Eine kleine Geschichte einer (für uns) großen Persönlichkeit.

  • Als sie, nachdem ein Tierschutzverein sie in Spanien aufgelesen hatte, zu uns kam, war sie ein typischer Strassenhund: chronisch krank, ungepflegt, schmutzig, stinkend und mit diversen Schrammen. Ohne Manieren und ohne Sozialisation. Ein ungehobelter Hund, der nichts konnte und sich verhielt wie ein Autist. Hätten wir nicht auf sie aufgepasst, wäre sie einfach weg gelaufen. Sie pöbelte an der Leine, fraß alles, was sie fand und lies uns lange nicht an sich ran.
    *Zeitsprung*
    Für einen Leishmaniose-Hund war sie richtig alt geworden. Und was hatte sie sich verändert. Eine feine, kapriziöse Dame, rank, schlank und sportlich. Immer pieksauber, mit glänzendem Fell und einem unglaublich warmen, süßlichen, sauberen Duft. Ihr Gang war der einer Tänzerin, leichtfüßig, federnd und wie auf Zehenspitzen. Freundlich und entspannt war sie geworden, unsere Liebe und körperliche Nähe genoss sie genauso wie die oft unbeholfenen Streicheleinheiten kleiner Kinder, die auf direkter Augenhöhe vor ihr standen. Sie hatte zeitlebens einen eigensinnigen, unverwechselbaren Charakter, der aus der ursprünglich verschlossenen Art immer offensichtlicher hervor trat. Sie war zuletzt ein Hund den jeder mochte.


    Aus dem hässlichen Entlein aus der Gosse war ein wunderschöner Schwan geworden.


    Sie starb vor wenigen Wochen mit respektablen 9 Jahren an Nierenversagen, einer Folge der schweren Krankheit und der jahrelang notwendigen, belastenden Medikamente.


  • Eine schöne Geschichte. Sie rührt meine eigenen Erlebnisse an.


    Leben mit einem Hund ist wie ein kleines Leben im großen Leben.
    Hunde geben und und Hunde nehmen.
    Hunde gehen.
    Immer zu früh für uns, die wir doch so viel länger leben und erleben.
    Lieben dürfen und loslassen müssen.
    Mit viel Schmerz. Mit viel Trauer. Intensives Erleben von Gefühlen.
    Das alles gehört dazu, in jedem Anfang liegt ein Ende - wie wahr!


    In diesem Sinne - hinterm Horizont gehts weiter

  • Da das ganze hier - bei allem Respekt vor den privaten Aspekten - ja auch ein Fotoforum ist: das Bild oben gefällt mir, aber der doppelte Schwerpunkt stört (mich, persönlich): zum einen schaue ich instiktiv stärker auf das menschliche Gesicht, das aber leicht unscharf ist (andererseits auch nicht richtig unscharf), und dann ist da noch das Hundeportrait, auf dem auch der Fokus liegt. Die beiden Schwerpunkte ergänzen sich fotografisch nach meinem Empfinden nicht, sondern konkurrieren miteinander. Ich könnte mir vorstellen, dass sich von dem Hund auch eindrucksvolle Individual-Portraits haben anfertigen lassen, oder dass es Bilder gibt, wo Frau und Hund klarer in Beziehung zueinander stehen. Schon der rechte Teil des Fotos oben ist - für sich gesehen - ein eindringliches Portrait, das einen "eigenen" Rahmen m.E. verdient hätte.


    Also, bitte nicht verwechseln: wenn ich mich hier (in einem Fotoforum) bewusst auf den fotografischen Aspekt beziehe, heißt das nicht, dass mich der persönliche Teil völlig kalt ließe. Ich meine nur, dass er sich - auch fotografisch - noch gekonnter darstellen ließe.