Als sie, nachdem ein Tierschutzverein sie in Spanien aufgelesen hatte, zu uns kam, war sie ein typischer Strassenhund: chronisch krank, ungepflegt, schmutzig, stinkend und mit diversen Schrammen. Ohne Manieren und ohne Sozialisation. Ein ungehobelter Hund, der nichts konnte und sich verhielt wie ein Autist. Hätten wir nicht auf sie aufgepasst, wäre sie einfach weg gelaufen. Sie pöbelte an der Leine, fraß alles, was sie fand und lies uns lange nicht an sich ran.
*Zeitsprung*
Für einen Leishmaniose-Hund war sie richtig alt geworden. Und was hatte sie sich verändert. Eine feine, kapriziöse Dame, rank, schlank und sportlich. Immer pieksauber, mit glänzendem Fell und einem unglaublich warmen, süßlichen, sauberen Duft. Ihr Gang war der einer Tänzerin, leichtfüßig, federnd und wie auf Zehenspitzen. Freundlich und entspannt war sie geworden, unsere Liebe und körperliche Nähe genoss sie genauso wie die oft unbeholfenen Streicheleinheiten kleiner Kinder, die auf direkter Augenhöhe vor ihr standen. Sie hatte zeitlebens einen eigensinnigen, unverwechselbaren Charakter, der aus der ursprünglich verschlossenen Art immer offensichtlicher hervor trat. Sie war zuletzt ein Hund den jeder mochte.
Aus dem hässlichen Entlein aus der Gosse war ein wunderschöner Schwan geworden.
Sie starb vor wenigen Wochen mit respektablen 9 Jahren an Nierenversagen, einer Folge der schweren Krankheit und der jahrelang notwendigen, belastenden Medikamente.