Aconcagua

  • Der Aconcagua ist der höchste Berg Südamerikas und wohl auch der Südhalbkugel. Aber natürlich konnte ich ihn nur aus dem Flugzeugfenster bewundern, das - wie meistens - blau getönt, zerkratzt und schmutzig war. Da hilft dann alles nichts, ohne EBV bleibt das alles blau und flau. Man kann sicher darüber streiten, wie viel Korrektur zu viel Korrektur ist, das ist jetzt mal mein Versuch:

  • Interessant wäre ein Vergleich zum Original. Und vielleicht magst du ein bisschen erzählen, wie du das Bild bearbeitet hast?

    Gern. Wobei ich gleich sagen muss, dass diese Korrekturen jedes Mal anders ausfallen; das hängt ab von der Tönung des Fensters, von der Atmosphäre draußen, von der Sonneneinstrahlung, vom Zustand der Scheibe als solches u.v.m.. Aber von Anfang an:


    Das ooC JPG sieht so aus (ist allerdings im Original ein RAW, was hier für die Bearbeitung schon einen Unterschied macht):


    Es war ein glasklarer Tag, d.h. wenig Einfluss aus der Atmosphäre außerhalb des Flugzeugs (meist streut die ja auch schon gewaltig). Das war Glück, denn sonst wären die Rot-Anteile auch im RAW nicht mit drin gewesen, dann hilft auch kein EBV mehr.


    Als erstes habe ich mit einem Taschentuch und danach mit einem Brillenputztuch (Microfaser) die Scheibe von innen so gut es ging von den Fettresten der Haare meiner Vorgänger befreit.

    Dann habe ich für solche Zwecke eine Gummi-Sonnenblende dabei; die lässt sich flexibel und bündig auf das Glas drücken, so dass keine (na ja, zumindest wenige) Reflexionen von innen mit auf das Bild geraten.


    Für die Bearbeitung habe ich dann erstmal die schlimmsten Schäden von Kratzern auf der Scheibe per Stempeln beseitigt. Überwiegend im Himmel, in den Felsen sieht man davon nicht so viel. Ich hatte auch insgesamt Glück mit dem Fenster, es war noch nicht ganz zu verschrammt wie viele anderen.


    Die Aufnahme selbst habe ich im Belichtungs-Bracketing gemacht, d.h. -2 bis +1 Blende, mit Abständen von 0.33 Blenden. Da die Cam bis zu 60 Bilder/sek. liefert, braucht es für die 9 Aufnahmen nur knapp mehr als 1/10 sek.. Die minimale Verschiebung während dieser Zeit hat mir ON1 anstandslos rausgerechnet. Es ist aber keine HDR Aufnahmen, ich habe nämlich nur ZWEI Bilder dieser Serie übereinandergelegt. Hilft aber zu mehr Kontrast.


    Die weiteren Schritte (in LR) sind:


    Also letztlich: Kontraste rauf, bis der Arzt kommt. Und den Weißabgleich manuell "auf Sicht" angepasst. Sogar den von mir sonst sehr ungeliebten "Klarheits"-Regler habe ich gedreht, und nicht zu knapp.


    Dann Anhebung einzelner Farben:

    (nur Luminanz, Sättigung bleibt unverändert)


    Und schließlich von oben noch ein Verlaufsfilter mit rein:

    Blauer und dunkler, aber - damit das Blau nicht quietschig wird - gleichzeitig mit Entsättigung.


    Interessanterweise lässt sich das oben gezeigte ooC JPG mit diesen Einstellungen nicht zum gleichen Ergebnis führen wie das Bild oben. Ich schließe daraus, dass sich die Einstellungen auf das RAW doch anders auswirken als auf ein JPG.


    Zusammenfassend:

    a) Vorbereitung der Situation so gut es geht (Gummiblende, Scheibe putzen)

    b) Weißabgleich, um den Blaustich rauszubekommen

    c) Kontraste hoch, mit allen Tricks. Durch die Absenkung der Tiefen und Mitten werden die Farben automatisch deutlich satter.


    Der Rest ist Fine-Tuning.

    • Offizieller Beitrag

    Danke für die ausführliche Beschreibung! Du hast ja schon bei der Aufnahme ganze Arbeit geleistet und das wurde dann auch belohnt. Mit gutem Ausgangsmaterial kann man halt viel anfangen. Ich habe aus dem ooC JPG auch mal ein Versuch mit jpg-Illuminator gestartet und ein gutes Ergebnis erzielt.


    Die Sache mit der Belichtungsreihe habe nicht ganz verstanden, das Bild ist doch ohnehin sehr flau. Oder war das dafür gedacht durch die Überlagerung ein möglichst rauschfreies Bild zu bekommen?