Schärfeebene bei Spiegelbildern

  • Anlässlich eines Aufnahmeversuches eines Landschaftbildes im Außenspiegel eines Autos kamen meine Physikkenntnisse etwas ins schleudern. :?:


    Bis dato bin ich davon ausgegangen, dass beim Ablichten eines Gegenstandes X in einen Spiegel folgende Entfernungen zum Scharfstellen an der Kamera maßgebend sind:


    Die Entfernung Gegenstand x zum Spiegel, genannt hier als a.
    Die Entfernung Spiegel zur Kamera, genannt hier b.


    Wenn ich Gegenstand X im Spiegel fotografieren möchte, gilt die Entfernung a+b


    Bei o.g Bildversuch wurden aus max. 50cm zum Spiegel mit einer mFT Kamera und dem 14mm bei Offenblende 2,5 drei Bilder gemacht:


    Bild1: Fokus auf das Bild im Spiegel, (=Entfernung a+b)
    Bild2: Fokus auf die Landschaft im HG (=Entfernung a, hier unendlich)
    Bild3: Fokus auf den Spiegel selbst (Entfernung b, hier <50cm)








    Meine Frage ist folgende: Wieso ist bei Bild1 die Landschaft nicht schärfer?
    Die Entfernung a+b ist doch annähernd a, da b im Verhältnis zu a unbedeutend gering ist, d.h., es dürfte kaum ein Unterschied sein.


    Wo liegt hier mein Denkfehler?? :o_o:

  • Hallo,


    die Aussenspiegel von Autos sind normalerweise gewölbt, um den Blickwinkel zu erhöhen. Daher auch oft der aufgeklebte Hinweis, dass Objekte im Rückspiegel näher sein können als sie erscheinen. Der Rückspiegel hat quasi eine eigene Brennweite, die bei der Berechnung berücksichtigt werden müsste.
    Mit dem Innenspiegel könnte es funktionieren, der ist normalerweise einergermassen plan.


    Viele Grüße,
    Sebastian

  • wie einfach, soweit hatte ich nicht gedacht :danke:


    Daraus ergibt sich aber für mich ein anderes Problem: Das menschliche Auge kompensiert den Unterschied im Wesentlichen bzw. nimmt ihn nicht wahr. Die Landschaft und das Spiegelbild würden im Gegensatz zum Foto ungefähr gleich scharf/unscharf wahrgenommen. Für mich wirkt deshalb Bild1 und Bild2 irgendwie "unrealistisch, bzw. unharmonisch" und würde mich als bestes Bild für Bild3 (Landscharf und Spiegelbild gleich unscharf) entscheiden. Wie seht ihr das?


    P.S.: Bei einer längeren Brennweite würde diese Wirkung noch stärker auftreten. Und ich glaube, bei meiner letzten Aufnahme dieser Art vor XX Jahren war der Spiegel noch plan ... :ugly:

    lg, Achim

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  • Zitat von "aeirich"

    würde mich als bestes Bild für Bild3 (Landscharf und Spiegelbild gleich unscharf) entscheiden. Wie seht ihr das?


    Kommt drauf an, was das Motiv sein soll.
    Wenn es um den Spiegel geht, dann ist Bild 3 wohl das Beste, aber solche Fotos macht man ja wohl eher wegen der Spiegelung, daher ist Bild 1 mein Favorit.
    Das Bild 1 wirkt auf mich keineswegs unnatürlich, es ist genau so, wie ich erwarten würde.


    Viele Grüße
    Claudia

  • Zitat von "aeirich"


    Daraus ergibt sich aber für mich ein anderes Problem: Das menschliche Auge kompensiert den Unterschied im Wesentlichen bzw. nimmt ihn nicht wahr. Die Landschaft und das Spiegelbild würden im Gegensatz zum Foto ungefähr gleich scharf/unscharf wahrgenommen.


    Das liegt daran, dass das Gesichtsfeld unseres Auges überraschend klein ist, und Du deshalb Spiegel und Umgebung gar nicht so richtig gleichzeitig im Blick haben kannst. Wenn die Pupille sich vom einem zum anderen bewegt fokussiert das Auge automatisch nach. Das lässt sich auch mit bewusster Anstrengung nicht wirklich vermeiden - Ich hab's grad ausprobiert. :ugly:


    Du könntest ja, um es vollends unrealistisch zu machen, das Spiegelbild aus Bild1 in Bild2 montieren. Vielleicht wirkt das ja harmonischer?


    Viele Grüße,
    Sebastian

  • Zitat von "SeBaer"

    Du könntest ja, um es vollends unrealistisch zu machen, das Spiegelbild aus Bild1 in Bild2 montieren. Vielleicht wirkt das ja harmonischer?


    Viele Grüße,
    Sebastian


    ja, daran hatte ich auch gedacht, das wäre dann (Photoshopvariante) Bild4, aber Bildmontagen "mag" ich nicht so. Anyway, trotz der Anmerkung von Claudia und nochmaliger Überlegung wirkt auf mich trotz der gegenteiligen Sichtweisen (cf. Gallerie) Bild3 am stimmigsten. Eine Begründung kann ich aber hierzu nicht liefern. :winke: und :danke:

    lg, Achim

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  • Zitat von "SeBaer"

    Das liegt daran, dass das Gesichtsfeld unseres Auges überraschend klein ist, und Du deshalb Spiegel und Umgebung gar nicht so richtig gleichzeitig im Blick haben kannst. Wenn die Pupille sich vom einem zum anderen bewegt fokussiert das Auge automatisch nach. Das lässt sich auch mit bewusster Anstrengung nicht wirklich vermeiden - Ich hab's grad ausprobiert. :ugly:


    Man kann dies recht einfach nachvollziehen, ... guckt man z.B. auf den PC-Bildschirm, dann nimmt man die Umgebung, sogar die Tastatur, nur unscharf wahr.
    Wandert das Auge dann auf die Tastatur, wird der Bildschirminhalt nur noch unscharf wahrgenommen.

  • @claudia
    das hab ich im Studium auch gelernt (ua. mit 4 Semestern Physik/Biophysik :pink: ), aber da der Spiegel nicht plan ist, entspricht das dann auf dem Foto für mich eben nicht den Sehgewohnheiten, vor allem dadurch, dass auf Bild1 der Rahmen des Spiegels (der Spiegel selbst) unscharf ist.

    lg, Achim

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