Ortler 1912

  • Mal wieder was aus der Schatztruhe meines Großonkels, zum Staunen, Schmunzeln und mehr. Beide Bilder sind von einer Reise in der Schweiz (Graubünden) und Südtirol aus dem Jahre 1912. Die Qualität ist für mich erstaunlich, der Bildaufbau (mMn) erste Klasse. Beide sind Repros (sicher verbesserwürdig) und keine Scans, da sie sich in einem Album befinden.


    "Ortlergruppe von Trafoi aus", 1912



    "Trafoi", 1912.

    Ein Selfie mit Gruppe, der Fotograf ist re. im Bild.



    Wie teilweise in anderen Threads schon diskutiert, ist die Schmelze der Gletscher geradezu erschreckend. Im Netz existieren einige Bilder der kleinen Wallfahrtskirche "Maria Heimsuchung" in Faroi mit ähnlichem Blickwinkel auf den Ortler wie Bild 1 zum Vergleich, z.B.:

    https://de.wikipedia.org/wiki/…media/Datei:Trafoi_01.jpg

    mittlerweile wohl noch schlimmer.

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

  • Ja wunderbar Achim. Das belegt einmal mehr daß ein gutes Bild eben ein gutes Bild bleibt. Egal wann und mit welchem Equipment aufgenommen.


    Gerade das erste Bild finde ich nahezu perfekt. Perfekt deshalb weil es nicht mehr braucht um zu wirken als eben das was ich/wir hier sehen. Klasse.

  • "Sulden", 1912


    ist das auch zeitgeschichtlich sehr interessant ...

    Ich selbst gehe davon aus, dass der rein dokumentarische Wert solcher Aufnahmen geringer ist, als man zunächst denkt. Und das hat wahrscheinlich vor allem für Landschaftsbilder Gültigkeit. Der Grund ist ganz einfach der, dass es unterm Strich doch relativ viele solcher Fotografien gibt, auch als Postkarten usw.


    Der Wert könnte allenfalls im Detail liegen, als kleines Puzzlesteinchens im größeren Zusammenhang. Deshalb ist für mich persönlich der rein fotografische Aspekt fast spannender und wäre vielleicht schon mal eine systematische Aufarbeitung wert.


    Interessanterweise hat meine Großenmutter (seine Schwester) zu allen diesen Unternehmungen akribische Tagebücher erstellt. Das war zwar auch nicht gerade ungewöhnlich für Mädchen dieser Zeit, aber die Kombi gibt dann für mich als Enkel /Großneffe schon was her ..

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

  • Egal wann und mit welchem Equipment aufgenommen.

    Hallo Achim,

    die Serie ist wirklich schön und eine tolle Zeitreise. :daumenhoch:


    Zum Zitat von Axel und meinen eigenen Erfahrungen mit "altem" Equipment kann ich nur feststellen, dass es seiner Zeit offenbar sehr gute Optiken gab. Ich habe ja Dias aus den 1955er Jahren von meinem Großvater (die Nordkoreabilder) digitalisiert und staune immer wieder, welche Schärfe die alten Aufnahmen zum Teil bieten.


    Hast Du eine Ahnung mit welcher Kamera damals aufgenommen wurde? Mein Großvater hatte eine Exakta mit 35 mm. Aber mehr weiß ich nicht dazu.

  • Hast Du eine Ahnung mit welcher Kamera damals aufgenommen wurde?

    Nein, dazu gibt es bei diesen Aufnahmen leider keinerlei Hinweise. Es dürften aber Rollfilmkameras gewesen sein, Glasplatten waren wohl für diese Zwecke zu dieser Zeit "out" und wurden (mWn) nur noch für speziellere Bedingungen verwendet. Auf späteren Fotos in den 50- und 60- ziger Jahren wurde teilweise das verwendete Material vermerkt, und das war dann wohl alles sehr professionelles Equipement.


    Mein Großonkel war Jahrgang 1894 und bekam die erste Kamera zu Weihnachten 1907 (was mMn sehr beachtlich war), aber "er bekam Weihnachten wegen des schlechten Zeugnisses das Hauptgeschenk, den Schreinerkasten u. den photographischen Apparat , eingeschlossen." :ugly: (Tagebucheintrag seiner Muter, also meine Urgroßmutter, auf Bild 2 vorne li.).

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)

  • Mein Großonkel war Jahrgang 1894 und bekam die erste Kamera zu Weihnachten 1907 (was mMn sehr beachtlich war), aber "er bekam Weihnachten wegen des schlechten Zeugnisses das Hauptgeschenk, den Schreinerkasten u. den photographischen Apparat , eingeschlossen."

    Was die Welt eventuell um ein paar großartige Weihnachtsbilder gebracht hat. :pink: Aber im Ernst, und bereits von anderen hier bemerkt: die fotografische Gestaltung, das "Auge" für die Komposition, sind auffallend gut. Und das zu einer Zeit, wo es vermutlich noch keine Flut von Fotobüchern, Fotoforen, VHS-Kursen etc. gab. Vermutlich noch nicht mal einen ausgeprägten "Mainstream". Falls der Großonkel Zeit, Muse und Geld hatte, hat er sich vielleicht an der Malerei orientiert und seine eigenen Schlüsse gezogen, wie man ein Bild komponiert. Oder er hatte es einfach instinktiv drauf. Oder Du hast aus 2.000 Fotos die 3 besten ausgesucht ... ;)


    P.S.: Sehr bemerkenswert ist ja auch die zünftige Bergsport-Bekleidung. :mrgreen::mrgreen:

  • Man muss bedenken, dass der Grossonkel hier gerade mal 18 Jahre alt war. Vergleichbare Bilder habe ich von ihm ab einem Alter von ca. 15 Jahren gesehen, das Ganze noch vor dem WWI.


    Beim Erlernen der tech. Aspekte könnte ich mir vorstellen, dass Lehrbücher eine wichtige Rolle gespielt haben.

    lg, Achim

    (Von mir eingestellte Bilder dürfen grundsätzlich bearbeitet und bei DFT gezeigt werden.)