S/W individuell

  • Ich möchte einige Bilder in S/W bearbeiten, und um möglichst viel gestalten und probieren zu können, habe ich die Einstellung "individuell" gewählt. Leider begreife ich noch nicht so ganz, was wirklich passiert, wenn ich die drei Farbregler schiebe. Manches ist logisch, aber es gibt immer wieder Reglerstellungen, bei denen das Bild bei geringer Verschiebung fast schwarz wird, und wenn ich noch ein wenig weiter schiebe, wird es wieder bunt. Gibt es dabei bestimmte Gesetzmäßigkeiten zu beachten?

    • Offizieller Beitrag

    Ich will mal versuchen es verständlich zu erkären. :)


    Bei der s/w-Konvertierung werden Farben in Grautöne umgewandelt. Aber wie geht ji dabei vor? Stell dir vor, du hast ein Bild, das nur aus Rot besteht und das zu s/w konvertiert werden soll. Dem Rot muss dabei ein mehr oder weniger heller Grauton zugeordnet werden. Entsprechend für die beiden anderen Grundfarben Grün und Blau.


    Mit den individuellen Reglern (wir nennen sie auch Farbgewichtregler) stellst du ein, wie hell der Grauton ist, der jeder Grundfarbe zugeordnet wird. Aber da gibt es noch etwas zu beachten: Flächen, die bereits farblos sind, sollen sich nicht verändern sondern ihre Helligkeit beibehalten. Deshalb arbeitet ji nur mit den Verhältnissen der Regler und steuert die Gesamthelligkeit so, dass Grautöne unverändert sind. Darum ist es egal, ob du 50/20/10 oder 100/40/20 an den Reglern einstellst.


    Das funktioniert alles wie erwartet, aber es wird komplizierter, wenn man negative Werte wählt. Dann wird einer Farbe sozusagen keine Helligkeit, sondern eine Schwärzung zugeordnet. Je intensiver die Farbe im Bild ist, desto stärker wird das Bild an dieser Stelle abgedunkelt. Das Verfahren geht so lange gut, wie die positiven Helligkeitswerte in der Summe überwiegen, also z.B. 40/40/-60. Sobald aber die negativen Werte überwiegen (40/40/-90), funktioniert die Berechnung nicht mehr und ji macht einfach gar nichts: das Bild bleibt so farbig, wie es vorher war.


    Wenn man mit negativen Reglereinstellungen wie 40/40/-60 arbeitet, wirkt sich das meist wie eine Kontrasterhöhung aus. Es wird zwar nicht der Kontrast der Graustufen verändert, aber der Farbkontrast. Bei solchen Einstellungen können bereits kleine Änderungen im Farbton (oder bei den Reglereinstellungen) dazu führen, dass sich der erzeugte Grauton von Schwarz nach Weiß ändert.


    Dadurch werden aber auch kleine Farbfehler im Bild verstärkt. Z.B. kann man eine negative Einstellungen im Blaukanal dazu benutzen, blauen Himmel schön dunkel oder gar schwarz werden zu lassen. Kleine Schwankungen in der Farbe bedingt durch die jpg-Kompression oder durch Rauschen können dann aber auch schnell zu häßlichen Flecken führen. Darum sollte man es mit den negativen Werten nicht übertreiben. Ansonsten gilt aber „erlaubt ist, was gefällt“.


    Die zusätzlich vorhandenen Filter-Voreinstellungen Rot, Orange, Gelb etc. sind den Farbfiltern nachempfunden, die es in der klassischen S/W-Fotografie schon immer gab. Sie sind nichts anderes als bestimmte Presets, die auf die Farbgewichtregler angewendet werden.


    Mit der Tonungs-Option „Originalfarbe“ kann man das S/W-Bild wieder mit den Originalfarben einfärben. Das führt manchmal zu schönen Effekten wie hier gezeigt:
    Re: jpg-Illuminator: Tipps / Wie mache ich was?

  • Vielen herzlichen Dank für die Einblicke!
    Die Schieberegler fühlen sich viel besser an, wenn man eine kleine Ahnung hat, was hinter den Kulissen eigentlich passiert.


    Super erklärt! :thumbup: