Dust in the wind

  • So wirkt es leicht schief, auch wenn sich nach rechts hin eine kleine Anhöhe befinden sollte - und das Foto so wie es ist eigentlich "richtig" ausgerichtet wäre...

    Gut, dass Du das Thema ansprichst - treibt mich sowieso immer mal wieder um. Natürlich kann man jedes Foto mit der Wasserwage ausrichten, stürzende Linien grade rechnen, usw.. Für "technische" Gebilde wie Gebäude oder Wasser-Horizonte mache ich das auch so gut wie möglich. Weil mich schiefes Wasser wirklich so richtig stört. Aber bei natürlichen Formationen, wo es eigentlich keinen echten Maßstab gibt, verzichte ich immer öfter auf diese Korrekturen. Nicht aus Zeitgründen - die 5 sek. machen es nicht aus. Sondern, weil ich nicht mehr nachvollziehen kann, warum das Bild dadurch besser werden sollte. Klar, komplett schiefe Szenen rücke ich nach wie vor grade, aber im Beispiel oben reden wir ja von Null(!!!) komma sechs Grad - in einer Landschaft, wo Du nicht mal einen Baum als Referenz hast (der auch noch schief gewachsen sein könnte).


    Wieso eigentlich haben wir uns alle so einnorden lassen, dass alles genau horizontal, vertical etc. verlaufen MUSS? Wieso dürfen Linien nicht stürzen, müssen Kontraste ideal über das Histogramm verteilt sein, müssen Diagonalen exakt in die Ecken laufen usw.? Sind das nicht alles mehr Mode-Erscheinungen, denen wir uns unreflektiert unterwerfen?


    Also, das Bild oben bleibt wie es ist (am großen Bild gemessen 0,3 Grad), denn offen gestanden habe ich keine Ahnung, ob die Natur an dieser Stelle grade war oder krumm. :cheers:

  • ich bin ein recht schlechter Knipser, wenn es darum geht, die Kamera gerade zu halten. Fällt mir dann im Nachhinein oft auf, früher war es sogar noch schlimmer. Einer unserer Söhne hat fototechnisch keinerlei Ambitionen - die Bilder, die er mit seinem Smartphone so nebenbei macht, sind aber immer gerade ausgerichtet. Einfach so. Er hat einen extrem ausgeprägten optischen Sinn, was mir auch bei ganz vielen anderen Gelegenheiten auffällt. Er merkt einfach, wenn z.B. der Horizont nicht richtig ausgerichtet ist. Das hat mich immer verblüfft.
    kleiner Schwenk: kleiner_Hobbit hat in der Vergangenheit oft bei Fotos hier im Forum bemerkt, dass sie nicht präzise ausgerichtet sind. Mir war das in der Regel vorher gar nicht aufgefallen. Wenn ich dann genauer hingeschaut habe, war aber klar, sie hatte in der Regel recht. Diesen feinen Sinn dafür fand ich ebenfalls immer beeindruckend. Und ich glaube, dass ich dadurch im Laufe der Jahr sensibler gegen "Schiefheit" geworden bin.



    Wieso eigentlich haben wir uns alle so einnorden lassen, dass alles genau horizontal, vertical etc. verlaufen MUSS?

    Es muss nicht alles horizontal/vertikal verlaufen, aber Horizonte sollten in meinen Augen (mittlerweile) schon horizontal verlaufen. Gegen stürzende Linien hab ich nichts. Ob und wie sehr man die begradigt, ist Geschmacksache. Bei den Vertikalen ist (in meinen Augen) nur wichtig, das die Mittelvertikale vertikal verläuft. Sonst isses so "schief" wie ein schiefer Horizont.
    Die unterschiedlich farbigen Flächen in deinem Foto haben für mich dabei Horizont-Charakter. Es ist nicht dramatisch aber mir fällt es (mittlerweile) tatsächlich auf und ich hab nachgemessen.



    am großen Bild gemessen 0,3 Grad

    verstehe ich nicht.

  • verstehe ich nicht.

    Nun, ich habe im nicht verkleinerten Original die Horizontallinie auf einem 24" Monitor in LR exakt von links nach rechts auf die Kante gelegt wo die Viecher stehen. Klick, und LR zeigt mir ein Korrektur von 0,28 an.

    Die unterschiedlich farbigen Flächen in deinem Foto haben für mich dabei Horizont-Charakter.

    Ja, sie verlaufen allerdings selbst nicht ganz parallel zueinander. Frage ist, ob sich das Auge eher an der oberen (braunen) Horizontlinie orientiert, oder mehr an der unteren gelben, weil die den stärkeren Kontrast zeigt?

    Und ich glaube, dass ich dadurch im Laufe der Jahr sensibler gegen "Schiefheit" geworden bin.

    Ja, das ist wohl so - nicht nur bei Dir. Und wie gesagt, bei Wasser etc. - wo mir das Gehirn sagt: das MUSS horizontal verlaufen - bin ich auch pingelig. Bei Landschaften ohne eindeutige physikalische Horizontlinie ziehe ich (momentan) eher leichte Abweichungen vor. Aber das sind auch so Phasen, und die wechseln (wenn auch nicht ganz so schnell) wie der Mond.

  • Nun, ich habe im nicht verkleinerten Original die Horizontallinie auf einem 24" Monitor in LR exakt von links nach rechts auf die Kante gelegt wo die Viecher stehen. Klick, und LR zeigt mir ein Korrektur von 0,28 an.

    Ach so. Ich hab jetzt nochmal nachgemessen. Die 0,6° waren übern Daumen mit Feinrotation in Irfan View gemessen. Unwahrscheinlich, aber nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann ja, dass Lightroom ein anderes Maß des Messens hat. Es gibt schließlich nichts, dass es nicht gibt ;)
    Mein Lightroom kann übrigens nicht auf Hundertstel, sondern nur auf Zehntel genau. Ich schaue mir bei einer solchen Ausrichtung aber nicht (nur) die Endpunkte der Linien an, sondern blende mir Gitternetzlinien ein und fange an zu drehen. Denn die Endpunkte wären ja recht willkürlich in nicht mit Wasserwage eingerichteter Natur. Da gibt's halt Dellen und kleine Senken usw. Ich komme bei genauer Betrachtung nun auf immerhin 0,8°. Dann sind alle drei Geraden für mein Auge schlüssig horizontal. Leider ist dann der Rahmen schief...
    Schuldigung, der musste jetzt sein (hatte ich mir beim ersten Kommentar ja verkniffen, auf den Rahmen hinzuweisen. Ich habe wirklich Fotos von dir gesehen, da stört er nicht - ja ist vielleicht sogar vorteilhaft - hier würde ich ihn definitiv weglassen. Aber dass ist natürlich subjektiv ...)
    Die Drehung halte ich dagegen wirklich für objektiv vorteilhaft, von daher kannst du dich da nicht auf deinen Nick berufen ...
    Aber im Ernst, drehe das Foto doch spaßeshalber mal um die 0,8° und schau dir die beide Varianten abwechselnd nacheinander an.


    Interessante Beobachtung meinerseits zum Thema Ausrichtung: ich schaue mir oft die gleichen Fotos sowohl auf dem Monitor (27") als auch auf einem Smartphone an. Es gibt Fälle, da ist für mich auf dem einen Gerät das Abgebildete gerade, auf dem anderen erkenne ich, dass dem offenbar doch nicht so ist. Das gibt's in beiden Richtungen und ich hab bisher keine Erklärung dafür gefunden.

  • Das gibt's in beiden Richtungen und ich hab bisher keine Erklärung dafür gefunden.

    Hast Du ggf. eine Hornhautverkrümmung und eine Brille ... und setzt diese manchmal ab um Bilder anzugucken?


    Meine Brille korrigiert meine Hornhautverkrümmung und dies hat auch Einfluss darauf, wie ich Linien wahrnehme.
    Ich trage meine Brille quasi ständig ... habei ich meine Brille auf, dann werden mir Dinge (Handy, Tablet, Blatt Papier, etc) gerade angezeigt.
    Nahe Dinge kann ich auch ohne Brille gut erkennen ... nehme ich die Brille ab, dann haben die eigentlich geraden Gegenstände "stürzende Linien" und werden nach oben breiter ...

  • Schuldigung, der musste jetzt sein (hatte ich mir beim ersten Kommentar ja verkniffen, auf den Rahmen hinzuweisen. Ich habe wirklich Fotos von dir gesehen, da stört er nicht - ja ist vielleicht sogar vorteilhaft - hier würde ich ihn definitiv weglassen.

    Na, dafür steht das Bild ja in der Rubrik "Bildkritik". Also nur raus damit.
    Das mit dem Rahmen ist immer so ein Eiertanz. Mal lass ich ihn, mal nehm ich ihn. Und auch das erst, seitdem ich diese eher dezente Rahmenform gefunden hatte (wird übrigens im JPG-Compressor eingefügt). Mir geht es so, dass für mich ein Bild eigentlich in einen Rahmen gehört. So ganz ohne ist irgendwie nackig. Und trotzdem gefallen auch mir viele Bilder besser ohne. Da bin ich weder Fisch noch Fleisch.

    Die Drehung halte ich dagegen wirklich für objektiv vorteilhaft

    Die Formulierungen "... halte ich für ..." und "...objektiv..." schließen sich doch eigentlich schon fast gegenseitig aus, oder? ;) Man könnte allenfalls mal eine größere Gruppe von Leuten fragen, wie die das sehen, und da kommt dann ansatzweise der Mainstream bei raus. Und der ist klar - alles was evtl horizontal sein könnte, muss auch horizontal sein. Das ist nunmal derzeit die angesagte Sichtweise.

    drehe das Foto doch spaßeshalber mal um die 0,8° und schau dir die beide Varianten abwechselnd nacheinander an.

    Na, das kannst Du Dir denken, dass ich das gemacht habe. Mit dem Ergebnis, dass ich finde, es verändert die Bildwirkung nicht wirklich. Im Übrigen fand ich, dass eine "Horizontalisierung" der unteren (gelben) Kante stärker wirkt als die obere, und dann komme ich auch auf Werte um die 0,8 Grad. Allerdings rutschen die Gnus oben das alle ein wenig rechts aus dem Bild raus ...


    Ich will Dich aber gar nicht von meiner Sichtweise überzeugen. Hab Dank, dass Du Deine so konstruktiv mit einbringst; die Diskussion finde ich anregend.


    Und hier noch mal zum Hin- und Herklicken
    a) mit Drehung um 0.8 wie vorgeschlagen (zum besseren Vergleich immer noch mit Rand).


    sowie b) einen Kompromiss, den ich optisch noch ehesten eingehen würde mit einer Drehung um 0,28 Grad, und "mit ohne Rahmen". Ich finde nach wie vor, dass die 0,28 zwar machbar sind, aber auch nicht den großen Hub in der Bildwirkung bringen. Und komme nicht umhin, das subjektiv so zu empfinden. :winke:

  • Verstehe ich nicht.

    Ich drehe in LR nicht unten mit der Transformationsfunktion (ist mir zu fummelig mit dem Schieber), sondern ganz oben mit dem "Freistellen und Ausrichten" Werkzeug und dort mit "Winkel". Ziehe da eine Horizontlinie, wo sie mir geeignet erscheint, und dann "rutscht" der Regler auf einen neuen Wert (und der ist zweistellig hinterm Komma). Vielleicht kommen die Unterschiede von dort?

  • Interessant - das kannte ich noch gar nicht bei unserer LR-Version (du nutzt ja ebenfalls 5.7.1, wie ich sehe). Und ich war der Meinung, mal aufgeschnappt zu haben, dass diese Funktion erst mit LR6 eingeführt worden sei. Daher schon mal danke!
    Allerdings ändert diese Vorgehensweise nichts an den (Grad-)Zahlen, die bei uns so unterschiedlich ausfallen. Bei mir bleibt's so - egal, mit welcher der beiden Funktionen ich drehe - die Ebenen erscheinen bei 7 bis 8 Grad horizontal, also nach wie vor das, was bei dir mit 2,8 rauskommt.
    Die einzige Vermutung, die ich dazu habe: einer von uns erhält die Angaben nicht in Grad sondern in irgend etwas anderem, Prozent vielleicht.
    Dazu hab ich zunächst mal die beiden Drehmöglichkeiten verglichen: "unten" kann ich maximal mit 10 (wahrscheinlich Grad) in die ein oder andere Richtung drehen. Tue ich das und drehe dann "oben" 10 (grad) in die entgegengesetzte Richtung, erhalte ich wieder eine Ausrichtung wie beim Ausgangsbild. Die beiden Einheiten sind also schon mal identisch.
    "Oben" kann ich maximal um 45 (wahrscheinlich Grad) drehen. Tue ich das, so erhalte ich tatsächlich ein um 45° gedrehtes Bild (mit Geodreieck nachgemessen).
    Ist (vor allem der zweite Punkt) bei dir auch so ?

  • Umpf, das hab ich noch nie ausprobiert, sorry.
    Also zum einen: ich nutze LR 6.14 (Info im Hilfe-Menü des Programms), warum in den Exifs(?) noch 5.7 drin steht, weiß ich nicht.
    Dann: ich vermute schon auch, dass die beiden Funktionen die gleiche Maßeinheit verwenden. Warum wir zu so unterschiedlichen Werten kommen, kann ich momentan nicht nachvollziehen, ich bin den Prozess extra vom RAW aus nochmal durchgegangen, und bei mir komme ich eben auf 0,28 Grad.


    Doch zurück zur eigentlichen Ausgangsposition: wenn Du die erste und die letzte Version des Bilds vergleichst, erlebst Du ja wahrscheinlich so eine Art "optische Beruhigung", weil es jetzt "grade" ist, oder? Mir geht das jedenfalls so, z.B. bei Bildern vom Meer. Aber bei diesem Motiv ist der Effekt für mich kaum vorhanden - bei Dir anders? Und wie geht es Dir mit Motiven, die auch in Wirklichkeit eine geringe Neigung nach links oder rechts haben (sagen wir mal: unter 2 Grad), Du aber keinen objektiven Maßstab im Bild hast, der die "Richtigkeit" der Neigung quasi "belegt"?

  • wenn Du die erste und die letzte Version des Bilds vergleichst, erlebst Du ja wahrscheinlich so eine Art "optische Beruhigung", weil es jetzt "grade" ist, oder?

    Ja, so kann man es ausdrücken.



    Mir geht das jedenfalls so, z.B. bei Bildern vom Meer. Aber bei diesem Motiv ist der Effekt für mich kaum vorhanden - bei Dir anders?

    Für mich ist er deutlich da, bei Horizont mit Wasser erschiene er mir wahrscheinlich noch deutlicher, ja. Jedenfalls hat meine Wahrnehmung diesbezüglich zugenommen, wie ich weiter oben ja schon mal schrieb: Die Leichtigkeit, mit der unser älterer gut ausgerichtete Fotos macht und die oft sichere Analyse vom kleinen Hobbit haben mich sensibilisiert, da bin ich mir ganz sicher.



    Und wie geht es Dir mit Motiven, die auch in Wirklichkeit eine geringe Neigung nach links oder rechts haben (sagen wir mal: unter 2 Grad), Du aber keinen objektiven Maßstab im Bild hast, der die "Richtigkeit" der Neigung quasi "belegt"?

    Dann ist es schwierig bis unmöglich, Aussagen zu treffen - aber es sieht dann halt auch gar nicht erst schief aus und stört daher nicht, wenn's tatsächlich schief sein sollte.

  • Horizonte sind Horizonte, die haben für mich glatt zu sein (es sei denn es geht um künstlerische Gestaltung). Das gilt aber nur bei Wasser. Linien in Landschaften können Steigungen haben, da kann eine Linie (in Natur und auf dem Foto) durchaus mal leicht abfallend sein. Zum Glück zeigt meine Kamera eine Wasserwaage an, so dass ich hinterher nur selten vor der Frage "schief oder nicht schief" stehe. Korrigiert wird entsprechend selten.

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • Das gilt aber nur bei Wasser. Linien in Landschaften können Steigungen haben, da kann eine Linie (in Natur und auf dem Foto) durchaus mal leicht abfallend sein.

    So ungefähr sieht das bei mir auch aus.


    Zum Glück zeigt meine Kamera eine Wasserwaage an

    Meine interne Wasserwaage hat glaube ich 6 Segmente in jede Richtung. Selbst wenn sie ihren Vollausschlag bei nur 6 Grad Neigung hätte, liegt die Messgenauigkeit also bei ca. 1 Grad. Die Diskussion oben bewegt sich im Bereich von 0.8 Grad (bbrg) und 0.3 Grad (ich). Bin nicht sicher, ob das mit der Wasserwaage immer zuverlässig zu managen ist.

  • Perfekt ist die eingebaute Wasserwaage bestimmt nicht, aber der spätere Korrekturbedarf wegen minimaler Abweichungen von "gerade" liegt bei mir im unteren Promillebereich. Hilfreich ist das Ding auf alle Fälle. Und dann sieht man ja im Sucher auch noch ein paar Linien, die auf der Mattscheibe angebracht sind, die helfen natürlich zusätzlich. Im Zweifel kann man dann auch noch die Mattscheibe gegen eine mit Gitternetzlinien tauschen.

    Gruß
    Peter


    [ô]  PENTAX K-1 / PENTAX K-3 / PENTAX K-30 - Objektive siehe Profil

  • Im Zweifel kann man dann auch noch die Mattscheibe gegen eine mit Gitternetzlinien tauschen.

    Ist bei einem EVF nur bedingt möglich und notwendig. ;)
    Aber glaub mir, auch mit 20 Linien horizontal und vertikal gibt es Motive, da laufen die Horizonte u.a. nicht exakt parallel, und man muss sich entscheiden, WAS genau man grade stellt. Oder die Natur ist schief, und man muss entscheiden, ob man sie zwangsweise im Sucher grade ausrichtet.