Bildanfragen - Geld oder Ehre?

    • Offizieller Beitrag

    Kurzer Hinweis: Das hier ist der abgetrennte 'allgemeine' Thread zum Thema. Die konkrete Frage ist hinreichend beantwortet und wir warten im Anderen Thread darauf, ob wir erfahren wie's weiter gegangen sein wird.


    Hier also grundsätzlich: Geld oder Ehre?


    Als normaler User, nicht als Mod, meine ich dazu, dass man fein zwischen den Grenzen des Ehrenamts und der freien Wirtschaft unterscheiden muss. Das Ganze ist fast eine Frage für den Moralmann der Süddeutschen Dr. Dr. Rainer Erlinger. Ohne Ehrenamt würden wir in einer kälteren und ärmeren Welt leben. Dennoch kann Ehrenamt auch schaden. Das sieht man beispielsweise immer mal wieder in der Entwicklungshilfe.

  • Oh je, da habe ich ja was losgetreten.
    Also, meine ganz persönliche Ansicht - auch vor dieser Anfrage hier im Forum.
    Ich habe Dutzende von Bildern schon verschenkt. An private Interessenten, für Web-Sites, oder Flyer mit sozialem Hintergrund. Bin sogar schon tagelang auf der Pirsch gewesen nach einem gewünschten Bild. Hier allerdings hatte ich das Gefühl, von einem kommerziell orientierten Verlag einfach angeschnorrt zu werden.
    Viele Jahre war ich Redakteurin einer Tageszeitung und wir haben NIE ein Bild geschenkt bekommen.
    Auf eine höfliche Anfrage hat man mir jetzt 25,- Euro für den Pilz angeboten. Einigen mag das zu wenig vorkommen, mir aber ging es eher darum zu zeigen, dass auch das Bild eines Hobbyfotografen nicht einfach erbettelt werden kann, um damit ein gewinnorientiertes Projekt zu füllen.


    So what - es ist Geschichte

  • Zitat von "Tequila"

    Oh je, da habe ich ja was losgetreten.



    Warum hast du was losgetreten?
    Viele von uns waren schon in der Situation.
    Es lohnt sich darüber mal umfassend Gedanken zu machen.

  • Ich betreibe ein bisschen Sportfotografie aus purem Spass, meistens bei Randsportarten und das in unteren Ligen. Bei diesen
    Veranstaltungen tauchen so gut wie nie Presseleute auf, das Bildmaterial beschränkt sich auf Vereinsseite auf ein paar Standbilder mit einer Kompakten. Da gibt es schonmal Anfragen nach Fotos vom Spiel, und die stelle ich gerne kostenlos zur Verfügung. Die meisten
    Bilder würden sonst doch nur auf einer Festplatte versauern, und manchmal gibts ein Bratwürstchen als Dankeschön. Für mich ist das o.k. Ich finde, die Vehältnismässigkeit muss passen. Im professionellen Bereich muss auch die Gegenleistung stimmen.

  • @ dirk gently und Tequila:
    Dass es in einem Diskussionsforum eine Diskussion, also eine Auseinandersetzung über unterschiedliche Ansichten, gibt, ist doch kein Grund, sich aufzuregen oder es gar zu bedauern, mit dem Thema begonnen zu haben. :roll: Die Gegensätzlichkeit der hier geäußerten Meinungen an sich ist doch kein Problem. Ein Problem fände ich im Gegenteil, wenn wir versuchen würden, jede Auseinandersetzung über ein Thema in einen Friede-Freude-Eierkuchen-Thread abzubiegen. :ugly::mrgreen:
    Ich finde dieses Thema sehr interessant und glaube, es wird uns immer wieder mal beschäftigen.

  • Ich würde auch etwas dafür verlangen. Man gibt Unsummen für sein Equipment aus und eignet sich über Jahre viel Wissen an. Das sollte einem etwas wert sein. Wenn sie das Buch an die Kinder verschenken würden, würde ich nicht im Traum daran denken etwas für das Foto zu nehmen. Aber man muss es sehen wie es ist: Die Bücher werden gedruckt, um Geld zu verdienen. Wieso sollte ich mich dann wie eine Kuh melken lassen und dem Unternehmen etwas schenken? Sollte ich es tun, dann zerstöre ich doch nur die Ökonomie. Berufsfotografen werden nicht mehr engagiert, da das Internet ja genug Freiwilliger bietet die ihre Werke kostenlos bereitstellen. Was für eine Ehre. Vielleicht findet sich noch ein Grafiker der ebenfalls geehrt ist und der Buchbinder tut ja auch den Kindern was gutes. Wenn ich mich schlau anstelle, produziere ich das Buch für lau und von den paar Millionen Exemplaren kann ich ja paar abgeben. Als Dankeschön. Die Versandkosten werden teurer sein als die Produktionskosten. Das nenne ich mal Gewinnmaximierung ;) Ne ne ne... so nicht!


    Tust du es ohne Gegenleistung, dann helfe ich dir auch gern ohne Gegenleistung. Möchtest du dich daran bereichern, dann zahl auch dafür.

  • nur mal so: Eine Beerdigung kostet heute ein kleines Vermögen - nur das ein Mensch, verbrannt, in der Urne unter die Erde kommt. Nichts ist umsonst: Wenn ich ein Buch kaufe, bezahle ich, und selbst, wenn ich den Akku meiner Kamera auflade, es kostet... Nichts ist umsonst! Also zögert nicht, auch Geld für Eure Fotos zu verlangen! Ich bin seit über 20 Jahren Redakteur und weiss inzwischen, dass Verlage nur möglicht billig produzieren möchten (müssen). Kostenlose Belegexemplare sind ja okay, aber etwas Kohle sollte trotzdem drin sein... :)
    LG aus Berlin :winke: Jörg

  • Was macht ihr eigentlich alle beruflich?


    Bäcker? Meine Tante macht super Kuchen. Die bezahlt alle Zutaten, kauft sich einen
    super Ofen und ich stelle mich vor die Bäckerei wo ihr arbeitet und verschenke den
    Kuchen. Meine Tante macht das ja nur weil es ihr Hobby ist und freut sich wenn man
    ihr sagt dass der Kuchen schmeckt.


    Automechaniker? Ein Freund von mir ist ein super Schrauber. Der stellt sich jetzt vor
    die Werkstatt in der ihr arbeitet und bietet seine Dienste umsonst an. Er hat sich eine
    menge Werkzeug zugelegt und viel Wissen angeeignet. Das will er gerne Zeigen und
    macht alles umsonst. Sein Lohn ist Anerkennung und der Stolz.


    Ein Fotograf der sein erlerntes Wissen nicht mehr an den Mann bringen kann, nimmt
    gerne den Kuchen der nichts kostet und lässt sein Auto da reparieren wo es umsonst
    ist. Er geht nicht mehr zum Steuerberater sondern lässt das den Kumpel machen. Der
    hat die WISO Steuer 2011 CD und kennt sich gut aus.


    Geld muss fliessen um das "leben und leben lassen zu garantieren." Hier in einem Foto-
    forum ist die Sichtweite natürlich extrem auf das Thema fokussiert, aber im Grund frisst
    sich dieser Missstand mittlerweile durch die meisten Berufe und Jobs. Genölt wird nur
    wenn es einen selbst erwischt.


    Meine Sicht der Dinge, und dabei lasse ich mal Qualität, Erfahrung und den Wert der
    geleisteten Arbeit aussen vor, egal womit man sich seine Brötchen verdient.

  • Einerseits. Dienstleistungen sollten fair bezahlt werden, das System sollte laufen. Andererseits sehe ich das Problem nicht darin, daß man sich an den Bekannten mit der WISO-Steuer-CD wendet, sondern daß man den Unterschied nicht sieht. Würde der echte Steuerberater nicht einfach nur Dr. Dr. Hans Geldgeil auf seinem Schild stehen haben, sondern damit werben, was ihn vom schnellen Beratungskurs einer Verkaufs-CD unterscheidet, wäre das vielleicht erfolgreicher. Und das ist noch ne Sparte mit Unterschieden ... häufig ist leider auch kein Unterschied da. Einen Photographen zu bezahlen, der die gleichen Hochzeitsbilder wie Onkel Alfred macht? Ich bezahle auch - wenn ich dort bekomme, was mir woanders nicht genügt. Das kann durchaus jemand sein, der dann wirklich schöne Bilder macht, ja. Aber damit muß derjenige werben - und hat dann die Billigheimer auch gar nicht groß zu fürchten.

  • Kann RitterRunkel nur zustimmen: Der Profi muss ein besseres Produkt abliefern. Jahrelange Erfahrung, teures Equipment und große Handwerkskunst sind kein Argument, das Ergebnis muss stimmen und den Preis wert sein. Mein Eindruck ist, dass diese Argumente genau dann hervorrgezerrt werden, wenn das Ergebnis nicht überzeugt. Im Fall des Fotos liegt das Ergebnis ja bereits vor, d.h. hier geht es nicht um Vertrauensvorschuss, das ist ein anderes Thema.


    Der Hobbyschrauber kann es sich nur leisten, seine Leistung (Zeit) gratis anzubieten, weil er auf einem anderen Geschäftsfeld Geld verdient, wo es dieses "Problem" offenbar nicht gibt. Wenn ein bestimmtes Geschäftsfeld weitgehend von Hobbyschraubern übernommen wird, dann bedeutet das für dieses spezielle Geschäftsfeld, dass es aus Anbietersicht tot ist. Ein Grund kann sein, dass die Fachkenntnisse bereits im Werkzeug eingebaut sind, das sich jeder zum Bruchteil der Handwerkerleistung im Lebensmitteldiscounter kaufen kann. Die WISO-CD ist tatsächlich ein ganz gutes Beispiel. Böses Werkzeug.


    Ich hab in meinem Leben noch keinen Menschen mit Gratiskuchen vor einer Bäckerei gesehen. Gleiches gilt für den Gratis-Hobbyschrauber. Scheint sich nicht zu lohnen - Geschäftsfeld intakt (die Beispiele von Pogo suggerieren das Gegenteil). Im Fall der Fotografie passiert das bei bestimmten Themengebieten aber tausendfach in der Realität und muss nicht künstlich konstruiert werden. Da scheint doch irgendwas anders zu sein. Übrigens reden wir von Fotos, die zum Selbstzweck im Rahmen eines Hobby entstanden sind, d.h. die existieren bereits und lassen sich ohne nennenswerten technischen/zeitlichen/finanziellen Aufwand beliebig oft digital vervielfältigen, ähnlich einer WISO-CD. Wer das mit 'nem Stück Kuchen schafft (nein, er muss die Zutaten eben nicht nochmal kaufen), Hut ab. Zuvor müsste er es übrigens selbst gegessen haben ...

  • Überlege schon die ganze Zeit, da es sich in diesem konkreten Fall ja um ein Pilzfoto handelt, wie das bei einem Berufsfotografen überhaupt ablaufen würde. Da kommt ein Verlag und sagt, ich bräuchte ein schönes Foto von dem und dem Pilz, dann läuft der Berufsfotograf tagelang im Wald herum, um genau diesen Pilz zu finden, wie rechnet er ab, nach Aufwand etwa, schwer vorstellbar ....


    Was ich damit sagen möchte, daß wahrscheinlich gerade diese Art von Fotos vermutlich im Hobbysektor entstehen und natürlich durch das Netz sehr einfach verbreitet und vervielfacht werden können, ohne daß dabei riesige Kosten entstehen ...


    Daß dabei die Hobbyisten den Profis die Arbeit wegnehmen, halt ich auch für übertrieben ...


    Zitat von "Pogo"

    Bäcker? Meine Tante macht super Kuchen. Die bezahlt alle Zutaten, kauft sich einen
    super Ofen und ich stelle mich vor die Bäckerei wo ihr arbeitet und verschenke den
    Kuchen. Meine Tante macht das ja nur weil es ihr Hobby ist und freut sich wenn man
    ihr sagt dass der Kuchen schmeckt.


    Wenn Deine Tante und Du das möchtet und Ihr es Euch leisten könnt, dürft Ihr das ........ kann Euch keiner verbieten ( außer dem Gesundheitsamt, wegen Hygienevorschriften usw. aber anderes Thema ... )

  • Ob Einzelbild oder Pilzfamilie fürs komplette Buch, der Berufsfotograf würde vermutlich genauso handeln wie der Verlag. Eigener Fundus? Nö. Mist. Google/Bilderbörse/Kollegen fragen und möglichst guten Preis aushandeln ...

  • Zitat von "ghooosty"

    Fortsetzung von diesem Thread:
    Bildanfrage - was tun?



    ...Ich sag zu dem Thema immer: "Solange mir Mercedes nicht alle zwei Jahre einen neuen Benz vor die Tür stellt und auch mein Bäcker mir die Brötchen nicht schenkt, solange muss auch jeder für die Bilder bezahlen"... .


    für die Bilder von jemandem der davon lebt, absolut ja.