AVIF - Die Ablösung für JPG?

  • Hi

    ich bin gerade das erste mal über AVIF gestolpert...

    Das ist ein ziemlich neuer Codec der als potentieller JPG Nachfolger gehandelt wird und sehr hohe Kompression (im Sinne von wenig Speicherplatzbedarf) bei relativ guter Qualität bietet.


    Hier ein Link (englisch) mit weiteren Erläuterungen und Beispielbildern: https://jakearchibald.com/2020/avif-has-landed/


    Das Beispielbild da mit 18.2 kb finde ich wirklich erstaunlich, erst recht wenn man das 20.7 kb JPG-Desaster im direkten Vergleich betrachtet.


    Momentan sind die Encodier-Codecs wohl noch grottenlangsam (In der Größenordnung 30 Sekunden für 12 Megapixel), aber die werden wahrscheinlich noch schneller.


    Schöne Grüße

    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Sehr interessant, aber dennoch glaube ich da leider nicht an einen Erfolg, so faszinierend diese Fortschritte auch sind.


    Aber kleine Dateigrößen alleine interessieren heute einfach kaum jemanden. Als reines Komprimierungs-Verfahren für bspw. Bilder in Messanger-Diensten wäre das daher vielleicht noch interessant, aber ansonsten ist Speicherplatz ja fast kein Thema mehr heutzutage.


    Die Limitierungen von jpg werden heute eher an anderer Stelle deutlich:

    - Keine Speicherung von mehreren Fotos in einer Datei (für HDR/Bracketing/Stacking am Smartphone sehr wichtig)

    - Keine GIF-ähnlichen Animationen möglich

    - Keine Speicherung von Bearbeitungsschritten möglich

    - Nur 8 Bit


    Oder, um es kurz zu machen: Eben all das, was HEIF eben leisten kann. Und da steht nun zudem noch ein Technologie-Gigant dahinter, der die nötige Marktmacht hat, um so etwas nachhaltig zu etablieren. Ich denke daher, HEIF bzw. HEIC wird der neue Bild-Standard, aber das gute alte jpg wird uns wohl auch noch seeehr lange erhalten bleiben.

  • Stimmt. Wo ich aber durchaus dem Artikel zustimmen würde, ist die Bedeutung für die Internetnutzung, wo es, wie er so schön schreibt, nicht darauf ankommt, die beste Bildqualität zu nehmen, sondern nur die bestnötige bei gleichzeitig geringstmöglichem Datenaufkommen.

    Aber in der Fläche, da bin ich mit Dir einer Meinung und mir auch recht sicher, wird JPG sicher noch lange verbreitet bleiben.


    Und was HEIF angeht, mein Smartphone speichert die Bilder auch als heif und ich bekomme da genau gar nichts von mit. Die wenigsten Handybilder landen derzeit bei mir in meinem eigentlichen Bilderkatalog, aber wo ich das hier so schreibe, ich sollte das vielleicht mittlerweile mal ändern...

  • Seh ich auch so.

    "innerhalb" des Workflow, ist ohnehin zunächst "RAW+Verarbeitungsrezept" der "Königsweg" in Sachen Soeicherformat. Danach (also wenn das Bild nach dem Entwickeln" noch größer bearbeitet werden soll), kommen Formate wie PSD etc. in Frage, die an sich "lossless" sind und teilweise auch noch eine Nachverfolgbarkeit und Rücknahme von Bearbeitungsschritten ermöglichen.


    JPG, JP2 oder was auch immer für ein lossy Format ist am Ende der Verarbeitungspipeline für die Ausgabe interessant, und da ist JPG trotz aller Mängel und "Angegrautheit" für 99,99% aller Anwendungsfälle "gut genug" und halt schon etabliert. Für den Rest, also da wo es aufs letzte bisserl Quali ankommt, spielt der Platzbedarf meist eh keine Rolex.

    Fürs Web mag das anders aussehen, wobei auch da mit zunehmender Bandbreite das "alleskleinhaltenmüssen" an Bedeutung verliert, außerdem gibt es da schon diverse "kompakter-als-JPG-Formate".



    HEIF ist in der Tat ein interessanter und vielversprechender Ansatz, aber da kamen auch schon mehrere, die als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet sind.


    Das Ganze erinnert mich immer wieder an die "Packer-wars" zu Zeiten des Fidonet, gefühlt alle zwei Wochen kam jemand mit einem neuen Format um die Ecke, mit dem noch ein paar (und manchmal sogar ein paar sehr viele) Prozent Kompressionsrate rauszukitzeln waren.

    Aber am Ende wurde doch ZIP verwendet, "weil jeder das aufmachen kann", und die meisten anderen Packer verschwanden sang- und klanglos in der Versenkung, gehalten hat sich auf Dauer nur eine Handvoll. Und bei denen war nicht immer die pure Kompressionsrate der Grund dafür.


    Wie auch beim aktuellen "Kandidaten" ist oft der Ressourcenbedarf beim "Einpacken" auch gleich das Hauptargument, das gehen ihn spricht.


    Wenn schon ein leistungsfähiger PC-Prozessor auf einem gar nicht mal großen Bild eine halbe Minute lang "herumkaut", wie sollen denn dann die Chips in der Kamera damit klarkommen, wo die Ressourcen (Rechenleistung, Energieversorgung etc.) deutlich knapper bemessen sind und trotzdem alles sehr schnell gehen muß?


    Staune ja heute schon regelmäßig darüber, wie die, und das im Gegensatz zum PC-Prozessor ohne dabei Abwärme im oberen zweistelligen Wattbereich oder noch deutlich darüber rauszublasen, "on the fly" ein 20+MP-Bild vom Sensor auslesen, demosaicen, entrauschen, Stil- und Objektivkorrekturdaten anwenden, JPG-Codierung durchführen und das Ganze dann noch mit diversen Metadaten usw. auf das Dateisystem der Karte rausschreiben, während im Serienbildmodus bereits der nächste Schwung Sensordaten zur entsprechenden Bearbeitung ansteht und nebenbei auch noch der Tracking-AF nachgeführt, die Belichtung gemessen, das Display aktualisiert, der Verschluß angesteuert, und überhaupt der ganze sonstige Hardwareapparat der Cam bei Laune gehalten werden will.


    Klar sind da einige Operationen "hardcodiert", die ein "Universalprozessor" erst durch mehr oder weniger umständlich in Einzelbefehlen realisierte Bits-im-Register-Herumschubserei auf die Reihe bekommt, aber trotzdem ist das beachtlich.

    • Offizieller Beitrag

    HEIF ist in der Tat ein interessanter und vielversprechender Ansatz, aber da kamen auch schon mehrere, die als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet sind.

    Wobei Apple gezeigt hat, dass eine effiziente Implementierung in Smartphones tatsächlich funktioniert, auch auf älterer Hardware. Die Alltagstauglichkeit ist also gegeben und Support von Google und Microsoft gibt es auch, jetzt müssten nur noch die Kamerahersteller nachziehen.

  • Die Alltagstauglichkeit ist also gegeben und Support von Google und Microsoft gibt es auch, jetzt müssten nur noch die Kamerahersteller nachziehen.

    und wenn ich mir so ansehe, was die Kamerahersteller mehrheitlich auf der Softwareseite so alles verzapft haben, siehe das nahezu unendliche Trauerspiel bei WLAN, bin ich in der Hinsicht nicht gerade optimistisch.

  • Die Sache mit der zunehmenden Bandbreite ist ja zumindest in D außerhalb von Ballungsräumen im mobilen Bereich mittelfristig nicht gegeben... von daher sollten sich Deuschsprachige Webseiten avif wirklich mal genauer ansehen, zumal Chrome und auch Firefox beide das Format seit neuestem unterstützen (Edge übrigens noch nicht).


    Du hast völlig recht mit beidem - aber sobald die Funktionen hardcodiert werden, gehen die Prozessoren da um ein vielfaches effizienter mit um.

    Und ja: Die komplette moderne Computertechnologie ist eigentlich von "Magie" nicht zu unterscheiden. Schöne Grüße an dieser Stelle an Catweazle ;)


    Wobei Apple gezeigt hat, dass eine effiziente Implementierung in Smartphones tatsächlich funktioniert, auch auf älterer Hardware. Die Alltagstauglichkeit ist also gegeben und Support von Google und Microsoft gibt es auch, jetzt müssten nur noch die Kamerahersteller nachziehen.

    Bei Samsung gibt es zumindest ab der Mittelklasse aufwärts die Möglichkeit, als HEIF zu speichern. Sicher weiß ich es für A51, S10 und neuer. Bei den anderen Modellen weiß ich es nicht.

    Ein Anwendungsgebiet für AVIF was ich mir, wenn es Kameraseitig implementiert ist, vorstellen könnte wäre auch der Fotojournalismus, wenn die Bilder aus der Kamera an die Redaktionen verschickt werden, da kann es dann auch mal, bei geringerer Bandbreite, einen Unterschied machen ob das Bild noch rausgeht oder doch nicht... aber das wissen die, die damit ihr Geld verdienen besser als ich (vielleicht bin ich da auch völlig auf dem Holzweg).


    Schöne Grüße

    Stefan

  • Hab mir die Vergleichsbilder grad angesehen.

    Bei hohen Kompressionsraten setzt AVIF offenbar eher auf einen allgemeinen Schärfe/Auflösungsverlus, während Farbübergänge dabei "smooth" bleiben.


    Fällt bei hohen Kompressionsraten im für sich alleine betrachteten Bild zwar weniger auf als das eher als "störend" empfundenen JPEG-Artefaktbelocke, im Vergleich zum "Original" ist aber ebenfalls deutlich zu merken, daß da was "fehlt".


    Irgendwie müssen sich diese "fehlenden" sprich herausgerechneten Informationen eben doch bemerkbar machen. Mag sein, daß AVIF mit den eher "analog" (wie halt einst das "Verschmieren" von Details auf dem Röhrenfernseher) wirkenden Auflösungsverlust den menschlichen Sehgewohnheiten eher nahekommt, aber die Physik überlisten kann man auch damit nicht.