Einführung in den Umgang mit Studioblitzgeräten

  • Der Umgang mit Studioblitzen


    Ich empfehle zum Einstieg meinen Beitrag Studioblitz & Co. .
    Dort habe ich einige grundsätzliche technische Eigenheiten der Studioblitzgeräte erklärt, hier soll es mehr um die Handhabung der Geräte gehen.



    1. Die Lichtführung

    Bevor man ein Set (Fotoaufbau mit Motiv, Hintergrund und Licht) einzurichten beginnt, sollte man sich schon prinzipiell ein paar Gedanken über die Lichtführung gemacht haben.


    Ich persönlich fange mit dem Aufbau generell beim Hauptlicht an. Es ist das Licht, das für das Auge des Betrachters in erster Linie die Lichtstimmung beeinflusst. Meist wird es von einer einzelnen Lampe erzeugt (Ausnahme wäre z.B. ein „Zangenlicht“, bei dem 2 Lampen links und rechts vom Motiv stehen und ein symmetrisches Licht erzeugen). Ich überlege mir also abhängig vom Motiv:


    - Von wo kommt mein Hauptlicht?
    - Ist es hart oder weich?
    - Ist es punktuell oder flächig?


    Ich stelle die entsprechende Lampe auf und richte sie so ein, dass sie die Lichtwirkung erzeugt, die ich mir vorstelle. Es schadet nicht, in dieser Phase noch offen für Experimente zu sein und verschiedene Lampenpositionen zu probieren.


    - Für ein weiches, weit gestreutes Licht verwende ich z.B. eine Lichtwanne, eine große Softbox oder eine Plexi-Milchglasscheibe vor einem Spot mit Weitstrahler (Abstand ca. 0,5 m oder mehr).
    - Für ein weiches, aber leicht gerichtetes Licht einen Reflektorschirm, oder eine kleinere Lichtwanne bzw. Softbox mit einem Wabengitter.
    - Für ein härteres, aber gestreutes Licht einen Spot mit milchiger Streuungsfolie.
    - Für ein härteres, punktuelles Licht einen Spot mit Engstrahler und Wabengitter (kleinerer Lichtpunkt) oder ohne Wabengitter (größerer Lichtpunkt).


    Nun erfolgt die Abstimmung der Farbdarstellung auf das Licht der Studioblitze (Weißabgleich). Für den Weißabgleich gibt es mehrere Möglichkeiten:


    - Die einfachste ist, die kamerainterne Voreinstellung „Blitz“ oder „Tageslicht“ zu verwenden, beides wird jedoch erfahrungsgemäß in den meisten Fällen nicht zu 100% auf die Farbtemperatur des Blitzlichts passen.
    - Ein manuelles Preset des Weißabgleichs auf die Farbtemperatur der Blitzanlage, das in der Kamera gespeichert wird, ist die etwas genauere Variante. Hierzu wird eine genormte Weißabgleichskarte (z.B. von Novoflex) in das Licht gehalten und im entsprechenden Modus der Kamera fotografiert. Bei der Arbeit mit der Anlage wird dann künftig immer dieser vorgespeicherte Wert verwendet.
    - Da die Blitzbirnen in verschiedenen Lampen manchmal leicht unterschiedliche Farbtemperaturen aufweisen können bzw. durch unterschiedliche Lichtformer leichte Farbverschiebungen auftreten können, kann es sinnvoll sein, den Weißabgleich bei jedem neuen Lichtaufbau erneut auf die individuelle Lichtsituation abzustimmen, wenn man absolut neutrale Lichtbedingungen erreichen möchte.


    Nun richte ich die Kamera exakt auf das Motiv ein, stelle den Hintergrund auf (falls noch nicht geschehen) und korrigiere die Position/Lichtwirkung des Hauptlichts soweit möglich.


    Im nächsten Schritt leuchte ich den Hintergrund aus. Dabei berücksichtige ich, in wie weit das Hauptlicht auch den Hintergrund beeinflusst – manchmal ist gar keine separate Lampe notwendig und der Hintergrund kann bereits mit dem Hauptlicht so beleuchtet sein, wie ich das möchte. Falls nicht, stelle ich so genannte “Neger“ auf, schwarze Stellwände oder Pappen, bzw. montiere Klappen an der Lampe, die das Hauptlicht erzeugt, um zu verhindern, dass diese unerwünschtes Licht auf den Hintergrund wirft und leuchte den Hintergrund gesondert mit (einer) eigenen Lampe(n) aus.


    Wenn Hintergrund und Hauptlicht aufeinender abgestimmt sind, ist die Hauptarbeit eigentlich getan, nun stellt sich nur noch die Frage, ob eine Aufhellung der Schattenbereiche oder Effektlichter erwünscht/notwendig sind.


    Bei der Gestaltung der Aufhellung stellen sich letztlich die gleichen Fragen, wie beim Hauptlicht; ich muss mich entscheiden, ob eine weiche, allgemeine Aufhellung gewünscht ist, oder gezielt einzelne Bereiche punktuell aufgehellt werden sollen.
    Eine dezente, weiche Aufhellung kann entweder mit einer großen weißen Aufhellfläche erzielt werden, die das Licht des Hauptlichts auffängt und auf der Schattenseite auf das Motiv reflektiert oder mit einer großflächigen Leuchte, die so eingestellt wird, dass sie den Schatten zwar ihre Tiefe nimmt, aber nicht als zweite Lichtquelle wahrgenommen wird. Will ich nur einzelne Bereiche meines Motivs gezielt und punktuell aufhellen, dann kann dies mit kleineren Silberreflektoren, Spiegeln oder Spotlights verschiedener Durchmesser geschehen.
    Ist von Haus aus eine ungewünschte Aufhellung (z.B. durch eine weiße Wand im Aufnahmebereich) gegeben und sind deshalb meine Schattenbereiche nicht dunkel genug, muss dies helle Fläche auf der Schattenseite des Motivs schwarz abgedeckt werden (“Neger“ aufstellen).
    Bei der Aufhellung ist prinzipiell zu beachten, dass sie das Hauptlicht unterstützen soll, ohne dessen Lichtstimmung zu zerstören. Wenn Aufhellung und Hauptlicht gleich hell erscheinen und dem Motiv die Schatten völlig genommen werden, wirkt das Objekt häufig flach und langweilig (Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel).


    Als letzter Schritt werden noch Effektlichter gesetzt. Seien es kleine Lichtpunkte auf Details, die besonders hervorgehoben werden sollen, sei es eine Lichtkante, die einen dunklen Bereich sauber vom dunklen Hintergrund trennt, sei es ein Kopflicht, ein farbiges Licht das einen Farbeffekt ins Spiel bringt, oder seinen es Reflexe auf glänzenden Oberflächen etc...



    2. Die Lichtleistung/Belichtungsmessung

    Im Gegensatz zu den hinlänglich bekannten Systemblitzen wird die Leistung der Studioblitze grundsätzlich manuell gesteuert, eine “Blitzbelichtungsautomatik“ oder gar TTL gibt es nicht.
    Zunächst wird die Kamera auf den manuellen Belichtungs-Modus (meist mit einer kurzen Belichtungszeit zwischen 1/60 und 1/250) eingestellt und über Synchrokabel oder über Funkauslöser mit der Blitzanlage verbunden, damit ein Blitz mit der Kamera zusammen auslöst. Alle weiteren Blitze werden nahezu gleichzeitig per Fotozelle vom synchronisierten Gerät ausgelöst.


    Die Belichtung wird mit Hilfe der Blende und dem ISO-Wert an der Kamera bzw. der Blitzleistung am Generator oder an der Lampe gesteuert. Die Belichtungszeit hat – sofern sie verhältnismäßig kurz ist (1/60, 1/125, 1/250 etc.) – wenig bis keinen Einfluss auf die Belichtung. Nur bei längeren Belichtungszeiten kann das Einstelllicht der Blitzanlage oder evtl. vorhandenes Raum- oder Tageslicht bereits zu der Gesamtbelichtung beitragen und Helligkeit bzw. Weißabgleich beeinflussen.
    Im Freien, wo man tagsüber sehr helles Umgebungslicht hat, wirkt dieses meist als Hauptlicht, der eingesetzte Blitz ist in den meisten Fällen nur die Aufhellung.


    Für Anfänger ist es hilfreich, die ersten Testfotos noch nicht mit allen Lampen des Sets auf einmal zu machen, sondern zu Beginn nur das Hauptlicht einzustellen. Dies kann einerseits mit Hilfe eines Blitzbelichtungsmessers (z.B. von Gossen) erfolgen, er misst die einfallende Lichtmenge am Objekt und wirft den dazu passenden Blendenwert bezogen auf die ISO-Einstellung der Kamera aus.
    Alternativ kann man die richtige Einstellung auch leicht ohne Belichtungsmesser finden: Man beginnt mit einem geschätzten Wert (z.B. mittlere Blende bei Minimal-ISO), macht ein Testfoto und begutachtet es (Histogramm im Auge behalten! Das Kameradisplay alleine ist keine verlässliche Anzeige). Nach einigen – jeweils korrigierten – Testfotos ist der richtige Wert auch so schnell ermittelt.
    Hat man die Blenden-/Leistungskombination gefunden, die für das Hauptlicht passend ist, kann man nach und nach die anderen Lichter dazunehmen und jeweils so abstimmen, dass die Lampen die richtige Leistung abgeben (auch hierbei unbedingt nach Histogramm belichten).


    Im Ergebnis soll der Lichtaufbau im Zusammenspiel aller Lampen die gewünschte Lichtstimmung ergeben. Je mehr Lampen dabei im Spiel sind, desto schwieriger ist natürlich die Abstimmung.



    3. Ausstattung

    Für den ersten Anfang sollten eigentlich zwei Lampen mit verschiedenen Lichtformern (Softboxen, Normalreflektoren, Schirme etc.) genügen.
    Bei kleinen Studios und mit gängigen Crop-DSLR´s ist eine Blitzleistung zwischen 150 und 250 WS völlig ausreichend - zu viel Leistung hat sogar den Nachteil, dass mit weit geschlossener Blende (Unschärfe durch Beugung) oder mit Graufilter (dunkles Sucherbild, Qualitätseinbuße durch Filterglas) gearbeitet werden muss.
    Der Wunsch nach ein oder zwei weiteren Lampen und/oder speziellen Lichtformern wird aber recht bald auftauchen, um den Gestaltungsspielraum in der Lichtführung zu erweitern. Zudem ist es immer besser, Lampen/Generatoren mit unterschiedlicher Leistung zu haben, um im Notfall durch einen Tausch der Lampen/Generatoren einen größeren Leistungsspielraum zu bekommen.


    Für die Lampen sollten stabile, standfeste Stative vorhanden sein, die eine unproblematische Befestigung der Lampen in allen Positionen erlauben. Auch Aufheller oder „Neger“ und sonstiges Zubehör wollen in der richtigen Position befestigt sein – hierfür kann man improvisieren (z.B. mit Sonnenschirmständern, Notenständern, Leitern, Stühlen u.ä.), man kann aber auch verstellbare Stative verwenden.


    Ein kleines Sortiment an Aufhellern in verschiedenen Größen und mit verschiedenen Oberflächen (weiß, silber matt, silber glänzend, gold) sowie einige “Neger“ ebenfalls in verschiedenen Größen. ) sollte vorhanden sein. Hitzefeste Streufolie (z.B. von Lee oder von Rosco) leistet gute Dienste, wenn eine Lampe zu hartes oder zu gerichtetes Licht erzeugt. Es gibt sie mit unterschiedlich starker Streuwirkung.


    Befestigungsmaterial (Klebebänder, Leimzwingen, Schraubzwingen etc.) und Schere/Teppichmesser runden die Grundausstattung ab.



    Zum Abschluss wünsche ich „gut Licht!“ und empfehle jedem Anfänger, sich nicht unterkriegen zu lassen, die richtige Lichtführung ist ein schwieriges Betätigungsfeld und bedarf einiger Übung!



    Lucky


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