Duplex, Triplex, Quadruplex? SW-Bilder präzise tönen

  • Ein schon etwas älterer Praxistipp, den ich mal für "drüben" geschrieben habe, der es aber nie in die Praxistipp-Rubrik geschafft hat. Die Technik nutze ich aber immer noch von Zeit zu Zeit



    Duplex, Triplex, Quadruplex – Schwarz/Weißbilder mit Photoshop präzise tönen


    Photoshop hält ein sehr präzises Mittel zum Tönen von Schwarzweißaufnahmen parat.
    Als Beispielbild soll hier eine Nachtaufnahme aus Rothenburg dienen.



    Bild 1: Das Ausgangsmaterial


    1. Aber wie wandelt man überhaupt ein Bild in schönes Schwarz/Weiß?
    Der einfachste Weg über „Bild“->„Modus“-> „Graustufen“ führt in den allermeisten Fällen zu flauem, langweiligem Grau; das reine Entsättigen des Bildes liefert auch nichts Besseres.
    Das passende Werkzeug ist hier „Bild“-> „Korrekturen“ -> „Schwarz/Weiß“.
    Anhand von Reglern für einzelne Farbbereiche lässt sich präzise das gewünschte, kontraststarke Ergebnis einstellen.
    Tipp am Rande: Während das Fenster geöffnet ist, können auch direkt im Bild mit gedrückt gehaltener Maustaste Farbbereiche heller oder dunkler gezogen werden.
    Nutzern älterer Photoshopversionen, die „Schwarz/Weiß“ noch nicht beinhalten, oder auch Anhängern sehr dramatischer UMwandlungen sei der „Kanalmixer“ empfohlen, mit dem ähnliche Ergebnisse möglich sind.


    Bild 2: Das „Schwarz/Weiß“-Fenster mit den gewählten Einstellungen


    2. Wie im obigen Fenster (Bild 2) schon zu sehen, kann man bereits im „Schwarz/Weiß“-Dialog eine Tönung in das Bild bringen (roter Kreis), hat dabei allerdings nur 2 Einstellmöglichkeiten: Die Farbe und die Stärke der Färbung.


    Bild 3: Links das kontraststarke Schwarz/Weiß-Bild, rechts mit zusätzlicher Sepiatönung


    3. Wer mehr Einflussmöglichkeiten haben möchte, als diese beiden kleinen Regler bieten, muss einen etwas weiteren Weg gehen. Über „Bild“-> „Modus“-> „Graustufen“ wird die zuvor per „Schwarz/Weiß“ entfärbte Bilddatei nun auch wirklich in ein reines Graustufenbild konvertiert, das keine Farbkanäle mehr beinhaltet.
    Ein optischer Unterschied sollte hier nicht zu sehen sein.


    4. Wenn das Bild trotz der guten Möglichkeiten des „Schwarz/Weiß“-Dialoges noch zu hell oder dunkel ist, empfiehlt hier noch eine Anpassung, etwa über „Bild“-> „Anpassen“ -> „Tonwerte“ oder über die mächtigeren „Gradationskurven“.


    Bild 4: Die bei diesem Beispiel verwendete Gradationskurve zur Aufhellung von Mitten und Tiefen


    5. „Bild“-> „Modus“ -> „Duplex“ bringt ein etwas kryptisches Menü zum Vorschein.
    Den im Bild vorhandenen Graustufen werden hier zwischen einer und vier beliebig zu wählende Farben in beliebig zu wählender Intensität zugeordnet – in etwa wie im klassischen Farbdruck, wo Zyan, Gelb, Magenta und Schwarz einzeln aufgebracht werden.
    Wir wählen im Reiter oben „Duplex“ aus, begnügen uns also zuerst mit 2 Farben.
    Mit einem Häkchen bei „Vorschau“ wird das aktuelle Ergebnis sofort sichtbar.
    Durch einen Doppelklick können die vorhandenen Farben verändert werden; da wir nicht an spezielle Druckfarben gebunden sind, können wir uns selbst eine Farbe mischen (markierte Schaltfläche rechts, s. Bild 5).


    Bild 5: Das Duplex Menü und die Farbauswahl mit Klickfolge


    6. Hier sollen Schwarz und ein Orangeton zum Mischen eines Sepiaverlaufes gewählt werden.
    Das Ergebnis ist bei aktivierter Vorschau jederzeit sichtbar.


    Bild 6: Das Ergebnis sieht der einfachen Tönung aus Bild 3 noch recht ähnlich;
    Bild im Bild: Die gewählten Farben


    7. Die Stärke des Duplexformats ist nun, dass die Farben nicht nur linear aufgetragen werden können, sondern mit beliebig wählbarer Intensität.
    Im Fall des Beispielbildes könnte die Tönung etwa aus den hellen Bereichen etwas herausgenommen werden, um das Bild kontrastreicher und die Farbe weniger deckend wirken zu lassen.
    Dafür lässt sich durch einen Doppelklick auf die Kurve direkt neben der Farbe eine eigene Intensitätskurve erstellen.


    Bild 7: Die Kurve des Orangetons wurde im Bereich der hellen Grauwerte (siehe Balken unter der Kurve) per Mausklick etwas herunter gezogen, die helleren Bereiche des Bildes sind nun weniger stark getönt (vgl. Bild 6)


    8. Über den Reiter links oben im Duplex-Menü können auch „Triplex“ (3 Farben) und „Quadruplex“ (4 Farben) ausgewählt werden. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt; der Ablauf funktioniert exakt wie bei einem Duplex – nur wollen natürlich mehr Farben konfiguriert werden. Ein viel versprechender Ansatz ist hier, den hellen Bereichen eine andere Farbe zuzuweisen, als den dunklen Grautönen.


    Bild 8: Das Ausgangsbild beispielhaft als Triplex (links) oder Quadruplex (rechts). Der Variante rechts hat das verhältnismäßig langweilig getönte Bild 3 wohl wenig entgegen zu setzen.
    Bilder im Bild: Screenshots der gewählten Einstellungen.


    9. Duplex-Einstellungen lassen sich im Duplexmenü auch abspeichern; so kann ein gelungenes Profil schnell wieder aufgerufen und mit wenigen Klicks angewendet werden, vor allem für Bilderserien bietet sich das natürlich an.
    Zur Weiterverarbeitung kann das Bild per „Bild“-> „Modus“-> „RGB“ wieder in eine gewöhnliche RGB-Datei gewandelt werden (nachträgliche Veränderungen der Duplexfarben und –kurven sind nun allerdings nicht mehr möglich).



    Nachträglich sei noch angemerkt, dass mehrfarbiges, verschieden intensives Einfärben von SW natürlich auch in RGB per Gradationskurven möglich ist. Das geht mit eher weniger Klicks und nondestruktiv, ist aber sicherlich weniger anschaulich.

  • :thumbup:


    Noch ergänzend:
    Die Technik kommt eigentlich aus der Druckvorstufe. In der Theorie lässt sich ja jede Coloration auch über die Mischung der Grundfarben erreichen. in der Praxis wird oft nicht mit cmyk, sondern mit schwarz und Sonderfarbe(n) gedruckt. Für den letzteren Fall ein getontes SW-Foto über die "normalen" Farb- und Gradationsdialoge zu erzeugen ist unmöglich - die Lösung dafür war der "Duplex-Dialog". Das Bild baut nur auf 2 Farbkanälen auf (im Triplex auf 3), sodass man im Foto bereits mit den beiden Farben arbeiten kann, die später tatsächlich in der Druckmaschine vorhanden sind.
    Aber wenn man sich in den etwas gewöhnungsbedürftigen Dialog und die damit verbundenen Einstellmöglichkeiten eingearbeitet hat, dann bietet die Duplex- und Triplextechnik (Quadruplex auch, ist aber in der Anwendung eher selten) ein sehr detailliert einstellbares Werkzeug für RGB Bilder.

  • Kleine Anmerkung:


    Hab gerade keine ältere Version zur Verfügung, aber zumindest in CS3 findet sich das nicht unter Bild->Anpassungen sondern unter Bild->Modus->Duplex.


    Man kann damit übrigens auch ganz gut Lith-Entwicklungen nachempfinden.

  • Zitat von "Tri-X"

    Kleine Anmerkung:
    Hab gerade keine ältere Version zur Verfügung, aber zumindest in CS3 findet sich das nicht unter Bild->Anpassungen sondern unter Bild->Modus->Duplex.
    ...


    Ja, in CS4 ist es auch da (Bild -> Modus) und wenn ich mich recht erinnere, war es in CS1 auch so.

  • Noch eine Anmerkung vllt.
    Das Bild muss im Graustufen-Modus vorliegen, damit der Duplex-Dialog verfügbar ist.
    Also wenn man es über den Kanalmixer oder über den Schwarzweiß-Dialog in ein Schwarzweiß-Foto gewandelt hat, muss es danach noch in den Graustufen-Modus konvertiert werden (Bild -> Modus -> Graustufen). Erst dann hat das Bild nur noch einen Kanal und kann als Duplex weiterbearbeitet werden.