Bilder in der Gallerie brachten einige User dazu, mich anzuregen, einen Reisebericht über Québec zu erstellen. Kanada glänzt hier durch völlige Abwesenheit und Nordamerika ist insgesamt schwach vertreten.
Québec entspricht im Grunde dem historischen Neufrankreich und ist eine der 13 Kanadischen Provinzen, gelegen im Osten des Landes, ca.viermal so groß wie Deutschland bei knapp acht Millionen Einwohnern. Ungefähr die Hälfte davon lebt, vereinfacht ausgedrückt, in den Ballungsräumen Montréal und Québec-Ville, weitere 47% der Bevölkerung im Bereich der ersten 1/3 des St. Lorenz-Stromes (direkt nördlich und südlich davon), und die restliche Bevölkerung eben auf der restlichen Gesamtfläche verteilt. Das ist ggf. bei der Reiseplanung zu berücksichtigen. Der St. Lorenz-Strom ist die Hauptlebensader. Die Provinz ging lange Zeit durch separatistische Bewegungen durch die Medien, die sich aber zwischenzeitlich gelegt haben, die Bestrebungen nach kultureller Indendität und deren Erhalt bleiben aber auf Schritt und Tritt spürbar. Und das ist auch gut so und macht den besonderen Reiz der "Belle Province" aus.
Als einzige Provinz in Kanada hat Québec als alleinige Amtsprache Franzöisch. In Montréal und den Bereichen westlich davon sind Französich und Englisch ungefähr gleichberechtigt vorzufinden, ansonsten, abgesehen von einigen sehr kleinen Ortschaften an der Atlantikküste und einzelnen Indianerreservaten mit eigenen Sprachen im Norden, wird nur französich gesprochen. Das nennt sich dann "Francais Canadien" und hat so einige linguistische Besonderheiten. In Frankreich sind frankokanadische Filme im Regelfall mit französischen Untertiteln versehen. Alte Begriffe wie "bon matin" wurden von der "Académie" in Frankreich wegkorrigiert, aus dem Abendessen "diner" wird in Kanada "souper" usw. Insgesamt kommt man mit Englisch gut durch, wenn man aber kein Französich spricht, bekommt man schnell den Eindruck, nicht so ganz richtig zu verstehen, "um was es eigentlich so geht". Wenn man zwischen Französisch und Englisch gut wechseln kann,wird man nicht als Nichtkanadier erkannt, was so seine Vorteile hat. Bei uns wurde höchstens angemerkt, dass wir einen "französichen Akzent" hätten, ansonsten wurden wir nur gefragt, aus welcher Region (von Québec) wir denn kämen. Wenn man sich dann als Deutscher zu erkennen gibt, stößt das meist auf Überraschung und lebhaftes Interresse.
Um den Erhalt der verschiedenen Indianersprachen bemüht man sich anscheinend sehr beflissen, gerade weil diese meist nur noch von sehr wenigen (teilweise nur einigen hundert) Personen gesprochen werden. Der Begriff multikulturell bezieht sich im Gegensatz zum europäischen Verständnis ausschließlich auf das Verhältnis der "autochtonen" (alle die schon da waren, oder Amerindiens, bzw. Premières Nations/First Nations) zur allochtonen (alle die später gekommen sind) Bevölkerung. Für die unterschiedlichen Neuankömmlinge verwendet man ggf. den Begriff "multiethnisch".
Grundsätzlich würde ich empfehlen, einen Besuchs Québecs nicht mit dem anderer kanadischer Provinzen oder amerikanischer Bundesstaaten zu kombinieren, das wird schnell zuviel und verwischt die vielen Eindrücke. Hier ist weniger eindeutig mehr. Die besseren Reiseführer gibt es in Frankreich. Da wir mit unseren zwei Jüngsten unterwegs waren und ich max. zwei Wochen Urlaub am Stück machen kann, haben wir einen Direktflug nach Montréal gebucht. Bei rechtzeitger Buchung sind an der Ostküste nur die Flüge nach New York günstiger. Unsere Route mit Mietwagen wurde auf insgesamt fünf Stationen verteilt, darunter die beiden Großstädte Montréal und Québec-City. Der Rest war eine Mischung aus Landschaft, Kultur, Relaxing und Natur, Flora und Fauna mit einer Gesamtfahrstrecke von (nur) ca. 2000km. Die Kosten für so eine Reise relativieren sich, da man bei Übernachtungen mit Kindern Zimmer mit zwei Queensizebetten nehmen kann und nur den (einen) Zimmerpreis bezahlt. Benzinkosten sind bei ca. umgerechnet 0,95-1,00€. Lebensmittel sind etwas teurer als in Deutschland oder den USA, das Restaurantessen auch. Man muss aber bedenken, dass man nach frz. Art speist, Mehrgängemenus und das mit Abstand beste Essen Nordamerikas serviert bekommt. Deshalb ist das Preisleistungsniveau mehr als gerechtfertigt. Die Hamburgervariante ist meist auch möglich. Es gibt übrigens eigenen Weinanbau, eine Spezialität ist der Apfelwein (Cidre, Cidre de Glace), bzw. der "Eisapfelwein". Ahornsirup ist allgegenwärtig. Rauchverbote sind noch strenger als in den USA, die Reglemtierung des Alkhoholverkaufs auch.
Ich bitte zu beachten, dass dieses keine Fotoreise war, sondern ein Familienurlaub mit unseren zwei jüngsten Kindern.. Damit möchte ich zum Ausdruck bringen, dass die Reise nicht nach fotografischen Geschichtspunkten geplant und durchgeführt wurde, sondern Fotos dann gemacht wurden, wenn es eben famileinverträglich reingepasst hat. Nach dem Motto: "nicht schon wieder Fotografieren oder beeil dich mal" sollten die Bilder vorallem ein persönliches visuelles Memo sein. Wie immer bei solches Reisen war nur kleines Gepäck dabei, heuer war es eine Nikon D5100 mit Ersatzakkus und dem Sigma C 17-70, einigen Filtern und die Canon SX240 der Tocher, also keine weiteren Objektive, Stative usw. Es ging mehr um die schnelle und universelle Einsatzbereitschaft als um die perfekte und zeitintensive Ausrüstung. Die Planung der Reise war völlig individuel.
Ich werde verschiedene Serien von Bildern einstellen, die sich an unseren Reisestationen orientieren. Aus beruflichen Gründen werden zwischen den einzelnen Etappen mglw. ein paar Tage vergehen, ich bitte um Verständnis. Die Aufteilung sieht ungefähr so aus:
- Montréal
- St. Lorenz-Strom zwischen Montréal und Québec-Ville
- Québec-Ville
- St. Lorenz-Strom zwischen Québec-Ville und Tadoussac
- Tadoussac und Umgebung
- Saguenay- Fjord und Lac St. Jean
- Réserve faunique Mastigouche
Zunächst eine Skizze der Rundreise