Karlsbad

  • So, nun haben wir uns endlich mal ins tschechische Bäderdreieck begeben. Von hier aus nur 2h entfernt, aber wie das so ist: man könnte ja mal ..., also man sollte doch mal ..., na ja, vielleicht im Herbst ... usw.. Jetzt also endlich mal drei Tage Karlsbad. Ja, lohnt sich, allerdings muss man schon eine gewisse Vorliebe für diesen Zuckerbäcker-Baustil entwickeln, sonst ist es an manchen Stellen einfach zu dick aufgetragen.

    Das berühmte Kur-Viertel ist übrigens nur ein kleines Seitental von Karlsbad, ca. 1 km lang und ziemlich eng. Dort liegen die angeblich heilkräftigen Quellen, an denen sich die Prominenz der Jahrhunderte bereits gelabt hat. Wer heutzutage mit Rheuma oder Magenschmerzen zum Arzt geht, bekommt Medikamente, evtl. eine Physio, wenn's nicht anders geht sogar eine OP und anschließende Reha - aber wer schickt seine Patienten heute noch zur Kur im klassischen Sinn?

    .


    .

    .


    Die "Schloss-Kolonade" ist einer der Foto-Klassiker im Revier


    Insgesamt ist es nicht ganz einfach, eine eigene Sichtweise auf die Stadt zu finden, weil die "Foto-Points" einfach begrenzt sind und jeder mehr oder weniger die gleichen fünf Szenen fotografiert. Aber mit ein wenig Bewegung per pedes ist dann doch der eine oder andere Punkt zu entdecken, der bei der Google Bildersuche nicht gleich 250.000 x gelistet wird:

    .

    .

    Für den Blick auf die orthodoxe Kirche muss man sich eine halbe Stunde durch den Wald auf einen Hügel quälen - aber die Ausblicke unterwegs entschädigen für vieles:

    .

  • Eine kleine Standseilbahn führt auf den sogenannten "Diana" Berg mit Aussichtsturm. Das Bähnchen selbst geht bei mir als "Corona-Kutsche" ins Gedächtnis ein. Man muss nämlich wissen, dass das Virus der tcheschischen Sprache nicht mächtig ist und es sich deshalb nicht über die Grenze traut. Deswegen steht man zunächst dichtgedrängt mit Deutschen, Niederländern, Rumänen, Engländern, Spaniern und Schweizern in einem nicht gelüfteten Wartesaal, um anschließend mit einer Bahn zu fahren, wo man - bei voller Besetzung! - jeden Liter Luft sicher sieben bis achtmal ein- und ausatmet und es nicht einmal einen Schlitz im Fenster gibt.

    .

    Oben angekommen, gibt's dann wieder ein wenig Luft und Licht, und man hat einen sehr schönen Ausblick über die Stadt

    .

    Das unfassbar hässliche Teil in der Mitte ist das Hotel Thermal. Man könnte es als Bausünde der Vergangenheit abtun oder sogar abreißen, aber das Architektenpaar Věra und Vladimír Machonin ist offenbar nach wie vor ungeheuer stolz auf dieses Monstrum, dass deshalb auch weiterhin auf der Liste der bedeutenden Bauwerke der Stadt gelistet wird. Nun ja ...


    Das Thema "Wir feiern ohne Corona" setzt sich übrigens auf den Straßen und in den Restaurants munter fort - kein Mensch trägt eine Maske! Aber dennoch hat sich Bolle ganz köstlich amüsiert ...

  • Wie die meisten Städte, entfaltet auch Karlsbad eine besondere Atmosphäre während der blauen Stunde - für mich nach wie vor die schönste Tageszeit zum Fotografieren:


    Schloss-Kolonade

    .

    .

    Der derzeit wegen Bauarbeiten nach draußen verlegte "Sprudel"

    .

    Entlang der Uferpromenade

    .


    Und schließlich ein Blick von oben - ein kurzer, steiler Pfad führt zu diesem schönen Aussichtspunkt

    .

    Das Disney-Gebäude am oberen Rand ist keine Burg, sondern das Hotel Imperial.

  • Schöner Bericht über Karlsbad, du hast das, was dir an dieser Stadt gefällt (oder aber auch ein wenig missfällt) überzeugend rübergebracht und mit deinen Bildern eine regelrechte Charmeoffensive gestartet. Ich war noch nie dort, kann mir aber nach deinem Bericht vorstellen, dass ich da mal hinmöchte. Ich muss bloß überlegen, ob ich die Kamera zu Hause lasse, ich würde mich vermutlich bei den Detailaufnahmen total verzetteln :roll:

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • ich würde mich vermutlich bei den Detailaufnahmen total verzetteln

    Die ganzen Detailaufnahmen habe ich hier nicht gezeigt, aber es sind natürlich viele. Weil es eben viele sehenswerte Details gibt. Aber was heißt "verzetteln"? Nennt man das nicht "aufmerksam wahrnehmen"? ;)


    Übrigens: seit gestern sollen die Tschechen auch wieder Masken tragen. :ugly: Aber in die Standseilbahn kriegt mich keiner mehr, NIE! :duck:

  • Mit "verzetteln" meine ich, dass ich ob der vielen Details (Hauseingang hier, Erker oder Balkon dort oder Türmchen auf dem Dach an einem anderen Ort), die ich alle ablichten würde, nach einer Woche Aufenthalt vermutlich erst ein Drittel der Altstadt erkundet hätte. ich kenn mich doch ... :ugly: :mrgreen:


    Die Seilbahn würde ich vermutlich auch nicht nutzen. Nicht wegen der Ansteckungsgefahr oder wegen des allgemeinen Gedrängels (für ein gutes Foto mache ich fast alles), ich finde die gezeigten Ausblicke einfach nicht so spektakulär wie die Aufnahmen von dem bewaldeten Hügel. Den würde ich vermutlich nicht aussparen, auch wenn ich den Fußmarsch bei so mörderischen Temperaturen machen müsste, wie sie derzeit hier in D mit deutlich über 30° herrschen, und ich anschließend eine kalte Dusche, neue Klamottten und einen Eimer Wasser zum "Saufen" benötige. Anschließend im abgekühlten Zustand relaxt die Bilder zu betrachten, wäre Entschädigung genug ;)

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • Mit "verzetteln" meine ich

    Hab ich schon richtig verstanden. Und natürlich gibt es massenweise Türen, Fenster, Türklopfer, Gullideckel, Zäune, Hinterhöfe, Tand und Zierrat in so einer Altstadt. Mei, da nimmt halt mit, was einem über den Weg läuft, und der Rest muss halten bis zum nächsten Besuch. ;) Wenn's kein COVID gäbe, würde ich sagen, das wäre auch mal eine Location für ein gepflegtes Rudelknipsen, da von Berlin bis Nürnberg relativ fix erreichbar. Halten wir's mal im Hinterkopf, vielleicht geht ja eines Tages mal wieder was.

    ich finde die gezeigten Ausblicke einfach nicht so spektakulär wie die Aufnahmen von dem bewaldeten Hügel.

    Das siehst Du vollkommen richtig, die Bergstation ist nämlich schon einen Tick zu weit entfernt von der Stadt, und sie liegt teilweise verdeckt. Aber man kann von dort sehr schön zu einem Rundweg aufbrechen, der dann wiederum von hinten auf den "bewaldeten Hügel" führt usw.. Hach ja ...