Portraits ganz heftig

  • Zitat von "Equinox"


    Wobei der Kontext des 2. Teilsatzes die Folge vom Kontext des 1. Teilsatzes ist. Würde man die Porträtierten nicht als "Opfer" sehen, gäbe es auch keinen depressiven, bemitleidenswerten Täter mit Profilneurose. ;)


    Da machst Du es Dir aber jetzt irgendwie zu einfach - die abgebildeten Personen (das Wort portraitiert finde ich hier unpassend) müssen per sé keine "Opfer" (der gesellschaftlichen Missstände) sein, höchsten die des Fotografen...
    - und dabei ist es uninteressant ob er nun unter einer Profilneurose leidet, sich wichtig machen will, geistig verwirrt ist, provozieren will, "dunkelen" spirituellen Strömung anhängt oder aber sonst was für Absichten verfolgt (das ist meine Einschätzung in der ich mich sehr wohl irren kann).


    Sie (die Abgebildeten) gehören aber mit ganz großer Wahrscheinlichkeit zur sozialen und auch intellektuellen Unterschicht, die nicht die Möglichkeiten bzw. das Wissen hat einzuschätzen, was man aus (harmlosen) Bildern alles machen kann.
    Ich muss Dir auch sagen - mir selbst sind Osteuropa Menschen begegnet, die durchaus mit den hier verwendeten Techniken voll in diese Serie passen würden und die auch wirklich "arm" waren, soll heißen - sehr weit unten auf der sozialen Treppe standen, allerdings haben nicht wenige davon mehr Lebensfreude und Tatkraft versprüht, als der Großteil der Wohlstandsbürger und des Sozialstaatsprekariats hierzulande.

    Eigentlich ist es schizophren, die die (tatsächlich) wenig Chancen auf eine Besserung der Lebensumstände haben, sind häufig viel besser d´rauf, als die Menschen da, wo einem das alles sehr leicht gemacht wird - in DE schafft fast die Hälfte der "arm" Geborenen den Absprung aus der "Armut", in Osteuropa bzw. um vieles noch weniger in anderen Gegenden dieser Welt, ist so etwas nicht vorstellbar.


    Ich finde diese Bilder technisch zum Teil interessant, ästhetisch eine Katastrophe und gesellschaftlich sogar bedenklich - solche Bilder einem Vorschulkind vorgesetzt und Alpträume sind nahezu sicher.


    OK - ich klinke mich jetzt hier aus, meine Meinung dazu habe ich Euch (vielleicht zu direkt) mitgeteilt, ich will niemanden belehren oder bekehren jeder soll und muss sich dazu selbst ein Urteil bilden, mein´s ist :thumbdown:


    mirnamir

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  • Zitat von "mirnamir"

    […]


    Liebe(r) Mirnamir,


    ich finde Deinen Beitrag gut.


    Vor langer Zeit sah ich in einer Ausstellung Farbphotographien aus Indien: nebst den schönen Landschaften, prächtigen Tempeln und Palästen auch einfache, heruntergekommene Häuser und Hütten. Mir fiel auf, daß die Ausstellungsbesucher am längsten vor den Bildern standen, die sehr arme Menschen zeigten, z.B. eine junge Frau, die ihren Lebensunterhalt damit verdiente, indem sie den Kot der Reichen forttrug. Ich gestehe, daß auch ich zu den ‚standhaften Gaffern‘ gehörte.


    Gruß von Peter-Paul

  • Zitat von "mirnamir"


    Zumindest das ist absolut realitätsfern.
    Kennst du die Märchen der Gebrüder Grimm?
    Hänsel und Gretel?
    Hexe wird im Ofen verbrannt?
    Hab ich als Kind jeden zweiten Abend gehört.
    Kinder die in einer Grosstadt aufwachsen, in der richtigen Ecke, sehen deutlich mehr als diese Fotos darstellen können.

  • Gut dann muss ich mich doch noch mal kurz hier zu Wort melden...


    Bild und Wort (oder Text) sind in der Wirkung doch vollkommen verschieden, gerade in einem Fotoforum sollte das bekannt sein - HIER! ist es sehr schön beschrieben.


    ...und ja es gibt unter den Märchen der Gebrüder Grimm auch solche, die auch mich gruseln liesen - die habe ich mir aber auch nie wieder gewünscht oder gar gelesen. An meinen eigenen drei Kindern konnte und kann ich das auch sehr gut beobachten - es sind zwei paar Schuhe ob Bild (z.Bsp. auch als Film) oder eine vor-/selbst gelesene Geschichte. Einem Bild kannst Du auch nicht das Prädikat P12 verpassen, dass erfasst man im Moment wo man (auch das Kind) es sieht.


    und Dein anderes Arrgument:

    Zitat

    Kinder die in einer Grosstadt aufwachsen, in der richtigen Ecke, sehen deutlich mehr als diese Fotos darstellen können.


    mag dem ersten Anschein nach gut klingen, totzdem ist es was anderes - es ist eigenes Erleben - welches ganz anders verarbeitet wird, man hat die Situation selbst durchlebt, man kennt die Person(en) vielleicht schon lange, hat einen Bezug dazu und kann (vielleicht) sogar etwas daraus lernen.
    Ist das übrigens etwas, was Du Dir für Deine/unsere Kinder wünschst? Ich nicht! Solche Bilder sind nicht hilfreich für ein "vernünftiges" Aufwachsen - keiner braucht so etwas, keiner kann daraus etwas lernen und niemanden wird damit geholfen.
    Mir geht es nicht um ein vorgaukeln einer heilen Welt und Friede, Freude, Eierkuchen - Probleme und Missstände müssen sehr wohl benannt und wenn möglich beseitigt werden aber das kann man Kindern (und auch Erwachsenen) sehr wohl auch auf eine andere Art und Weise vermitteln.
    Gerade Kinder gelangen da übrigens ganz oft zu sehr kreativen und optimistisch stimmenden Lösungsvorschlägen...


    :danke:

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