Sigma 28/1.8 highspeed wide - Nikon

  • (Kopie eines Beitrages aus 07/2009)


    Nach längerem Rätselraten in diesem Thread habe ich nun ein lichtstarkes Weitwinkel gejagt, es ist ein gebrauchtes Sigma 28/1.8 highspeed wide geworden (nicht zu verwechseln mit dem neueren Sigma 28/1.8 macro).


    Äußeres:
    Das Sigma ist noch relativ kompakt (58mm Filtergewinde) und wiegt knapp 300g.
    Hier ein Bild zusammen mit dem Nikon 50/1.8 als Größenvergleich:



    Das Objektiv ist aus Metall und hat den üblichen Sigma-Finish (diese Art dünne Gummierung) - fühlt sich sehr anständig an (besser als aktuelle Nikkore in der Preisklasse) und macht auch einen recht soliden Eindruck.
    Da kann man bei Ebaypreisen um 130-140€ echt nicht meckern.



    Bedienung:
    Beim Fokussieren fährt die Frontlinse mit ~3 oder 4mm nur recht wenig aus dem Gehäuse, der Fokusring ist leichtgängiger als bei Nikongeräten (verstellt sich aber nicht von selbst) und gibt beim manuellen Fokkusieren ein leises Kugellagergeräusch von sich. Der Weg von Unendlich bis zur Naheinstellgrenze (0.3m) ist ziemlich kurz (geschätzt höchstens eine Fünftelumdrehung) - etwas ungewohnt, aber letztlich nicht schädlich.
    Der Autofokus wird über den Stangenantrieb betrieben - Geräusch und Geschwindigkeit entsprechen (gefühlt, nicht gemessen) in etwa dem kleinen 50er von Nikon, in meinen Augen beides kein Grund sich Sorgen zu machen.
    Ärgern könnte ich mich über die dämlichen Sigma-Deckel: Der hintere passt nicht auf alle Nikonobjektive, den vorderen kann man mit aufgesetzter Gegenlichblende weder montieren noch entfernen - eigentlich beides unnötig ohne Ende, wenn auch verkraftbar.


    Bildqualität:
    Das wird wohl am meisten interessieren, deshalb gibt es erstmal ein paar bunte Bilder zum Anschauen (jeweils an der Fuji S5pro - wie immer daran denken, dass das eigentlich nur eine 6-Megapixel-Kamera ist, die die Ergebnisse auf 12 Megapixel hochskaliert, 100%-ige Pixelschärfe bekommt man in den 12MP-Bildern also mit keinem Objektiv).


    Eine Blendenreihe von Offenblende bis zum kleinsten Blendenwert, fotografiert vom Stativ mit Spiegelvorauslösung und Selbstauslöser:


    Ausschnitte in Oiginalgröße aus der Bildmitte:
    (!) ACHTUNG: 30 Megapixel, 9 Megabyte! (!)



    Für langsamere Rechner ein Downloadlink (evtl. Ziel speichern unter..., nicht im Browser öffnen):
    http://www3.pic-upload.de/15.07.09/yh4omjk8sz2.jpg


    Ausschnitt vom äußersten Rand (etwa mittig):


    Noch eine Blendenreihe, ohne ganz kleine Blenden, leider mit etwas schwankender Beleuchtung:



    (diese Blendenreihe hatte ich im Vergleich auch mit meinem 18-70 Zoom angefertigt, allerdings haben Sigma und Nikon 28mm hier anscheinend unterschiedlich interpretiert, sodass nachher das Sigma-Bild etwas größer war - genug um einen direkten Vergleich sinnlos zu machen...)


    Ein paar Bilder "aus freier Wildbahn" (Freihand, jpegs aus der Kamera mit einer anschließenden, groben Tonwertkorrektur - sonst unbearbeitet, also nicht nachgeschärft, CAs und Verzerrungen dringelassen):


    Nahaufnahme, f1.8:


    Nahaufnahme, f2.2, kontrastreicher Hintergrund:


    Landschaft, f10, der Hintergrund von oben:


    Bahnhof mit vielen Details, f8:


    Ein Bokeh-Test mit Lichtern im Hintergrund, f1.8:


    Mal ein Vergleichbild mit dem Nikkor 50/1.8 bei f8.0da sollte man den Schärfeunterschied zum Sigma deutlich erkennen können:


    **** Mein vorläufiges Fazit dazu: ****


    Auch bei f1.8 sind die Bilder schon brauchbar, als Normalbrennweite (42mm am Crop) für Situationen mit wenig Licht eignet sich das Sigma also durchaus recht gut.
    Ab f2.5/f2.8 wird die Bildmitte an der Fuji schön scharf.
    Ein echtes Sorgenkind sind die Bildränder, sonderlich prächtig werden sie auch abgeblendet nicht, das schafft ein solides Zoom mit Sicherheit auch, wahrscheinlich eher besser. Das war allerdings zu erwarten, ich denke da darf man bei einem lichtstarken Weitwinkel für so ein kleines Budget einfach nicht so genau hinsehen.
    Die Ergebnisse aus dem Nahbereich machen mir tendenziell einen besseren Eindruck als die Bilder mit Fokus in der Gegend um unendlich.


    Sehr erfreulich sind die gut kontrollierten CAs im Unschärfebereich (grün), andere, deutlich bessere/teurere, Objektive haben hier teils mehr Probleme. Dünne CAs (bläulich/rötlich-gelb) bleiben allerdings in Randbereichen auch abgeblendet erhalten - wenn's stört, kann man sie jedoch recht gut entfernen.


    Das Bokeh (deutsch die Bildqualität im Unschärfebereich) finde ich erstaunlicherweise extrem brauchbar, scheußliche Kanten gibt es eigentlich nicht, da schlagen sich einige Konkurrenten deutlich schlechter.


    Ein Negativpunkt wäre noch eine merkliche Anfälligkeit gegenüber schräg einfallendem Gegenlicht - hier lässt der Kontrast schnell nach, es bilden sich störende Lensflares.


    Meinungen sind gern gesehen - persönlich kann ich das Objektiv eigentlich guten Gewissens für available Light und den Nahbereich empfehlen (vor allem, wenn man die wirklich erschwinglichen Gebrauchtpreise berücksichtigt), für abgeblendete Fotos von Landschaften etc. nimmt man aber lieber das jeweilige Kitzoom...




    Anhang:


    Spaßeshalber habe ich das Sigma noch mit einem Nikon Zwischenring PK-13 als Weitwinkelmakro "missbraucht" - Blende 11 (EXIF stimmt nicht), Nahgrenze (Objekt ~15mm vor der Frontlinse), Abbildungsmaßstab ~1.1:1 (also leicht vergrößert):



    Das Ergebniss finde ich eigentlich noch erstaunlich brauchbar, die CAs lassen sich problemlos entfernen.
    Die Handhabung macht das Ganze natürlich nur sehr eingeschränkt nutzbar - viele Motive würden in die Frontlinse ragen, bei den meisten Perspektiven treten Abschattungen auf, eine Gegenlichtblende kann nicht mehr verwendet werden. Also meist eher spaßig als wirklich sinnvoll...
    Ob der durchaus guten Bildqualität in der Nähe werde ich mir aber evtl. mal einen dünneren Zwischenring zulegen - oft macht sich die sehr plastische Wirkung eines Weitwinkels auch bei Makros recht gut.



    Anmerkung:


    Ich habe das Objektiv später gegen ein AF-S Nikkor 35/1.8 getauscht, das über den gesamten Blendenbereich wesentlich schärfer udn für mich so flexibler nutzbar ist - das Bokeh ist dafür aber sichtbar schlechter.