Um an meinem Schenker den Lüfter jetzt mal über die 30%-Marke zu hieven, muss ich schon einen größeren Export aus Lightroom anstoßen. Die normale Bildbearbeitung in Lightroom, die meinen alten Notebook immer ins Schwitzen gebracht hat (die Lüfter liefen permanent unter Volllast trotz neuer Wärmeleitpaste), macht der neue mit links.


    Und daher ist es auch nicht verwunderlich, wenn der Trend immer weiter weg von Desktop-PCs und sogar weg von den "klassischen" Notebooks geht, hin zu mobileren Geräten wie Convertibles und Tablets...